Nach Wirtz, Bellingham und Co.: Das sind die Bundesliga-Talente, über die (noch) keiner spricht

Justin Kraft
27. April 202214:55
Talente, über die noch keiner spricht.imago
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Florian Wirtz, Jude Bellingham oder auch Jamal Musiala – die Liste an Spielern, die in den letzten Jahren ihren großen Durchbruch in der Bundesliga geschafft haben, ist lang. Im Schatten dieser Spieler gibt es allerdings viele Talente, über die bisher wenig gesprochen wurde. SPOX und GOAL blicken auf neun hochkarätige Namen, die man sich für die kommenden Monate und Jahre merken sollte.

Arijon Ibrahimovic (FC Bayern München)

  • Alter: 16 Jahre
  • Position: Offensives Mittelfeld
  • Profi-Pflichtspiele: 0

Ganz so unbekannt ist der gebürtige Nürnberger allein schon wegen seines Nachnamens nicht mehr. Dennoch wird verhältnismäßig wenig über ihn geschrieben und gesprochen, obwohl er großes Talent mitbringt. Deshalb trainiert er auch regelmäßig bei den Profis mit. Dass er in den Schatten von Paul Wanner geriet, dürfte für seine Entwicklung aber nicht so verkehrt sein.

Denn gerade die ständigen Vergleiche mit Namensvetter Zlatan werden seinem Spielerprofil nicht gerecht und könnten auch dazu führen, dass der Druck irgendwann zu groß wird. Für Bayerns U19 war der 16-Jährige in dieser Saison an zwölf Treffern in 15 Partien direkt beteiligt. Er ist schnell, dribbelstark und bringt Zug zum Tor mit. Er "ist ein sehr guter Offensivspieler, der seine Qualitäten im offensiven Eins-gegen-eins hat, der gut dribbeln kann", befand Nagelsmann Anfang des Jahres, als Ibrahimovic gegen Gladbach im Profikader stand.

Gerade weil er ein Spieler ist, der immer wieder die Tiefe sucht, dürfte er mittelfristig für viele Bundesligisten interessant werden. Er kann außen auf beiden Flügelpositionen spielen, fühlt sich aber auch auf der Zehn wohl, was ihn ebenfalls auf den Zettel einiger Klubs bringen dürfte.

Das Wichtigste ist aber, dass er für einen derart jungen Spieler schon sehr reif in seinen Aktionen wirkt. Technisch gibt es auch in dieser Altersklasse viele, die auf einem ähnlichen Niveau agieren wie Ibrahimovic. Der Unterschied liegt häufig aber in der Zuverlässigkeit, wenn es darum geht, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auf dem Platz macht der 16-Jährige das regelmäßig.

Ob das auch neben dem Platz der Fall ist, wird maßgeblich über seinen weiteren Weg entscheiden. In der Rückrunde ist seine Entwicklung bei der U19 etwas stagniert. Außerdem kam er häufiger von der Bank - auch mal aus disziplinarischen Gründen, heißt es aus dem Umfeld.

Inwiefern der Name oder auch der wachsende Druck in den kommenden Jahren seine Karriere beeinflussen werden, muss sich zeigen. Dennoch sollte er zu den Namen zählen, die man höchstwahrscheinlich sehr bald häufiger in der Bundesliga lesen wird.

Arijon Ibrahimovic war Teil jener Jugendspieler, die den Kader gegen Borussia Mönchengladbach im Winter auffüllen mussten. Eingesetzt wurde er nicht.imago images

Alexis Tibidi (VfB Stuttgart)

  • Alter: 18 Jahre
  • Position: Stürmer
  • Profi-Pflichtspiele: 13

Tibidi ist Jahrgang 2003 und kommt jetzt in die heiße Phase seiner noch jungen Karriere. In 13 Pflichtspieleinsätzen durfte er sich schon bei den Profis des VfB Stuttgart beweisen, ein Tor ist ihm noch nicht geglückt. Ohnehin scheint seine Entwicklung gerade etwas zu stagnieren.

Wie bei Gechter gilt aber auch für den 18-Jährigen, dass sein Umfeld gerade nicht leicht ist. Beim VfB funktioniert nicht allzu viel und dementsprechend ist es für einen jungen Spieler eine große Herausforderung, sich zu integrieren. Zu Beginn der Saison kam der Franzose ablösefrei aus Toulouse.

