Neymar war nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen den FC Bayern (die Highlights im Video) untröstlich. Trainer Thomas Tuchel versuchte seinen Superstar aufzubauen, denn er braucht ihn für seine Zukunft in Paris - und den Neuangriff in der Champions League.
Neymar schloss seine tränenfeuchten Augen für einen kurzen Moment und streichelte im Vorbeigehen den Henkelpott. Vor seinem inneren Auge stellte sich der Starspieler von Paris Saint-Germain womöglich vor, wie er die begehrte Trophäe in die Höhe stemmt und ihm Fußball-Europa zujubelt. Doch als er die Lider wieder öffnete, traf ihn die bittere Realität mit voller Wucht.
Der Pokal war mit rot-weißen Schleifchen für Champions-League-Sieger Bayern München versehen, und an Neymars Hals baumelte nur die Silbermedaille für den Finalverlierer. Von allen niedergeschlagenen Parisern war Neymar nach dem 0:1 (0:0) im Duell der Giganten am untröstlichsten. Bayerns Abwehrchef David Alaba nahm den Brasilianer direkt nach dem Abpfiff minutenlang in den Arm, PSG-Trainer Thomas Tuchel baute ihn anschließend verbal auf: "Ich bin mit Ney super zufrieden heute. Er ist ein echter Anführer geworden."
Als ein solcher hatte sich Neymar auf dem Platz zwar bis zum Schluss gegen die Niederlage gestemmt - aber letztlich glücklos. Auf Instagram zitierte der gläubige 28-Jährige aus der Bibel, genauer gesagt aus dem zweiten Brief Paulus' an Timotheus: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt." Doch den Titel hat er nicht geholt. Auch, weil allein er sich 27 (!) Ballverluste geleistet hatte.
Unglücklich agierte Neymar auch danach. "Parabens ao Bayer", schrieb er auf Twitter - "Glückwunsch an Bayer". Es fehlte ein "n", und so antwortete Bundesligist Bayer Leverkusen dem PSG-Profi nur wenige Minuten später: "Keine Ahnung, warum du uns gratulierst, wir sind doch noch in Ferien. Aber dennoch, danke."
Tuchel mit PSG vor Ligastart: "Darauf muss ich erstmal klarkommen"
Trainer Tuchel muss nun Neymar und die anderen Superstars wie Kylian Mbappe aufbauen, denn er braucht sie für seine persönliche Zukunft in Paris. Schon am Samstag (!) startet der französische Meister mit einem Auswärtsspiel bei RC Lens in die neue Saison. "Darauf muss ich erstmal klarkommen", sagte Tuchel bei Sky und lachte dabei.
Der 46-Jährige, der oft so verbissen und mürrisch daherkommt, wirkte nach der Niederlage überraschend empathisch und frei von Gram. Ja, es sei "das allerschlimmste Gefühl, ein Finale zu verlieren", sagte der frühere Dortmunder und Mainzer Coach. Aber "wir werden allen zeigen, dass das, was wir aufgebaut haben, erst der Anfang ist und nicht der Höhepunkt."
Und das weiterhin mit ihm auf der Trainerbank? Tuchel lachte bei der Frage laut auf, dabei ist sie durchaus berechtigt. Denn für die katarischen Geldgeber zählt nur der Titel in der Königsklasse. Er gehe "mal fest davon aus", seinen Vertrag bis 2021 erfüllen zu dürfen, sagte Tuchel: "Ich weiß nichts anderes." Die kurze Umarmung mit Klub-Präsident Nasser Al-Khelaifi bei der Siegerehrung fiel eher in die Kategorie "unterkühlt".
Doch auch die PSG-Bosse dürften registriert haben, dass Tuchel die Individualisten inzwischen zu einem Kollektiv geformt hat, dem nur Nuancen zum ganz großen Glück fehlten. Die Rückendeckung aus dem Team hat Tuchel. "Die Spieler stehen absolut hinter ihm", sagte Weltmeister Mbappe: "Er ist ein großer Trainer."
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren



.jpg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=317)