NFL Mailbag: Welche Spieler machen den größten Sprung in Jahr 2?
NilleSB: Welche Second-Year-Spieler haben den größten Sprung gemacht? Welche haben enttäuscht?
Joe Burrow und Justin Herbert ragen natürlich heraus, aber bei beiden würde ich argumentieren, dass der Breakout letztes Jahr schon so auffällig war - in beiden Fällen - dass ich trotz einer jeweils klar sichtbaren Weiterentwicklung im zweiten Jahr für den "größten Sprung" eher andere auf dem Zettel habe.
Justin Jefferson könnte man hier noch ergänzen, Jefferson ist einer der besten Wide Receiver in der NFL aktuell, aber er war eben auch als Rookie schon ein absolutes Phänomen. Eine Stufe darunter würde ich Tee Higgins einordnen: War als Rookie schon wirklich gut und bestätigt das bisher dieses Jahr.
Der erste Name, auf den ich hier immer komme, wenn es wirklich rein um Fortschritte im zweiten Jahr geht, ist Eagles-Quarterback Jalen Hurts. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich bei Hurts skeptischer war vor Saisonstart, und dass diese Skepsis etwa nach dem ersten Saisonviertel durchaus bestätigt schien. Doch dann fanden Hurts und der neue Head Coach Nick Sirianni zunehmend einen gemeinsamen Rhythmus. Hurts ist als Runner eine echte Waffe und legt durch die Luft die entsprechenden Big Plays auf, damit die Offense auf diese Art funktionieren kann.
Dass Hurts den Ball laufen kann und eine gewisse Power im Arm hat, ich denke das dürfte nicht überraschen. Dass er mit dem Skillset als Starter in der NFL einen solchen Sprung macht, das hatte ich nicht erwartet. Er wird sich als konstanter Passer - und hier waren immer und sind weiterhin die größten Fragezeichen - weiterentwickeln müssen, andernfalls wird die Offense auch schnell entschlüsselt sein. Aber die Fortschritte dieses Jahr sind nicht von der Hand zu weisen.
Michael Pittman muss hier ebenfalls genannt werden, nach einer soliden Rookie-Saison hat er den Sprung zum Nummer-1-Receiver geschafft, er ist der prototypische X-Receiver in Frank Reichs Offense und bietet Carson Wentz mit seiner Physis und seiner Größe einen enormen Catch-Radius sowie dadurch das entsprechende Sicherheitsnetz.
Falcons-Corner A.J. Terrell ist nicht nur der große Lichtblick in einer Defense, die wenige Lichtblicke dieses Jahr hatte. Terrell hat einen legitimen Case, ein Top-5-Corner in dieser Saison zu sein. Lässt eine Catch-Quote von weniger als 45 Prozent zu und steht bereits bei zwei Picks und neun Pass-Breakups. Terrell spielt wie ein legitimer Nummer-1-Corner. Ich habe ihn deshalb hier auch vor einem Spieler wie Trevon Diggs; der Second-Year-Corner der Cowboys ist mit seinem Interception-Feuerwerk natürlich spektakulär, davon abgesehen aber spielt er eine sehr inkonstante Saison und lässt auch viel zu. Trotz der Interceptions ist er hier nicht auf meiner Liste.
Wenn wir schon bei den Cornerbacks sind: Jaylon Johnson von den Chicago Bears hat sich ebenfalls deutlich weiterentwickelt. Johnson war einer der Spieler, bei denen ich vor dem Draft letztes Jahr relativ hoch war, wächst bei den Bears gerade in die Nummer-1-Corner-Rolle hinein.
Bei Ravens-Linebacker Patrick Queen finde ich den Trend nicht unbedingt komplett von Jahr zu Jahr, aber seit etwa der Mitte dieser Saison positiv. Er hatte einen schwachen Saisonstart, deswegen habe ich ihn noch nicht ganz auf der Liste, aber Fortschritte gerade gegen den Run sind sichtbar. Stattdessen ist Jonathan Greenard für den Moment hier mein finaler Kandidat. Ich hatte einige Male erwähnt, dass die Front der Texans ein kleiner Lichtblick in einer weitestgehend komplett verlorenen Saison in Houston ist; Greenard ist eine treibende Kraft dahinter.
Hat insbesondere als Pass-Rusher dramatische Fortschritte gemacht und steht bei nunmehr 26 Quarterback-Pressures, und das bei nur 196 Pass-Rush-Snaps. Sollte Houston im kommenden Draft keinen Quarterback hoch genug einschätzen, könnten die Texans eines der Top-Edge-Prospects draften und wäre auf bestem Wege, zumindest auf der defensiven Seite des Balls wieder eine klare Identität zu entwickeln.
Was den zweiten Teil der Frage angeht, ich weiß nicht, ob im Vergleich zur Rookie-Saison sonderlich viele größere Enttäuschungen festzustellen sind - vielleicht eher übergreifend. Bei Jets-Receiver Denzel Mims hatte ich mir definitiv mehr erhofft, es wirkt als wäre er mental auch überhaupt nicht da. Cameron Dantzler wirkte letztes Jahr in Minnesota phasenweise wie ein Nummer-1-Corner, dieses Jahr scheint er in Ungnade gefallen zu sein und rein sportlich kann ich es mir nicht so ganz erklären.