Eigentlich ist er gelernter Mittelstürmer, für den VfB kam er bisher aber auf sämtlichen Offensivpositionen zum Einsatz. Wegen seines Tempos und seiner Stärken im Eins-gegen-eins ist der Rechtsfuß flexibel einsetzbar. Zunächst kam Tibidi aber bei der U19 des VfB zum Einsatz, wo er bisher in zwölf Einsätzen an elf Toren direkt beteiligt war. Das verschaffte ihm mehrere Einwechslungen bei den Profis und sogar zwei Startelfeinsätze.

Nach dieser guten Phase im Winter und einer ansprechenden Leistung nach Einwechslung in Leverkusen wurde Tibidi aber wieder degradiert. Aus disziplinarischen Gründen, wie Cheftrainer Pellegrino Matarazzo verriet. Nach Informationen des kicker sei der dreifache U17-Nationalspieler Frankreichs zu spät zum Training gekommen.

Das brachte ihm immerhin vier Spieltage Pause ein. In den letzten Wochen kam er aber wieder vermehrt zum Einsatz. Eine richtige Leistungsexplosion blieb bisher aber aus. Tibidi fällt weder auf noch ab. Das ist für junge Spieler gleichzeitig gut und auch nicht. Denn die Frage wird sein, ob er den nächsten Schritt bald gehen kann, um sich mittel- und langfristig in der Bundesliga festzubeißen.

Das ihm einst nachgesagte Potenzial für einen Top-Stürmer schlummert in ihm. Offenbar hängt aber auch vieles mit seiner Einstellung zusammen. "Er ist ein junger Spieler, der nicht bösartig, aber auch ab und zu verpeilt ist", sagte Mattarazzo zum disziplinarischen Vorfall: "Es geht darum, die Mannschaft zu schützen und den Spieler ein Stück weit so zu erziehen, dass er langfristig im Profigeschäft sein kann." Diesen Weg scheint Tibidi erst noch gehen zu müssen.

Alexis Tibidi muss von Trainer Pellegrino Matarazzo noch den Weg gewiesen bekommen.imago images

Ilaix Moriba (RB Leipzig)

  • Alter: 19 Jahre
  • Position: Zentrales Mittelfeld
  • Profi-Pflichtspiele: 38 (ein Tor, vier Assists)

Moriba kam mit derart großen Vorschusslorbeeren aus Barcelona, dass es fast schon verwunderlich ist, wie ruhig es um ihn geworden ist. Denn seine Debütsaison bei RB Leipzig verläuft alles andere als gut. Für stolze 16 Millionen Euro kam der 19-Jährige im vergangenen Sommer vom FC Barcelona. Nach der Hinrunde wurde er bereits zurück nach Spanien verliehen, zum FC Valencia.

Nur sechs Pflichtspiele absolvierte er für die Sachsen, lediglich 100 Minuten kamen dabei zusammen. Es war ein enttäuschender Start für den Mittelfeldspieler, der sich viel vorgenommen hatte. "Ich bin überzeugt, dass Leipzig der ideale nächste Schritt für meine Karriere und Weiterentwicklung ist", hatte Moriba bei seinem Wechsel nach Deutschland gesagt.

Immerhin: Beim FC Valencia läuft es besser für ihn. In 14 Pflichtspielen kam er zum Einsatz und wusste dabei mitunter zu überzeugen. Es scheint, als würde er in Spanien wieder auftauen.

Auch wenn seine Karriere einen kleinen Dämpfer bekommen hat, so ist sein Potenzial nach wie vor groß. Moriba ist ein sehr athletischer Mittelfeldspieler, der sich im Zentrum vor allem über technische Fähigkeiten und sein Stellungsspiel Vorteile verschafft. Seine Aggressivität im Pressing passt zudem gut zur Philosophie von RB Leipzig.

Ilaix Moriba spielte in Leipzig zunächst keine große Rolle.imago images

Dass es unter Domenico Tedesco dennoch nicht zu mehr Einsätzen gereicht hat, könnte aber auch an persönlichen Differenzen liegen. Im Winter berichtete die Bild, dass dem Trainer ein stimmiges Team wichtig sei und er mit unzufriedenen Spielern wie Moriba nichts anfangen könne. Dementsprechend sei es möglich, dass der teure Neuzugang über den Sommer hinaus verliehen bleibt.

Eine Kaufoption soll Valencia allerdings nicht haben. Dementsprechend sollte auch Moriba als großes Talent in der Bundesliga nicht ignoriert werden. Der Weg ist für ihn sicher weiter geworden, aber rein sportlich bringt er alle Anlagen mit, um bei einem Spitzenklub in Deutschland regelmäßig zu spielen. Seine weitere Entwicklung ist jedenfalls eine Beobachtung wert.

