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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse der Conference Championship Games

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© getty
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3. Cincinnati Bengals: Längst nicht am Limit

Vielleicht der verrückteste Punkt am Super-Bowl-Einzug der Cincinnati Bengals - und da gibt es genügend Aspekte, die man anbringen könnte - ist der, dass das eigentliche Prunkstück dieses Teams in den Playoffs nur sehr vereinzelt gezündet hat.

Gegen die Raiders in der Wildcard-Runde vielleicht noch am ehesten, aber gegen Tennessee war es ein desolates Spiel von Ryan Tannehill, das den Weg für die Bengals ebnete, während Cincinnatis Offense fast 70 Yards allein durch die neun Sacks verlor.

Gegen Kansas City war die zweite Hälfte dann auf jeden Fall positiver, aber es blieben eher einzelne Big Plays und das kurze Feld beim Touchdown zum zwischenzeitlichen 21:21-Ausgleich. Es war in erster Linie Cincinnatis Defense, die das Spiel offen hielt und es den Bengals erlaubte, ins Spiel zurück zu kommen.

Das macht dieses Team auch so ein wenig kurios mit Blick auf die Playoffs. Cincinnati überzeugt in den Playoffs mit der Offense nur bedingt, eher in einzelnen Flashes. Die Tatsache, dass sich dieses Team plötzlich auf seine Defense stützen kann, ist ein immenser Gewinn für die Bengals und ein Grund für diese schon jetzt spektakulär erfolgreiche Postseason.

Bengals müssen QB Joe Burrow weiter helfen

Das hilft selbstredend auch Burrow, und hier kann man es kaum zu hoch hängen: Die Bengals müssen weiter an Burrows Support System arbeiten.

Mit den drei Receivern ist schon viel geschafft, jetzt braucht es auch schematisch ein noch besseres Gerüst. Nach wie vor ist Cincinnatis Offense sehr von der individuellen Qualität abhängig und kann leicht in Boom-or-Bust-Phasen fallen.

Der andere Punkt aus Bengals-Sicht ist überdeutlich, so offensichtlich, dass man ihn kaum erwähnen muss. Natürlich muss Cincinnati die Offensive Line verbessern, und zwar dramatisch. Burrow ist kein Quarterback, der sich selbst gut beschützt in der Pocket, der den Ball schnell loswird, der Plays abhakt und sich ein paar Hits erspart.

Ein Veteran-Center, um Burrow in puncto Protection-Calls zu entlasten - gegen Tennessee etwa hatte man häufig den Eindruck, dass sie nicht wussten, woher die Pass-Rusher kommen -, ein funktionaler Right Tackle, und schon wäre hier viel geschafft.

Denn das ist auch der Punkt hier: Cincinnati braucht keine Elite-Line, damit die Offense den nächsten Schritt und mehr Konstanz erreichen kann. Eine durchweg solide Line wäre schon ein riesiger Schritt auf dem Weg dorthin.

Cincinnati: Ja'Marr Chase war der richtige Pick

Das heißt dementsprechend auch ausdrücklich nicht, dass ich hier die Draft-Thematik nochmals aufmachen möchte. Die Bengals haben die genau richtige Wahl mit Chase getroffen, ich hoffe, dass das niemand mehr ernsthaft hinterfragt.

Ein Top-Receiver verändert eine Offense so viel mehr als ein Top-Tackle, denn während der Top-Receiver auf einen Schlag Big Plays kreieren und eine gesamte Offense öffnen kann - so wie es Chase dieses Jahr in Cincinnati gemacht hat, nachdem die Bengals keinerlei Deep Passing Game im Vorjahr hatten - stabilisiert ein Top-Tackle einen von fünf Spots in der Line.

Sind die anderen vier schlecht, ist die Line trotzdem schlecht. Ein Tackle alleine macht eine Offense nicht signifikant besser, ein Receiver kann das.

Die Bengals haben in diesem Jahr deutliche Fortschritte gemacht, maßgeblich wegen Chase. Jetzt gilt es, weitere Baustellen anzugehen, solange Burrow, Chase und Higgins günstig sind.

Kann Cincinnati offensiv noch variabler werden?

Das bedeutet eben auch, Burrow unter die Arme zu greifen. Vier der fünf Sacks, die Burrow in der ersten Halbzeit gegen Tennessee kassierte, kamen mindestens 2,6 Sekunden nach dem Snap. Er hatte einige Probleme damit, die durchaus flexible und rotationsfreudige Titans-Defense zu lesen und war auch Pre-Snap einige Male nicht auf der Höhe. Gegen die Chiefs rettete er dann mehrfach Protection-Fehler.

Die offensiven Explosionen der Bengals in der zweiten Hälfte der Saison kamen gegen Pittsburgh (41 Punkte), Baltimore (41) und die Chiefs (31), allesamt Defenses, die relativ klare Matchups präsentiert haben. Das trifft auch auf die Raiders zu, den Gegner in der Wildcard-Runde.

Gegen Denver etwa, auch gegen San Francisco und phasenweise gegen die Chargers, hatte die Offense größere Probleme. Teams, die gerne aus 2-High-Shells agieren und dann - mal mehr, mal weniger - auch raus rotieren nach dem Snap.

Bengals: Zac Taylor muss sich weiter steigern

Das soll ausdrücklich nicht heißen, dass Burrow keine Coverage-Rotationen lesen kann, das Gegenteil war meist wahr während dieser Saison. Es geht eher darum, ihm das Leben einfacher zu machen, damit offensiv nicht so viel auf seinen Schultern ruht.

Damit sprechen wir dann auch vom Play-Calling, und da denke ich, dass Zac Taylor definitiv noch Luft nach oben hat. Das fiel jetzt im Championship Game abermals auf, wo er für meinen Geschmack deutlich zu stur an den First-Down-Runs festhielt, statt Burrow mehr "einfache" Pässe zu ermöglichen.

Cincinnati ist seiner Prognose um mindestens ein Jahr voraus und es steckt noch wahnsinnig viel mehr Potenzial in diesem Team. Dafür müssen dann die nächsten Kaderentscheidungen sitzen - gleichzeitig ist eine solche Aussage über ein Team, das gerade den Super Bowl erreicht hat, umso bemerkenswerter.