Dortmunder Kantersieg mit etlichen Bestmarken

Stefan RommelAndreas Lehner
16. März 201323:18
Lewandowskis erster Streich: Flum springt unterm Ball durch, Lewandowski köpft ins lange EckGetty
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Borussia Dortmund steuert in der Bundesliga weiter auf Kurs Champions-League-Teilnahme. Der BVB siegte eine Woche nach der Derby-Pleite bei Schalke 04 gegen den SC Freiburg mit 5:1 (3:1).

Vor 80.645 Zuschauern erzielte Robert Lewandowski nicht nur einen Doppelpack (41., 45.+1), sondern damit auch im achten Liga-Spiel in Folge mindestens einen Treffer. Damit hat der Pole nun Timo Konietzkas Rekord im Dress der Schwarz-Gelben gebrochen.

Dortmunds Treffer drei und vier steuerte Nuri Sahin bei (44. und 72.); es waren Sahins erste Bundesligatore seit Februar 2011 und der erste Doppelpack überhaupt im 143. Spiel. Und auch das letzte BVB-Tor war bemerkenswert: Leonardo Bittencourt erzielte mit seinem zweiten Ballkontakt nach seiner Einwechslung gleich sein erstes Bundesligator überhaupt (78.).

Vor Dortmunds Dreierpack innerhalb von nur fünf Minuten hatte Jonathan Schmid die Gäste in Führung geschossen (6.).

Dortmund festigt durch den 14. Saisonerfolg Platz zwei, der SC Freiburg muss dagegen nach dem 2:5 der Vorwoche gegen Wolfsburg den nächsten Rückschlag im Kampf um einen Europa-League-Platz hinnehmen.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer BVB): "Ich kann mir gut vorstellen, dass die Freiburger enttäuscht sind, denn um 16.10 Uhr hätte man dieses Ergebnis noch nicht für möglich gehalten. Drei Tore in fünf Minuten, das war Wahnsinn. Die Derby-Niederlage hat richtig eingeschlagen, das habe ich schon unter der Woche gemerkt. Dazu kam heute ein Gegner, der körperlich extrem robust, technisch und taktisch gut gespielt hat. Nicht nur Nuri oder Ilkay hatten da ihre Probleme, aber auch sie haben gut ins Spiel zurückgefunden und dann großartigen Fußball gespielt. Das ist eine sehr schöne Geschichte. Wir haben den Dosenöffner Freistoß und Kopfball gebraucht. Am Ende war es ein perfekter Nachmittag."

Christian Streich (Trainer Freiburg): "Wir haben recht ordentlich angefangen und dann aufgrund großer Naivität drei Tore bekommen. Dann war das Spiel verloren. Wenn sich die Lage nach der zweiten Niederlage wieder ein wenig beruhigt hat, dann werden wir wieder normal weiterarbeiten."

Nuri Sahin (BVB): "Ich bin glücklich, dass ich meinen Teil zu diesem Sieg beitragen konnte. Ich musste Leistung bringen, weil mein Sohn heute zum ersten Mal im Stadion war."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dortmund muss notgedrungen auf die verletzten bzw. kranken Hummels, Bender und Kehl verzichten. Dafür beginnen Santana in der Innenverteidigung und Sahin im defensiven Mittelfeld. Großkreutz sitzt auf der Bank, Reus fängt links im offensiven Mittelfeld an.

Freiburg mit Linksfuß Günter links in der Innenverteidigung, Sorg spielt auf der gegenüberliegenden Seite. Flum im defensiven Mittelfeld neben Schuster, Terrazino darf im Angriff zum ersten Mal von Beginn an ran. Rosenthal, Hedenstad und Mujzda deshalb nur auf der Bank.

6.: Ballverlust Subotic an der Mittellinie. Kruse schickt Terrazino, der allein auf Weidenfeller zuläuft, aber viel zu langsam ist und noch von Santana abgefangen wird. Terrazino versucht mit einem Haken noch alles zu retten. Wackeliger Querpass auf Kruse, der den Ball von Weidenfeller bedrängt aus 17 Metern übers Tor schießt.

28., 0:1, Schmid: Terrazino legt auf rechts auf Schuster ab, der eine lange Flanke in den Strafraum spielt. Subotic lässt den Ball passieren und Kruse nimmt das Ding am zweiten Fünfereck runter. Subotic rückt nur langsam raus, Kruse verzögert und hebt den Ball dann auf den langen Pfosten. Schmid rauscht heran und drückt das Ding aus fünf Metern ins Tor.

41.,1:1, Lewandowski: Sahin bringt einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld auf den langen Pfosten. Flum springt unten durch und Lewandowski köpft aus sechs Metern rechts unten ein. Achtes Tor in Folge in der Liga von Lewandowski - damit hat er Timo Konietzka vereinsintern überholt.

44., 2:1, Sahin: Blaszczykowski am linken Sechzehnereck. Er steckt auf Reus durch, der aber nicht an den Ball kommt. Stattddessen verlängert Schuster mit dem langen Bein direkt zu Sahin. Der schweißt aus 13 Metern rechts unten ein.