Jamie Bynoe-Gittens (Borussia Dortmund)

  • Alter: 17 Jahre
  • Position: Außenstürmer
  • Profi-Pflichtspiele: 2

Sein Debüt für die Profis des BVB feierte Gittens zuletzt beim 6:1-Kantersieg gegen den VfL Wolfsburg. Immerhin zwei Minuten kam er dort zum Einsatz. Sein richtiges Debüt, wenn man so will, erfolgte eine Woche später bei der 1:3-Niederlage der Dortmunder in München. Denn da kam der offensive Außenspieler 23 Minuten zum Einsatz - und zeigte im Ansatz, was in ihm steckt.

Kurz nach seiner Einwechslung marschierte Gittens von links durch mehrere Bayern-Spieler geradewegs ins Zentrum. Sein Zuspiel anschließend war nicht der Rede wert, aber wie er unbekümmert zum Dribbling in der Münchner Arena ansetzte, war erfrischend. Zumal für einen BVB, der in den vergangenen Jahren eher mit ängstlichen Gastauftritten beim FC Bayern daherkam.

Gittens spielt ohne Angst, das macht ihn stark. Zwar muss er lernen, seine Energie auf dem Platz zu bündeln und noch zuverlässiger in seinen Aktionen zu sein, aber die Art und Weise, mit der er Fußball spielt, ist bemerkenswert.

Seine Qualitäten sind vielfältig, weshalb er auf beiden Flügeln, aber durchaus auch im Zentrum agieren kann. Gittens sucht häufig den Weg zum Tor und scheut mit dem Wissen um sein Tempo und seine technischen Fähigkeiten keinen Zweikampf.

"Er hat schon im Sommer einen guten Eindruck gemacht, bevor er sich verletzte", lobte Trainer Marco Rose den Engländer: "Er ist ein Spieler der Zukunft und hat noch einiges mit der U19 vor. Wir sehen ihn langfristig bei den Profis und das wird in den nächsten Wochen immer wieder der Fall sein."

Zunächst aber wird sich der 17-Jährige noch gedulden müssen. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten hat der Trainer sich erst einmal dazu entschieden, dass Gittens den Rest der Saison bei den A-Junioren verbringt. Der Grund soll sein, dass es für die Profis um nichts mehr geht, während die U19 noch um zwei Titel kämpft. Ab der kommenden Saison wird man Gittens aber wohl häufiger bei den Profis sehen. Alles andere wäre überraschend.

Jamie Bynoe-Gittens lief bei seinem ersten längeren Profieinsatz direkt mal Bundesliga-Größen wie Benjamin Pavard davon.imago images

Nelson Weiper (FSV Mainz 05)

  • Alter: 17 Jahre
  • Position: Stürmer
  • Profi-Pflichtspiele: 0

Für die U17 des FSV Mainz 05 zu gut, für die U19 wohl genauso und auch in der U17 des DFB schießt er alles kurz und klein: Den Namen Nelson Weiper sollte man sich merken. Ein paar Zahlen leisten da vielleicht Überzeugungsarbeit. In 19 Partien für die U17 der Mainzer erzielte er 20 Tore und steuerte zwei Assists bei. Für die U19 sind es nach fünf Einsätzen bereits neun Treffer. Für Deutschlands U17 traf Weiper jüngst fünffach beim 9:0 gegen die Slowakei.

Im März ist der Stürmer 17 geworden. Die Frage, wann er endlich für die Profis der Nullfünfer debütiert, steht allerdings schon länger im Raum. An Argumenten hapert es jedenfalls nicht. Er bringt so ziemlich alles mit, was ein Neuner heute braucht. Er ist mit 1,92 Meter ein sehr großer und kopfballstarker Spieler, kann sich aber auch mit Tempo und technischen Qualitäten durchsetzen. Und er ist natürlich, das wichtigste, torgefährlich.

Lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis Bo Svensson dem Rechtsfuß zum Bundesliga-Debüt verhilft. Mitte März hat er seinen ersten Profivertrag erhalten. Weiper habe "alle Chancen, richtig durchzustarten", sagte Vorstand Sport Christian Heidel.

Nelson Weiper erinnert von seiner Statur her eher an Peter Crouch, hat technisch aber richtig was drauf.imago images

Tom Bischof (TSG Hoffenheim)

  • Alter: 16 Jahre
  • Position: Offensives Mittelfeld
  • Profi-Pflichtspiele: 1

Der FC Bayern München hätte ihn gern gehabt - und das dürfte eigentlich schon ausreichen, um zu beschreiben, über welche Qualität bei Bischof gesprochen wird. Julian Nagelsmann wollte den Mittelfeldspieler damals schon zu RB Leipzig, später dann nach München lotsen. Der Trainer habe "ein positives Bild von Tom", sagte Michael Reschke jüngst der Bild.

