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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse der Conference Championship Games

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4. San Francisco: Vorhang auf für die Trey-Lance-Ära

Die letzten fünf Jahre der 49ers sind eine bemerkenswerte Achterbahn. In drei der fünf Spielzeiten gewannen die Niners nicht mehr als sechs Spiele und wurden zwei Mal (2017, 2020) Letzter in der Division. In den beiden anderen Jahren zog man ein Mal in den Super Bowl und dann dieses Jahr ins NFC Championship Game ein.

Die Parallele zur Verfügbarkeit von Garoppolo ist hier nicht von der Hand zu weisen. 2017 startete er fünf Spiele, nachdem er via Trade aus New England gekommen war. 2018 und 2020 verletzungsbedingt nur drei beziehungsweise sechs Partien.

Im Super-Bowl-Jahr spielte er alle 16 Spiele vor den Playoffs, in der gerade beendeten Regular Season stand er für 15 von 17 Spielen auf dem Platz.

Macht man sich diese Parallele nochmals ganz konkret bewusst, kommt man kaum umhin, zu fragen, ob es für den Trey-Lance-Pick nicht mehrere Motivationen gab: Auf der einen Seite der Wunsch, einen High-Ceiling-Quarterback zu finden, der Garoppolo, so gut er in dieses System auch passt und selbiges auf dem Platz umsetzen kann. Auf der anderen Seite aber auch die Sorge bezüglich Garoppolos Verletzungsanfälligkeit.

Shanahans veränderte Quarterback-Analyse

Shanahan hat vor gut einem Jahr bereits zugegeben, dass er ein Auge auf Josh Allen geworfen hatte und dass die Niners damals hofften, dass unter anderem Allen vorzeitig in den Draft kommen würde. Dieser Wunsch blieb unerfüllt, während der folgenden 2017er Saison tradete San Francisco dann stattdessen für Garoppolo.

Vor allem aber sind bei mir Shanahans Aussagen nach dem Spiel gegen die Bills in der 2020er Saison hängen geblieben. Allen war damals von einer starken Niners-Defense nicht aufzuhalten, mit 34:24 gewann Buffalo Anfang Dezember - und Shanahan sprach anschließend offen darüber, wie er selbst sich in seiner Sichtweise auf die Position verändert.

"Ich evaluiere Quarterbacks mit dem Ziel, Typen zu finden, die die Chance haben, diese Elite-Spieler zu werden. Und es gibt verschiedene Wege, wie man das schaffen kann. Man sieht mittlerweile, dass es verschiedene Wege gibt, das wird sich auch nicht ändern. Es gibt dabei nicht die eine Sache, auf man sucht - man versucht einfach den Spieler zu finden, der besser ist als 98 Prozent der Alternativen - und wenn man den gefunden hat, holt man ihn und passt sich ihm an."

Man kann viel über Garoppolo sagen, positiv wie negativ, aber das Elite-Potenzial hatte er nie, und das hat man in diesen Playoffs deutlich gesehen.

Garoppolos beste Qualitäten - der schnelle Release, die Accuracy Underneath, die Konstanz als Passer aus der Bewegung heraus - passen perfekt in Shanahans System, und da liegt sein Wert. Aber Garoppolo ist weder ein dominanter Pocket-Passer, noch kann er physisch die Lasershow abfeuern, die Patrick Mahomes und Josh Allen im Divisional-Duell aufs Feld gezaubert haben.

Shanahans Entscheidung für Garoppolo

San Francisco ging als physischstes Team in diese Playoffs, und das für mich mit Abstand. Der 4-Man-Rush, die Physis auf beiden Seiten des Balls und herausragende Play-Caller auf beiden Seiten des Balls, das war die Baseline, die Identität dieses Teams.

Doch als die Niners Garoppolo brauchten, um das Spiel für sie zu gewinnen, konnte er das nicht leisten.

Garoppolo genießt nicht nur im Locker Room der 49ers immenses Ansehen, Shanahan vertraut ihm auch, seine Offense strukturell gesehen nahe am Optimum aufs Feld zu bringen. Deshalb blieb er bei Jimmy G, auch als die Saison zwischenzeitlich auf dem Weg ins Nichts zu sein schien.

