Was soll man machen? Die Opta-Zahlen lügen nicht. Der HSV hat einen über 43 Jahre alten Vereinsnegativrekord eingestellt. Es gab aber freilich auch gute Nachrichten am 19. Spieltag: Vom unmenschlichen Thiago zum Beispiel, von Jens Keller und Tayfun Korkut, der auf den Spuren des legendären Helmut "Fiffi" Kronsbein wandelt.
Wie ein Absteiger: Der HSV ist Dauergast in den Zahlen des Spieltags, weil er es aktuell schafft, an jedem Wochenende noch tiefer zu sinken. Immerhin ist schon Platz 17 erreicht, weshalb es nicht mehr viel tiefer geht. Das 0:3 von Hoffenheim war die fünfte Pleite in Serie. So etwas ist dem HSV nur einmal passiert: in der Saison 1970/71. Kleiner Trost: Damals gab's in dieser Phase 3:20 Tore (u.a. 1:8 bei RW Oberhausen), diesmal nur 3:13.
Keineswegs wie ein Absteiger: Es ist schon erstaunlich, dass man mit gerade mal zwei Siegen nach 19 Spieltagen auf einem Nichtabstiegsplatz steht, dem 1. FC Nürnberg wird's aber wurscht sein. In Berlin bewies die Mannschaft von Gertjan Verbeek gegen eine keineswegs schlechte Hertha eine bemerkenswerte Effektivität. Vier Mal brachte man den Ball aufs gegnerische Tor, drei Mal klingelte es. Der Sportkamerad Josip Drmic verwandelte seine beiden einzigen Versuche des Spiels. Kann der Club auf diese Art sogar die Bayern knacken?
Tiki-Taka-Thiago: Immer wenn man glaubt, der FC Bayern habe sich alle Rekorde der Welt schon unter den Nagel gerissen, dann machen die Münchner ein neues Fass auf. Beim munteren 5:0 gegen Eintracht Frankfurt betätigte sich Thiago Alcantara nun als Mensch gewordene Ballmaschine. 185 Mal kam der 22-Jährige mit dem Leder in Kontakt, 159 Pässe spielte er. Solche Werte gab es in der Bundesliga noch nie. 93 Prozent seiner Zuspiele kamen dabei zum Mitspieler, nebenbei gewann er noch über 70 Prozent seiner Zweikämpfe. Um das Ganze noch etwas besser einzuordnen: Die 14 von Gästecoach Armin Veh eingesetzten Akteure kamen gemeinsam auf 279 Pässe, von denen nur gut drei Viertel erfolgreich waren.
Grafik - Thiagos Rekordspiel gegen Frankfurt:
Undichte Stellen: Eintracht Braunschweig ist immer noch legendär torungefährlich, aber gegen Dortmund reichte es immerhin zu einem Treffer. Eigentlich kein Wunder, denn der BVB ist so anfällig wie lange nicht mehr. Zum neunten Mal in Serie kassierten die Schwarz-Gelben einen Gegentreffer in der Liga. Das gab's unter Jürgen Klopp zuvor noch nie.
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Ehrenbürger: Kaum ist Tayfun Korkut am Start, läuft es in Hannover wie geschmiert. Zwei Siege gab's für die 96er zum Rückrundenstart - und Korkut schrieb gleich mal ein bisschen Geschichte. Er ist der erste Hannover-Coach seit dem legendären Helmut "Fiffi" Kronsbein, der seine ersten beiden Spiele gewinnen konnte. Kronsbein gelang das Kunststück 1964 bei seinem zweiten Engagement als Trainer in Hannover. Zehn Jahre zuvor hatte der 1991 verstorbene Kronsbein mit 96 die deutsche Meisterschaft gewonnen.
Auf Augenhöhe: Bayern, Bayern, Bayern. Zartbesaitete kann das Gerede von der eigenen Liga, in der die Bayern angeblich spielen, schon mal nerven. Deshalb gibt es jetzt weltexklusiv den Beweis, dass es durchaus Mannschaften gibt, die sich mit den Bayern messen können beziehungsweise ihnen sogar etwas voraushaben - zugegeben: Pokale werden in den folgenden Kategorien nicht verliehen. Also: Felipe Santana traf am Samstag als 13. Schalker in dieser Saison ins gegnerische Tor. Mehr Torschützen haben auch die Bayern nicht. Ja-Cheol Koo erzielte das achte Jokertor für Mainz. Das ist gleichauf mit Bayern der Spitzenwert in der Liga. Und jetzt kommt's: Stuttgart traf schon zum zehnten Mal in der Anfangsviertelstunde. Das ist ligaweit einmalig und besser (!) als Bayern. Aber wie gesagt: Pokale gibt's dafür nicht und - siehe VfB - nicht mal regelmäßig Punkte.
Keller-Rekord: Jetzt ist endgültig bewiesen, dass Schalke alles richtig gemacht hat, indem man Jens Keller das Vertrauen aussprach. Das 2:1 gegen Wolfsburg war der zweite Sieg in der Rückrunde und bedeutete den Sprung auf Platz vier. Zehn Punkte holte Schalke aus den letzen vier Bundesliga-Spielen, das ist eine neue Bestmarke seit Kellers Amtsantritt am 16. Dezember 2012.
Wahre Liebe: Am vergangenen Spieltag haben wir an dieser Stelle Klaas-Jan Huntelaars Faible für den HSV angesprochen. Dieses Mal outen wir einen weiteren Fan der Rothosen: Robert Firmino. Hoffenheims Brasilianer hat nämlich großen Anteil daran, dass das direkte Duell mit dem Buli-Dino in dieser Saison mit 8:1 relativ klar an die TSG ging. Auf drei Tore und drei Assists kam der 22-Jährige bei den beiden Schützenfesten gegen die Hanseaten. Wo wir schon von Lieblingsgegnern sprechen: Stefan Kießling steigerte seine Ausbeute gegen den VfB auf 14 Treffer in 17 Spielen. Gegen keinen anderen Klub hat Leverkusens Torjäger öfter zugeschlagen.