Tim Borowski, Alexander Baumjohann oder Andreas Ivanschitz: Alles prominente Namen - und alle sind Opfer der neuen Gegebenheiten nach dem Ende der Transferperiode. Sie müssen sich plötzlich neuer Konkurrenz erwehren. Auch beim VfB Stuttgart und bei Borussia Dortmund zittern Stars.
FC Schalke 04: Alexander Baumjohann (23)
Position: Offensives Mittelfeld
Hoffnung vor der Saison: Durchbruch als neuer Schalke-Spielmacher
Realität: Nur noch Ergänzungsspieler - wenn überhaupt
GettyEs ist die Fallgrube etlicher Fußballer-Karrieren: der Übergang vom Talent zum gestandenen Profi. Die Liste der Gescheiterten ist lang - und wird nun womöglich mit dem Namen Baumjohann ergänzt. Dabei schien die Ausgangslage perfekt: Vor einem halben Jahr verpflichtet, wurde Baumjohann von Magath behutsam an die Mannschaft herangeführt.Ob des großen Potenzials des Neuzugangs zeigte sich der Trainer sogar von seiner milden Seite, gab ihm trotz schwacher Leistungen mehr Einsätze als sonst auf Schalke üblich und bedachte Baumjohann mit warmen Worten, wenn er von den Journalisten auf ihn angesprochen wurde.
Anders als die Politik der harten Hand, mit der Magath Kuranyi zu Höchstleistungen motivierte, erwies sich die Psycho-Aufbaukur für Baumjohann jedoch als wirkungslos.
Das sind Schalkes neue Hoffnungsträger
Bereits in der Vorbereitung mit mehr Tiefen als Höhen, enttäuschte Baumjohann auch beim letzten Bundesliga-Spiel gegen Hannover (1:2) und muss nach Magaths Einkaufstour froh sein, überhaupt einen Platz im Kader zu behaupten. Jurado ist der gleiche Spielertyp wie Baumjohann, kann als Zehner oder als linker Flügelspieler auflaufen und sollte zunächst gesetzt sein. Deac plant Magath ebenfalls für die offensiven Mittelfeld-Positionen ein.
Zudem hat sich die Lage durch den Kauf von Escudero und Sarpei verschärft, obwohl die beiden für die Abwehr eingeplant sind. Denn: Durch diese Transfers können die Aushilfs-Außenverteidiger Schmitz und Hao wieder ins Mittelfeld zurückkehren - und damit Baumjohann zusätzlich Konkurrenz machen. Anders formuliert: Es spricht einiges für ein vorzeitiges Ende des bis 2013 befristeten Vertrags.
Tim Borowski: Keine Lobby, kein DFB, kein Stammplatz?
Jakub Blaszczykowski: Talent-Trio, Zidan und Da Silva machen Druck
Christian Gentner: Die Flucht ins Verderben?
Andreas Ivanschitz: Vom MVP zur dritten Wahl
Werder Bremen: Tim Borowski (30)
Position: Mittelfeld-Allrounder
Hoffnung vor der Saison: Rückkehr zu alter Stärke und womöglich ins DFB-Team
Realität: Es droht die Bank - sofern die Konkurrenz fit und in Form ist
GettyLiebling der Massen war Borowski noch nie. Seine Begabung stand außer Frage, aber für die meisten spielte er zu behäbig, trabte zu aufreizend neben seinen Gegegenspielern und holte nicht das Letzte aus sich heraus. Trotzdem war Borowski früher zumindest umstritten - während er heute in die Belanglosigkeit abtriftet.Aus dem Prototyp des modernen Mittelfeldspielers ist innerhalb weniger Jahre ein Durchschnitts-Fußballer mit prominenten Namen geworden. In den vergangenen beiden Jahren wechselten sich mittelmäßige mit schwachen Leistungen ab.
Dass sich Borowski vor dieser Saison überhaupt zum Stammpersonal zählen durfte, hing weniger mit seiner Form als vielmehr mit seinem hohen Stellenwert bei Trainer Schaaf und den fehlenden Alternativen zusammen.
