4. Die Colts sollten für Wentz keinen First-Rounder bezahlen
Wenn wir den vorherigen Punkt mal weiterdenken und die Titans mit diesem Sieg wirklich die Division quasi eingetütet haben, wäre mein anschließender Gedankengang: Die Colts sollten keinen First-Round-Pick für Carson Wentz bezahlen.
Zur Erinnerung, die Parameter dieses Trades waren wie folgt: Aus dem 2022er Zweitrunden-Pick, der von Indianapolis nach Philadelphia wandert, wird ein Erstrunden-Pick, wenn Wentz mindestens 75 Prozent der Colts-Offense-Snaps spielt, oder wenn er mindestens 70 Prozent spielt und die Colts die Playoffs erreichen.
Es gibt keinen Grund, warum Indianapolis das zulassen und einen potenziellen Top-12-Pick nach Philly schicken sollte.
Und das heißt ja nicht, dass Wentz nächste Woche auf die Bank muss; für die ganz gierigen Eagles-Fans gibt es hierfür sogar einen Tracker. Indianapolis hat noch einige Wochen Spielraum, ehe man in die Nähe der kritischen 75-Prozent-Marke kommt - nur falls die Titans jetzt doch komplett einbrechen und Indianapolis in drei Wochen wieder in Schlagdistanz ist.
Es gibt wirklich nur zwei Argumente, die ich hier ernsthaft sehe: Die Verantwortlichen in Indianapolis sehen eine Art "Rechtfertigung" für den Trade in Gefahr, wenn Wentz für das letzte Saison-Viertel, selbst wenn es sportlich unbedeutend sein sollte, rausgenommen wird. Und: Coach Frank Reich sieht den Locker Room in ernsthafter Gefahr, wenn er einen fitten Carson Wentz rausnimmt.
Carson Wentz ist nicht die langfristige Lösung
Aber die Realität der Situation ist doch, dass zwei Dinge zutreffen: Die Colts haben alles in allem eine positive erste Saison von Wentz bekommen und dürften kaum Zweifel daran haben, dass sie mit Wentz auch in die kommende Saison gehen wollen - und einen hohen Erstrunden-Pick aufzugeben, um die Stimmung und das eigene Gesicht zu wahren, wäre mindestens mal aus mittel- und langfristiger Perspektive ein desolater Move für die Colts.
Hier geht es ja nicht darum, eine Saison vorzeitig aufzugeben, oder darum, Wentz zu schonen oder dergleichen. Das wäre eine Entscheidung, die im besten Interesse der Organisation getroffen wird.
Und wir wissen auch einfach, was genau diese Offense in ihrer aktuellen Variante ist - in welcher Wentz einige sehr gute Spiele hatte, ehe er jetzt gegen die 49ers und die Titans doch wieder die kritischen Fehler machte, die er eigentlich deutlich besser abgestellt hatte.
Im Prinzip sind es vier Kernelemente: Pittman hat sich mit seiner Physis und Toughness am Catch Point zum Dreh- und Angelpunkt der Passing-Offense entwickelt, Jonathan Taylors exzellente Vision, Geduld und dann Beschleunigung gibt Indianapolis auch dann ein Run Game wenn die Line nicht dominiert, Frank Reichs Play-Designs sorgen für schnelle, offene Reads für Wentz und er gibt einer Offense, die stark von kurzen Pässen lebt, mit seiner Aggressivität bei Fourth Down die Möglichkeit Drives am Leben zu erhalten - und Wentz vertraut den Play Designs und setzt die gut um.
Die einst von Joe Flacco patentierten tiefen Pass-Interference-Strafen beim Underthrow kamen jüngst als neues Element mit dazu.
Damit ist Wentz zumindest ein Game Manager in einer funktionalen Offense - aber schon hier muss man die Frage in den Raum stellen, wie weit das die Colts bringt? Und dann ist auch klar, dass diese katastrophalen Fehler wie das Screen-Desaster, welches im Pick Six endet, oder die Interception in Overtime nicht passieren dürfen.
Ich bin nach wie vor skeptisch bei Wentz und sehe ihn nicht als langfristige Lösung für die Colts. Dafür ist er zu weit weg von der Quarterback-Spitzengruppe, und als reiner Game Manager kann ich nicht darauf vertrauen, dass er Woche für Woche ohne gravierende Fehler durchkommt.
Was Wentz' Perspektive in Indy angeht, kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Aber auf keinen Fall sollten die Colts die Mission, um Wentz einen Contender aufzubauen, dadurch torpedieren, dass man einen hohen Erstrunden-Pick abgibt.