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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 6 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 6 in der NFL.
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3. Trade Deadline: Wer könnte jetzt wechseln? Und wohin?

Mit Woche 6 (beinahe) komplett hinter uns rückt ein jährliches Thema langsam aber sicher in den Vordergrund: Die Trade-Deadline kündigt sich am Horizont an! Nur noch bis zum 1. November können Teams Spieler traden, danach ist das Fenster für die laufende Saison geschlossen - wir reden also von noch maximal zwei Spielen für die 32 Teams, um eine potenziell kritische Weichenstellung vorzunehmen.

Denn zu einem Trade gehören, wenig überraschend, zwei Teams, und für beide muss die Perspektive passen: Wer sieht sich jetzt, oder vielleicht nach einem weiteren Spiel, gut genug, um aggressiv zu sein und seinen Kader für einen antizipierten Playoff-Run zu rüsten? Und auf der anderen Seite, wer ist gewillt, einen Umbruch in die Wege zu leiten, wenn es darum geht, mehr als nur Spieler aus der Tiefe des Kaders abzugeben?

Ersteres kann Teams deutlich leichter fallen, für Letzteres müssen mehrere Faktoren stimmen. Der aktuelle Record in Kombination mit den bisher gezeigten Leistungen, aber auch die Job-Sicherheit für zumindest den GM - und idealerweise auch den Head Coach -, um sich von einem verbliebenen guten Spieler, vielleicht sogar einem Leistungsträger oder einem Fan-Liebling, zu trennen.

Das spült die Panthers an die Spitze dieser Liste, was mögliche Verkäufer-Teams angeht. Hier wurde der Umbruch mit der Entlassung von Matt Rhule bereits eingeleitet, in der Theorie sollte hier jeder Spieler, für den richtigen Preis natürlich, auf dem Markt sein.

Aber auch ein Team wie Chicago sollte spätestens nach der Niederlage gegen Washington am vergangenen Donnerstag weit oben in diesen Gesprächen stehen. Die Bears hatten schon vor der Saison ganz klar die Weichen auf Neustart gestellt, und dieser Weg sollte jetzt eher noch konsequenter verfolgt werden.

NFL: Trade-Kandidaten bis zur Deadline

Brian Burns, Edge, Carolina Panthers (Alter: 24)

Restvertrag nach dieser Saison: 1 Jahr (5th Year Option)

Dead Cap im Falle eines Trades: 1,9 Mio. Dollar

Warum ein Trade Sinn ergibt: Wenn wir die Panthers-Situation strikt aus dem Blickwinkel sehen, dass sich hier ein Team im Rebuild befindet, dann ist Burns der attraktivste Trade-Chip. Ich würde Burns nicht in das ligaweite Elite-Edge-Tier einsortieren, aber in die Gruppe dahinter und diese Spieler haben jede Menge Wert. Burns könnte einem Team mit Playoff-Ambitionen sofort einen High-End-Pass-Rusher geben und einen echten Unterschied machen, für 2023 steht er mit der 5th Year Option für 16 Millionen Dollar unter Vertrag.

Warum ein Trade keinen Sinn ergibt: Selbst in einem Rebuild sollte man es sich doppelt und dreifach überlegen, ob man einen jungen Leistungsträger auf einer Premiumposition abgeben sollte. Falls die Panthers Burns traden, wäre es ein klares Signal nach außen - und auch nach innen -, dass sie hier mit einem gravierenden, auf mehrere Jahre ausgelegten Rebuild planen. Und vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass Burns selbst seine Zukunft nicht in Charlotte sieht.

D.J. Moore, WR, Carolina Panthers (Alter: 25)

Restvertrag nach dieser Saison: 3 Jahre

Dead Cap im Falle eines Trades: 19,5 Mio. Dollar

Warum ein Trade Sinn ergibt: Moore ist ein guter Receiver nach dem Catch, ein sehr guter Allrounder auf der Position. Ich würde ihn gerne in einer guten Offense als High-End-1B sehen und es gibt sehr, sehr viele Offenses ligaweit, die eine solche Waffe gebrauchen könnten. Sowohl Teams, die jetzt angreifen wollen - Green Bay beispielsweise -, als auch ein Team wie Chicago, das zwar seinerseits ebenfalls einen Umbruch eingeleitet hat, aber vielleicht in Fields seinen langfristigen Quarterback sieht und möglichst schnell um ihn herum etwas aufbauen muss.

