Die Defense der Las Vegas Raiders
Nur 19 gewonnene Spiele in drei Jahren, keine Saison mit einer positiven Bilanz abgeschlossen. Jon Grudens Zeit bei den Raiders ist bislang nicht wirklich von Erfolg geprägt. Gruden brachte zwar immer wieder gute Offenses auf den Rasen, wurde jedoch stets von seiner eigenen Defense im Stich gelassen. Ist 2021 nun das Jahr, in dem Grudens Defense endlich solide bis gut ist?
Die ersten Eindrücke der neuen Saison sind positiv. Nach zwei Spielen befinden sich die Raiders laut EPA/Play defensiv im oberen Mittelfeld. Der Grund für die guten Vorstellungen bislang vor allem: der eigene Pass-Rush.
Hinter Maxx Crosby liegen zwei herausragende Spiele. Mit 16 Pressures führt der Pass-Rusher die Liga an, in der gesamten letzten Saison kam er gerade mal auf 46 Pressures. Doch Crosby ist nicht alleine: Neuzugang Yannick Ngakoue sammelte acht Pressures (so viele wie beispielsweise Browns-Star Myles Garrett), zudem hinterließ auch der einstige Draft-Bust Solomon Thomas bislang einen sehr guten Eindruck.
Der Wert der starken Vorstellungen des Pass-Rushs sind für Las Vegas kaum zu überschätzen, schließlich ist ein Pass-Rush, der den gegnerischen Quarterback ohne Blitzing unter Druck setzen kann für die defensive Philosophie des neuen Defensive Coordinators Gus Bradley elementar wichtig. Bradley ist einer der wenigen verbliebenen Verfechter der einst so dominanten Cover-3-Defense in der NFL, er baut somit konstant auf einen Four-Man-Rush mit Zone-Defense dahinter.
Bei den Raiders kann Bradley defensiv nun auf zahlreiche Spieler bauen, mit denen er in der Vergangenheit bereits erfolgreich zusammengearbeitet hat und die mit seinem Scheme dementsprechend vertraut sind: Ngakoue, K.J. Wright und auch Casey Hayward zeigten in den ersten zwei Wochen allesamt richtig starke Leistungen.
Noch ist bei den Vorstellungen der Raiders allerdings Vorsicht geboten: Mit den Ravens und den Steelers räumte Las Vegas zwar zwei echte Schwergewichte aus dem Weg, für eine besonders explosive Passing-Offense sind allerdings weder Baltimore noch Pittsburgh bekannt. Selbst gegen diese Gegner ließ die Defense allerdings bereits drei Pässe über 40 oder mehr Yards zu - nur die Chiefs sind hier noch schlechter.
Darüber hinaus drohen Missed Tackles, bereits in der Vorsaison eine Schwäche der Raiders-Defense, auch in dieser Spielzeit ein Problem zu werden. Explosive Plays durch die Luft und verpasste Tackles sind für keine Defense eine gute Kombination, zumal diese Schwächen allenfalls partiell durch das Scheme negiert werden können.
Positiv allerdings: Mit den Dolphins, Chargers, Bears, Broncos, Eagles und Giants bleibt die Qualität der gegnerischen Offenses bis zur Saisonmitte relativ überschaubar. Zumindest in der ersten Saisonhälfte könnten die Raiders somit tatsächlich mal in den Luxus einer statistisch überdurchschnittlichen Defense kommen.