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Quarterback Ranking nach Week 5: Absturz vom Super-Bowl-Champion ins Mittelmaß

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© getty
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Tier 3: Quarterbacks, mit denen gute Teams gewinnen können

Der Großteil dieser Kategorie lässt sich am ehesten so zusammenfassen: In guten Umständen kann man mit diesen Quarterbacks gewinnen, das Problem ist aber, dass es zunehmend schwierig wird, diese Umstände zu kreieren oder aufrecht zu erhalten, wenn der Quarterback erst teuer bezahlt wird. Kirk Cousins und Ryan Tannehill wären Musterbeispiele dafür. Umso spannender könnten vor diesem Hintergrund die vertraglichen Entscheidungen bei Mac Jones oder womöglich auch bei Tua Tagovailoa werden.

Auffällig ist auch, dass noch eine andere Eigenschaft diese Gruppe charakterisiert: Diese Quarterbacks profitieren häufig überdurchschnittlich stark von Play Action. Tannehill, Cousins und Garoppolo sind so etwas wie die Musterbeispiele dafür: Diese Quarterbacks sind auf Play Action angewiesen, um die Chance zu haben, eine Top-10-Quarterback-Saison spielen zu können. Das trifft auf die meisten Kandidaten in dieser Gruppe zu.

22. Jameis Winston, New Orleans Saints

Preseason-Ranking: Platz 18.

Winston pendelt für mich mittlerweile zwischen diesem und dem vierten Tier, was ihn perspektivisch eher als Backup einstufen würde. Durch die Verletzung ist seine Sample Size in dieser Saison verkleinert, die Verletzungen sind mittlerweile leider ein konstanteres Thema bei ihm. Vor allem aber hat er in dieser kleinen Sample Size ohne Sean Payton gezeigt, dass er doch noch Jameis Winston ist: Ein Gunslinger, der Risiken eingeht und dabei Big Plays, aber auch gravierende Fehler kreiert. Damit kann man gewinnen, aber alles, was wir an diesem Punkt über Winston wissen, legt nahe, dass man Elite-Coaching braucht, um mit ihm innerhalb eines Systems zu gewinnen. Ansonsten bekommt man die wilde Version von Winston, und die führt an diesem Punkt nicht zum Erfolg.

21. Russell Wilson, Denver Broncos

Preseason-Ranking: Platz 10.

Bis auf Weiteres ist Wilson in dieser Kategorie zuhause. Mit den Quarterbacks, die darauf angewiesen sind, dass Scheme, Playmaker und die eigene Defense sie mit tragen, um erfolgreich zu sein. Denn aktuell sind Zweifel definitiv angebracht, inwieweit Wilson eine Offense noch tragen kann, in einer Phase in der Liga, in der ein konstantes Quick Game und Quarterbacks, die außerhalb von Shot Plays erfolgreich sein können, so hoch im Kurs stehen wie lange nicht mehr. Wilson bleibt aktuell deutlich hinter den Erwartungen zurück, und während das ohne Frage nicht nur an ihm liegt, werden die Erwartungen in Denver an den 245-Millionen-Dollar-Quarterback eher größer als kleiner werden, je länger die Offense wackelt. Sollte er an einem Punkt sein, an dem er athletisch und physisch langsam abbaut, wird es umso schwieriger werden, diese Erwartungen zu erfüllen.

20. Daniel Jones, New York Giants

Preseason-Ranking: Platz 23.

Vor der Saison hatte ich Jones noch in der "Upside"-Kategorie, einfach weil ich sehen wollte, wie er sich hinter einer mutmaßlich besseren Line und vor allem mit besserem Coaching schlägt. Fünf Spiele sind nicht genug, um hier ein finales Fazit zu ziehen, umso mehr, da Jones über weite Teile dieser Saison verletzungsbedingt mit Wide Receivern aus der zweiten und dritten Reihe vorlieb nehmen musste. Für den Moment zumindest fällt er bei mir dennoch in ein tieferes Tier, einfach weil er als Passer bisher nicht genug zeigt. Und vielleicht kommt das noch, Jones sollte in jedem Fall die gesamte Saison bekommen, um zu zeigen, ob er noch zu größeren Sprüngen unter Daboll in der Lage ist. Aktuell aber ist die beste Version dieser Offense die, in welcher aller Fokus - inklusive der Art und Weise, wie Jones eingesetzt wird - auf das Run Game gerichtet wird. Mit seiner Athletik und seinem Arm kann er dabei helfen, Spiele zu gewinnen. Das erscheint mir aber auch das absolute Maximum.