Ich selbst habe mehrfach mit Unverständnis auf Shanahans Entscheidung, in der Saison-Frühphase an Garoppolo festzuhalten, reagiert. Und ich muss zugeben, dass ich keineswegs erwartet hatte, dass San Francisco in dieser Saison nochmals eine Titelkandidat werden könnte.

Lance hätte die Spielpraxis dringend benötigt, vermutlich mehr als jeder andere der diesjährigen Rookie-Quarterbacks. Auf der anderen Seite war San Francisco ein Spiel, einen Drive, ein paar Plays hier und da, vom Super Bowl entfernt.

Garoppolos Fehler dominieren seine Playoffs

Garoppolo hat fraglos seine Fehler. Die waren gegen Dallas zu sehen, als er Aiyuk tief komplett offen verfehlte und beim nächsten Drive die Interception warf, was Dallas erst wieder ins Spiel zurück brachte. Sie waren auch gegen Green Bay zu sehen, als Garoppolo ausschließlich im Kurzpassspiel lebte, und selbst da inkonstant auftrat.

Und sie waren gegen die Rams zu sehen, etwa als er Kittle komplett offen verfehlte, oder als er den Ball beinahe zu Jalen Ramsey warf. Mehrfach. Auch einige "Hospital-Balls" über die Mitte waren mit dabei, und dann eben diese letzten Drives, als er, mehr auf sich gestellt, ziemlich hilflos wirkte.

Garoppolo war nicht der einzige Grund, warum San Francisco dieses Spiel verlor. Aber er war definitiv mehr Teil des Problems als Teil der Lösung, und mit seinen Limitierungen kann er sich diesen Luxus nicht leisten. Das ist es, wer er ist und wer er immer war. Und deshalb hat San Francisco all diese Ressourcen investiert, um ein Upgrade zu finden.

Die zentrale Frage rund um die 49ers wird jetzt diese sein: Wie managt Shanahan die Quarterback-Position mit Beginn der Offseason - und wie holprig wird der Übergang zu Lance sein?

Ich gehe weiterhin davon aus, dass es diese Staffelstabübergabe vor der kommenden Saison geben wird, und nach der Art und Weise, wie Garoppolo in den Playoffs gespielt hat, umso mehr. Garoppolo steht Stand jetzt mit knapp 27 Millionen Dollar im Cap für 2022, über 25 Millionen davon könnten die Niners einsparen, wenn sie sich von ihm trennen.

Das ist viel Geld für ein Team, das 5,6 Millionen Dollar Cap Space hat und das mit unter anderem Jaquiski Tartt, Laken Tomlinson, K'Waun Williams und Tom Compton mehrere aktuelle Starter an die Free Agency verlieren könnte.

Wie gelingt der Übergang zu Trey Lance?

Shanahan hatte vor einigen Wochen erklärt, dass Lance im Dezember seinen besten Trainingsmonat hatte. Mit der öffentlichen Aussage des Head Coachs kann man machen, was man möchte, aber zumindest in puncto Mechanics und was das Verständnis der Offense angeht ist nachvollziehbar, dass Lance auch ohne Spielpraxis Fortschritte gemacht hat.

Am Ende des Tages brauchen junge Quarterbacks Spielpraxis, um sich an das Tempo, die Komplexität und die Athletik in der NFL zu gewöhnen; gerade wenn sie, wie Lance, auf einem niedrigeren College-Level gespielt haben und gerade wenn sie in ihrer letzten College-Saison - Corona-bedingt - nur ein einziges Spiel absolviert haben.

An dieser Einschätzung hat sich bei mir nichts geändert, und es ist durchaus möglich, dass die Niners in der Folge etwas holpriger in die kommende Saison starten, bis Lance sich besser zurechtfindet.

Wo ich aber vor zwei Monaten definitiv falsch lag, war bei den Chancen dieser Saison für die Niners, einen Playoff-Run hinzulegen. Nicht immer wegen und manchmal trotz ihm, aber Garoppolo funktioniert mit dieser Offense. Eben bis zu einem gewissen Grad.

Jetzt ist es Zeit für die Niners, herauszufinden, ob Lance dieser Elite-Quarterback werden kann, den Shanahan sucht. Und den er bisher nicht hatte.