Bei der U-17-WM 2011 sorgte eine neue DFB-Generation für Furore. Nach großartigen Leistungen musste sich die Mannschaft von Steffen Freund erst dem späteren Weltmeister Mexiko beugen. Mit einem dramatischen 4:3 gegen Brasilien vor fast 100.000 Zuschauern im legendären Aztekenstadion, sicherte man sich letztlich den dritten Platz. Danach begann für die Youngster der Weg ins Profigeschäft. Wer hat den Sprung geschafft?
Der Musterschüler
Emre Can (Mittelfeld, Bayer Leverkusen): Der Star und Kopf der Mannschaft. Er führte die U-17-Bubis als Kapitän fast ins Finale. Unvergessen ist sein Durchmarsch im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Mexiko, als er aus der eigenen Hälfte startete, die halbe Abwehr austanzte und die zwischenzeitliche Führung erkämpfte. 2012 erhielt der Deutsch-Türke einen Profivertrag beim FC Bayern, konnte sich jedoch gegen die starke Konkurrenz im Mittelfeld nicht durchsetzen. Im Sommer darauf unterschrieb Can einen Vierjahresvertrag bei Bayer Leverkusen. Die Münchner kassierten eine Ablösesumme von fünf Millionen Euro, haben aber eine Rückkaufoption. Unter Trainer Sami Hyypiä reifte der 20-Jährige zum Stammspieler und wird variabel im Mittelfeld und in der Abwehr eingesetzt.
Weiter im Blickfeld
Mitchell Weiser (Mittelfeld, Bayern München): Einer der Garanten für den Achtungserfolg in Mexiko. Beim 1. FC Köln wurde er zum jüngsten Debütanten der Vereinsgeschichte in der Bundesliga. Es blieb allerdings bei dem einen Einsatz. Im Sommer 2012 erhielt er einen Dreijahresvertrag bei den Bayern. Genau wie bei Can war die Konkurrenz bei den Münchnern zu groß, sodass er in der Wintertransferphase 2013 an den 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen wurde. Mit gesammelter Spielpraxis (13 Einsätze für den FCK) kehrte der 19-Jährige wieder zurück in die bayrische Landeshauptstadt. Zu mehr als gelegentlichen Trainingseinheiten mit den Profis und einem Kurzeinsatz in der Champions League reicht es beim jungen Talent mit der Powerlocke allerdings (noch) nicht. Bei der zweiten Mannschaft des FCB gehört Weiser allerdings regelmäßig zur Stammelf.
Koray Günter (Abwehr, Galatasaray): War der Stabilisator im Abwehrverbund. Er schaffte im Sommer 2012 den Sprung in die Amateurmannschaft von Borussia Dortmund. Während der Saison-Vorbereitung trainierte er unter Trainer Jürgen Klopp mit den Profis. Für mehr als einen Kurzeinsatz in der Bundesliga reichte es bislang aber nicht. Im Winter 2014 lockte Galatasaray den Deutsch-Türken für 2,5 Millionen an den Bosporus. Der aktuelle U-20-Nationalspieler erhielt einen Viereinhalbjahresvertrag bis 2018. Der BVB kann Günter für eine festgeschriebene Ablösesumme von sieben Millionen Euro auf Grund des Rückkaufsrechts für die Saison 2015/2016 zurückholen. Seinen ersten Einsatz für Gala hatte der 19-Jährige im Februar beim Pokalspiel gegen Tokatspor. Ihm werden Chancen auf regelmäßige Einsätze ausgerechnet.
Rani Khedira (Mittelfeld, VfB Stuttgart): Khedira kam beim Turnier in Mexiko immer wieder zu Kurzeinsätzen als Rotationsspieler. Gegen Brasilien durfte er über die volle Distanz ran. Ende 2012 wurde Khedira in den Bundesliga-Kader des VfB Stuttgart befördert. In der laufenden Saison mauserte sich der deutsch-tunesische Mittelfeldmann zur Stammkraft. Vor allem seine Übersicht überzeugt. "Er hat sich in den Kader reingespielt. Ein Spieler, der sehr fleißig ist...noch nicht ganz so weit ist, wie es der Sami vielleicht war zu diesem Jahrgang[...] Er ist auf einem guten Weg", sagte Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic im Interview mit SPOX. Rani ist eine ähnliche Entwicklung zuzutrauen wie seinem großen Bruder Sami.
