Der kriselnde Zweitligist 1. FC Nürnberg entlässt Trainer Markus Weinzierl - der Nachfolger wird der eigene Sportvorstand in Doppelfunktion.
Altmeister 1. FC Nürnberg hat in seiner wechselhaften Geschichte schon oft für Aufsehen gesorgt - am Rosenmontag war es wieder einmal soweit. Nach der wenig überraschenden Entlassung von Markus Weinzierl übernahm Sportvorstand Dieter Hecking beim kriselnden Club in Doppelfunktion bis Saisonende nun auch das Traineramt. So weit, so gut. Verrückt nur: Er muss damit quasi seinen eigenen Job retten.
So stark würde er es "natürlich nicht formulieren", sagte Club-Aufsichtsratschef Thomas Grethlein an der Seite von Hecking: "Aber wenn er diesen Schritt tut, geht er in gewisser Weise schon All-in. Er muss nicht seinen Job retten, er stellt seinen Job aber damit auch zur Disposition."
Es nötige ihm "Respekt ab", so der Club-Boss weiter, "dass Herr Hecking in dieses Risiko geht, er den Mut hat und dieses Wagnis eingeht. Wenn das auch nicht funktioniert, haben wir ein größeres Problem, als wir es sonst hätten."
Wagnis? Risiko? Hecking ist überzeugt von seiner heiklen Mission. "Es war in meiner Lebensplanung nicht vorgesehen, trotzdem habe ich das Selbstvertrauen, dass ich die Mannschaft wieder in die richtigen Bahnen lenken kann. Ich glaube, es ist die beste Lösung", sagte Hecking.
imago images1. FC Nürnberg entlässt Markus Weinzierl nach 0:5-Pleite
Nach dem krachenden 0:5 des Pokal-Viertelfinalisten in Heidenheim am Sonntag sah sich der 58-Jährige zum Handeln gezwungen - und vor dem Kellerduell gegen Schlusslicht SV Sandhausen am Samstag (13.00 Uhr) keine bessere Lösung als sich selbst. Der Druck ist groß. Der Abstand des neunmaligen Meisters, der mit großen Ambitionen in die Saison gestartet war, zu den Abstiegsrängen beträgt nur noch zwei Punkte.
Hecking wird im Umfeld schon länger vorgeworfen, den selbst zusammengestellten Kader zu überschätzen. Er glaube aber fest daran, betonte er, "dass der Kader mehr hergibt. Es liegt in meinen Händen, das zu beweisen, dass ich richtig liege." Und wenn nicht? Dann, so Hecking, "ist es noch fataler. Dann habe ich eine grundlegende Falscheinschätzung gehabt, die ich dann auch zugestehen muss."
Hecking war von 2009 bis 2012 schon einmal Trainer beim Club gewesen. Danach war er in Wolfsburg, Gladbach und beim Hamburger SV tätig. Zur Saison 2020/21 übernahm Hecking beim FCN als Sportvorstand. Auf die Trainerbank wollte der frühere Profi eigentlich nicht mehr zurückkehren.
1. FC Nürnberg: Dieter Hecking muss "passende Lösung für die Zukunft" finden
Dass er nun doch sein Comeback feiert, würde seinen Terminkalender "durcheinander wirbeln". Zumal er nebenbei ja auch noch die "passende Lösung für die Zukunft" finden muss. Aber dies müsse, so Hecking, "erst mal hinten anstehen". Über allem steht der Klassenerhalt - den nun der schon dritte Trainer in dieser Saison bewerkstelligen muss.
Weinzierl hatte den Job beim Traditionsklub als Nachfolger von Robert Klauß Anfang Oktober angetreten. In insgesamt elf Ligaspielen unter seiner Verantwortung gewann Nürnberg nur dreimal. Höhepunkt der Krise war nun die desolate Vorstellung in Heidenheim. Hecking sprach von einem "schleichenden Tod". Er wollte deshalb "nicht darauf warten, dass das Auto gegen die Wand fährt. Auch wenn ich gegen meine eigenen Prinzipien verstoße."