Vier Füße für ein Halleluja

Jan Höfling
04. Juni 201415:11
In Uruguay ruhen die Hoffnungen vor allem auf dem Sturmduo Luis Suarez und Edinson Cavanigetty
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Vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 findet im Land des fünfmaligen Weltmeisters Brasilien die 20. Fußball-WM statt. SPOX stellt die 32 Endrunden-Teilnehmer vor. Heute: Uruguay.

Land: Uruguay

Einwohner: 3,3 Millionen

Aktive Spieler: 41.800

FIFA-Weltrangliste: 6.

WM-Teilnahmen: 11

Größter WM-Erfolg: Weltmeister (1930, 1950)

Hier geht's zur WM-Gruppe D

Der Star:Luis Suarez. Mit 31 Treffern und dem Titel als Englands Fußballer des Jahres im Gepäck, reist Suarez zur WM nach Brasilien. Auch seine Aussetzer hat der 27-Jährige seit der letzten Spielzeit endlich im Griff. Was der Sommer seines Lebens hätte werden können, droht nun jedoch in einem Albtraum zu enden. Uruguays Rekordtorschütze (39 Tore) musste sich nach einer Knieverletzung einer Operation des linken Meniskus unterziehen. Ob oder inwieweit er sich bis zum Auftakt regenerieren kann, scheint fraglich. Aktuell peilt Suarez selbst das dritte Gruppenspiel gegen Italien an. Für die Celeste bedeutet die Verletzung eines der komplettesten Offensivakteure der Welt, der zudem zusammen mit Cristiano Ronaldo als bester Torjäger Europas geehrt wurde, einen herben Rückschlag. Vor allem da der schnelle und schussstarke Stürmer mit elf Toren in der Qualifikation der Hoffnungsträger und unbestrittene Superstar seines Landes ist. Bei allem Respekt: Altstar Diego Forlan wird Suarez nicht ersetzen können. Für eine endgültige Prognose über die Leistungsfähigkeit des besten Spielers der Copa America 2011 ist es allerdings zu früh.

Der Trainer:Oscar Tabarez. Die Ergebnisse von Tabarez als Trainer können sich durchaus sehen lassen. Bereits 1990 führte der 67-Jährige die Auswahl Uruguays in Italien ins Achtelfinale und konnte dieses Ergebnis bei seinem zweiten Engagement noch toppen. Am Ende stand 2010, nach einer Niederlage gegen die deutsche Elf, Platz vier. Als Trainer bündelt er die Erfahrungen, die er in seiner Heimat und im Ausland gesammelt hat. Sein bevorzugtes Spielsystem ist das 4-4-2, er experimentierte jedoch beim Confederations Cup ebenso mit einem 3-5-2 und 4-3-3. Vor allem die Außenverteidiger spielen in den Überlegungen des Welt-Nationaltrainers aus dem Jahr 2011 eine wichtige Rolle und sollen sich so oft es geht in den Angriff seiner Mannschaft einschalten. Generell ist das kompakte Spiel von "El Maestro" nicht auf Ballbesitz, sondern auf Konter ausgelegt. Der gelernte Pädagoge ist kein Mensch der großen Worte, Wirbel um seine Person versucht er so gut es geht zu vermeiden. Er gilt als Arbeiter und genießt in Uruguay einen ausgezeichneten Ruf.

Der Kapitän:Diego Lugano ist mit seinen 33 Jahren zwar nicht mehr der jüngste Spieler, allerdings ist er für die Nationalmannschaft von unschätzbarem Wert. Niemand schafft es, die laufintensive und körperbetonte Spielweise Uruguays auch nur Ansatzweise so gut zu verkörpern, wie der Defensivspieler, der mit Diego Godin die Innenverteidigung der Celeste bildet. In jedem Spiel erkennt man die Leidenschaft, mit der Lugano für seine Heimat den Rasen betritt. Sein unbedingter Wille und seine internationale Erfahrung sind für die Mannschaft auf und abseits des Platzes von großem Nutzen. In den letzten vier Jahren spielte Lugano für Paris Saint-Germain, den FC Malaga und für West Bromwich Albion. Seine Einsatzzeiten in der aktuellen Spielzeit lassen allerdings zu wünschen übrig. Auch eine Knieverletzung, die er sich im Freundschaftsspiel gegen Österreich zuzog, sorgt für Sorgenfalten bei den Verantwortlichen.

Der Spieler im Fokus: Edinson Cavani gerät aufgrund seines Sturmpartners Suarez oft in Vergessenheit. Im Sommer des vergangenen Jahres ging es für Cavani zu Paris Saint-Germain. Besonders die Ablöse (64 Millionen Euro) sorgte dabei für Aufsehen und ordentlich Druck beim 27-Jährigen. In 43 Einsätzen für PSG kam er auf 25 Tore und zeigte dabei im Zusammenspiel mit Superstar Zlatan Ibrahimovic starke Leistungen. Der aus Salto stammende Stürmer punktet nicht nur mit seiner Schnelligkeit und seiner Power, er hat darüber hinaus ein feines Füßchen und eine ausgezeichnete Schusstechnik. Mit seinen Sturmpartnern Suarez oder Forlan versteht er sich zudem blind. Die Automatismen, die im Sturm der Celeste vorherrschen, finden sich darüber hinaus auch in den restlichen Mannschaftsteilen wieder und bewirken, dass die Offensivakteure entsprechend eingebunden werden können. SPOX

Die Wunschelf (4-4-2): Muslera - Maxi Pereira, Lugano, Godin, Caceres - Stuani, Rios, Perez, Rodriguez - Cavani, Suarez

Die Prognose: Fragt man die Fans, so lautet das Zauberwort der WM "Maracanazo". Der größte Triumph Uruguays liegt nun 64 Jahre zurück. Damals konnte man beim 2:1-Erfolg im Maracana gegen WM-Gastgeber Brasilien eine der größten Überraschungen der Geschichte feiern und sich zum Weltmeister krönen. Durch die Übernahme von Tabarez nach der verpassten Qualifikation 2006 wagen die Fans wieder zu träumen. Uruguay gilt nicht umsonst zusammen mit Belgien als Geheimtipp der WM. Durch den vierten Platz in Südafrika und den Sieg bei der Copa America 2011 verfügt die Tabarez-Elf über ein immenses Selbstvertrauen, auch wenn dieses durch undisziplinierte Leistungen und fünf Niederlagen in der Qualifikation beinahe nach hinten losgegangen wäre. Über die Playoffs gegen Jordanien sicherte man sich allerdings letztlich ungefährdet das Ticket für Brasilien.

Vor allem mit Suarez, sofern er fit wird, und Cavani hat Tabarez ein Duo, das Spiele alleine entscheiden kann. Die Kehrseite: Fallen diese aus oder finden nicht in die Partie, wird es eng. Auch die Tatsache, dass die Hälfte des Kaders über 30 Jahre alt ist, kann bei den klimatischen Bedingungen nur bedingt als Vorteil durch die vorhandene Erfahrung gewertet werden. Während Costa Rica schlichtweg die Mittel fehlen und Italien als Favorit in die Gruppenphase geht, dürfte das Hauptaugenmerk auf der Partie gegen England liegen. Diese entscheidet über den Einzug in das Achtelfinale. Aufgrund der schwachen Gruppe C ist nachfolgend das Viertelfinale durchaus möglich, allerdings dürfte dort dann der Gastgeber warten.

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