Reschke arbeitet für die Berater-Agentur Stellar, die Bischof zur Seite steht. Statt sich für den ganz großen Schritt zu entscheiden, verlängerte der 16-Jährige seinen Vertrag bei der TSG aber erst mal bis 2025. Für Hoffenheims U19 war er in 18 Partien an 15 Treffern direkt beteiligt und auch für die U17 des DFB steuerte er sechs Tore und vier Assists in zwölf Einsätzen bei.

Bischof zählt zweifelsohne zu den größten Talenten des Landes und wenn bei den Bayern nicht ein gewisser Paul Wanner spielen würde, hätte es ihn vielleicht sogar schon an die Isar gezogen. Seine Qualitäten mit dem Ball am Fuß sind unübersehbar. Im Mittelfeld trennen oft die Entscheidungen unter Druck gute von sehr guten Spielern. Bischof scheint mit Pressingdruck keine Probleme zu haben.

Bei den Bayern gehandelt, bei der TSG Hoffenheim verlängert: Tom Bischof ist eines der gefragtesten Talente in Deutschland.imago images

Er kann sowohl als klassischer Zehner als auch auf einer Achterposition mit viel Offensivdrang das Spiel seiner Teams beleben und variabler machen. Kurze Dribblings, Pässe durch die Schnittstellen, Halbfeldflanken, Chipbälle - es gibt kaum ein Zuspiel, das Bischof nicht beherrscht.

Schon mit sechs Jahren fiel sein Talent auf. Neben der TSG Hoffenheim sollen damals auch Eintracht Frankfurt, Mainz 05 und die Bayern interessiert gewesen sein. Die Familie des Spielers entschied sich für Hoffenheim - mit heutigem Wissen wohl nicht die schlechteste Entscheidung.

Doch bei den Profis ist die Konkurrenz im Mittelfeld groß. Bisher reichte es nur zu einem Kurzeinsatz. Mit erst 16 Jahren eher ein Erfolg als ein Problem. Entwickelt sich Bischof aber derart rasant weiter, muss die TSG recht bald einen festen Platz für ihn finden.

Raul König (Borussia Dortmund)

  • Alter: 16 Jahre
  • Position: Stürmer
  • Profi-Pflichtspiele: 0

Den richtigen Namen für einen Stürmer von Format bringt Raul König wohl schon mal mit. Ob er den Sprung in den Profibereich schaffen wird, hängt sicher von vielen Faktoren ab. Beim BVB waren sie aber 2020 schon so überzeugt von dem damals 14-Jährigen, dass man eine kolportierte kleine sechsstelligen Summe nach Mainz überwies für ihn.

Der Angreifer hat sogar schon einen Vertrag mit Ausrüster Nike. Gerade bei jungen Spielern kann schneller Ruhm zu Problemen führen. Bei König gibt es dafür noch keine Anzeichen. Für die U17 des BVB brilliert er mit starken Leistungen. In 19 Partien war er an 15 Treffern direkt beteiligt. Einerseits ist er ein wendiger, schneller und technisch starker, torgefährlicher Spieler. Das macht ihn zu einer guten hängenden Spitze hinter einem Zielspieler im Sturm. Andererseits kann er das aber auch selbst anbieten, weil er trotz nur 1,78 Meter Körpergröße sehr robust agiert.

Deshalb zählt er in Dortmund auch zu den Favoriten unter den Talenten, die irgendwann den Sprung in die Bundesliga schaffen könnten. Statur und Spielweise erinnern etwas an Wayne Rooney. Ein Problem könnte auf diesem Weg lediglich seine Verletzungsanfälligkeit werden. In der Vergangenheit fiel er häufiger mal aus.

Sein Vertrag in Dortmund läuft nur noch bis 2023. Mit nun 16 Jahren kommt er langsam in die Planungsphase für eine mögliche Profikarriere. Durchaus möglich, dass es bis zum Debüt in der Bundesliga nicht mehr lange dauern wird - und wenn es zunächst nur eine Verhandlungstaktik des BVB wäre.

Linus Gechter (Hertha BSC)

  • Alter: 18 Jahre
  • Position: Innenverteidiger
  • Profi-Pflichtspiele: 14 (ein Tor)

Gechter debütierte in dieser Saison bei Hertha BSC und entwickelte sich fortan zunehmend zur echten Alternative im Profikader. In der Bundesliga absolvierte der 18-Jährige schon fünf Partien über die volle Distanz. Auch unter seinem neuen Trainer Felix Magath kommt der Innenverteidiger regelmäßig zu Chancen - zuletzt sogar mal als Linksverteidiger und als Sechser.

