Thibaut Courtois liefert sich Schlammschlacht mit Belgien und Trainer Domenico Tedesco: "Ich bin überrascht und schockiert"

Tim Ursinus
20. Juni 202309:08
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Torhüter Thibaut Courtois liefert sich in diesen Tagen eine Schlammschlacht mit der Nationalmannschaft Belgiens. Auch Trainer Domenico Tedesco ist inzwischen involviert.

Alles begann mit dem Spiel am vergangenen Samstag gegen Österreich in der EM-Qualifikation (1:1), als Courtois nicht den verletzten Kevin De Bruyne als Kapitän vertreten durfte. Diese Ehre wurde stattdessen Romelu Lukaku zuteil. Beide sind gleichrangige Stellvertreter von Manchester Citys Mittelfeldspieler.

Courtois reagierte laut Tedesco hinterher sichtlich beleidigt auf die Nicht-Berücksichtigung. Dem widersprach der Keeper von Real Madrid wiederum.

"Nach dem Spiel wollte Thibaut plötzlich mit mir sprechen und sagte mir, er wolle nach Hause, weil er enttäuscht sei und sich beleidigt fühle", sagte Tedesco. Er soll vorgesehen haben, dass im Juni sowohl Lukaku als auch Courtois die Binde tragen werden.

Courtois soll nach dem Remis gegen das Team von Trainer Ralf Rangnick zudem sauer auf einige seiner Mitspieler gewesen sein und habe diese angeblich verbal attackiert. Dennoch hält Tedesco vorerst an seiner Nummer eins fest.

"In meinen Augen ist er der beste Torhüter der Welt. Ich schätze ihn als Torhüter und auch als Mensch", sagte der ehemalige Trainer von Schalke 04 und RB Leipzig: "Ich bin überrascht und schockiert, dass er sich beleidigt und enttäuscht fühlt." Es sei "nicht der richtige Zeitpunkt, um über seine Zukunft zu sprechen".

Thibaut Courtois widerspricht Domenico Tedesco

Courtois zeigte sich ebenfalls "überrascht" von der Reaktion seines Trainers. In der Pressekonferenz habe dieser eine "teilweise subjektive Darstellung eines privaten Gesprächs, das wir nach dem Spiel gegen Österreich geführt haben, gegeben".

Es sei "weder das erste noch das letzte Mal", so Courtois, "dass ich mit einem Trainer über Probleme in der Kabine spreche, aber es ist das erste Mal, dass jemand beschließt, dies öffentlich zu erzählen. Ich bin zutiefst enttäuscht darüber, aber ich möchte klarstellen, dass die Einschätzungen des Trainers nicht der Realität entsprechen."

In dem Gespräch habe er Tedesco klargemacht, dass es ihm "nicht um einen direkten Vorteil" gehen würde, sondern ihm versucht zu erklären, dass Tedesco bestimmte Entscheidungen treffe, "um Situationen zu vermeiden, die uns in der Vergangenheit geschadet haben".

Außerdem sei es "weder eine Laune noch eine willkürliche Entscheidung", Kapitän einer Nationalmannschaft zu sein. "Es sollte seine Entscheidung sein, und das habe ich versucht, ihm zu vermitteln. Leider habe ich mein Ziel nicht erreicht", erklärte Courtois. Dennoch habe er "irgendetwas gefordert".

Darüber hinaus soll er das Gespräch mit Lukaku gesucht haben, um die Situation zuklären.

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Thibaut Courtois: Vorgespielte Verletzung?

Klar ist bereits, dass Courtois im kommenden Spiel in Estland nicht zwischen den Pfosten stehen wird. "Es war seine Entscheidung, die Mannschaft zu verlassen. Für mich ist das eine sehr schwere Entscheidung. Ich habe jetzt viel Zeit bis September, wenn wir wieder spielen werden", erklärte Tedesco, der "Zeit braucht, um das zu verarbeiten".

Laut Courtois würde ihn allerdings eine Verletzung hindern, bei der Nationalmannschaft zu verweilen. "Außerdem habe ich mich gestern Nachmittag einer Untersuchung wegen eines Problems in meinem rechten Knie unterzogen. Das medizinische Team meines Klubs und der Nationalmannschaft standen in Kontakt und haben das gesamte entsprechende Material geprüft, um die Entscheidung zu treffen, das Trainingslager zu verlassen", sagte er.

Das behauptete auch Vater Thierry Courtois am Montag, weshalb Tedesco sich gegenüber Het Nieuwsblad erneut rechtfertigte. "In dem Gespräch, das ich mit Thibaut hatte, wurde das nie diskutiert. Es ging um die Frage der Kapitänsbinde. Glauben Sie mir, für mich wäre es viel einfacher zu sagen, dass er verletzt ist. Aber das ist nicht wahr. Ich werde Sie, den Stab und die Spieler nicht anlügen. .... Das kann ich wirklich nicht tun."

Courtois habe Tedesco zudem gefragt, "ob ich trotzdem nach außen hin sagen würde, dass er verletzt ist, aber das habe ich sofort abgelehnt".

Belgien: Situation macht Jan Vertonghen "traurig"

FürVerteidiger Jan Vertonghen stimmt die Situation "traurig. Mir wäre es lieber, wenn Thibaut dabei wäre, aber die Gruppe steht über allem. Die Prozesse sind nun sicherlich gestört, es muss eine Lösung gefunden werden."

Belgien holte aus den ersten beiden Spielen der EM-Qualifikation für das Turnier in Deutschland vier Punkte. Neben Österreich und Schweden lauten die anderen Gegner Schweden, Estland und Aserbaidschan.