Der FC Bayern München hat beim 5:1-Sieg bei Borussia Dortmund am 5. Spieltag der Bundesliga weitgehend überzeugt. Es gibt Gründe, die dafür sprechen, dass die Bayern die Vorgabe von Manager Uli Hoeneß umsetzen und bald vorneweg marschieren werden. Doch ein Kardinalproblem bleibt.
"Die Höhe der Niederlage hängt damit zusammen, dass die einfach gut sind." Dortmunds Trainer Jürgen Klopp brachte es auf den Punkt. Nach einem schwachen Start und dem Rückstand durch ein Tor von Bayern-Eigengewächs Mats Hummels, drehte der FC Bayern beim BVB auf und gewann mit 5:1 - Dortmunds höchste Heimniederlage seit 1971.
"Das Ergebnis sieht natürlich super aus und wir haben schöne Tore gemacht, aber aufgrund der ersten Hälfte war es nicht unser bestes Saisonspiel. Wenn wir so arbeiten wie in der zweiten Halbzeit, dann werden wir auch erfolgreich sein", sagte Bastian Schweinsteiger.
Dortmund - Bayern: Die SPOX-Analyse
Der deutsche Rekordmeister kommt allmählich in Fahrt und die Aussichten sind vielversprechend. Doch die Bayern haben auch ein Kardinalproblem, das nicht so schnell gelöst werden kann.
Was für die Bayern spricht...
Unerschöpfliche Qualität im Angriff:
Luca Toni und Miroslav Klose, seit 2007 im Angriff der Bayern gesetzt, waren in Dortmund nicht im Kader. Mario Gomez blieb zur Pause in der Kabine. 101 Bundesliga-Tore schossen die drei Angreifer in der Summe in den letzten beiden Jahren.
Die Bayern können es sich erlauben, diese drei Top-Stürmer draußen zu lassen. Thomas Müller, die Entdeckung der Saison, schoss beim BVB zwei blitzsaubere Tore. Franck Ribery und Arjen Robben bilden eine der besten Flügelzangen der Welt. Und Ivica Olic ist auch noch da.
Die Qualität in der Offensive ist enorm. In der Bundesliga gibt es nichts Vergleichbares und auch in Champions League gibt es nicht mehr viele Vereine, die vorne besser besetzt sind.
Ribery ist wieder glücklich:
Er wollte zu Real Madrid und lag überkreuz mit Louis van Gaal. Riberys Geste nach seinem genialen Freistoßtor, als er auf van Gaal zulief und den Coach mit einem beherzten Sprung aus der Balance brachte, hatte eine eindeutige Botschaft: Ribery respektiert den Trainer und dessen Entscheidungen.
"Wir brauchten etwas Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen. Wir reden viel miteinander und es gab nie Probleme zwischen uns", versicherte Ribery. Kapitän Philipp Lahm pflichtete dem bei, "sonst hätte Ribery das wohl nicht getan." Van Gaal ging auf der Pressekonferenz auf intensiven Schmusekurs zu Ribery: "Er hat gezeigt, dass er den Trainer liebt."
Zeit spricht für die Bayern:
Louis van Gaal forderte in den ersten zwei Monaten seiner Amtszeit immer wieder Zeit ein, um der Mannschaft seine Philosophie beizubringen. Der Bundesliga-Start war so schlecht wie seit 43 Jahren nicht mehr, die Liste der Verletzten (van Bommel, Demichelis, Toni, Ribery) prominent und lang.
Zudem wurde die Trainingsarbeit durch mehrere WM-Qualifikationsspiele erschwert. In den nächsten vier Wochen hat van Gaal seinen Kader ohne Unterbrechungen zusammen.
"Wir brauchen noch viele Trainingseinheiten, um uns zu finden und die Abläufe zu perfektionieren", sagte van Gaal. Die Zeit bekommt er jetzt, auch wenn ab jetzt alle drei Tage ein Spiel ansteht. Zudem werden van Bommel und Demichelis in absehbarer Zeit wieder zurückkommen. Beide gehören normalerweise zur Stammelf.
Uli Hoeneß hatte bereits nach dem 1:1 zum Auftakt in Hoffenheim gemutmaßt, dass seine Bayern bald vorneweg marschieren würden. Der Rückstand auf die Tabellenspitze beträgt immer noch fünf Punkte, doch die Münchner werden in der Bundesliga nur schwer aufzuhalten sein.
Was gegen Bayern spricht...
Außenpositionen in der Viererkette:
Philipp Lahm wurde in der Halbzeit des WM-Qualifikationsspiels der DFB-Elf gegen Aserbaidschan (4:0) von der rechten auf die linke Abwehrseite beordert und war nach dem Wechsel weitaus präsenter.
Lahm hat jahrelang links gespielt und sich zu einem der besten und begehrtesten Verteidiger in Europa entwickelt. Van Gaal betonte vor dem Dortmund-Spiel auf Nachfrage von SPOX, dass Lahm beim FC Bayern "immer Rechtsverteidiger" spielen werde. Dort konnte er bislang nicht immer überzeugen, genauso wenig wie Danijel Pranjic und Edson Braafheid auf links.
Der Transfer von Schalkes Rafinha kam nicht zustande. Ein neuer Vorstoß in der Winterpause würde Sinn machen.
Torwart-Problem bleibt:
Weder Michael Rensing noch Jörg Butt verleihen den Bayern die nötige Sicherheit zwischen den Pfosten. Rensing patzte im Pokal gegen Neckarelz und in Mainz. Butt stürmte in Dortmund einmal ungestüm aus seinem Kasten und ermöglichte so Mohamed Zidan eine Großchance. Vor dem Dortmunder Führungstor blieb er auf der Linie kleben, statt Sahins Freistoßflanke abzufangen.
Rensing und Butt genügen nicht den Ansprüchen des FC Bayern, sie haben nicht die Klasse eines Oliver Kahn oder Jean-Marie Pfaff. Eine Verpflichtung von Manuel Neuer ist laut Sportdirektor Christian Nerlinger kein Thema mehr.
Ein Indiz dafür, dass die Münchner einen anderen Keeper im Auge haben? Zuletzt wurde der Russe Igor Akinfejew mit den Bayern in Verbindung gebracht.
Dortmund - Bayern: Daten zum Spiel