45.+1, 3:1, Lewandowski: Freiburg läuft in den nächsten Konter. Erst eine Doppelchance für Reus. Dann schießt Günter Lewandowski den Ball im Sechzehner in den Fuß. Der lässt Krmas ins Leere grätschen und schiebt aus acht Metern rechts unten ein.

47.: Gündogan geht mit Tempo durchs Mittelfeld und spielt steil auf den einlaufenden Reus. Der scheitert aus sieben Metern von links an Baumann.

71.: Götze dringt von rechts in den Strafraum ein, Krmas läuft ihm wohl in die Hacken. Weiner gibt erst Elfmeter, fragt dann aber beim Assistenten nach und gibt plötzlich Schiedsrichterball außerhalb des Strafraums.

72., 4:1, Sahin: Diagonalball von Santana auf Blaszczykowski. Der spielt von rechts flach zur Mitte. Reus wischt mit links am Ball vorbei. Sahin ist da und staubt aus elf Metern unter die Latte ab.

78., 5:1, Bittencourt: Lewandowski zieht von links mit Power in den Strafraum und lässt Diagne stehen. Der Pole spitzelt den Ball an Baumann vorbei. Am langen Pfosten rutscht Bittencourt in den Ball und macht sein 1. Bundesligator.

Fazit: Ein verdienter Sieg für den BVB, allerdings um mindestens zwei Tore zu hoch ausgefallen. Freiburg war weite Strecken der ersten Halbzeit die klar bessere Mannschaft, fiel danach aber auch brutal in sich zusammen.

Der Star des Spiels: Nuri Sahin bekam das Vertrauen und durfte seine vernünftige Halbzeit der Vorwoche auf Schalke bestätigen. Und wie er sie bestätigte! Fand zunächst schleppend ins Spiel, bereitete dann aber den Ausgleich vor und traf später zum ersten Doppelpack seiner Karriere überhaupt.

Der Flop des Spiels: Mit Christian Günter wollte Streich einen gelernten Linksfuß unbedingt auf der linken Verteidigerseite haben. 20 Minuten ging das Experiment gut, dann hatte der Youngster der Power von Kuba nur noch wenig entgegenzusetzen und verlor in der zweiten Halbzeit komplett den Faden. Allerdings war Günter damit nur ein Rädchen in einer immer fahriger werdenden Freiburger Mannschaft.

Der Schiedsrichter: Michael Weiner hatte in der ersten Halbzeit ein paar kleine Probleme in der Zweikampfbewertung. Nahm in der zweiten Halbzeit überraschend einen Elfmeterpfiff zurück und gab nach Rücksprache mit dem Assistenten Schiedsrichterball.

Die Trainer:

Jürgen Klopp hatte fast die erste Halbzeit sehr viel zu schimpfen mit seiner Mannschaft. Letztlich durfte er sich aber mit der Hereinnahme von Sahin bestätigt fühlen. Wechselte nach dem 4:1 positionsbezogen.

Christian Streich schickte seine Mannschaft überragend gut eingestellt aufs Feld. Auf jede BVB-Stärke hatte Freiburg 40 Minuten lang die passende Antwort. Wechselte erst in der 70. Minute zum ersten Mal.

Das fiel auf:

  • Freiburg wie zu erwarten sehr gut eingestellt auf das Dortmunder Spiel: Die Gäste verlagerten in den ersten 20 Minuten enorm schnell in der Defensive, hatten auf den Seiten fast immer Überzahl und konnten das Doppelpassspiel des BVB so immer wieder unterbinden.
  • Dortmund brauchte seinerseits einige Zeit, um sich in die Partie zu tasten. Als Götze im Zentrum besser eingesetzt wurde, wurde das Spiel variabler und der BVB bekam die Partie besser in den Griff. Just in diese Phase fiel dann aber der Gegentreffer.
  • Auffällig auch, wie sehr Gündogan und Sahin bemüht waren, die Bälle tief in der eigenen Hälfte abzuholen und mit zumeist kurzen Pässen nach vorne zu tragen. Lange Zuspiele der beiden Innenverteidiger Subotic und Santana waren offenbar untersagt. SPOX
  • Dagegen funktionierte das Dortmunder Pressing in der ersten Halbzeit so gut wie gar nicht. Freiburg konnte sich oft spielerisch befreien, der BVB war immer einen Schritt zu spät oder rückte von hinten nicht aggressiv nach. Vor dem Freistoß zum Ausgleich hatte die Borussia den ersten wirklich wertvollen Ballgewinn nach eigenem Pressing.
  • Der kollektive Systemausfall der Gäste kurz vor der Pause war durchaus einer gewissen Naivität geschuldet und zeigte einer bis dahin bärenstarken Freiburger Mannschaft auch ein wenig ihre Grenzen auf.
  • Im zweiten Durchgang war Dortmund sicherer am Ball und gestand Freiburg kaum noch Aktionen zu. Die Partie verflachte ein wenig, ehe der BVB Mitte der zweiten Halbzeit wieder für die Höhepunkte sorgte.
  • Die Gegentorflut des SCF passte in den beiden letzten Partien kaum zu den gezeigten Leistungen. Trotzdem hat die einst zweitbeste Defensive der Liga auf Grund der Art und Weise ihrer Niederlagen einigen Gesprächsbedarf.

Dortmund - Freiburg: Daten zum Spiel