Warum ein Trade keinen Sinn ergibt: D.J. Moore ist kein Elite-Receiver, aber er ist seit Jahren in den unruhigen Panthers-Umständen unheimlich konstant. Über die letzten drei Jahre hatte er in jeder Saison mindestens 110 Targets, mindestens 65 Catches, mindestens 1.100 Yards und jeweils exakt vier Touchdowns pro Saison. Moore mag nicht die Art Receiver sein, um den man eine ganze Passing-Offense aufbaut, aber insbesondere falls hier bald ein Rookie-Quarterback reingeworfen wird, ist Moore ein Playmaker, der diesem Quarterback nicht nur kurz-, sondern auch langfristig helfen kann und der gerade einen neuen Vertrag erhalten hat.

Robbie Anderson, WR, Carolina Panthers (Alter: 29)*

*Montagabend deutscher Zeit wurde bekannt, dass Anderson gegen Draft Compensation nach Arizona geht

Restvertrag nach dieser Saison: 1 Jahr

Dead Cap im Falle eines Trades: 19,4 Mio. Dollar

Warum ein Trade Sinn ergibt: Selbst falls die Panthers für sich entscheiden, dass sie Stars wie Burns nicht abgeben sollen - Spieler wie Anderson, Terrace Marshall oder auch C.J. Henderson sollten absolut zu haben sein, um sich zumindest mit Tag-3-Draft-Munition einzudecken. Anderson hat selbst in einer massiv limitierten Panthers-Offense noch ein paar Plays gemacht. Er könnte einem Team wie den Chargers einen Field-Stretcher geben, der die ganze Dynamik der Offense verändern könnte.

Warum ein Trade keinen Sinn ergibt: Anderson spielt realistischerweise in den Zukunftsplänen der Panthers keine übergeordnete Rolle, das wurde spätestens während der hitzigen Diskussionen an der Seitenlinie im Rams-Spiel deutlich, welche damit endeten, dass Interimscoach Steve Wilks Anderson vorzeitig duschen schickte. Er selbst dürfte daran interessiert sein, seine sportliche Situation zu verbessern und die Panthers können zusätzliches Draft-Kapital jetzt gut gebrauchen. Einzig der Vertrag wäre aus Panthers-Sicht eine bittere Pille, gleichzeitig könnte man aber dementsprechend mehr auf dem Trade-Markt verlangen. Andersons Cap Hit im Falle eines Trades würde 2023 knapp über elf Millionen Dollar betragen.

Christian McCaffrey, RB, Carolina Panthers (Alter: 26)

Restvertrag nach dieser Saison: 3 Jahre

Dead Cap im Falle eines Trades: 25,9 Mio. Dollar

Warum ein Trade Sinn ergibt: Wenn wir davon ausgehen, dass die Panthers einen größeren Umbruch anpeilen, ist McCaffrey rein vom Spielertyp her im Vakuum betrachtet genau die Art Spieler, die man abgibt: Ein 26-jähriger Running Back mit einer Vorgeschichte an Verletzungen und einem teuren Vertrag über die nächsten Jahre. Und wenn McCaffrey auf dem Platz steht, ist er noch immer einer der spannendsten Backs in der NFL und wird fraglos einen Markt haben. Für mögliche Interessenten ist der Vertrag überaus attraktiv: McCaffreys Cap Hit in diesem Jahr würde für ein aufnehmendes Team weniger als eine Million Dollar betragen. Diese Summe geht 2023 zwar auf 12 Millionen Dollar hoch - nichts davon ist allerdings garantiert.

Warum ein Trade keinen Sinn ergibt: Der Vertrag ist durch den Dead-Cap-Hit maximal unangenehm zu traden. Die Panthers müssten gewillt sein, sehr viel Dead Cap zu schlucken - was wiederum den Preis in die Höhe treiben dürfte, den Carolina sehen will, um nicht nur eine seiner Identifikationsfiguren abzugeben, sondern auch noch finanziell derartige Zugeständnisse zu machen.

Sollten die Berichte stimmen, wonach Carolina einen Trade nur für mehrere Erstrunden-Picks - was natürlich ein komplett absurder Preis wäre - in Erwägung zieht, dann können wir uns hier alle Gedankenspiele sparen. Aber hier ist es, genau wie bei Brian Burns, bei dem Ian Rapoport und Adam Schefter berichtet haben, dass die Panthers ihn nicht traden wollen, wichtig, über die Rolle von Medien-Insidern in solchen Dingen zu sprechen. Derartige Infos an Rapoport, Schefter und Co. zu leaken, kann ganz kühl kalkulierte Taktik vonseiten der Teams sein, um über diese sehr öffentlichen Kommunikationskanäle Konversationen mit anderen Teams zu starten oder neu anzuheizen. Das kann für den Hinterkopf wichtig sein, bei allen Trade-Insider-Reports, die über die nächsten zwei Wochen auftauchen.