Samed Yesil (Stürmer, FC Liverpool U21): Der Torgarant. Mit sechs Treffern war Samed der zweiterfolgreichste Torjäger des Turniers von 2011. Er brachte es nur zu einem Bundesligaeinsatz für Bayer Leverkusen und wurde 2012 vom FC Liverpool auf die Insel geholt. Der Düsseldorfer mit türkischen Wurzeln kam im League Cup zu seinem Debüt für die Reds. Ein Kreuzbandriss wenige Monate später warf ihn aber zurück. In der Folge wurde er in der U 21 der Reds behutsam an den Profi-Kader herangeführt. Britische Medien haben ihn bereits als den nächsten Didier Drogba bezeichnet. Im Januar 2014 erleidet Yesil erneut einen Kreuzbandriss.
Levent Aycicek (Mittelfeld, Werder Bremen): Spielte bei der WM häufig in der offensiven Zentrale der DFB-Bubis. Ebenfalls eine wichtige Säule in der Mannschaft von Steffen Freund. Aycicek zog sich wenige Wochen nach dem Turnier in Mittelamerika einen Kreuzbandriss zu und hatte in der Folge immer wieder Probleme mit dem beschädigten Knie. Trotz alledem erhielt er im Herbst 2012 einen Profivertrag bis 2015 bei Werder Bremen. Feierte im Februar sein Bundesligadebüt als Einwechselspieler und erzielte beim 1:5 gegen Dortmund den Ehrentreffer für Werder. Der 20-Jährige ist fester Bestandteil der Amateure der Hanseaten und spielt nach der Zwangspause auch wieder für den DFB in der U-20-Nationalmannschaft.
Kaan Ayhan (Abwehr, Schalke 04): Für ihn war 2011 die rechte Außenseite in der Verteidigung reserviert. Ayhan wurde mit der A-Jugend des FC Schalke 04 deutscher Meister und unterschrieb einen Profivertrag über zwei Jahre ab 2013. Dieser wurde nach seiner positiven Entwicklung um weitere zwei Jahre bis 2017 verlängert. In der laufenden Bundesliga-Saison kam der Deutsch-Türke als Perspektivspieler zu vier Kurzeinsätzen für die Knappen. Außerdem entschied er sich gegen eine Karriere beim DFB und wechselte zur U 21 des türkischen Verbandes. Sein Debüt gab er im Oktober 2013 gegen Griechenland. Der endgültige Durchbruch des 19-Jährigen ist nur eine Frage der Zeit.
Marvin Ducksch (Stürmer/OFM, Borussia Dortmund): Einer der wichtigen Rollenspieler der Mannschaft. Zwei Tore und zwei Vorlagen in fünf Spielen waren die Ausbeute des Dortmunder Mittelstürmers. Zur Rückrunde der Saison 2011/2012 wurde Ducksch in die zweite Mannschaft der Borussia hochgezogen. Schon damals hielt sein Trainer Sascha Eickel große Stücke auf den Blondschopf: "Marvin hat überragende individuelle Fähigkeiten im Torabschluss. Er zählt in seinem Jahrgang zu den besten Stürmern Deutschlands." Wie viele der DFB-Bubis erhält der 19-Jährige durch die Abwesenheit der EM-Teilnehmer die Möglichkeit, bei den Profis unter Jürgen Klopp die Saisonvorbereitung mitzumachen. Ein Jahr später unterschreibt Ducksch einen Profi-Vertrag, kommt bislang aber nur auf fünf Einsätze für die Schwarz-Gelben. Die Konkurrenz ist mit Robert Lewandowski, Julian Schieber und Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang momentan zu stark. Allerdings könnte Lewandowskis Abgang neue Möglichkeiten für den Youngstar bieten.
Robin Yalcin (Abwehr/Mittelfeld, VfB Stuttgart): Der Ersatz-Kapitän spielte beim DFB eine ungewohnte Rolle. Im Verein als Innenverteidiger ausgebildet, bei der Nationalmannschaft im defensiven Mittelfeld eingesetzt. Der Deutsch-Türke hatte leichte Startschwierigkeiten, war aber spätestens ab der K.o.-Phase gesetzt. Seine Leistungen in Mexiko wurden mit der silbernen Fritz-Walter-Medaille belohnt. Yalcin kam in der Folgezeit nur sporadisch bei der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart zum Einsatz. Im Sommer wurde er zu den Profis hochgezogen und kam Anfang Februar zu seinem ersten Bundesligaeinsatz: "Im Training wird viel getestet. Aber wir kennen Robin lange genug. Seine Entwicklung in den letzten sechs, sieben Monaten war positiv. Er hat gut gearbeitet und sich verdient, dabei zu sein", sagte Bobic kürzlich der "Bild". Eine Doppelsechs mit Rani Khedira ist also im Bereich des Möglichen.
