Das verbale Nachtreten des früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger veranlasst Jürgen Klinsmann nur zu einem "Schmunzeln". Eine ähnliche Reaktion empfiehlt er der deutschen Nationalmannschaft im Umgang mit ihren Kritikern.
Klinsmann selbst möchte die USA als Nationaltrainer gerne ins WM-Halbfinale führen. Bester Dinge präsentierte sich Klinsmann bei einem kurzen Zwischenstopp in seiner alten Heimat am Montag - und ließ sich bei einem Pressegespräch in Frankfurt am Main auch nicht die gute Laune von Zwanzigers Aussagen verderben.
"Es ist halt so, dass manche Leute gerne über andere Menschen reden. Mir ist es nicht wert, darauf einzugehen", sagte Klinsmann. Zwanziger berichtet in seinem Buch "Die Zwanziger Jahre", dass Klinsmann beim WM-Sommermärchen 2006 im eigenen Land kurz vor der Ablösung als Bundestrainer gestanden haben soll. Klinsmann verzichtet auf einen rhetorischen Konter: "Das wäre Energieverschwendung."
DFB-Team "absolutes Vorbild"
Eine entspannte Einstellung rät der Wahl-Kalifornier auch Bundestrainer Joachim Löw und den Nationalspielern. "Vielleicht sollten sie Kritik wie nach dem 4:4 gegen Schweden auch mit einem Schmunzeln hinnehmen", sagte der 48-Jährige und schwärmte vielmehr über die Auswahl des DFB.
Die Leistungen der vergangenen Jahre seien "bewundernswert", für das US-Team sei die deutsche Nationalmannschaft ein "absolutes Vorbild". Dennoch weiß auch Klinsmann, dass der Druck für die DFB-Auswahl groß ist: "Für jede Spielergeneration ist ein Titel das i-Tüpfelchen."
spoxMit der eigenen Mannschaft, die am Mittwoch ein Länderspiel in Russland bestreitet, hatte sich Klinsmann zuletzt in der CONCACAF-Qualifikationsrunde in Nord- und Mittelamerika schwergetan. Doch auch dies wollte er nicht überbewerten. "Letztlich haben wir uns als Gruppensieger für die nächste Runde qualifiziert", sagte Klinsmann. Dort erwartet er keinen Selbstläufer: "Vor allem die Auswärtsspiele der USA bieten sozialen Sprengstoff. Da gibt es auf die Socken."
Sonderlob für "wahren Leader" Jones
Dennoch ist für Klinsmann die Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien "Pflicht". Dann wolle man "auch gerne mal ins Viertelfinale oder Halbfinale kommen". Dabei baut Klinsmann auch auf die Bundesliga-Profis wie Steven Cherundolo von Hannover 96, Jermaine Jones von Schalke 04 sowie Daniel Williams und Fabian Johnson von 1899 Hoffenheim. Vor allem Jones zollte Klinsmann ein Sonderlob: "Er ist ein wahrer Leader."
Bei allen selbst gesteckten Zielen genießt Klinsmann in seiner Wohlfühloase USA die nicht ganz so ausgeprägte mediale Präsenz beim Fußball. "Zwar haben wir hier inzwischen sechs Fernsehkanäle, die über Fußball berichten, aber hinter den drei großen amerikanischen Sportarten wird nicht alles auseinandergenommen", sagte Klinsmann und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: "Ich schaue sowieso am liebsten meinen beiden Kindern beim Fußball zu."
Jürgen Klinsmann im Steckbrief