19. Mac Jones, New England Patriots

Preseason-Ranking: Platz 20.

Es ist schade, dass sich Mac Jones im Ravens-Spiel verletzt hat - ich hätte gerne direkt gesehen, ob das, was in diesem Spiel passiert ist, der Start eines neuen Trends oder eine einmalige Angelegenheit war. Denn gegen Baltimore erinnerte Mac Jones mitunter mehr an Jameis Winston als an, na ja, Mac Jones. Er ging auf die Big Plays, spielte extrem aggressiv - und nahm dabei auch mehrfach Turnover-Risiken in Kauf. Diese Aggressivität kann der Patriots-Offense nur gut tun, solange sie in entsprechenden Bahnen bleibt. Ansonsten war und ist er ein solider Game Manager, der bislang über die ersten drei Spiele der Saison nicht auf dem Level seiner eigenen Rookie-Saison agierte, aber der auch noch nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen ist.

18. Matthew Stafford, Los Angeles Rams

Preseason-Ranking: Platz 9.

Die Umstände rund um Matt Stafford im Vergleich zur vergangenen Saison haben sich deutlich verschlechtert. Das fängt an mit der Offensive Line, die entschieden wackeliger ist als letztes Jahr, und geht weiter mit der Receiver-Gruppe, in der man Allen Robinson bislang zumindest als klares Downgrade zu Odell Beckham bezeichnen muss. Und auch die eigene Defense ist (noch?) nicht so dominant wie im Vorjahr. Relevant für Stafford ist, dass er selbst bislang nicht viel zur Lösung dieser Probleme beitragen kann. Stafford spielt nach wie vor solide in der Struktur der Offense, aber die Dinge, die er letztes Jahr - im Vergleich zu Goff zuvor - für die Offense öffnen konnte, kann er aktuell nicht kreieren. Nach EPA pro Play sind nur die Panthers und die Colts offensiv schlechter als die Rams nach den ersten fünf Spielen, und weil Stafford aktuell mit den schwächeren Umständen untergeht statt sie nach oben zu ziehen, fällt er für mich ein Tier nach unten.

17. Ryan Tannehill, Tennessee Titans

Preseason-Ranking: Platz 17.

Tannehill, ähnlich wie Garoppolo und Cousins, ist für mich fest verankert in diesem Tier. Er hatte seine beiden herausragenden Saisons 2019 und 2020, die beiden mit Abstand besten Jahre seiner Karriere - als er in einer funktionierenden Offense-Maschinerie in Tennessee seine Rolle perfekt spielte. Doch ohne A.J. Brown, mit einem inkonstanteren Run Game und weniger Räumen im Passspiel generell ist dann auch Tannehills Production runter gegangen. Nach wie vor ist das Play-Action-Passspiel seine beste Waffe, hier ist er signifikant produktiver als im Dropback Passing Game. Tannehill ist immer noch ein guter Quarterback, mit dem man Spiele gewinnen kann - aber um ganz oben anzugreifen, muss man ihm die entsprechende Hilfe zur Seite stellen.

16. Trevor Lawrence, Jacksonville Jaguars

Preseason-Ranking: Platz 22.

Das Spiel im Regen von Philadelphia war ich gewillt, zumindest halbwegs auszuklammern. Aber gegen die Texans hatte ich dann doch mehr von Lawrence erwartet. Er hatte kein horrend schlechtes Spiel, aber er hat mehrere gravierende Fehler gemacht, die Jacksonville dieses Spiel gekostet haben - obwohl die eigene Defense nur 13 Punkte zugelassen hat. Die Konstanz in seinem Spiel zu entwickeln, dass er in so einer Partie genügend Plays macht, um zu gewinnen, wird ein künftiger, wichtiger Schritt in seiner Entwicklung sein. Und dennoch: Wenn man das Eagles-Spiel etwas weniger gewichtet, spielt Lawrence eine gute Saison innerhalb einer jetzt funktionierenden Offense-Konstrukts in Jacksonville. Er sorgt für Big Plays, er spielt gut aus der Pocket, er wirkt sicherer aus einer sauberen Pocket. Sein Potenzial stand nie zur Debatte, dieses Jahr zeigt er, dass er diese PS auch aufs Feld bringen kann.

15. Jimmy Garoppolo, San Francisco 49ers

Preseason-Ranking: Ohne Ranking.

