Noch mehr Probleme für Hitzfeld

Thomas Gaber
27. November 200712:11
SPOXGetty
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München - Daniel Baier kennt sich gut aus in der Allianz-Arena. Zwei Jahre spielte er für Stadionuntermieter 1860 München im rechten Mittelfeld und musste sich mit rustikalen Gegenspielern der Marke Christian Fröhlich oder Macchambes Younga-Mouhani den Nachmittag vertreiben.

Am Samstag kehrte Baier, mittlerweile für den VfL Wolfsburg aktiv, in die Arena zurück. Trainer Felix Magath stellte den 23-Jährigen auf seiner gewohnten rechten Seite auf, allerdings ein Stück weiter nach hinten in die Viererkette. Der Gegenspieler war diesmal ein Abkömmling der feinen Fußballkunst: Franck Ribery.

Doch was Bayerns neuer König anfangs auch versuchte, Baier war auf jeden Schabernack bestens vorbereitet, gemäß dem Motto "Not in my House!" Ribery war Baiers Majestätsbeleidigung nach knapp 25 Minuten leid und ergriff die Flucht auf die rechte Angriffsseite.

Rollentausch mit Altintop

Dieser Rollentausch mit Hamit Altintop erwies sich nur wenige Zeigerumdrehungen später als goldrichtig. Ribery setzte sich gegen vier Wolfsburger durch und servierte Miroslav Klose den Ball auf dem Silbertablett. Klose musste nur noch darauf achten, den Ball am ungünstig postierten Luca Toni vorbei ins leere Tor zu schieben. Kurzum: es gelang.

Eine simple taktische Maßnahme brachte Bayern auf die Siegerstraße. Keine übliche Anordnung des Trainers, sondern ganz auf Riberys und Altintops Mist gewachsen. "Wir machen das unter uns aus. Diesmal haben wir es ganz gut hinbekommen. Wichtig ist nur, dass wir dadurch die Ordnung nicht verlieren", sagte Altintop SPOX.com.

Sagnol will im Winter weg 

Soso, die Bayern machen also ihr eigenes Ding auf dem Platz. Wird da etwa die Autorität von Ottmar Hitzfeld untergraben? Soweit wollen wir nicht gehen, aber der Bayern-Trainer schafft sich offenbar immer mehr Feinde.

Nach der Kritik von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge an Hitzfelds Personalentscheidungen im UEFA-Cup-Spiel gegen Bolton ("Fußball ist keine Mathematik") und dem Gemecker von Valerien Ismael ("Der Trainer gibt mir keine Chance") machte nun Willy Sagnol das nächste Fass auf.

"Ich habe den Verein schon vor einigen Wochen gebeten, mich im Winter gehen zu lassen. Diesen Wunsch habe ich nach wie vor", sagte der Franzose nach dem 2:1 gegen Wolfsburg. Zu seinen Beweggründen schwieg Sagnol, er soll sich aber über Hitzfelds geringe Wertschätzung beklagt haben.

Oliver Kahn findet die Angelegenheit gar nicht lustig: "Ich weiß nicht, was ihm da für eine Laus über die Leber gelaufen ist. Er hat sieben Monate nicht gespielt, darf aber deshalb nicht so frustriert sein. Der Trainer entscheidet, wann er den Spieler wieder einsetzt. Ich habe kein Verständnis für Sagnols Reaktion. So geht's nicht", erklärte der Kapitän der Bayern.

Hitzfeld wirkt angeschlagen 

Kahns Loyalität hat Hitzfeld bitter nötig. Der Coach wirkt angeknackst. Daran änderten auch die drei Punkte gegen Wolfsburg nichts. In der Endphase rutschte er nervös auf der Trainerbank hin und her und wäre bei einem seiner seltenen Läufe ans Ende der Coachingzone beinahe über eine Werbebande gestolpert.

Er habe den Schlusspfiff herbeigesehnt, sagte Hitzfeld auf der Pressekonferenz. Kollege und Vorgänger Magath war trotz der Niederlage weitaus besser gelaunt und durfte von Bayen-Pressesprecher Markus Hörwick auch noch zwei Modellautos für seine Söhne entgegennehmen.

Geschenke für Hitzfeld sind rar in diesen Tagen und seine berufliche Zukunft ungewiss. "Wir haben vereinbart, dass wir zuerst mit ihm reden. Wenn wir keine Einigung erzielen, dann würden wir uns auf dem Markt umsehen", sagte Manager Uli Hoeneß bei Premiere.

Konjunktive vermeidet Hoeneß normalerweise. Hitzfelds Abschied aus München rückt wohl näher.