Legendäre Partytricks, Schlägereien und jetzt ein Monsterfoul: Newcastles Skandal-Kicker Joey Barton blieb sich in Liverpool mal wieder treu. Ein Spanier soll Englands Torwartprobleme lösen, Ibrahimovic krault sich das Gemächt und Erik Gerets ist der schlechtere Felix Magath.
Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Serie A
von Oliver Birkner
Milan, Adebayor und Beyonce: Dass Arsenals Emmanuel Adebayor ganz oben auf der Wunschliste von Milan-Coach Carlo Ancelotti steht, ist kein großes Geheimnis. Und so sagte der Stürmer jüngst: "Milan zu gefallen, ist wie von Beyonce umworben zu werden." Darüber ließe sich sicher streiten - jedenfalls kam Ancelotti zu dem Urteil: "Wenn ich Beyonce so sehe, denke ich, dass Adebayor eher mit unserem Vizepräsidenten Adriano Galliani Essen geht als mit der Sängerin." Richtig gut im Takt ist der AC derzeit aber auch ohne die beiden. Beim 2:0 in Catania traf Pippo Inzaghi zum elften Mal in den letzten acht Partien, in denen die Rossoneri sieben Siege und ein Remis holten. Der Schluss-Spurt kommt jedoch etwas zu spät.
Ibras Griff in die Kronjuwelen: Es war ein Spieltag diskussionswürdiger Episoden: In Florenz wollte Trainer Cesare Prandelli auf dem Weg in die Halbzeit einige Worte mit Referee Farina wechseln. Der gilt nicht umsonst als der empfindlichste Schiedsrichter Italiens und stieß Prandelli mit enormer Wucht einfach brüsk beiseite. Dass Spieler und Trainer Referees angehen, ist ja nichts Neues - umgekehrt, das ist wohl ein Novum. In Mailand hagelte es aus der Kurve Pfiffe gegen Zlatan Ibrahimovic, der zuletzt Abwanderungsgedanken preisgab. Der Schwede revanchierte sich gegenüber den Tifosi per Zeigefinger vor den Lippen und einem Griff in seine Kronjuwelen. Überflüssige Gesten von beiden Seiten. Genauso wie in Palermo, wo die Spieler jedes der fünf Tore per Trikot dem Teamkollegen Moris Carrozzieri widmeten. Der wurde unlängst wegen Kokainkonsum überführt - in einigen Fällen sollte man sich derartige Solidarität sparen.
Buffon entnervt - Ranieri zittert: Dicke Luft herrscht im Hause Juventus nach dem 2:2 gegen Lecce. Bereits in der Pause kam es in der Kabine zu lautstarken Diskussionen zwischen Trainer Claudio Ranieri und Mauro Camoranesi, der seine Auswechslung nicht einsehen wollte. Gigi Buffon versuchte zu vermitteln, konnte das Durcheinander aber auch nicht beenden. Entnervt verließ der Torhüter darauf die Kabine und kam schon nach sieben Minuten wieder auf den Platz. Der Riss scheint kaum noch zu kitten, und so deutet alles darauf hin, dass Ranieri im Sommer die Koffer packen muss.
Premier League
von Raphael Honigstein
Joey Barton - Vollprofi: Du spielst dein erstes Match seit gut drei Monaten. Deine Mannschaft steckt tief im Abstiegskampf und liegt zehn Minuten vor Schluss beim FC Liverpool 0:2 hinten. Was machst du?
a): Du gibst nochmal alles, um zumindest den Anschlusstreffer zu erzielen, denn im Fußball weiß man nie.
b): Du schonst deine Kräfte für das nächste Heimspiel gegen Middlesbrough, das unbedingt gewonnen werden muss.
c): Du senst ohne Not einen Gegenspieler nieder und holst dir eine Rote Karte ab, die dich für den Rest der Saison außer Gefecht gesetzt.
Es war klar, dass sich Newcastle-United-Mittelfeldspieler Joey Barton (hier geht's zum Porträt von Joey Barton) beim 0:3 in Anfield für die dritte Variante entscheiden würde. Xabi Alonso wurde nach dem Monsterfoul aus dem Stadion getragen. Barton ist in England mit einem ganz besonderen Partytrick berühmt: Bei einer Weihnachtsfeier drückte er seine Zigarre auf dem Auge eines Mitspielers aus. Letztes Jahr saß er nach einer Schlägerei vor einer McDonalds-Filiale knapp zwei Monate im Knast. Als er wieder rauskam, schlug der damalige Man-City-Spieler gleich mal Teamkollege Ousmane Dabo zusammen und wurde abermals wegen Körperverletzung verurteilt. "Das war dumm", sagte Alan Shearer nach Bartons vierter Roten Karte, "er hat den Verein und sich selbst im Stich gelassen." Was hatte Shearer aber von ihm erwartet?
Ein Spanier für England: Die Zeiten, in denen Manuel Almunia auf der Insel mit dem schusseligen Kellner Manuel aus der Comedy-Serie "Fawlty Towers" verglichen wurde, sind lange vorbei; jetzt möchte man den Torhüter mangels Alternativen am liebsten in Fabio Capellos Nationalelf stellen. "Er ist der Beste", sagt sein Vereinstrainer Arsene Wenger, "England sollte die Möglichkeit nutzen". Almunia, der nie für Spanien gespielt hat und nach fünf Jahren in London demnächst die britische Staatsangehörigkeit annehmen könnte, sagt, er könne bis Januar 2010 Brite sein: "Vielleicht mache ich das". Spurs-Trainer Harry Redknapp hat allerdings etwas dagegen. "Wenn ich die Weltmeisterschaft nur mit einem Spanier im Tor gewinnen könnte, würde ich lieber gar nicht gewinnen", sagte der 62-Jährige. Wahrscheinlich wird sich die Frage - so oder so - eher nicht stellen.
