Broncos und Panthers: Hype erstmal vorbei?
Auf zwei 3-0-Teams war ich vor diesem Spieltag ganz besonders gespannt: Für die Panthers war es nach Siegen gegen die Jets, Saints und Texans der erste richtige Härtetest in Dallas, während Denver die über die drei ersten Spieltage allesamt sieglosen Jets, Giants und Jaguars geschlagen hatte, und es jetzt mit den Ravens zu tun bekam.
Denvers Partie hat dabei im Vergleich noch relativ wenig wert, hier war die Erkenntnis eher die Bestätigung, dass Drew Lock nicht die Antwort ist. Teddy Bridgewater musste im Laufe des Spiels verletzt raus, aber auch mit Bridgewater lief die Offense überhaupt nicht rund. Dafür war die Offensive Line zu wacklig, Baltimores Defense hatte nahezu das gesamte Spiel über einen sehr guten Zugriff auf die Offense. Selbst Denvers einziger Touchdown-Drive kam nur mit kurzem Feld zustande.
Elf Drives hatten die Broncos bis zum finalen Versuch, welcher mit der späten Interception endete. Abgesehen vom 57-Yard-TD-Drive brachte kein einziger mehr als 30 Yards Raumgewinn ein, sieben blieben unter 20 Yards. Die Offense wurde weitestgehend dominiert.
Vielleicht hätte die zweite Hälfte mit Bridgewater etwas anders ausgesehen, aber die Verletzungen häufen sich auch einfach. Die Interior Offensive Line ist ebenfalls angeschlagen, mit K.J. Hamler (Kreuzbandriss) fehlt das explosive Element in der Offense. Ich würde die Broncos auf keinen Fall mit dieser Niederlage abschreiben wollen, denke aber auch, dass Denver über die ersten drei Spiele etwas besser aussah als das Team letztlich auf die Saison betrachtet sein wird.
Licht und Schatten bei Sam Darnold
Darnold für sich betrachtet liefert derzeit weitere Argumente für diejenigen, die sagen, dass die Umstände, in die ein junger Quarterback kommt, seine NFL-Karriere stärker prägen können als das Talent, dass der Quarterback mitbringt. Sicher, ein Patrick Mahomes oder ein Lamar Jackson setzen sich auf die eine oder andere Art immer durch; aber beide hätten kaum den Erfolg in ihrer noch jungen Karriere gehabt, den sie hatten, wenn sie nicht in jeweils idealen Umständen gelandet wären.
Und diese Liste lässt sich weit ausdehnen. Josh Allen, Ryan Tannehill, selbst bei Baker Mayfield sind die Unterschiede je nach Coaching Staff frappierend.
Darnold gehört schon jetzt mit in diese Liste. Der Unterschied zwischen seiner Jets-Zeit unter Adam Gase und dem, was wir bisher über vier Spiele in Carolina unter Joe Brady sehen, ist nicht von der Hand zu weisen. Allein die Anzahl an offenen Würfen, die Brady für ihn kreiert, die Yards nach dem Catch, die er erhält, und die Art und Weise, wie Brady Darnolds Athletik gerade in der Red Zone bei Option Plays einsetzt, sind deutliche Unterschiede für Darnold. Und das obwohl seine Offensive Line in Carolina nicht wirklich viel besser ist als zuletzt bei den Jets; zuletzt zeigte er dann, dass er zusätzlich Plays gegen Druck machen kann.
Gegen Dallas fing es auch wieder gut an, das Skript funktionierte anfangs. Aber es war eben auch das erste Spiel, in dem die Panthers mal so richtig gefordert waren. In dem sie mit einer dominanten Offense auf der anderen Seite mithalten musste, und in dem sie aufholen mussten, sprich in offensichtliche Passing-Downs kamen.
Und hier kamen Fehler. Eine hässliche Interception über die Mitte, eine weitere bei einem Wurf zu spät nach außen, Trevon Diggs sagte Danke.
Es ist zu früh, um über Darnold ein finales Urteil abzugeben, und es wäre nicht fair, das nach dem ersten Auftritt mit mehreren gravierenden Fehlern zu machen. Aber auch hier ist es eine Warnung, die frühen Siege nicht zu überschätzen. Darnold hatte einen soliden Saisonstart, jetzt muss er sich steigern, um das auch gegen die Top-Teams der Liga abliefern zu können.
Gelingt ihm das nicht, ist die Entscheidung für die Panthers klar: Dann ist Darnold nicht die langfristige Lösung.
In beiden Fällen würde ich aber darauf hinweisen, dass die Broncos und Panthers zwar schwache Gegner zum Start in diese Saison haben - aber beide haben in ihren Siegen eine gewisse Substanz gezeigt. In erster Linie auf der defensiven Seite, aber auch wie vertikal die Broncos mit Bridgewater sein können, und eben dahingehend, was Brady aus Darnold herausholen kann. Jetzt gilt es zu zeigen, dass man das aufrechterhalten kann.