QB-Tier 2: Quarterbacks, wegen denen Teams gewinnen können
Die Quarterbacks innerhalb dieses Tiers variieren mitunter von Woche zu Woche in ihrer Platzierung sehr stark. Gelegentlich gibt es auch Quarterbacks, die zwischen dem zweiten und dritten Tier hin- und herwechseln.
Dennoch eint die Quarterbacks innerhalb dieses Tiers die Tatsache, dass sie ein Team tragen können. Das sie Big Plays kreieren können, dass sie ein Spiel an sich reißen können, dass sie improvisieren können, während sie gleichzeitig aber auch gut innerhalb der Struktur der Offense spielen.
Während innerhalb dieser Gruppe im Laufe einer Saison einiges an Fluktuation herrschen kann, ist es in der Regel schwer, für Quarterbacks aus dem dritten Tier in dieses hier zu klettern.
9. Joe Burrow, Cincinnati Bengals
Ranking nach Week 5: Platz 10.
Alles in allem spielt Burrow eine gute Saison, und das in einer Offense, die noch immer in einer Art Findungsphase ist. Als Cincinnati für einige Spiele nur noch aus der Shotgun gespielt hat, sah man die Ballverteiler-Qualitäten, wie Burrow sie auch schon bei LSU gezeigt hatte. Er kann nach wie vor Big Plays auflegen, wenn sich die entsprechenden Matchups ergeben, aber gleichzeitig hat er die Tendenz, den Ball zu lange zu halten, hinter einer Line, die diesen Luxus nicht erlaubt. Cincinnati versucht zumindest, Alternativen zu finden, und Burrow bietet Optionen, um diese Lösungen zu finden.
8. Justin Herbert, Los Angeles Chargers
Ranking nach Week 5: Platz 6.
Ich versuche es an dieser Stelle mal mit einem Quervergleich: Herbert spielt die Quarterback-Position aktuell wie Dak Prescott, obwohl er sie eher wie Josh Allen (die gute Version) spielen sollte. Und in diesem Satz steckt viel drin, dann zunächst einmal ist nichts falsch daran, die Position so wie Prescott zu spielen; doch Prescotts Stil steht in meinen Augen dafür, dass man sehr geduldig sein Spiel aufzieht, den Ball diszipliniert verteilt und in gewisser Weise als klassischer Pocket-Passer agiert. Die Herausforderung für diesen Spielstil ist es, auf schwächelnde Umstände zu reagieren. Was, wenn die Defense das Top-Target eliminieren kann? Wenn die Line nicht hält? Welche Antworten gibt es dann? Herbert sollte, noch deutlich mehr als Prescott, in erster Linie mit seinem Arm diese Lösungen bereitstellen können. Das aber bleibt bisher in diesem Jahr aus. Und man kann hier unmöglich die Quarterback-Leistungen von der Offense trennen, denn die schlecht designte Offense, in der Routes zu selten gut zusammenarbeiten, und die grundsätzlich extrem kurz aufgebaut ist, und so die Räume für sich selbst zusätzlich komprimiert, bietet auch nicht allzu viele Optionen, um vertikal zu gehen. Dazu kommen Ausfälle in der Line und auf Receiver. Das erfordert ein hohes Maß an Konstanz in Herberts Play, und die ist zumeist immer noch gegeben, weshalb er für mich auch weiterhin in die Spitzengruppe und zu den Quarterbacks, wegen denen die Offense gewinnen kann, gehört. Anders formuliert: Diese Offense, mit diesen Receivern und einem Quarterback aus dem Tier dahinter, wäre vermutlich eine der vier, fünf schlechtesten Offenses in der NFL. Herbert spielt, wenn man alle Umstände berücksichtigt, gut - aber "gut" führt mit besagten Umständen zu einer mittelmäßigen NFL-Offense, und das zu beobachten ist äußerst frustrierend.
7. Aaron Rodgers, Green Bay Packers
Ranking nach Week 5: Platz 7.
