Schon zwei Mal war bei der laufenden WM der Torjubel ein Thema: Sowohl Portugal als auch Australien waren auffällig darauf bedacht, beim kollektiven Jubel vor den Fans einen Feldspieler innerhalb des Spielfeldes zu lassen. Grundlage dafür soll eine neue FIFA-Regel sein - die aber ganz offensichtlich ein Mythos ist.
Zum ersten Mal wurde es deutlich beim bislang wohl spektakulärsten Spiel dieser Weltmeisterschaft: Als Cristiano Ronaldo gerade den 3:3-Ausgleich gegen Spanien erzielt hatte, jubelte das gesamte portugiesische Team vor den Fans hinter der Seitenaus-Linie - bis auf Jose Fonte, der auffällig im Feld stehen blieb und wartete, bis die Mitspieler ebenfalls die Linie wieder überquert hatten.
Das führte prompt zu Debatten in den sozialen Medien, wo sich ein Gerücht wie ein Lauffeuer verbreitete: Vermeintlich soll es eine neue Regel-Erweiterung geben, wonach zumindest ein Spieler in der gegnerischen Hälfte bleiben muss; andernfalls könnte die gegnerische Mannschaft den Anstoß direkt ausführen und weiterspielen, während der Torjubel noch läuft.
gettyJubel mit Spieler im Feld - ein Regel-Missverständnis?
Diese Gerüchte entsprechen jedoch nicht der Wahrheit und haben keine Regel-Grundlage. Das bestätigte auch das IFAB (International Football Association Board) gegenüber der dpa: "Die Regeln sind klar."
Gemeint ist: Gemäß Regel acht darf auch bei der WM ein Anstoß nur ausgeführt werden, wenn sich - abgesehen vom Anstoßenden selbst - alle Spieler in der jeweils eigenen Spielhälfte befinden. Für das IFAB sind die irritierenden Torjubel daher "purer Zufall und eine ausgedachte Story".
WM-Torjubel: FIFA-Sonderregel existiert nicht
Alex Feuerherdt vom Schiedsrichter-Podcast "Collinas Erben" vermutet im Gespräch mit Sportschau.de: "Möglicherweise sind die Spieler einem Gerücht aufgesessen. Oder sie haben bei den Regelschulungen vor dem Turnier etwas falsch verstanden."
ARD-Schiedsrichter-Experte Jürgen Jansen ist ebenfalls irritiert: "Hierzu gibt es keine Regel oder Anweisung." Auch könne lediglich der Schiedsrichter nach einem Tor mit einem Pfiff das Spiel wieder fortsetzen und Feuerherdt ist sicher: "Kein Schiedsrichter würde bei einem solchen Turnier den Anstoß ausführen lassen, wenn sich noch eine signifikante Zahl an Spielern beim Torjubel außerhalb des Feldes befindet."