Im März gab es den Lohn für seine guten Leistungen in 14 Pflichtspielen: Gechter unterschrieb einen Vertrag bis 2025.

"Linus hat sein großes Potenzial nicht nur in den Trainingseinheiten bei den Profis angedeutet, sondern auch trotz seiner jungen Jahre schon in einigen Bundesliga-Partien unter Beweis gestellt", wird Geschäftsführer Fredi Bobic in der Vereinsmitteilung dazu zitiert: "Linus ist ein weiteres Beispiel für unsere durchlässige Nachwuchsarbeit und damit auch ein Vorbild für die vielen Talente unserer Akademie."

2015 wechselte er im Alter von elf Jahren in die Jugendabteilung von Hertha BSC. Im Februar dieses Jahres gelang ihm beim 1:2 in Fürth sogar das erste Tor. Seine großen Stärken hat er aber im Verteidigen. Der 1,90 Meter große Defensivmann glänzt durch ein solides Zweikampfverhalten und Robustheit. In einer für Hertha schwierigen Saison mit vielen Gegentoren war Gechter oft ein Lichtblick.

Allerdings ist es für junge Spieler auch nicht einfach, sich in einem solchen Umfeld weiterzuentwickeln. Immerhin bringt er aber alles mit, was es auf Bundesliga-Niveau braucht, um sich langfristig durchzusetzen. Dazu zählt neben dem Zweikampfverhalten auch der Mut, sich im Aufbauspiel etwas zuzutrauen. Seine Diagonalbälle sind auf jeden Fall schon jetzt ein großer Gewinn für eine Hertha in der Selbstfindungsphase. Wohin Gechter in Zukunft finden wird, muss sich indes noch zeigen.

Für Linus Gechter lief es sportlich bei Hertha BSC nicht gerade überragend – das lag aber weniger an ihm.imago images

Sidney Raebiger (RB Leipzig)

  • Alter: 17 Jahre
  • Position: Zentrales Mittelfeld
  • Profi-Pflichtspiele: 2

Raebiger spielt bereits seit 2015 für RB Leipzig. Mit erst 15 Jahren absolvierte der Mittelfeldspieler seine ersten Trainingseinheiten mit den Profis. Der damalige Trainer Julian Nagelsmann erklärte diesen Schritt unter anderem mit der Corona-Pandemie, die den kompletten Spielbetrieb der Jugendteams lahmgelegt hatte.

Der heutige Bayern-Trainer bescheinigte Raebiger "eine große Gabe", zu dem er "nur Top-Kritiken" von denen bekommen habe, "die das beurteilen können." Rund zwei Jahre später steht das Top-Talent bei zwei Kurzeinsätzen für Leipzig - drei Minuten in der Bundesliga beim 4:1 gegen Mainz 05 und zwölf Minuten in der ersten Pokalrunde beim SV Sandhausen (4:0).

Weitere Bewährungschancen gab es noch nicht für den heute 17-Jährigen. Zuletzt häuften sich die Gerüchte, dass er die Sachsen auf Leihbasis verlassen könnte. Sein jetziger Coach Domenico Tedesco äußerte sich verhalten. Er halte große Stücke auf Raebiger, erwarte von einem derart jungen Spieler aber auch "keine Wunderdinge".

Bei RB Leipzig wartet Sidney Raebiger noch auf den großen Durchbruch.imago images

Dass es unter Nagelsmann nicht schon zum Debüt für die Profis reichte, hatte vor allem körperliche Gründe. Einerseits warfen ihn kleinere Verletzungen immer mal wieder zurück, auf der anderen Seite fehlt es ihm bis heute wohl an Durchsetzungskraft. Denn auch Tedesco deutete an, dass Raebiger seine Jugend rein körperlich nicht verbergen könne. "Aber fußballerisch ist er einfach ein guter Kicker, er will immer den Ball haben", sagte der 36-Jährige nach dem Bundesliga-Debüt seines Schützlings.

Raebiger kommt vor allem über seine technischen Fähigkeiten und bringt eine hohe Spielintelligenz mit. Er bietet sich oft in den richtigen Räumen frei und weiß seine körperlichen Nachteile durch Laufwege und eine schnelle Ballverarbeitung zu verstecken. Es dürfte bei seinem Talent nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er in der Bundesliga häufiger zum Einsatz kommt - wenn auch erstmal eine Leihe der sinnvolle Weg zu sein scheint.