Robert Quinn, Edge, Chicago Bears (Alter: 32)

Restvertrag nach dieser Saison: 2 Jahre

Dead Cap im Falle eines Trades: 12,7 Mio. Dollar

Warum ein Trade Sinn ergibt: Ich hatte Quinn bereits vor Saisonstart als Trade-Kandidaten auf dem Zettel. Die Kombination aus seinem Alter, einem Vertrag, der relativ gut für einen Trade ist sowie der Richtung, welche Chicago in seinem generellen Roster-Management eingeschlagen hat, schien das nahezulegen. Und ein klein wenig frage ich mich, ob die Bears es bereuen, diesen Move nicht schon gemacht zu haben. Denn nach 18,5 Sacks im Vorjahr ist Quinn in dieser Saison bislang überschaubar als Pass-Rusher. Und dennoch: Ein Tapetenwechsel könnte ihn für einen möglichen Contender interessant machen (Hallo, Rams?), während klar sein sollte, dass er in Chicagos mittel- und langfristiger Planung keine Rolle spielt.

Warum ein Trade keinen Sinn ergibt: Hier fällt es mir schwer, ein Argument zu finden. Die aktuelle Saison wird nirgendwo hinführen, und das ist in Chicago mit der Art und Weise, wie man die vergangene Offseason angegangen ist, einkalkuliert. Und Quinn ist bislang auch nicht gerade ein elementarer Bestandteil einer unerwartet guten Bears-Defense. Die Defense ist Durchschnitt, genau wie Quinns bisherige Saison und Teil des Neustarts wird der 32-Jährige in Chicago nicht sein.

Roquan Smith, LB, Chicago Bears (Alter: 25)

Restvertrag nach dieser Saison: Auslaufender Vertrag

Dead Cap im Falle eines Trades: Kein Dead Cap

Warum ein Trade Sinn ergibt: Smith war bereits in der Offseason ausgesprochen unzufrieden mit seiner vertraglichen Situation, bis zu dem Punkt, dass er nicht am Training teilnahm, weil er einen neuen Vertrag wollte. Letztlich rauften sich beide Seiten zusammen, aber das wirkt nicht nach einer Situation, in welcher Chicago ihm nach der Saison den Vertrag auf den Tisch legt, den er sich erhofft. Und wenn die Bears auf dem Free-Agent-Markt aggressiv sein wollen, wird man auch keinen Compensatory Pick kassieren, wenn Smith als Free Agent woanders einen teuren Vertrag unterzeichnet. Hier scheint ein Trade für alle Beteiligten viel Sinn zu ergeben.

Warum ein Trade keinen Sinn ergibt: Die Bears könnten bei Smith zu dem Schluss gekommen sein, dass er (doch?) einer der jungen Spieler ist, um den sie etwas aufbauen wollen - und vielleicht ist sein Value auf dem Markt auch einfach nicht so groß wie gedacht. Das aber ist rein spekulativ, und falls die Bears für ihn relevante Draft-Ressourcen bekommen könnten, sollte er absolut zu haben sein.

David Montgomery, RB, Chicago Bears (Alter: 25)

Restvertrag nach dieser Saison: Auslaufender Vertrag

Dead Cap im Falle eines Trades: 261.545 Dollar

Warum ein Trade Sinn ergibt: Chicago musste mit Blick auf den Kader den Reset-Knopf drücken, und auch wenn die Bears jetzt jede Menge Cap Space in der kommenden Offseason haben werden: Chicago ist noch ein gutes Stück davon entfernt, oben anzugreifen - und Montgomerys Vertrag läuft nach dieser Saison aus. Einen Running Back an diesem Punkt des Rebuilds zu verlängern ergibt wenig Sinn - umso weniger, weil Khalil Herbert gezeigt hat, dass er Montgomery durchaus vertreten kann.

Warum ein Trade keinen Sinn ergibt: Ein Argument hier könnte sein, dass man Justin Fields nicht noch eine offensive Waffe nehmen will. Montgomery ist ein guter Runner und ein guter Scheme-Fit - aber sehen die Bears ihn, sportlich und innerhalb des Locker Rooms, als so relevant, dass sie mit ihm in der kommenden Offseason verlängern?

