NFL

Quarterback Ranking nach Week 5: Absturz vom Super-Bowl-Champion ins Mittelmaß

geno-smith-1200
© getty
Cookie-Einstellungen

Tier 2: Quarterbacks, wegen denen Teams gewinnen können

Die Quarterbacks innerhalb dieses Tiers variieren mitunter von Woche zu Woche in ihrer Platzierung sehr stark. Matt Stafford etwa lief während der vergangenen Saison spät heiß, während Kyler Murray die erste Saisonhälfte über dominierte.

In diesem Jahr kann man insbesondere bei Joe Burrow einen sehr langsamen Start feststellen. Dennoch eint die Quarterbacks innerhalb dieses Tiers die Tatsache, dass sie ein Team tragen können. Das sie Big Plays kreieren können, dass sie ein Spiel an sich reißen können, dass sie improvisieren können, während sie gleichzeitig aber auch gut innerhalb der Struktur der Offense spielen.

Während innerhalb dieser Gruppe und auch zwischen dem ersten und zweiten Tier im Laufe einer Saison einiges an Fluktuation herrschen kann, ist es in der Regel schwer, für Quarterbacks aus dem dritten in dieses Tier zu klettern. Einer aber hat das über die ersten fünf Saisonspiele geschafft: Geno Smith spielt eine wirklich gute Saison bis dato, er ist die Positiv-Überraschung unter den Quarterbacks und der einzige, der den Sprung in eines der beiden oberen Tiers geschafft hat.

10. Joe Burrow, Cincinnati Bengals

Preseason-Ranking: Platz 6.

Burrow gehört für mich noch in diese Kategorie, weil wenn die Bengals dieser Tage gewinnen, oder auch nur Big Plays auflegen, dann liegt es nicht am Scheme, nicht am Coaching, sondern daran, dass Burrow Eins-gegen-Eins-Matchups identifiziert und den Ball dann auch dorthin bringt. Das war gegen die Jets und dann auch gegen Miami das Thema des Spiels. Ohne Burrow hätte ich nochmal signifikant weniger Hoffnung für diese Bengals-Offense, die strukturell so gar nichts kreiert. Deshalb bleibt Burrow für mich noch in diesem Tier, aber eben am Ende: Weil auch er selbst zu viele Fehler macht, den Ball zu lange hält, teilweise fast statisch zu warten scheint, bis sich einzelne Routes öffnen. Scheme und O-Line helfen ihm nicht, aber Burrow selbst trägt auch zu einigen der Problemen bei, welche die Bengals-Offense aktuell plagen.

9. Geno Smith, Seattle Seahawks

Preseason-Ranking: Ohne Ranking.

Die Quarterback-Überraschung dieser Saison! Ich hatte vor ein, zwei Wochen noch überlegt, ob Geno Smith nicht eher in das dritte Tier gehört - aber nach diesen ersten fünf Spielen ist er für mich ein Quarterback, wegen dem das Team gewinnt. Die Seahawks machen das aktuell gut, keine Frage, mit einem explosiven Run Game und Big Plays via Play Action. Aber was Smiths Saison bislang so überraschend macht, ist die Tatsache, dass er auch ohne Play Action auf einem überraschend hohen Level spielt. Smith hatte einige der besten Deep Balls, die ich bisher in dieser Saison gesehen habe, er spielt gut aus der Pocket, er öffnet die Mitte des Feldes für diese Offense, etwas, das ein konstantes Problem in der Wilson-Ära war - und das angesichts der Art und Weise, wie sich Defenses entwickeln, umso wichtiger geworden ist. Ich weiß nicht, wie lange er dieses Niveau halten kann, und ein wenig spielt der "ich will es über eine größere Sample Size von ihm sehen"-Part hier mit rein, ohne das müsste ich ihn noch höher einsortieren. Smith spielt derzeit auf einem erstaunlich hohen Level.

8. Kyler Murray, Arizona Cardinals

Preseason-Ranking: Platz 11.

Die Cardinals stehen 2-3, und wenn Murray das Spiel gegen die Raiders in der zweiten Hälfte nicht an sich gerissen hätte, würden sie 1-4 stehen. Arizonas Offense hat einige Probleme, das größte Thema aber ist, dass die Cardinals offensiv das Gefühl vermitteln, ohne konkreten Plan in ein Spiel zu starten - der Plan entsteht dann erst im Laufe der Partie, nur liegt man dann eben häufig schon mit zwei Scores zurück. Und der Plan beinhaltet nicht selten den Aspekt "Kyler, mach etwas". Murray spielt eine gute Saison, er ist gewohnt gefährlich als Runner, auch wenn die Offense das noch stärker zu ihrem Vorteil nutzen könnte. Insbesondere als Passer in der Mitte des Feldes hat er nochmal einen Schritt gemacht. Das vertikale Passspiel dagegen muss wieder ein echter Faktor werden, vielleicht kommt das mit der Rückkehr von Hopkins.

