Der FC Bayern München steht zum 12. Mal im Viertelfinale der Champions League. Im Achtelfinalrückspiel konnte sich die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes eine 0:2 (0:1)-Heimpleite gegen den FC Arsenal erlauben. Das Hinspiel hatten die Bayern mit 3:1 gewonnen. Damit ist erstmals seit 17 Jahren kein englischer Klub im CL-Viertelfinale vertreten.
Die Tore vor 68.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena erzielten Olivier Giroud und Laurent Koscielny (85.) die Tore für die Gunners.
Es war die erste Champions-League-Heimniederlage des FC Bayern seit dem 2:3 im Achtelfinal-Rückspiel gegen Inter Mailand 2011.
Uli Hoeneß: "Wir spielen schönen Dreck!"
Javi Martinez ist wegen der dritten Gelben Karte im ersten Viertelfinale gesperrt.
Die Reaktionen:
Jupp Heynckes (FC Bayern): "Der frühe Rückstand war nicht programmiert, damit haben wir dem Gegner in die Karten gespielt. Wir haben das Spiel nicht wie gewohnt kontrolliert, nicht die Ruhe gehabt. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen."
Arjen Robben (FC Bayern): "So etwas darf nicht passieren, aber es passiert. Wir haben vorher darüber gesprochen. Wir waren gewarnt, sie haben nichts zu verlieren. Wir waren in der ersten Halbzeit nicht aggressiv genug. Vielleicht ist das positiv für uns, weil es ein Weckruf ist. Wir müssen einfach immer konzentriert sein."
Karl-Heinz Rummenigge (FC Bayern): "Wir können von Glück sagen, dass wir in London ausreichend Tore erzielt haben. Das muss ein Warnschuss sein für die Champions League. Da hängen die Trauben höher. Da muss man mit Demut rangehen und darf nicht glauben, dass man von selbst weiterkommt."
Uli Hoeneß (FC Bayern): "Wir müssen froh sein, dass wir das geschafft haben. Wir müssen jetzt aufpassen. Für mich war das gerade noch ein rechtzeitiger Warnschuss. Wir waren schon gegen Hoffenheim und Düsseldorf nicht gut. Die heutige Niederlage muss jedem klarmachen, dass wir anders spielen müssen, wenn wir die Champions League gewinnen wollen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Bayern ohne den gelbgesperrten Schweinsteiger, den rotgesperrten Boateng und den verletzten Ribery (Bänderdehnung im Sprunggelenk). Gustavo und Martinez bilden die Doppelsechs, Robben feiert sein Comeback nach zweiwöchiger Verletzungspause.
Arsenal muss auf die verletzten Podolski, Sagna und Wilshere verzichten. Im Tor gibt Trainer Wenger Fabianski den Vorzug, Stammkeeper Szczesny ist nicht mal im Kader.
3., 0:1, Giroud: Ramsey hat 25 Meter vor dem Bayern-Tor Platz und spielt rechts raus zu Rosicky. Der leitet direkt weiter zu Walcott. Alaba rutscht aus, Walcott bringt den Ball flach vors Tor, da steht Giroud blank und haut den Ball aus drei Metern unters Dach.
10.: Ecke Bayern von links, der Ball kommt zu Gustavo, der aus 13 Metern abzieht - knapp drüber.
25.: Lahm treibt über die rechte Seite an und legt quer zu Kroos. Der zeiht aus 16 Metern zentrale Position ab, kriegt aber keinen Druck hinter den Ball. Fabianski hält problemlos.
30.: Lahm bringt den Ball von rechts flach vors Tor, Mertesacker grätscht Müller den Ball in die Füße. Der wird von Koscielny abgedrängt und trifft aus spitzem Winkel nur das Außennetz.
47.: Starke Balleroberung von Gustavo gegen Walcott. Robben übernimmt, setzt zwei, drei Haken und zieht aus 20 Metern ab. Haarscharf rechts am Tor vorbei.
49.: Kroos schießt den Ball mit rechts aus dem Stand aus 20 Metern knapp links am Tor vorbei.
63.: Lahm leitet den Ball mit der Hacke in den Lauf zu Robben weiter. Der läuft auf Fabianski zu, scheitet aber mit seinem Linksschuss aus zehn Metern.