Wir wissen einfach sehr, sehr genau, was Jimmy Garoppolo an diesem Punkt ist und das hat sich wenig überraschend auch nur bedingt geändert, nachdem er jetzt für Trey Lance als Starter in San Francisco reaktiviert wurde. Mit Garoppolo hat die Niners-Offense wieder ihren - relativ - effizienten Ballverteiler, der genügend Bälle akkurat anbringt, dass Deebo Samuel, Brandon Aiyuk und Co. nach dem Catch Schaden anrichten können. Dabei reißt er keine Bäume aus, er kreiert in der Pocket gerade so genug und unter Druck, oder wenn er das Spiel aktiv selbst gewinnen muss, ist er limitiert. Garoppolo spielt in der vergleichsweise kleinen Sample Size gut bislang - positiv fällt auf, dass er ein paar Shots nach außen versucht, die man so von ihm nicht kennt -, und ist dabei gewissermaßen die Personifikation dieses Quarterback-Tiers.

14. Jacoby Brissett, Cleveland Browns

Preseason-Ranking: Ohne Ranking.

Wenn man die ersten fünf Spiele insgesamt betrachtet, hat Brissett zumindest meine Erwartungen übertroffen. Und Clevelands Offense ist ohne Frage eine der angenehmsten Offenses, um als Quarterback eine Zeit lang das Ruder zu übernehmen. Aber auch dann gilt, dass man die offenen Würfe, die Stefanskis Offense kreiert, eben auch treffen muss. Brissett schafft das über weite Teile, und zusätzlich hat er bereits 13 First Downs am Boden kreiert, insbesondere als Scrambler hat er der Offense noch eine Dimension gegeben. Der gelegentliche Fauxpas und der gelegentliche Risiko-Ball torpedieren seine Rolle als Game Manager gelegentlich, gegen die Chargers etwa bei der Interception ganz am Ende zu sehen. Dennoch haben die Browns von Brissett bisher das realistische Maximum bekommen.

13. Derek Carr, Las Vegas Raiders

Preseason-Ranking: Platz 13.

Carr ist einer der wenigen Quarterbacks, die sich für mich zwischen dem dritten und zweiten Tier befinden. Insbesondere letztes Jahr hat er gezeigt, dass die Raiders wegen ihm gewinnen können. Ähnlich wie bei Stafford in L.A. fehlt mir das aber bislang in dieser Saison, und das ist auch ein Grund dafür, dass die Raiders 1-4 stehen. Dabei ist Carr keineswegs der "Hauptschuldige", gegen die Chiefs hätte Las Vegas vermutlich gewonnen, wenn Adams den Ball am Ende kontrollieren kann und dann ändert sich auch das gesamte Narrativ. Dazu hat eine komplett neue Offense Einzug erhalten, auch das würde ich nicht unterschätzen. Insofern würde es mich nicht wundern, wenn Carr am Ende der Saison drei Plätze höher und im zweiten Tier auftaucht. Aber bislang bewegt er sich in dieser Saison hinter den Game Managern, die ihre Rolle sehr gut spielen und ihre Offenses sehr gut umsetzen.

12. Tua Tagovailoa, Miami Dolphins

Preseason-Ranking: Platz 21.

Ich hatte Tua auch vor der Saison bereits in diesem Tier, aber ganz am Ende der Gruppe. Nach allem, was wir von ihm bisher in diesem Jahr gesehen haben, hat er sich einen Sprung nach oben verdient: Tagovailoa hat gezeigt, dass er eine gut designte und mit guten Playmakern ausgestattete Offense auch auf einem hohen Level umsetzen kann. Wenn er Druck bekommt, wenn er aktiv kreieren muss, habe ich nach wie vor größere Fragezeichen bei ihm. Aber das, was man über die ersten Spiele realistisch erwarten konnte, hat Tagovailoa gezeigt und jetzt geht es in seinem spezifischen Fall in erster Linie darum, dass er wieder gesund wird.

11. Kirk Cousins, Minnesota Vikings

Preseason-Ranking: Platz 16.

Cousins als König dieses Tiers fühlt sich "richtig" an - er ist ein ideales Beispiel für die Art Quarterback, die ich in dieser Gruppe meine. Wenn Cousins Zeit bekommt, wenn er die entsprechenden Hebel innerhalb der offensiven Struktur bedienen kann, dann ist er ein sehr guter Quarterback. Das gilt auch dieses Jahr: Cousins legt Big Plays auf, er ist diszipliniert in seinen Reads, er ist gut in der Pocket. Aber die Kritik ist letztlich immer gleich bei ihm: Wenn die Umstände einbrechen, wenn er regelmäßig das Team tragen muss, dann sinken die Chancen dramatisch, und deshalb ist Cousins in diesem QB-Tier fest verankert.