Die Retter in der Not

Torsten Adams
09. September 200900:16
Hoffnungsträger ihrer Nationen: Georgios Samaras (l.), Yoann Gourcuff und Eduardo (r.)spox
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Während Fußballzwerg Nordkorea schon die Flüge für Südafrika buchen kann, droht Großmächten wie Portugal, Frankreich oder Kroatien eine Katastrophe: das Verpassen der Weltmeisterschaft 2010.

Natürlich erwartet jeder Wunderdinge von 93-Millionen-Mann Cristiano Ronaldo und Franck Ribery - den großen Stars. Doch bei Portugal, Frankreich und Co. halten vor allem die unbekannteren Spieler die Hoffnung am leben.

SPOX gibt einen Überblick über die Situation in der europäischen WM-Qualifikation und die Hoffnungsträger der Wackelkandidaten.

Portugal, Gruppe 1 (Hier geht's zur Tabelle)

Die Situation: Satte sieben Punkte beträgt Portugals Rückstand auf Dänemark. Der Rückstand auf Mitkonkurrent Schweden (Platz drei): zwei Zähler. Die beiden nächsten Partien (beide gegen Ungarn) werden zu Schicksalsspielen für den WM-Vierten von 2006.

Der Hoffnungsträger: Liedson. Bei ihm kann sich Portugal bedanken, dass überhaupt noch ein Fünkchen Hoffnung auf Südafrika besteht. Der 31-Jährige wurde erst zur Halbzeit eingewechselt und sorgte mit seinem Kopfballtreffer gegen die Dänen vier Minuten vor Schluss für einen Punkt, der für das Team von Carlos Queiroz noch enorm wichtig werden könnte.

Kurios: Der gebürtige Brasilianer wurde erst vor wenigen Tagen eingebürgert und stach direkt im ersten Spiel für sein neues Team. Bei Queiroz hat sich der Sporting-Stürmer damit für weitere Aufgaben empfohlen. Bereits am Mittwoch kann Liedson in Ungarn das nächste Kapitel vom brasilianischen Glücksfall schreiben, der die Seleccao nach Südafrika schießt. Ganz Portugal würde es ihm danken.

Griechenland, Gruppe 2 (Hier geht's zur Tabelle)

Die Situation: Enger könnte es nicht zugehen. Die drei Spitzenreiter (Schweiz, Griechenland, Lettland) trennen nur mickrige drei Zähler bei noch drei ausstehenden Spielen. Für das Team von Otto Rehhagel wird die Partie gegen den direkten Konkurrenten Lettland zum Schicksalsspiel. Doch vorher wartet noch die Aufgabe in Moldawien.

Der Hoffnungsträger: Georgios Samaras. Gegen die Schweiz setzte Rehhagel auf Amanatidis, Charisteas und Salpingidis in vorderster Front. Alle drei bleiben ohne Torerfolg, alle drei wechselte Rehhagel vorzeitig aus. In Moldawien hat Samaras eine Chance verdient, seine Torjägerqualitäten unter Beweis zu stellen.

Dass er ein echter Knipser ist, zeigt der Teamkollege von Andreas Hinkel seit geraumer Zeit bei Celtic. 15 Treffer in 31 Ligaspielen standen in der vergangenen Spielzeit auf seinem Konto. Und auch in dieser Saison hat der 24-Jährige in der Liga schon zugeschlagen. Ein Pluspunkt, den er zumindest Salpingidis und Charisteas voraus hat.

Türkei, Gruppe 5 (Hier geht's zur Tabelle)

Die Situation: Äußerst prekär für die Türkei. Tabellenführer Spanien (21 Punkte) ist nicht mehr einzuholen. Auch Bosnien-Herzegowina (Platz 2, 15 Punkte) ist schon auf vier Zähler davongezogen. Die Ausgangslage vor dem Topspiel bei den Bosniern ist klar: Verlieren die Türken (Platz 3, 11 Punkte), ist der WM-Traum futsch.

Der Hoffnungsträger: Arda Turan. Der 22-Jährige gilt als das Juwel im türkischen Fußball. Galatasaray verankerte in seinem bis 2013 datierten Vertrag eine festgeschriebene Ablöse von 20 Millionen Euro. Kein Wunder, denn neben Juventus Turin buhlte auch der FC Bayern um die Dienste des Offensiv-Allrounders.

Am vergangenen Wochenende brachte Arda die Türkei durch seinen Treffer zum 3:2 wieder auf die Siegerstraße. Und auch im alles entscheidenden Spiel gegen Bosnien-Herzegowina hoffen die Türken auf seine herausragende Qualität als Vorlagengeber. In den bisherigen vier Spielen der Süper Lig bereitete Arda sagenhafte sechs Treffer vor, knapp die Hälfte aller Galatasaray-Tore.

Kroatien, Gruppe 6 (Hier geht's zur Tabelle)

Die Situation: Am Mittwoch kommt es zum Showdown: Verliert Kroatien in England, sind die Briten durch. Bei einem gleichzeitigen Sieg der Ukraine in Weißrussland würde die Truppe von Slaven Bilic auch noch Rang zwei verlieren. Ein Sieg bei den Three Lions ist also Pflicht. Und wie das geht, weiß keine Nation besser als Kroatien, die im November 2007 mit ihrem 3:2-Erfolg im Londoner Wembley-Stadion alle EM-Träume der Engländer zerstörten.

Der Hoffnungsträger: Eduardo. Da war doch was. Genau. Wegen einer Schwalbe im Spiel gegen Celtic Glasgow wurde der Kroate vom FC Arsenal für zwei Vereinsspiele gesperrt. Die englischen Spieler, insbesondere John Terry, waren alles andere als amused über die Aktion des "Schwalbenkönigs".

Kroatiens Kapitän Dario Srna orakelte: "Damit wollten sie nur erreichen, dass Eduardo ein schlechtes Image bekommt und die Fans wütend werden." Nicht auszudenken, wenn der 26-Jährige den Engländern nun auch noch ein Beinchen auf dem Weg zur WM 2010 stellt. Schalkes Kroate Ivan Rakitic geht aber genau von dieser Tatsache aus: "Die Sperre könnte durchaus seine Leistung beeinflussen." Positiv, wohlgemerkt.

Frankreich, Gruppe 7 (Hier geht's zur Tabelle)

Die Situation: Nach dem Unentschieden gegen Rumänien ist die direkte Qualifikation für die Grande Nation in weite Ferne gerückt. Vier Punkte liegt das Domenech-Team hinter Serbien. Es drohen die unangenehmen Playoffs. Dazu muss man aber Österreich hinter sich lassen.

Der Hoffnungsträger: Yoann Gourcuff. Genialer Techniker, Schlitzohr, Spielgestalter. Der 23-Jährige hat überraschend bei Bordeaux verlängert, obwohl er Offerten von mehreren europäischen Spitzenvereinen hatte. Und für Girondins hat sich die Investition schon jetzt bezahlt gemacht. Mit seinen vier Treffern und zwei Torvorlagen führt Gourcuff die Torschützenliste an und hat den französischen Meister gleich zum Saisonstart wieder an die Tabellenspitze geführt.

In der Equipe Tricolore bildet er zusammen mit Franck Ribery ein kongeniales Duo. Die beiden sollen in den verbleibenden Spielen zumindest den zweiten Rang sichern. Der Bayern-Star über das Zusammenspiel mit Gourcuff: "Bei Yoann habe ich auf dem Platz die gleichen Empfindungen, die ich hatte, als ich in der Nationalmannschaft mit Zidane zusammenspielte."

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