83., Gelbe Karte für Martinez: Hoher Ball in der Arsenal-Hälfte, Rosicky spitzelt im Zweikampf mit Martinez den Ball weg und bekommt einen Tritt in die Seite. Martinez damit fürs erste Viertelfinale gesperrt.
86., 0:2, Koscielny: Und da ist es passiert. Koscielny springt höher als Martinez und köpft den Ball neben den rechten Pfosten. Neuer kommt zu spät. Jetzt wird es nochmal eng!
Fazit: Der FC Bayern kommt nach einer schwachen Leistung mit zwei blauen Augen davon. Die Mannschaft wirkte zwar engagiert, machte aber viele Fehler und ließ erneut unzählige Torchancen aus.
Der Star des Spiels: Mikel Arteta. Der Gunners-Kapitän überzeugte mit seiner Ruhe am Ball und Übersicht. Gewann 60 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte die meisten Ballkontakte bei Arsenal (66). Machte in der Nachspielzeit aber auch drei unnötige Fouls.
Der Flop des Spiels: Luiz Gustavo versteckte sich in der ersten Halbzeit und ging ungeschickt in den einen oder anderen Zweikampf. Bekam an der Seite von Martinez das Zentrum nie in den Griff.
Der Schiedsrichter: Pavel Kralovec leitete sein insgesamt siebtes CL-Spiel, das vierte in dieser Saison. Der Tscheche pfiff kleinlich und bewertete einige Zweikämpfe falsch. Die neun Gelben Karten waren dem Spiel nicht angemessen. Walcott stand zudem nicht im Abseits, als er alleine auf Neuer zulief (56.).
Die Trainer:
Jupp Heynckes vertraute seiner Stammelf und den ersten Backups Gustavo und Robben. Der wie immer enorm fleißige Mandzukic musste in der 72. Minute Platz machen für Gomez. In den letzten zehn Minuten sollte Tymoschtschuk als zusätzlicher defensiver Spieler für Kroos absichern.
Arsene Wenger bot entgegen der Vermutungen englischer Medien seine beste zur Verfügung stehende Elf auf, mit Ausnahme von Stammtorhüter Szczesny, der in London blieb. Nahm in der 71. Minute einen Doppelwechsel vor: Oxlade-Chamberlain und Gervinho kamen für Walcott und Ramsey.
Das fiel auf:
Die Bayern begannen viel zu passiv, standen zu tief und überließen Arsenal den Ball. Weil die Ordnung im Mittelfeld fehlte und Alaba den anschließenden Pass zu Walcott nicht unterbinden konnte, stand es nach drei Minuten 0:1.
Arsenal stürmte nicht kopflos, sondern spielte mit Plan. Rosicky unterstützte Giroud beim Pressing, indem er den ballführenden Innenverteidiger der Bayern anlief. Ramsey und Arteta schoben nach, wodurch die Bayern zu langen Bällen gezwungen wurden. Nach der Balleroberung spielte Arsenal meist rechts über Walcott, der den Sprint anzog. Giroud und Rosicky liefen dann im Zentrum in Position.
Den Bayern fehlte ohne Schweinsteiger die ordnende Hand im Mittelfeld. Gustavo versteckte sich die erste halbe Stunde komplett. Den ersten Ball aus der Viererkette musste sich oft Kroos abholen. Das Vakuum im Mittelfeld konnte nie ganz geschlossen werden; teilweise standen Arsenal-Spieler bei Einwürfen gänzlich frei.
In der Offensive wechselten Müller und Robben immer wieder die Seiten. Robben war sehr aktiv und an insgesamt zehn Torschüssen beteiligt.
Mit zunehmender Spieldauer wurden die Bayern aggressiver und übernahmen nach und nach die Spielkontrolle. Arsenal lauerte ausschließlich auf Fehler der Bayern, um dann zu kontern. Allerdings fehlte den Gunners die nötige Präzision im Passspiel.
Wie schon in der Liga gegen Düsseldorf ließen die Bayern viel zu viele Chancen liegen. Das große Problem war die Präzision im Abschluss. Fabianski musste bei insgesamt 23 Torschüssen der Münchner selten eingreifen.
FC Bayern - FC Arsenal: Daten zum Spiel