Mike Gesicki, TE, Miami Dolphins (Alter: 27)

Restvertrag nach dieser Saison: Auslaufender Vertrag (Franchise Tag)

Dead Cap im Falle eines Trades: Kein Dead Cap

Warum ein Trade Sinn ergibt: Gesicki ist ein sehr guter Receiving-Tight-End - aber eben auch nicht mehr als das. Er ist mehr ein großer Receiver als ein "echter" Tight End, was die Entscheidung, ihn via Franchise Tag zu halten, in Mike McDaniels Offense immer etwas kurios gemacht hat. Über die ersten fünf Spiele hatte Durham Smythe 28 Snaps mehr gespielt als Mike Gesicki - was Sinn ergibt, wenn man bedenkt, welche Rolle der Tight End in dieser Offense hat. Es unterstreicht, dass Gesicki in dieser Offense ein reiner Luxus-Spieler ist, und Miami sollte überlegen, ob man sich diesen Luxus weiter gönnen möchte, oder ob man etwas Draft-Kapital zurückholen will.

Warum ein Trade keinen Sinn ergibt: Falls die Dolphins nach einem durchaus ermutigenden Saisonstart zu dem Schluss kommen, dass sie keinerlei Qualität abgeben wollen, auch wenn es sich um einen teuren Role Player handelt. Sollten die Dolphins jedoch das Fazit ziehen, dass Gesickis Value innerhalb der Offense nicht größer ist als das, was er Miami in einem Trade einbringen könnte, dann würde es ohne Frage Teams geben, die einen solchen Spielertyp gebrauchen können.

NFL Trade-Deadline: Wer könnte sonst noch wechseln?

Neben den potenziellen Blockbuster-Trades gibt es in jeder Saison um diese Zeit auch die kleineren Moves. Die Browns etwa haben bereits über einen 2024er Late-Round-Pick-Tausch mit den Atlanta Falcons Linebacker Deion Jones verpflichtet, letztes Jahr gab es Ende Oktober Trades wie den von Running Back Mark Ingram für einen 2024er Siebtrunden-Pick zu den Saints, oder den von Edge-Rusher Charles Omenihu für einen 2023er Sechstrunden-Pick nach San Francisco.

Diese Art Trade wird es auch in diesem Jahr geben. Die Rotationsspieler, in denen ein anderes Team mehr Potenzial sieht, oder auch Spieler, die bei ihrem aktuellen Team, aus welchen Gründen auch immer, auf dem Abstellgleis gelandet sind.

Jets-Receiver Denzel Mims wäre so ein Kandidat. Der 25-Jährige hatte seinen Trade-Wunsch bereits im Sommer klargemacht, letztlich blieb er in New York - und war regelmäßig inactive, obwohl er nicht verletzt ist. Cam Akers gehört seit einigen Tagen fest in diese Gruppe: Akers wurde am Sonntag gegen Carolina rausgehalten, und übereinstimmenden Berichten zufolge suchen die Rams aktiv nach einem Trade-Partner. Alternativ scheint hier auch eine Entlassung nicht ausgeschlossen.

Auch die Patriots könnten einen Receiver abgeben, Kendrick Bourne etwa, oder Nelson Agholor. Beide sind Role Player, und mit Tyquan Thornton zurück werden Snaps neben Jakobi Meyers und DeVante Parker noch umkämpfter. Tackle Riley Reiff schien derweil ein Starter-Kandidat in Chicago zu sein, bislang aber ist er nur Backup. Könnte er den Bears auf dem Markt, auf dem Tackles immer gesucht werden, noch einen Tag-3-Pick einbringen?

D'Ernest Johnson ist indes der vergessene Mann in Clevelands Backfield. Um ihn hatte es bereits vor der Saison Trade-Gerüchte gegeben. Dass die Giants Kenny Golladay abgeben wollen, ist kein Geheimnis - doch dieser Vertrag ist ein Albtraum für einen Trade, gut denkbar, dass die Giants hier sogar etwas drauflegen müssten, etwa in einem Pick-Tausch.

Auch der einstige Nummer-4-Pick Clelin Ferrell, dessen Vertrag ausläuft, wird keinen stolzen Preis mehr erzielen. Aber Ferrell ist bei den Raiders nur noch ein Rotations-Rusher, und er hat sich längst stabilisiert. Er könnte ein nettes Reclamation-Projekt für ein anderes Team sein. Cornerback William Jackson ist in Washington offiziell auf dem Trade-Block gelandet. Jackson war einst in Cincinnati ein überaus vielversprechender Corner, in der Hauptstadt fiel er dann in ein Loch. Jackson braucht eine Defense, in der er viel Man Coverage spielen darf - in Zone scheint er buchstäblich verloren.

Es wird noch viel passieren über die kommenden Wochen. Vielleicht kündigt sich irgendwo noch ein Rebuild an, vielleicht überrascht ein Team mit einem aggressiven Trade. Jetzt ist die Zeit in der Saison dafür gekommen.