Im Sommer lotste Uwe Rapolder den Finnen Shefki Kuqi nach Koblenz. Dort wurde er sofort zum Schlüsselspieler und hat jetzt sieben der elf Saisontore der TuS erzielt. Bevor der Stürmer nach Deutschland kam, wurde er in England durch seinen spektakulären Torjubel zum Star und erlebte 2008 die größte Krise seiner Karriere.
Wer im Internet nach Bildern von Shefki Kuqi sucht, findet neben den üblichen Porträt-Fotos vor allem ein Motiv: Shefki Kuqi schwebt wie ein Vogel über den Rasen. In seiner Zeit in England wurde der Stürmer der TuS Koblenz vor allem durch seinen spektakulären Torjubel bekannt und beliebt.
Auch im Trikot der TuS Koblenz hat Kuqi schon einen Treffer mit dem "Kuqi-Dive" gefeiert. Spätestens mit dieser Aktion hat Shefki Kuqi in Koblenz die Sympathien gewonnen und mit dem Koblenzer Maskottchen einen ersten - weniger talentierten - Nachahmer gefunden.
Und sogar sein Trainer Uwe Rapolder schwärmt im Gespräch mit SPOX vom Torjubel: "Das sieht schon sehr spektakulär aus. Der liegt ja zwei Meter hoch in der Luft."
Kuqi in vier Akten: Tor - Anlauf - Abflug - Landung
Nach dem Tor läuft Kuqi den Fans entgegen und animiert diese dabei schon mit seinen Handbewegungen.
Plötzlich beschleunigt der Finne, nimmt drei, vier Schritte Anlauf und setzt zum Absprung an. Es folgt eine kurze Flugphase mit ausgebreiteten Armen sowie eine harte Landung auf der Brust. Schmerzen hat der Stürmer dabei keine.
Ob ins Gebüsch, ins Wasser oder oben ohne in den Schnee - im Internet lassen sich verschiedenste Nachahmer-Videos finden, die Kuqis Popularität nur bestätigen.
Mit seinem Jubel erarbeitete sich Kuqi in England schnell den Spitznamen "Flying Finn", der eigentlich für besonders schnelle Finnenoder echte Flieger, wie Mika Häkkinen und Janne Ahonen, reserviert ist.
Der Kuqi-Dive im Video
Sofort in Koblenz angekommen
Dass Kuqi seinen Dive schon im ersten Heimspiel der TuS gegen Bielefeld vorführen durfte, zeigt, dass der Neuzugang sich sofort in seiner neuen Heimat eingelebt hat.
Sportlich gesehen ist Kuqis Wert für die TuS gar nicht hoch genug einzuschätzen, was auch Trainer Uwe Rapolder schnell erkannte, und den Neuen sofort zum Kapitän machte: "Er gibt immer alles und hängt sich voll rein. Er ist ein Instinktfußballer und absoluter Führungsspieler."
Ein im Mannschaftssport eher untypischer Vertrauensvorschuss, den der Finne postwendend mit wichtigen Toren zurückzahlte: In 13 Spielen konnte die TuS erst elf Tore erzielen, von denen sieben auf das Konto des robusten Stürmers gehen.
Typischer Insel-Stürmer
Wenn man Attribute für den Fußballer Kuqi sucht, dann kommen einem spontan Worte wie "robust", "kopfballstark", "Torriecher" oder "Strafraumstürmer" in den Sinn. Für Technik oder Eleganz steht der Name Shefki Kuqi dagegen nicht.
Dies bestätigt auch sein Trainer Uwe Rapolder: "Er ist technisch nicht vom Allerfeinsten, ist aber unglaublich präsent."
Wo sonst hätte der im Kosovo geborene Stürmer also Karriere machen sollen, als in England?
Mehrere England-Stationen
Als Jugendlicher emigrierte Kuqi nach Finnland und begann dort 1997 mit 20 Jahren bei HJK Helsinki seine Profikarriere.
Im Jahr 2000 wurde Kuqi beim FC Jokerit mit 19 Toren Torschützenkönig der finnischen Veikkausliiga und wechselte im Januar 2001 - in Finnland wird die Saison im Jahresrhythmus gespielt - zum englischen Zweitligisten Stockport County.