Ferguson sucht neue Innenarchitekten: Die Meisterschaft ist nach dem 2:0 bei Boro fast gewonnen, das Champions-League-Finale fast erreicht, doch Sir Alex hat trotzdem Sorgen. Die Umkleidekabinen in der Premier League sind ihm nicht geräumig genug. "Die von Everton ist unheimlich eng", sagte der Schotte, "die von Portsmouth ist nicht besonders groß und die im Craven Cottage ist kleiner als mein Büro (im Old Trafford). Die Mindestanforderungen an die Stadien sollten auch in dieser Beziehung gelten." Die Kabinen im Emirates-Stadion lobte Sir Alex allerdings ausdrücklich als die besten nach Old Trafford. Eine Ausrede weniger, falls es am Dienstagabend doch noch schiefgehen sollte.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Fußballorgasmus a la Barca: Für Lionel Messi und Trainer Pep Guardiola war der 6:2-Sieg des FC Barcelona bei Real Madrid "der schönste Tag des Lebens". Luis Enrique ging während des Spiels mächtig einer ab. "Das war ein fußballerischer Orgasmus", sagte die Barca-Ikone. Dem Gegner war dagegen zum Heulen zumute. Real-Kapitän Raul vergoss Tränen nach dem Abpfiff und kapitulierte: "Die Niederlage schmerzt an sich schon. Was aber noch viel mehr schmerzt, ist die Leichtigkeit, mit der Barca uns bezwungen hat." Nach dem Spiel kam es in El Salvador zu einer Tragödie. Ein Barca-Fan hatte den Sieg in einer Sportsbar lautstark gefeiert. Drei Männer griffen den 29-Jährigen an und verletzten ihn so schwer, dass er am Sonntag seinen Verletzungen erlag.
Que el ritmo no pare: Nach dem Barca-Fest ging es am Sonntagabend in der katalanischen Hauptstadt gleich weiter mit den Feierlichkeiten: 3:0 vernichtete Espanyol den FC Valencia im eigenen Stadion. Das sechste Spiel in Folge ohne Niederlage, das fünfte Spiel in Folge ohne Gegentor! Endlich hat Espanyol die Abstiegszone verlassen. In nur vier Spieltagen kämpften sich die Jungs von Trainer Mauricio Pochettino vom Tabellenende sieben Plätze hoch auf Rang 14.
Auswärts ist's am schönsten: 81 Minuten lang spielte Recreativo Huelva in Osasuna den größten Rotz. Erst recht nach der Roten Karte für Osasunas Sergio in Minute 54. Bei einer Niederlage wäre Huelva kaum noch zu retten gewesen. Dann traf Martin zum Ausgleich. Und in der 94. Minute erzielte Morris auch nach den Siegtreffer. Damit beträgt der Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz nur noch einen Zähler. Mit dem 17. Auswärtspunkt hat Recreativo mehr Auswärts- als Heimpunkte (16) auf dem Konto.
Ligue 1
von Alexis Menuge
Trainer-wechsel-dich-Spielchen: Noch sind vier Spieltage zu bestreiten, doch jetzt schon dreht sich das Trainer-Karussell in Frankreich heftig. Alles fing vergangene Woche in Marseille an, wo Erik Gerets erklärte, in der kommenden Saison nicht mehr bei OM auf der Bank zu sitzen. Nun ist Didier Deschamps der große Favorit auf die Gerets-Nachfolge. Auch Frederic Antonetti von OGC Nizza ist im Rennen. Doch der Korse steht ebenso bei Stade Rennes hoch im Kurs, wo der jetzige Coach Guy Lacombe keinen neuen Vertrag bekommt. In Monaco hat der Brasilianer Ricardo bereits mitgeteilt, dass er nicht mit einer Weiterbeschäftigung im Fürstentum rechnet. Und bei Paris St. Germain wird Paul Le Guen voraussichtlich gehen.
Schlimm, schlimmer, Lyon: Mit mittlerweile sieben Zählern Rückstand auf Olympique Marseille und Girondins Bordeaux wird Olympique Lyon zum ersten Mal seit sieben Jahren wohl nicht den Titel verteidigen. An diesem Wochenende ging OL in Valenciennes (0:2) unter. Nach einer halben Stunde hatten die Lyonnais bereits zwei Treffer kassiert und die mitgereisten Fans umgehend die Heimreise angetreten. Seit 279 Minuten hat Lyon kein Tor mehr geschossen. Nur dank Paris' Heimpleite gegen Stade Rennes hält Lyon überhaupt noch Platz drei, der wenigstens zur Quali-Runde für die Champions League berechtigt. Sollte auch Platz drei verspielt werden, droht der Ausverkauf. Spieler wie Juninho und Benzema haben keine Lust auf Euro League.
Gerets der schlechtere Magath: Olympique Marseille und der VfL Wolfsburg haben zwei Dinge gemeinsam: Beide Klubs sind Tabellenführer in ihren Ligen und beide verlieren am Saisonende ihren möglichen Meistermacher. Beim VfL hatte der Knatsch um Felix Magath keine Auswirkungen - schmuckes 4:0 gegen Hoffenheim. Bei OM hat's erstmal nicht funktioniert. Im Spiel eins nach Erik Gerets' Ankündigung, den Verein am Saisonende zu verlassen, reichte es nur zu einem 2:2 gegen Toulouse. Girondins Bordeaux hat durch den 3:0-Sieg gegen Souchaux nach Punkten aufgeschlossen. In dieser Woche will OM-Hauptaktionär Robert Louis-Dreyfus Gerets überreden, in Marseille zu bleiben und dem Belgier einen neuen Vertrag anbieten.