Die Vorzeichen haben sich nun aber verkehrt: Neuzugang Wesley ist spielberechtigt, außerdem bot sich Angreifer Arnautovic nach dem Doppelpack gegen Köln für weitere Startelf-Einsätze an, wodurch Halb-Stürmer Marin wohl endgültig ins Mittelfeld zurückkehrt. Die Zehner-Rolle gehört Hunt, Frings wie auch Bargfrede haben ihren Stammplatz ebenfalls sicher.
Verbleiben im Mittelfeld demnach nur noch ein Platz (im 4-4-2 mit Raute oder Doppelsechs) oder zwei Plätze (im 4-2-3-1) für Wesley, Marin und Borowski. Wesley kostete 7,5 Millionen Euro Ablöse und verfügt dadurch über eine gewisse Lobby, Marin ist deutscher Nationalspieler - und Borowski?
Alexander Baumjohann: Leidtragender der Magath-Einkaufstour
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Andreas Ivanschitz: Vom MVP zur dritten Wahl
Borussia Dortmund: Jakub Blaszczykowski (24)
Position: Rechter Flügel
Hoffnung vor der Saison: Inkonstanz ablegen
Realität: Hat Kredit verspielt und ist umstritten
GettyEs liegt wohl in der Natur jedes Transfers, dass ein Neuzugang über die Maße gepriesen wird. Kuba sei wieselflink, technisch beschlagen und könne zu einem der besten Flügelspieler der Bundesliga werden, hieß es vor drei Jahren.Eine Einschätzung, die nicht ganz falsch, aber eben auch nicht ganz richtig ist. Denn: Bei aller Veranlagung zeigte der polnische Nationalspieler zu selten sein immenses Talent und steht nun nach drei vor allem von Unbeständigkeit geprägten Jahren davor, seinen Stammplatz zu verlieren.
Dank weitsichtiger und vor allem preiswerter Transfers verfügt der BVB auch ohne großes Budget über ein Mittelfeld, das so tief besetzt ist wie lange nicht mehr.
Hajnal und Feulner mussten angesichts des Verdrängungswettbewerbs bereits kapitulieren - aber was passiert mit Kuba, wenn er nach seinem Muskelfaserriss wieder genesen ist?
Die in der Dreier-Offensivreihe variabel einsetzbaren Kagawa, Großkreutz und Götze haben sich trotz ihrer Jugend bewährt, außerdem kehrt im Oktober Klopp-Zögling Zidan zurück, der ebenfalls einen Stammplatz beansprucht.
Hinzu kommen Kubas Landsmann Piszczek, der auch rechts-offensiv einsetzbar ist, sowie der zuletzt arbeitslose da Silva, dessen Trainingsleistungen derart vorzüglich waren, dass sich Klopp für ihn stark machte. Da Silva ist zwar kein Mann für den rechten Flügel, doch der Deutsch-Brasilianer wäre wie Stürmer Lewandowski eine Option als Zehner.
Ein realistisches Szenario für die restliche Saison: Zidan, Lewandowski oder da Silva hinter der Spitze Barrios, Götze oder Großkreutz über rechts, der zuletzt überragende Kagawa über links - und Blaszczykowski nur auf der Bank.
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Andreas Ivanschitz: Vom MVP zur dritten Wahl
VfB Stuttgart: Christian Gentner (25)
Position: Mittelfeld-Allrounder
Hoffnung vor der Saison: Wandlung vom Allrounder zum Sechser-Spezialisten
Realität: Stammplatz in Gefahr
GettyIm Englischen gibt es das Sprichwort: "The grass is always greener on the other side." Auf Gentner bezogen könnte es lauten: "Bei einem neuen Klub sind meine Chancen als Sechser größer als bei meinem alten Klub." Genervt vom ständigen Aushelfen als linker Flügelspieler, wechselte Gentner in diesem Sommer von Wolfsburg zurück nach Stuttgart, weil dort die Aussicht auf einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld größer waren.Mittlerweile aber sieht das Gras nicht mehr allzu grün aus. Nach dem Fehlstart verpflichtete der VfB Camoranesi als Verstärkung für die rechte Seite, was Gentner nicht groß tangieren würde, wenn nicht durch den Star-Einkauf ein Verschiebungsprozess einsetzen könnte.
