In Deutschlands größter Padel-Anlage "Walls" in Köln ist SPOX mit Philipp Petzschner verabredet, der an diesem Tag sein Charityevent "Petzschner&Friends" veranstaltet. Gemeinsam mit Alexander Zverev und Dustin Brown spielt er gegen die deutsche Padel-Nationalmannschaft, um die Trendsportart bekannter zu machen und Spenden für die Kölner Initiative Breakfast4Kids zu sammeln.
Nicht nur deswegen ist "Petzsche" gut gelaunt. Nach einer langen Ausfallzeit ist der Doppelspezialist gerade aus Melbourne zurückkehrt, wo er wieder Matchpraxis sammeln durfte.
SPOX: Herr Petzschner, für Sie war es verletzungstechnisch mit einem mysteriösen Virus ein bitteres Jahr 2016. In den vergangenen Monaten haben Sie sich wieder herangekämpft ans Profitennis. Wo sehen Sie sich körperlich und spielerisch in diesen Tagen?
Petzschner: Ich weiß nicht, ob die 100 Prozent, die ich körperlich und sportlich wieder abrufen kann, mein Maximum sind - oder ob da noch was geht. Ich bin auf einem sehr guten Weg. Spielerisch fühle ich mich wieder sehr, sehr wohl. Körperlich ist soweit auch alles gut. Nach langen Reisen, wie jetzt aus Australien, habe ich ein, zwei Tage Probleme. Dort habe ich aber zwei gute Matches gespielt, hatte nicht das Auslosungsglück, um vielleicht noch weiter zu kommen.
SPOX: Ihr Partner vor der langen Auszeit, Alexander Peya, schlägt dieses Jahr mit dem Kroaten Mate Pavic auf - das war so abgesprochen: Ihre angesprochenen Matches haben Sie mit Robin Haase und bei den Australian Open mit Florian Mayer bestritten. Bleibt das so, oder sind Sie auf der Suche nach einem festen Partner?
Petzschner: Jein! Zunächst bestreite ich das kommende Turnier in Sofia nochmal mit Robin Haase - wir kennen uns schon länger. Deutsche Konstellationen wie mit Flo, Philipp Kohlschreiber oder vielleicht auch mit einem der beiden Zverev-Brüder habe ich immer sehr gerne. Natürlich halte ich aber Ausschau nach einem festen Partner. Für ein erfolgreiches, eingespieltes Doppel macht das einfach Sinn, und das ist auch mittelfristig wieder das Ziel.
SPOX: Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann hat Ihnen kürzlich in einem Interview eine Hintertür für das Nationalteam offen gehalten ob Ihrer Doppelexpertise. Balsam für die geschundene Sportlerseele?
Petzschner: Es freut mich sehr. Es ist Ziel jedes deutschen Spielers, Davis Cup spielen zu dürfen, und natürlich würde ich mich über jede Einladung freuen. Wir haben 2017 ein sehr schlagfertiges Team, das nicht nur gegen Belgien bestehen kann. Sobald der Teamchef und das Team denken, dass ich ihnen helfen kann, stehe ich natürlich bereit.
SPOX: Sie können mit Ihrer Erfahrung auf eine Vielzahl von Einsätzen zurückblicken. Gibt es eine Begegnung, die Ihnen noch besonders präsent ist?
Petzschner: Die intensivste Nominierung war sicherlich das Viertelfinale 2008 in Bremen gegen Spanien.
SPOX: Ich hätte gewettet, Sie nennen jetzt den Sieg gegen Kroatien 2011. Da haben Sie doch bärenstark gespielt.
Petzschner: Sportlich gesehen, klar: Da habe ich Doppel und Einzel gewonnen und wir waren erfolgreich. Aber in Bremen waren mehr als 12.000 Zuschauer in der Halle. Die Spanier waren dort mit ihrer Topmannschaft: Nadal, Ferrer, Verdasco, Lopez. Das war mein emotionalster Davis-Cup-Moment, weil einfach die Stimmung in der komplett ausverkauften Halle der Wahnsinn war - ein Wow-Moment! Hinzu kam noch das Marathonmatch im Doppel.
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SPOX: Es war mit knapp fünf Stunden das längste Davis-Cup-Doppel in der Geschichte des DTB.
Petzschner: Richtig. 10:12 im fünften Satz mit "Kohli" gegen Lopez/Verdasco - bitter. Aber da haben wir gegen 13 Uhr angefangen und abends immer noch gekämpft. Bei all den Reformwünschen und dem Zeitmangel rund um den Davis Cup: Dieser Wettbewerb hat schon ein ganz eigenes Flair und solche Matches begeistern auch die Menschen.
SPOX: Sie brennen für diesen Teamwettbewerb. Wie haben Sie die Kommunikation rund um die Absagenflut für das Relegationsmatch vergangenen Herbst gegen Polen erlebt?
Petzschner: Auch nur aus der Presse, da ich wegen der Erkrankung außer Gefecht war und nicht beide Seiten anhören konnte. Es ist natürlich ein schwieriges Thema und es ist immer schade, wenn so viele absagen. Am Ende hatten wir aber immer noch ein schlagkräftiges Team beisammen, dass das Spiel gegen Polen siegreich gestalten konnte.
SPOX: Der DTB und der Teamchef hatten daraus zunächst Konsequenzen gezogen und wollten eine Gruppe von Spielern nicht mehr nominieren. Am Ende steht Dustin Brown etwas alleine da als Sündenbock, oder?
Petzschner: Ein kurzer Vergleich zum Fußball: Wenn Carlo Ancelotti sich dazu entscheidet, Joshua Kimmich anstelle von Philipp Lahm aufzustellen, dann sollte man den Spieler, der nicht spielt, oder den Trainer nicht an den Pranger stellen, solange das Team gewinnt. Für das deutsche Tennis muss gelten: Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft ist wichtig. Wir haben eine sehr, sehr gute Truppe, und viele potenzielle Kandidaten zur Nominierung, um den Davis Cup erfolgreich zu gestalten. Darauf sollten sich alle fokussieren.
SPOX: Zum Auftakt geht es gegen Belgien. Deren Nummer eins, David Goffin, hat aufgrund der Strapazen in Australien abgesagt. Wird das Spiel nun zur lästigen Pflichtaufgabe?
Petzschner: Die Goffin-Absage hilft sicherlich. Aber die Belgier sind dennoch brandgefährlich. In Steve Darcis haben sie jemanden, der im Davis Cup immer über sich hinauswachsen kann. Ihr Doppel hat vergangenes Jahr die Weltklassepaarung Melo/Soares geschlagen. Ruben Bemelmans, mit dem ich auch schon Doppel gespielt habe, ist ein guter Mann. Außerdem hat Belgien in den vergangenen zwei Jahren als Team für Furore gesorgt. Unterschätzen ist nicht. Dennoch haben wir das stärkere Team und ich bin mir sicher, dass wir gewinnen.