Bringt Löw Kumpel Klinsmann in Not?

Ruben Zimmermann
02. Juni 201319:42
Nach den jüngsten Niederlagen in den USA wackelt der Trainerstuhl von Jürgen Klinsmanngetty
Werbung
Werbung

Zum Abschluss der umstrittenen USA-Reise trifft die deutsche Nationalmannschaft in Washington auf die USA (20.30 Uhr im LIVE-TICKER). Während Bundestrainer Joachim Löw, der auf Miroslav Klose zurückgreifen kann, seine Mannschaft im Vergleich zum 4:2-Sieg gegen Ecuador am Mittwoch wohl erneut auf einigen Positionen umbauen wird, steht sein Gegenüber Jürgen Klinsmann nach der jüngsten Niederlage enorm unter Druck.

Beim Sommermärchen 2006 saßen sie noch gemeinsam auf der Trainerbank der deutschen Nationalmannschaft, nun stehen sich Joachim Löw und Jürgen Klinsmann erstmals als Gegner gegenüber. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem beide Trainer in der Kritik stehen. So will vor allem bei der amerikanischen "U.S. Soccer Federation" vor dem großen Jubiläumsspiel zum 100-jährigen Bestehen keine rechte Partystimmung aufkommen. SPOX

Denn Nationalcoach Jürgen Klinsmann will mit seiner Mannschaft einfach nicht recht in Tritt kommen. In der WM-Qualifikation holte man aus drei Spielen bisher nur einen Sieg, der jüngste Test gegen Belgien am vergangenen Mittwoch ging mit 2:4 verloren. Die Kritik an Klinsmann wird immer lauter, die amerikanische Zeitung "Sports Illustrated" behauptete bereits Ende des vergangenen Jahres, dass sich das Team seit Klinsmanns Amtsantritt im August 2011 "zurückentwickelt" habe.

Im März zogen dann gleich mehrere nicht namentlich genannte Nationalspieler auf der Internetseite "sportingnews.com" über Klinsmann her. "Wir verwenden irre viel Zeit, um über Krafttraining und Ernährung nachzudenken, und vergessen dabei, uns um das zu kümmern, was wir auf dem Spielfeld zu tun haben", sagte ein Spieler. Außerdem wurde vor allem die fehlende taktische Linie der Mannschaft kritisiert.

Klinsmann braucht Erfolgserlebnis

Klinsmann lässt sich davon nicht beeindrucken. "Es ist einfach wichtig, sich mit guten Nationen zu messen", sagte der frühere Bayern-Trainer vor dem Deutschland-Spiel und versprach gleichzeitig eine Mannschaft aufzubieten, die "besser eingespielt sein wird" als die Elf, die mit 2:4 gegen Belgien verlor. Ein gutes Ergebnis gegen Deutschland käme dem gebürtigen Schwaben gerade recht, könnte es seinen angekratzten Ruf in den Staaten doch möglicherweise wieder etwas aufpolieren.

Doch auch das Gegenteil ist möglich. Verliert die US-Nationalmannschaft zu deutlich gegen eine deutsche "B-Elf", dann könnten die kommenden WM-Qualifikationsspiele Mitte Juni für Klinsmann bereits zu persönlichen Endspielen werden. Noch gibt sich der 48-Jährige allerdings gelassen. "Kritik ist nie ein Problem", sagte Klinsmann und ergänzte: "Das zeigt, dass sich der amerikanische Fußball auch auf diesem Gebiet dem europäischen Fußball annähert."

Joachim Löw hegt derweil keine Zweifel an den Qualitäten seines ehemaligen Chefs. "Zielvorgabe für Jürgen ist die WM 2014. Ich denke, dass er das schaffen wird", so der Bundestrainer auf der Abschlusspressekonferenz. "Die Strukturen hier sind noch nicht so gewachsen wie in Deutschland. Jürgen kann hier sehr viel bewegen und viele neue Ideen einfließen lassen."

Kritik am Zeitpunkt der USA-Reise

Die Kritik an Löw ist dagegen weniger sportlicher Natur. In der WM-Qualifikation läuft es gut für Deutschland, mit 16 von 18 möglichen Punkten hat das Team das Ticket für die Weltmeisterschaft in Brasilien im kommenden Jahr fast schon in der Tasche. Vielmehr wurde in den vergangenen Wochen die Sinnhaftigkeit der USA-Reise infrage gestellt, da ein Großteil des Stammpersonals die Reise wegen anderer Verpflichtungen gar nicht antreten konnte. Beispielsweise fehlen die Profis des FC Bayern und von Borussia Dortmund, die in der Champions League und im Pokal ran mussten.

Trotzdem betonte der Bundestrainer auch nach dem 4:2-Sieg gegen Ecuador noch einmal, dass die Reise "extrem wichtig" sei. "Wir brauchen 30 Spieler, die für die Nationalmannschaft spielen können und nicht nur 15 oder 20", rechtfertigte Löw den Einsatz der vielen Debütanten wie Sydney Sam, Max Kruse oder Philipp Wollscheid.

Angespannte Personalsituation

Doch nicht einmal bei allen Spielern aus der "zweiten Reihe" stößt die USA-Reise auf Zustimmung. Bundesliga-Torschützenkönig Stefan Kießling kündigte bereits Wochen zuvor an, dass er nicht zur Verfügung stehen werde. Hinzu kamen weitere Absagen wie die von Andreas Beck, der mit 1899 Hoffenheim in der Relegation antreten musste.

Immerhin kann Löw am Sonntag auf die nachgereisten Sven Bender und Miroslav Klose zurückgreifen. Beide werden aller Voraussicht nach ebenso in der Startelf stehen wie Marc-Andre ter Stegen, der sich den Dienst im Tor wohl mit Ron-Robert Zieler teilen wird.

Offenbar hat der Bundestrainer bereits relativ klare Vorstellungen von seiner Startformation. "Lars Bender wird rechts spielen und Sven Bender im defensiven Mittelfeld. Vielleicht mit Stefan Reinartz, der mir sehgr gut gefallen hat in der zweiten Halbzeit", erklärt er. Außerdem ist ein Startelfeinsatz von Philipp Wollscheid, Dennis Aogo und Andre Schürrle wahrscheinlich.

Die Aufstellungen

USA: Howard - Evans, González, Besler, Beasley - Jones, Bradley - Zusi, Dempsey, F. Johnson - Altidore

Deutschland: ter Stegen - L. Bender, Mertesacker, Höwedes, Jansen - Reinartz, S. Bender - Schürrle, Draxler, Podolski - Klose

Die WM-Qualifikation im Überblick