Mauro Camoranesi im Porträt: Wie ein argentinischer Tango
Der bei Gross hochgeschätzte Träsch muss nicht mehr rechts offensiv den Notnagel geben und wird zukünftig wohl wie in einigen Spielen im Vorjahr mit Kuzmanovic die Doppelsechs bilden. Kuzmanovic fand wie Genter nur durchwachsen in die Saison, anders als der Ex-Wolfsburger musste der Serbe aber nicht als Innenverteidiger oder auf den Flügeln aushelfen - was durchaus etwas über Gross' Präferenzen aussagt.
Bliebe Gentner im Mittelfeld nur noch die ungeliebte Position links, die zu allem Überfluss ebenfalls umkämpft ist - trotz des Audel-Ausfalls. Denn der Platzhirsch heißt Gebhart, den Gross wegen dessen technischen Fähigkeiten und Dynamik schätzt. Seit Gross in Stuttgart arbeitet, gilt fast immer eine simple Formel: Wenn Gebhart spielen kann, spielt er auch. Wie war das noch einmal mit dem grünen Gras?
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Jakub Blaszczykowski: Talent-Trio, Zidan und Da Silva machen Druck
Andreas Ivanschitz: Vom MVP zur dritten Wahl
FSV Mainz 05: Andreas Ivanschitz (26)
Position: Hängende Spitze/Spielmacher
Hoffnung vor der Saison: An Hinrunde 09/10 anknüpfen und Rückrunde 09/10 vergessen
Realität: So weit wie noch nie von der ersten Elf entfernt
GettyWar das wahre Wertschätzung - oder sprach aus 05-Trainer Tuchel doch nur die Höflichkeit? "Ivanschitz ist ein gefühlter Stammspieler, der jederzeit wieder beginnen kann", sagte der Coach vor einigen Tagen österreichischen Journalisten. Dabei hätte der Satz lauten müssen: "Ivanschitz ist so weit von der Stammelf entfernt wie noch nie."Ivanschitz ist das bekannteste Opfer der Mainzer Transferoffensive, die kurz vor dem Ende der Wechselfrist die Verpflichtung von Risse und Fathi beinhaltete. Bereits in der Vorbereitung deutete sich an, dass der Österreicher das Duell mit Spielmacher-Rivale Simak verlieren wird, weswegen Tuchel Ivanschitz für den linken Flügel vorsah.
Auf den Flügelpositionen aber gibt es nicht nur einen Konkurrenten, sondern deren fünf: Schürrle (beide Seiten), Holtby (beide Seiten), Allagui (beide Seiten), Risse (rechts) und Fuchs (links), der zwar als Außenverteidiger geholt wurde, nach dem Fathi-Wechsel aber nach vorne gezogen werden könnte.
Zumal sich Tuchel bei den ersten beiden Saisonsiegen vom gängigen 4-2-3-1 abwandte und ein 4-3-1-2 mit drei Sechsern (Soto, Karhan, Polanski) aufbot - was die Situation von Ivanschitz weiter verschlechterte. Denn in dieser Formation kommt für ihn nur die Position des Zehners in Frage, die jedoch von Holtby gut ausgefüllt wird.
Die Stellvertreter-Rolle gebührt Simak - und Ivanschitz? Der MVP aus der letzten Hinrunde ist nur noch dritte Wahl.
Alexander Baumjohann: Leidtragender der Magath-Einkaufstour
Tim Borowski: Keine Lobby, kein DFB, kein Stammplatz?
Jakub Blaszczykowski: Talent-Trio, Zidan und Da Silva machen Druck