Die Packers-Offense ist weit weg von beispielsweise der Dolphins-Offense, was den Gesamt-Output angeht. Und während Rodgers selbst nicht schuldlos an einigen der Problemen ist, ist er ein gutes Beispiel dafür, wie ich in diesen Rankings versuche, die äußeren Umstände von den Leistungen des Quarterbacks zu trennen. Mit überschaubarer Receiver-Qualität, einer inkonstanten Offensive Line in puncto Pass-Blocking und einem Scheme, das ein wenig im Nirgendwo verloren scheint, ist Rodgers nach wie vor in der Lage, eindrucksvolle Big Plays aufzulegen. Schwierige Pässe, in enge Coverage, bei denen sein Receiver keine Separation kreiert und Rodgers dennoch der Offense neues Leben gibt. Wie genau hinter den Kulissen die "Schuldzuweisung" aussieht, also inwieweit Rodgers dafür verantwortlich ist, dass die Packers bestimmte Dinge im Passspiel (nicht) machen, und inwieweit Rodgers umgekehrt LaFleurs nicht gerade überzeugende Play-Designs rettet, da gibt es Spielraum für Interpretation. Klar ist, dass Rodgers' Arbeit innerhalb dieser Offense aktuell sehr schwierig ist.
6. Geno Smith, Seattle Seahawks
Ranking nach Week 5: Platz 9.
Er ist und bleibt die individuell unwahrscheinlichste Geschichte dieser Saison, aber nach zehn Spieltagen bleibt eines klar festzuhalten: Smiths Leistungen haben zu viel Substanz, um hier plötzlich einen rapiden Absturz zu erwarten oder von einer Eintagsfliege zu sprechen. Er ist schlicht und ergreifend einer der besseren Pocket-Passer dieser Saison und sehr gut darin, innerhalb der Play-Struktur zu agieren und gleichzeitig mit konstanten Reads und einem guten Arm das ganze Feld zu öffnen. Woche für Woche sehen wir dabei auch durchaus schwierige Pässe, die Smith allerdings anbringt, weil er ein gutes Maß an Aggressivität als Passer mitbringt und auch unter Druck die Augen Downfield behält. Und gleichzeitig gibt er der Offense einen hohen Floor, weil er durch seine Progressions geht und offene Receiver findet. Aber auch weil er mit sehr gutem Timing und gutem Ball-Placement die Mitte des Feldes bedient - und notfalls ein First Down zu Fuß rausholen kann.
5. Tom Brady, Tampa Bay Buccaneers
Ranking nach Week 5: Platz 5.
Es ist noch immer eindrucksvoll, zu sehen, was für Pässe Brady nach wie vor im Arm hat - und wie er die Offense tragen kann, wenn er nicht andauernd aus Zweiter-und-Zehn operieren muss. Brady hat gute Waffen, aber eine wacklige Offensive Line und spielt in mit dem fragwürdigsten offensiven Play-Calling ligaweit. Vor diesem Hintergrund muss man seine Saison bewerten, und in diesem Kontext steht außer Frage, dass Brady nicht nur weiterhin einer der besten Quarterbacks in der NFL ist, sondern auch, dass er der ganz klar primäre Grund dafür ist, dass die Buccaneers eine Chance haben, das Ruder - pun intended! - in der zweiten Saisonhälfte herumzureißen.
4. Jalen Hurts, Philadelphia Eagles
Ranking nach Week 5: Platz 4.