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Solide Entwicklung
Thomas Dähne (Torwart, Red Bull Salzburg/FC Liefering): Musste sich hinter Vlachodimos mit dem Platz auf der Ersatzbank begnügen und kam während der WM 2011 nicht zum Einsatz. Er stieg 2012 zum dritten Torhüter bei Red Bull Salzburg auf und war als Kooperationsspieler gleichzeitig Stammtorhüter des FC Liefering (Farmteam von RB Salzburg). Dähne kam bislang nur einmal in der österreichischen Bundesliga zum Einsatz, da die Konkurrenz auf der Torwart-Position momentan noch zu groß ist.
Odisseas Vlachodimos: (Torwart, VfB Stuttgart): Die unumstrittene Nummer 1 in der Mannschaft von Steffen Freund. War ein sicherer Rückhalt und hielt die U 17 besonders in den engen Begegnungen mit England und Brasilien mit starken Paraden im Spiel. Besonders das Spiel um Platz drei hat dem damals 17-jährigen Deutsch-Griechen imponiert: "Da habe ich mal einen Vorgeschmack bekommen, wie es auswärts bei einem Bundesligaspiel sein könnte." Wurde bei der Wahl zum deutschen Nachwuchsspieler des Jahres auf Platz drei gewählt. Ein Jahr nach dem Turnier unterzeichnete er einen Profivertrag bis 2015 beim VfB Stuttgart, bei dem er zuvor sämtliche Jugendabteilungen durchlaufen hatte. Sein Dilemma: Mit Sven Ullreich und Thorsten Kirschbaum sind zwei ebenfalls junge Keeper noch vor ihm in der Rangliste der ersten Mannschaft. Vlachodimos wird es schwer haben, sich gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen. Ein Wechsel scheint nicht ausgeschlossen.
Okan Aydin (Stürmer, Eskisehirspor): Der Mann für die wichtigen und schönen Tore. Unvergessen sein Traumtor beim letzten Gruppenspiel gegen Panama, das später zum Tor des Monats der "ARD-Sportschau" gewählt wurde. Beim verrückten 4:3 nach 1:3-Rückstand im kleinen Finale langte er gleich zweimal zu. Aydin war wichtiger Bestandteil der Amateure von Bayer Leverkusen, kam allerdings nur zu einem Einsatz bei den Profis in der Bundesliga. Der 19-Jährige ist neben Ayhan der Einzige, der die Lager gewechselt hat und mittlerweile für den türkischen Verband spielt. Zuvor betonte er noch seine Verbundenheit zum DFB: "Wir haben uns für dieses Land entschieden und spielen mit dem ganzen Herzen für Deutschland", hieß es nur wenige Monate vor dem Wechsel. Der Deutsch-Türke wurde im Sommer 2013 nach Eskisehirspor in die Süper Lig transferiert, bekam allerdings nur im Pokal die Möglichkeit zu spielen. Ein Spieler mit seiner Veranlagung wird sich aber zwangsläufig durchsetzen können.
Noah Korczowski (Abwehr, Wolfsburg II): Verdrängte damals Koray Günter in der zweiten Turnierhälfte aus der Stammelf. Korczowski gewann 2012 mit der Schalker U 19 die deutsche Meisterschaft. Aus Gründen der Perspektive wechselte der 20-Jährige 2013 zum 1. FC Nürnberg. Neben drei Einsätzen bei den Profis spielte er hauptsächlich in der zweiten Mannschaft. Im Januar 2014 unterschrieb er bei der U 23 des VfL Wolfsburg einen Vertrag bis 2016. Seine Zeit in Nürnberg ließ zunächst eine rasantere Entwicklung vermuten, der Wechsel zu Wolfsburg wirkt auf den ersten Blick jedoch wie ein Rückschritt.
Fabian Schnellhardt (Mittelfeld, 1. FC Köln): Spielte bei der WM in Mexiko keine so tragende Rolle wie noch bei der EM wenige Wochen zuvor. Im Verein konnte er sich bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln für einen Profivertrag empfehlen. Seit Sommer 2013 steht er im Kader des Teams von Peter Stöger. Experten vergleichen ihn schon mit Mario Götze. Ganz soweit sieht der FC-Trainer den jungen Thüringer noch nicht: "Über sein Talent wird seit Jahren diskutiert. Man kann ihm immer den Durchbruch zutrauen. Aber es liegt an ihm. Er muss an Konsequenz und Stabilität arbeiten und beides über einen längeren Zeitraum bringen", fasst Stöger seine Entwicklung zusammen. Sein Vertrag läuft im Sommer 2016 aus. Auf seinem Konto steht ein Einsatz in der 2. Bundesliga und regelmäße Spielzeit bei der U 20 unter Frank Wormuth.