Nach zwei weiteren Zweitligastationen wechselte Kuqi 2005 zu den Blackburn Rovers in die Premier League, wo er sieben Saisontore erzielte und durch seinen spektakulären Torjubel endgültig in ganz England bekannt wurde.
Karriereknick bei Crystal Palace
Im August 2006 wechselte Kuqi von den Blackburn Rovers zu Crystal Palace, wo er nie so richtig glücklich wurde.
Nachdem er zuvor wenig gespielt hatte und zwischenzeitlich für ein halbes Jahr an Fulham ausgeliehen wurde, leistete sich Kuqi 2008 bei seiner Auswechslung beim Heimspiel gegen Wolverhampton eine beleidigende Geste gegenüber der eigenen Fans.
Manager Neil Warnock setzte den Stürmer daraufhin auf den Transfermarkt. Im Sommer 2008 hätte Kuqi eigentlich wechseln sollen, da aber kein Verein die veranschlagte Ablösesumme zahlen wollte, musste er noch ein Jahr bei Palace bleiben.
Warnock sah in seinem Kader aber keinen Platz mehr für Kuqi und schickte ihn deshalb zu Beginn der Saison ins Reserveteam.
Die Demütigung machte Kuqi nur stärker
Diese Verbannung war für den stolzen Finnen eine große Demütigung: "Ich denke nicht, dass ein gestandener Profi jemals so etwas erleben sollte, wie ich es musste. Es hat sehr wehgetan, als mich der Trainer wegschickte - und ich werde das nie vergessen."
Ich Nachhinein sei er gestärkt aus der Verbannung hervorgegangen und zeigte dies dann auch auf dem Feld: Insgesamt kam der Finne für die erste Mannschaft noch in 35 von 46 Saisonspielen zum Einsatz und wurde in der Rückrunde sogar zum Leistungsträger und erzielte zehn Tore.
Probleme mit Trainer Warnock
Es folgte das Angebot, Kuqis auslaufenden Vertrag zu reduzierten Bezügen zu verlängern. Doch Kuqi erinnerte sich an seine Verbannung ins Reserveteam und lehnte ab.
Er fühlte sich vor allem von Trainer Neil Warnock ungerecht behandelt: "Jeder Spieler will die Unterstützung seines Trainers. Diese habe ich jedoch nie erhalten. Der Trainer hat mir nie wirklich den Rücken gestärkt, auch nicht, als ich am Saisonende mehrere Tore gemacht habe."
Kuqi hatte Angebote der beiden Premier-League-Absteiger Middlesbrough und West Bromwich Albion sowie von den Hearts aus Schottland. Der Finne entschied sich für Koblenz.
Rapolder überzeugt Kuqi
"Der Wechsel kam über den persönlichen Kontakt zu mir zustande", erzählt Rapolder. Shefki hat seinen Bruder Njazi in Koblenz besucht und ein paar Mal beim Training zugeschaut. Dann waren wir ein paar Mal essen und wir haben uns sehr gut verstanden. Es hat ein paar Wochen gedauert, bis ich ihn soweit hatte."
Gerade mit den Problemen aus Crystal Palace im Hinterkopf, war ein gutes Verhältnis zu seinem potentiellen Trainer für Kuqi ein wichtiger Entscheidungsfaktor für die TuS.
Zudem hat natürlich auch sein Bruder eine wichtige Rolle gespielt. Rapolder: "Außerdem hat er noch nie mit seinem Bruder zusammengespielt, das hat ihn gereizt."
Das Zusammenspiel der beiden verlief aber bisher noch erfolglos. In den bisher sieben gemeinsamen Spielen traf keiner der beiden.
Weitere Dives sollen folgen
Rapolder vertraut aber weiterhin auf die Brüder und will sie weiterhin zusammen stürmen lassen. Wenn Shefki dann mal auf Vorlage von Njazi einen Treffer erzielen kann, ist es vielleicht auch wieder Zeit für den nächsten Kuqi-Dive.
Diesen führte der Finne nach seiner Vorstellungsshow gegen Bielefeld trotz sechs weiterer Treffer nicht mehr vor.
Laut Trainer Rapolder müssen sie die Fans aber noch ein bisschen gedulden: "Er hatte zuletzt Rückenprobleme, deshalb verzichtete er darauf. Er will ihn wieder machen, wenn wir in der Tabelle weiter oben stehen. Das wird aber noch ein bisschen dauern."