So wirklich hat sich meine Meinung zu Hurts über die letzten drei, vier Wochen nicht verändert: Es gibt viele positive Punkte, positive Entwicklungen und genug Ansatzpunkte, um zu argumentieren, dass dieses Team mit Hurts einen Playoff-Run hinlegen kann. Und gleichzeitig gibt es auch noch einige Fragezeichen, eben weil Hurts sehr von den Umständen profitiert. Von der besten Offensive Line in der NFL, von den Eins-gegen-Eins-Shot-Gelegenheiten. Was ihn für mich etwa von Tua Tagovailoa, den man bis an diesen Punkt ähnlich beschreiben könnte, unterscheidet, ist die Tatsache, dass Hurts essenziell für die Struktur der Offense ist: Seine Qualitäten als Runner sind fest verankert und öffnen viele Räume für die Eagles. Mit Hurts als Runner und einer herausragenden Offensive Line müssen Teams den Run respektieren - die Eagles haben gezeigt, dass sie auch mit langen, geduldigen Drives über viele Short-Yardage-Runs zum Touchdown kommen können. Und wie Hurts die Matchups bestraft, die daraus resultieren - ich würde argumentieren, dass er der gefährlichste Go-Ball-Passer in der Liga ist - ist beachtlich. Ich will nach wie vor sehen, wie diese Offense aussieht, wenn Hurts mehr aus der Pocket gewinnen muss, wenn eine Defense die Eagles eindimensionaler macht, denn er hat im Pocket-Verhalten und auch mit seiner Accuracy gerade über die Mitte des Feldes noch immer einige Wackler. Da habe ich noch Zweifel. Aber in den Umständen aktuell spielt er sehr gut, und er trägt auch selbst maßgeblich zu diesen Umständen bei.
3. Lamar Jackson, Baltimore Ravens
Ranking nach Week 5: Platz 3.
Selbst wenn man zunächst einmal nur auf das Passspiel schaut: Ich würde argumentieren, dass wenige Quarterbacks aktuell noch so viel aus vergleichsweise so wenigen Möglichkeiten machen. Kein Rashod Bateman, keine vernünftige alternative Receiver-Option, zuletzt auch Mark Andrews verletzt raus und eine Offense, die nicht dafür bekannt ist, einfache und offene Completions zu kreieren. Dennoch hat Jackson prozentual die viertmeisten "Big Time Throws" laut PFF, und nutzt das Passspiel als Komplementärelement. Ist er hier perfekt? Nein, sicher nicht, ich würde immer noch gerne mehr Konstanz in seinem Ball Placement sehen. Aber im Kontext der Waffen, des Schemes und der Offense betrachtet, ist er als Passer ausreichend effizient. Und: Er ist nach wie vor der gefährlichste Runner in der NFL, und das ist ein elementarer Bestandteil der Offense - auch weil es Räume öffnet. Der Touchdown zu Likely gegen die Saints war ein Paradebeispiel dafür. Hier trägt Jackson die Offense, hier öffnet er Räume für die Running Backs, hier kann er Spiele an sich reißen und zusätzlich mit dem Play-Action-Passspiel punkten. Jackson ist einmal mehr einer der gefährlichsten Quarterbacks und ich vermute, dass sich das über die zweite Saisonhälfte eher noch intensivieren wird.
2. Josh Allen, Buffalo Bills
Ranking nach Week 5: Platz 1.
In erster Linie gilt bei Allen jetzt, dass der Ellbogen wieder auf 100 Prozent kommen muss - es wäre schade für dieses Bills-Team, wenn man mit einem merklich angeschlagenen Josh Allen in die Playoffs einziehen würde. Rein sportlich betrachtet ist mein größter Kritikpunkt aktuell, dass Allen zu wild spielt. Zu viele Plays, bei denen er Dinge erzwingen will oder Würfe mit sehr hohem Schwierigkeitsgrad versucht. Zwei Red-Zone-Turnover diese Woche, zwei die Woche davor - das testet selbst den Spielraum für Fehler dieses Bills-Teams. Und zumindest in Teilen lebt man bei Allen damit, eben weil so auch nicht wenige Big Plays entstehen. Doch zuletzt nahmen die Fehler Überhand, das muss sich wieder einpendeln. Davon abgesehen ist Allen nach wie vor eine absurde Big-Play-Maschine, ob durch die Luft oder auch am Boden, wo er ebenfalls einer der gefährlichsten Quarterbacks dieser Saison ist.