7. Aaron Rodgers, Green Bay Packers

Preseason-Ranking: Platz 3.

Auch Rodgers kann man nicht losgelöst von den Umständen, allen voran der Receiver-Situation, betrachten. Und ich denke weiterhin, dass er ein guter Game Manager innerhalb von Matt LaFleurs Offense ist, der den Ball gut verteilen kann und absolut in der Lage ist, jederzeit ein Big Play aufzulegen. Was aber eben auffällt, ist, dass er derzeit ungeduldiger spielt. Dass er versucht, das Shot Play mitunter zu erzwingen, was die Packers Drives kostet. Ich bin gespannt, inwieweit sich das noch einpendelt. Aber in die Elite-Kategorie gehört Rodgers bisher in dieser Saison eindeutig nicht mehr.

6. Justin Herbert, Los Angeles Chargers

Preseason-Ranking: Platz 5.

Das Joe-Burrow- und Kyler-Murray-Argument lässt sich hier nochmals wiederholen. Auch Herbert bekommt überschaubare Hilfe von seinem Play-Caller und vom Scheme insgesamt. Auch von Herbert verlangt die Offense ein sehr hohes Maß an Konstanz, sowie die "Wow"-Würfe zusätzlich dazu. Das kann funktionieren, aber es ist sehr viel verlangt und Herbert, nachdem er letztes Jahr auf einem absoluten Ausnahmeniveau gespielt hat, ist, womöglich auch noch angeschlagen, dieses Jahr nicht ganz auf diesem Level. Das wiederum deckt die strukturellen Probleme innerhalb der Offense umso gravierender auf.

5. Tom Brady, Tampa Bay Buccaneers

Preseason-Ranking: Platz 1.

Brady ist ein maßgeblicher Grund dafür, dass ich bei den Buccaneers noch relativ entspannt bin, und vermute, dass sie am Ende eines der gefährlichsten Teams in den NFC-Playoffs sein werden. Dabei spielt Brady - bisher zumindest - noch nicht auf seinem herausragenden Vorjahres-Level, aber letztlich ist diese Offense, und damit auch der Quarterback, darauf angewiesen, dass die Playmaker individuell gewinnen können. Die Bucs haben ein desolates Run Game, sind in der O-Line angeschlagen und mussten über die ersten fünf Spiele schon mehrere Receiver-Ausfälle kompensieren. Das hat sich auch in Bradys Leistungen bemerkbar gemacht. Trotzdem spielt er nach wie vor, in einer schwierigen Offense und mit zusätzlich erschwerten Umständen, eine starke Saison. Nur eben nicht auf dem Elite-Level, das er 2021 hatte.

4. Jalen Hurts, Philadelphia Eagles

Preseason-Ranking: Platz 14.

Hurts einzusortieren ist gar nicht so einfach, aber einige der Argumente, die bei Lamar Jackson gelten, sind hier ebenfalls gültig. Hurts einzigartige Spielweise und sein Skillset sind so identitätsstiftend für die Eagles-Offense insgesamt, dass es elementar wichtig ist, das Gesamtbild zu bewerten. Hurts hat bereits 261 Rushing-Yards sowie sechs Rushing-Touchdowns auf dem Konto. Nur Nick Chubb (7) hat noch einen mehr. Die Bedrohung, die von ihm als Runner ausgeht, ist in das Scheme der Eagles eingebaut und hilft dabei, die Offense zu öffnen. Als Passer ist er sehr gut darin, die Shot Plays nach außen aufzulegen, was dann im Gesamtbild der Offense ebenfalls ein wichtiger Komplementär-Part ist. Der nächste Schritt für Hurts wird darin liegen, noch mehr Konstanz als Ballverteiler zu entwickeln, um der Offense noch eine weitere Dimension zu geben.

3. Lamar Jackson, Baltimore Ravens

Preseason-Ranking: Platz 8.

Vor zwei Wochen hätte ich Jackson noch im Elite-Tier gehabt, ein durchwachsener Auftritt gegen die starke Bills-Defense sowie dann vor allem ein überschaubares Spiel zumindest als Passer gegen die Bengals, gegen die er eines, wenn nicht zwei Big Plays durch die Luft hätte haben müssen, haben dann für dieses kleine Downgrade gesorgt. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Jackson die Ravens-Offense ist. Seine Fähigkeiten als Runner öffnen diese Offense, mit 374 Rushing-Yards liegt er ligaweit auf Platz 8 - und seine 7,6 Yards pro Run sowie zwölf Big-Play-Runs (mindestens zehn Yards) sind herausragende Werte. Im Passspiel gibt es gewisse Limitierungen mit Jackson, weil er manche Layups immer wieder mal ungenutzt lassen wird. Aber unter dem Strich ist der Value, den er der Offense gibt, um ein Vielfaches höher.