Durchbruch verpasst
Cimo Röcker (Abwehr, Werder Bremen II): Einer von nur drei Spielern, die in jedem Spiel des Turniers über die volle Spielzeit auf dem Platz standen. Seine Zweikampfstärke und Kombinationssicherheit machten ihn zum unumstrittenen Außenverteidiger bei der WM 2011. Im November des gleichen Jahres folgte dann ein Profi-Vertrag bis 2014: "Er gehört zu den Besten seines Jahrgangs in Deutschland und konnte bei der WM und EM wichtige Erfahrungen sammeln. Außerdem ist er wieder ein Junge aus der Region, der bei uns eine Chance bekommt", betonte der damalige Sportchef Klaus Allofs. Trotz der Aussage kam Röcker bislang nur gelegentlich in der U 23 von Werder zum Einsatz. In seinem Fall war eine steilere Karriereentwicklung durchaus denkbar. Trotz der Stagnation ist ein Wechsel zu einem Verein, bei dem er möglicherweise mehr Spielzeit bekommen würde, wohl kein Thema.
Nico Perry (Abwehr, Leverkusen II): Organisierte zusammen mit Günter oder Korczowski die Abwehr und verpasste keine Minute. Die gezeigten Leistungen brachten ihm Offerten diverser Bundesligisten ein. Perrey entschied sich für einen Wechsel zu Bayer Leverkusen. Über den Status eines Reservespielers kam er bis heute aber noch nicht hinaus. Der 20-Jährige spielt jedoch eine tragende Rolle in der zweiten Mannschaft des Bundesligisten. In der U 20 des DFB steht bis dato auch nur ein Einsatz zu Buche. Eine weitere Entwicklung ist schwer einzuschätzen, da sein Vertrag im Sommer ausläuft und noch keine Tendenz zu erkennen ist.
Sven Mende ( Mittelfeld, Karlsruher SC): Absolvierte als Rollenspieler fünf Kurzeinsätze bei der WM. Seine Position war mit Yalcin zu stark besetzt. Die Rotation von Trainer Steffen Freund gab ihm dennoch die Chance, sich für einen Profivertrag bei seinem damaligen Verein VfB Stuttgart zu empfehlen. Im Januar 2013 wechselt der gebürtige Göppinger zum Karlsruher SC, bei dem er bislang nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz gekommen ist. Als Perspektivspieler ist er sicherlich eine Option für die Profis vom KSC. Den Sprung in weitere U-Mannschaften des DFB hat er verpasst.
Koray Kacinoglu (Abwehr, 1. FC Köln): Bekam von den Feldspielern mit gerade einmal vier Minuten die wenigste Spielzeit. Der Deutsch-Türke hatte mit einem Kreuzbandriss und einem Syndesmosebandriss in der Folgezeit große Verletzungssorgen. Trotzdem kam er in der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln zu diversen Einsätzen. Außerdem wurde er zweimal in den Kader von Peter Stöger berufen. Sein Vertrag läuft allerdings im Sommer 2014 aus und es ist noch keine Tendenz für seine Zukunft erkennbar.
Cedric Wilmes (Torwart, Alemannia Aachen): War 2011 die Nummer 3 hinter Dähne und Vlachodimos. Der heute 20-Jährige wechselte nach dem Turnier zunächst von Borussia Dortmund zu Preußen Münster. Da er dort auch zu wenig Spielzeit bekam, zog es ihn im Januar 2014 zum Drittligisten Alemannia Aachen. "In Aachen ist die Perspektive besser", begründet Wilmes seinen erneuten Wechsel. Es bleibt abzuwarten, ob er da Recht behalten wird.
Mirco Born (Stürmer, Viktoria Köln): Der einzige Legionär des DFB beim Turnier 2011. Er spielte in der renommierten Jugendabteilung von Twente Enschede. Die Grundvoraussetzungen für eine positive Entwicklung waren also gegeben. Trotzdem entschied sich Born für einen Wechsel zu Viktoria Köln auf Leihbasis, um mehr Spielpraxis zu sammeln. Eine Rückkehr zu Twente gilt als wahrscheinlich. Für mehr als zwei Einsätze für den DFB in der U 18 reichte es bislang nicht.
Nils Quaschner (Stürmer, FC Liefering): Kam zu zwei Kurzeinsätzen in Mexiko. Spielte in der Jugend für den FC Hansa Rostock und setzte ab 2013 genau wie Thomas Dähne seine Karriere beim FC Liefering (Farmteam des RB Salzburg) fort. Bislang kam er bei den Österreichern in drei Spielen zum Einsatz. Eine weitere Einladung für die deutschen U-Mannschaften blieb aus.
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