Rätselraten beim FC Barcelona: Alexis Sanchez' Transfer galt als fix - und sorgt doch für Konfusion. Was ist los? Warum will Barca den chilenischen Nationalspieler überhaupt? Und wer wäre der Verlierer?
Was in den vergangenen Wochen schon heiß diskutiert wurde, scheint sich in diesen Tagen endgültig zu konkretisieren. Der chilenische Nationalspieler Alexis Sanchez wechselt wohl vom italienischen Champions-League-Teilnehmer Udinese Calcio zum FC Barcelona.
"Ich gehe nach Barcelona", zitierten spanische Medien Sanchez bereits und meldeten den Wechsel als so gut wie perfekt.
Udine-Boss Pozzo dementiert
Udine-Boss Gianpaolo Pozzo jedoch dementierte bei "Sky Sport 24" heftig: "Noch ist Alexis ein Udinese-Spieler. Dieses Tohuwabohu tut mir leid, wir wollten ihn noch ein Jahr bei uns halten. Das war meine Idee, aber mir ist bewusst, dass man nichts machen kann, wenn die Topklubs ihre Augen auf einen unserer Spieler werfen. Da kann man nur hoffen, dass sie dir einen angemessenen Preis zahlen - und dieses Angebot ist noch nicht gekommen. Barcas Angebot passt noch nicht, das wissen sie und auch die anderen Interessenten. Barca und wir sind noch weit auseinander."
Auch wenn der Transfer noch nicht in trockenen Tüchern ist, so spricht alles dafür, dass der von halb Europa umworbene 22-jährige Offensivspieler schon in dieser Woche zum Medizincheck in der katalanischen Metropole erscheinen wird. Auch der chilenische Verband, bei dem Sanchez derzeit zur Vorbereitung auf die Copa America weilt, erteilte bereits die Genehmigung für den Flug nach Spanien.
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Italiener wollen rund 38 Millionen Euro
Was die Ablösesumme betrifft, kursieren zahlreiche Möglichkeiten in den spanischen Medien. Etwa 38 Millionen Euro ruft Udinese auf und Barca ist wohl auch bereit, diese Summe an die Norditaliener zu überweisen. Dennoch möchte man den ein oder anderen Spieler in Zahlung geben, um die Transfersumme zu drücken.
Der spanische Zweitliga-Torschützenkönig Jonathan Soriano gilt momentan als heißester Kandidat für die Rolle des Preisdrückers.
Wie "Marca" berichtet, bestätigte der 32-fache Torschütze bereits, sich einen Wechsel durchaus vorstellen zu können: "Zu einem Klub zu wechseln, der in der Champions League spielt, ist immer interessant. Wenn es das beste für Barca und auch für meine Zukunft ist, dann nur zu."
Um rund zehn Millionen Euro wollen die Katalanen durch ein Tauschgeschäft die Ablösesumme für Sanchez drücken. Auch Jeffren und Bojan werden als potenzielle Udine-Neuzugänge gehandelt.
Klasse Saison in der Serie A
Neben der sehr hohen Ablöse wirft der Sanchez-Transfer jedoch auch zahlreiche andere Fragen auf: Warum ist Barca bereit, so viel zu investieren? Hat er das Zeug für den Stammplatz? Wenn ja, wo und für wen soll er spielen? Braucht Barca überhaupt Verstärkungen in der Offensive?
Sanchez, der 2008 von River Plate zu Udine kam, spielte eine hervorragende Saison für seinen Klub und hatte mit zwölf Toren und zehn Vorlagen großen Anteil am Erreichen der Champions League. Mit seinen 22 Jahren hat sich der bullige Dribbler in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und ist heute ein kompletterer Fußballer als noch bei seiner Ankunft in Italien.
"Alexis ist gewaltig, er kann Stammspieler bei einer großen Mannschaft sein", zeigt sich sein kongenialer Partner bei Udinese, Antonio Di Natale davon überzeugt, dass es der Chilene bei Barca packen kann. Dazu wird der häufig sehr eigensinnige Außenstürmer, der in dieser Saison in Udine als etwas hängende Spitze hinter Di Natale agiert hat, aber seine Spielweise umstellen müssen.
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Große Konkurrenz in der Offensive
Das nur 1,68 Meter große Kraftpaket könnte beim diesjährigen Champions-League-Sieger in der Offensive jede Position bekleiden, wobei er auf Grund seiner Schnelligkeit am besten auf dem Flügel aufgehoben ist. Dort sind Pedro und David Villa seine Haupt-Konkurrenten.
Daneben ist Ibrahim Afellay wohl einer der Verlierer im Ensemble von Barcelona. Der Niederländer hatte erst vor kurzem verkündet, dass er in der neuen Spielzeit noch besser sein würde und auf mehr Einsatzzeiten hoffe. Kommt Sanchez, werden diese Hoffnungen wohl enttäuscht werden.
Noch mehr Rotationsmöglichkeiten
Andererseits bieten sich Trainer Pep Guardiola durch die Verpflichtung viel größere Möglichkeiten in der Offensive. Eine Mannschaft wie Barca, welche in allen Wettbewerben bis zuletzt am Start ist, kann nie genug Klassespieler haben.
Guardiola wird die zusätzlichen Alternativen zu schätzen wissen und könnte noch öfter rotieren.
In den kommenden Tagen wird sich Sanchez' Zukunft wohl klären. Setzt er seine Unterschrift beim FC Barcelona unter den Vertrag, wäre er der erste Chilene im Trikot der Blaugrana und der erste Neuzugang für die Saison 2011/2012.
Alexis Sanchez im Steckbrief