C.J. Henderson hatte einen tollen Start in seine Rookie-Saison, mittlerweile ist er nicht einmal mehr in Jacksonville und spielt eine Teilzeit-Rolle in Carolina. Mit Noah Igbinoghene ist ein weiterer Erstrunden-Corner komplett abgefallen: Igbinoghene ist in Miami bestenfalls ein Role Player und schaffte es mehrfach dieses Jahr nicht in den Kader für den Spieltag.
Bei Dolphins-Tackle Austin Jackson war die Rookie-Saison bereits nicht überzeugend, er aber steht irgendwo stellvertretend dafür, wie Miami den Rebuild dieser Offensive Line Stand heute in den Sand gesetzt hat.
Robb: Wie chaotisch sind die Situationen in Jacksonville, Houston und New York? Und was muss sich für diese Franchises ändern?
Es gibt natürlich nicht die eine universale Formel, nach der jeder Rebuild ausgerichtet und wie jeder Rebuild aufgezogen werden kann - sonst würde jedes Team die einfach befolgen. Was aber konkret bei Jacksonville und Houston auffällt, ist, dass diese Franchises keinen Kern haben, auf dem man aufbauen kann. Bei den Jets würde ich das noch mit einem Fragezeichen versehen, Joe Douglas hat einige positive Ansätze gezeigt, von Robert Saleh hatte ich mir sicher mehr erhofft auch im ersten Jahr, aber New York passt zumindest nicht in diese Reihe mit den Jaguars und Texans.
Houston rund um all das was da mit Jack Easterby passiert, mit einem Head Coach, der auf mich ganz eindeutig wie eine One-and-Done-Übergangslösung wirkt, und mit einem Teambesitzer, der von einer gravierenden Fehlentscheidung (Bill O'Brien GM-Verantwortung zu übertragen) in die nächste (Easterby Personnel-Entscheidungen anzuvertrauen) gerutscht ist.
Ich hatte eingangs gesagt, dass es kein Universalrezept für einen Rebuild gibt, Houston aber könnte man als gutes Beispiel dafür sehen, wie es äußerst schwierig ist, einen Neustart anzulegen. Natürlich kann man immer Glück dahingehend haben, dass man den Quarterback-Volltreffer landet, idealerweise kombiniert mit einer guten Head-Coach-Verpflichtung. Aber selbst dann kann ein schlechter GM, oder ein GM, der nicht mit dem Head Coach funktioniert, natürlich großen Schaden anrichten.
Worauf ich hinauswill: Damit sich eine Franchise wirklich ändert, gehört einerseits Glück dazu - denn sind wir ehrlich, das nachhaltige Gewinnen verändert Franchises, und ohne Top-Quarterback und einen guten Head Coach ist das schwierig -, aber um überhaupt eine Basis dafür zu schaffen, müssen sowohl der Owner als auch die Strukturen, welche letztlich maßgeblich auch von jenem Teambesitzer ausgehen, intakt sein.
Auch in Jacksonville war zuletzt zu sehen, wie zerstörerisch es für ein Team ist, wenn dieser Aspekt nicht stimmt. Da war es nicht der Teambesitzer, aber der von jenem eingesetzte Tom Coughlin, der wohl maßgeblich dafür verantwortlich war, das ein Team, welches kurz vor dem Einzug in den Super Bowl stand, in rasanter Art und Weise auseinanderbrach.
Ich würde sagen, es sind letztlich drei Punkte:
- Teambesitzer und GM
- Head Coach
- Quarterback
Um eine Franchise wirklich nicht nur als Strohfeuer, sondern langfristiger in eine andere Bahn zu lenken, müssen diese Aspekte passen. Zumindest zwei der drei Punkte müssen gut sein, um einen Turnaround einzuleiten. In Houston kann man argumentieren, dass aktuell keiner dieser Punkte erfüllt ist. In Jacksonville darf man wenigstens hoffen, dass man den Quarterback gefunden hat.
Simon: Ist Dak jetzt raus aus dem MVP-Rennen?
Kurze Antwort: Ja. In meinen Augen nicht erst seit dieser Woche, aber der Auftritt gegen Washington hat jedenfalls nicht geholfen.
Etwas längere Antwort: Die Cowboys-Offense spielt jetzt schon seit einigen Wochen ziemlich durchwachsen. Klar, da gab es die eine Punkte-Eskalation gegen Atlanta - aber inwieweit ist das wirklich ein Maßstab? Die Auftritte gegen Denver und Kansas City, eine Achterbahnfahrt gegen die Raiders. Und dann setzte sich gegen Washington etwas fort, das sich nicht zuletzt im Spiel gegen die Saints in der Woche davor angedeutet hatte: Die Offense lebt mehr von einzelnen Big Plays als von konstanter Production.
Und während ich gegen New Orleans auch das Play-Calling durchaus noch kritisch sah, war es gegen Washington doch relativ deutlich Prescott, der noch mehr Turnover hätte haben können.
Unter dem Strich ist es relativ simpel: Die AFC ist für mich aus MVP-Frage durch. Tom Brady hat ein sehr angenehmes Restprogramm. Der Quarterback, dessen Team die NFC gewinnt, muss in meinen Augen als der klare Favorit auf den Titel prognostiziert werden.