Trotz großer Bemühungen ist es dem Organisationskomitee des Confederations Cups bisher nicht gelungen, die Sicherheitslage in den Spielorten in den Griff zu bekommen. Selbst die Mannschaftshotels sind scheinbar nicht sicher - die Ägypter wurden ausgeraubt.
Die Kriminalität hat Gastgeber Südafrika auch beim Confederations Cup fest im Griff und die Sicherheitsdiskussion neu entfacht: Die südafrikanischen Zeitungen berichteten am Samstag teilweise in großen Schlagzeilen auf der Titelseite von den dreisten Dieben im ägyptischen Mannschaftsquartier nach dem 1:0-Triumph gegen Fußball-Weltmeister Italien.
Der "Star" schrieb: "Confed-Team ausgeraubt." Hinzu kamen Meldungen über weitere ernstzunehmende Vorkommnisse in Johannesburg, wobei sogar bei zwei spektakulären Überfällen zwei Tote zu beklagen waren.
Der Weltverband FIFA und das lokale Organisationskomitee äußerten sich am Samstagvormittag zurückhaltend zum Vorfall im ägyptischen Teamquartier Protea Hotel Wanderers.
1800 Euro fehlen den Ägyptern
Nach dem Überraschungssieg gegen die Squadra Azzurra am Donnerstag hatten einige ägyptische Spieler nach der Rückkehr festgestellt, dass sich Diebe in ihren Hotelzimmern im Mannschaftsquartier in Johannesburg zu schaffen gemacht und umgerechnet knapp 1800 Euro gestohlen hatten.
"Wir müssen erst den Bericht abwarten. Es ist Anzeige erstattet worden. Die Sicherheit ist natürlich für jedes Organisationskomitee von besonderer Bedeutung. Die Behörden werden alles in ihrer Macht stehende tun, um die Sicherheit für den Confederations Cup und die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr zu gewährleisten", sagte FIFA-Kommunikationsdirektor Nicolas Maingot.
Keine Vorwürfe an das OK
Jermaine Craig, Sprecher des südafrikanischen Organisationskomitees, ergänzte: "Wir gehen davon aus, dass der Wettbewerb sicher durchgeführt wird." Die Ägypter waren zwar betroffen, es gab aber keine Vorwürfe in Richtung der Organisatoren. "So etwas passiert überall, auch in Ägypten oder in Europa. Wir hängen die Sache nicht an die große Glocke", sagte die ägyptische Teamsprecherin Inas Mazhar.
Polizeisprecherin Sally De Beer versuchte indes, den Fall herunterzuspielen: "Ich muss betonen, dass niemand in den Hotelzimmern zum Zeitpunkt des Vorfalls anwesend war!" In einem besseren Licht erscheint der Beutezug der Diebe bei den Pharaonen, Team des Dortmunder Bundesliga-Profis Mohamed Zidan, deshalb aber nicht.
Raubüberfälle mit einem Toten
Hinzu kamen weitere Vorkommnisse, die die Polizei und die Organisatoren am Kap der guten Hoffnung aufgeschreckt haben. Vier britische Rugby-Fans wurden nach ihrer Ankunft in Johannesburg ausgeraubt, außerdem wurde ihr Auto von den Gangstern gestohlen.
Die Räuber waren den beiden Brüderpaaren offenbar vom Flughafen zu ihrer Bed-and-Breakfast-Unterkunft in Sandton gefolgt. Bei einem weiteren Raubüberfall kam eine Person sogar ums Leben, als Dexter Govender mit drei weiteren Personen in Johannesburg gekidnappt wurde.
Arzt in Praxis erstochen
Das Quartett wurde von den Dieben, die mit dem gestohlenen Wagen ins knapp 600 km entfernte Durban fuhren, in den Kofferraum gesperrt. Vermutlich aufgrund von Dehydrierung (Austrocknung) starb der 21-jährige Govender.
Die vier Entführten konnten sich in Durban zwar befreien, aber trotz schnell eingeleiteter ärztlicher Maßnahmen, war Govender nicht mehr zu retten. Darüber hinaus wurde ein Arzt in seiner Praxis niedergestochen und tödlich verletzt.
Die Praxis wurde anschließend von dem oder den Tätern in Brand gesteckt. Das Thema Sicherheit scheint trotz aller Anstrengungen der Südafrikaner letztendlich nicht lösbar zu sein.
100 Millionen für die Sicherheit
Immerhin werden bei der WM 2010 (11. Juni bis 11. Juli) rund eine halbe Million ausländische Besucher erwartet. Für ihre Sicherheit sollen 41.000 zusätzliche Polizisten sorgen. Die südafrikanische Regierung investiert 101 Millionen Euro zusätzlich in die Bundespolizei SAPS.
Trotzdem liegt Südafrika mit etwa 50 Morden und 100 Vergewaltigungen pro Tag mit an der Spitze der internationalen Kriminalitätsstatistik. Entführungen und "Car Napping" wie bereits skizziert sind keine Einzelfälle.
Kriminelle Ordnungshüter
Und selbst auf die Polizei ist in Johannesburg zum Beispiel nicht unbedingt Verlass. Ein renommierter englischer Journalist wurde kurz vor seinem Quartier im eigentlich als sicher geltenden Stadtteil Sandton im Auto von zwei Ordnungshütern angehalten.
Sie kamen allerdings nicht als Freund und Helfer, vielmehr verlangten sie im barschen Ton umgerechnet pro Nase knapp 20 Euro als Wegezoll. Dafür eskortierten sie den britischen Reporter zu seiner Unterkunft, die er dank eines Navigationssystems im Wagen auch so kinderleicht gefunden hätte.
Immerhin hat die Johannesburger Polizei in diesem Fall die Ermittlungen aufgenommen. Gleich zweimal wurde der Agentur-Journalist am Samstag befragt. Die Polizei hegt einen bestimmten Verdacht und will die Beamten wegen räuberischer Erpressung belangen.