Mehr als nur ein Spiel

Stefan Rommel
16. September 200919:50
November 2007: Der VfB besiegt die Rangers 3:2 und feiert den einzigen Sieg in der Gruppe EGetty
Werbung
Werbung

Mit dem Spiel gegen die Glasgow Rangers feiert der VfB Stuttgart sein Comeback in der Königsklasse. Dabei geht es für die Schwaben aber um mehr als nur drei Punkte. Der weitere Verlauf der Vorrunde steht auf dem Spiel. Eine gute Nachricht gab es bereits vor dem Anpfiff. Alexander Hleb ist fit und kann spielen.

Die letzten Erinnerungen sind schon wieder so weit entfernt, dass sie dem geneigten Zuseher kaum noch ins Gedächtnis gerufen werden.

Gegen die Glasgow Rangers erlebte der VfB Stuttgart vor knapp zwei Jahren die letzten Zuckungen eines ernüchternden Champions-League-Auftrittes vor heimischem Publikum.

Und gegen eben jene Rangers soll nun der Auftakt gelingen zu einer Kampagne mit mehr als lächerlichen drei Punkten und dem letzten Tabellenplatz in einer durchaus lösbaren Gruppe (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY).

Euphorie weicht erster Ernüchterung

Dabei erinnert die Stimmung rund um die Mercedes Benz Arena schon ein wenig an die damals triste Befindlichkeit. Die große Euphorie ist einer ersten Ernüchterung gewichen, nach dem Stotter-Start in die Bundesliga mit nur fünf Punkten aus fünf Spielen und eher mäßigen Leistungen.

Und ein wenig schwingt vor dem ersten Spiel der Gruppe G auch die Angst mit. Die Angst, den zuletzt in Europa ramponierten Ruf weiter zu beschädigen und natürlich die Angst, auch im dritten Anlauf in der Königsklasse wieder einen Fehlstart hinzulegen.

Wie vor sechs beziehungsweise zwei Jahren heißt der Gegner erneut Glasgow Rangers, in beiden Spielen gab es in Schottland jeweils zwei absolut vermeidbare 1:2-Niederlagen.

"Wir haben aus der Erfahrung von damals gelernt und wissen, dass wir etwas gutzumachen haben", sagt Kapitän Thomas Hitzlsperger. "Wir wollen unbedingt zeigen, dass wir eine Mannschaft von internationalem Format sind."

"Wehret den Anfängen!"

In der überschaubaren Gruppe mit dem FC Sevilla und Nobody Unirea Urcizeni erscheinen die Rangers als Hauptkonkurrent im Kampf um Platz zwei - ein Heimsieg ist daher nichts weniger als oberste Pflicht.

"Wir wollen endlich die Früchte unserer Arbeit ernten. Ich hoffe, die Mannschaft kapiert, dass es um viel geht", sagt Sportvorstand Horst Heldt und schlägt dabei einen etwas raueren Ton an. Ähnlich wie Trainer Markus Babbel nach dem verkorksten Saisonstart.

"Meine Devise lautet: Wehret den Anfängen! Es gilt jetzt, den Schalter umzulegen. Das geht aber nicht so einfach, dafür ist harte Arbeit nötig. Und dazu gehören auch deutliche Worte meinerseits."

VfB will CL-Dauergast werden

Es droht eine ähnliche Abwärtsspirale wie vor zwei Jahren, in der Partie gegen den schottischen Rekordmeister geht es um mehr als drei Punkte. Der VfB ist als einzige deutsche Mannschaft neben den Bayern und Werder Bremen in der jüngeren Vergangenheit zum dritten Mal in der Königsklasse vertreten und will dort jetzt nicht nur Teilzeit-Arbeiter, sondern fester Bestandteil werden.

"Das ist der Wettbewerb, in den wir wollten und in dem wir auch in Zukunft eine Rolle spielen wollen", sagt Hitzlsperger entschlossen.

Keine Ausreden

Das Spiel gegen die Rangers soll deshalb der Auftakt in eine Serie von sieben Pflichtspielen in 22 Tagen und der erhoffte Start in eine neue Euphorie werden. Ausflüchte sind da strikt verboten.

"Es darf keine Ausrede sein, dass man alle drei Tage ein schweres Spiel hat. Das muss man annehmen, und das kann man auch annehmen", sagt Babbel.

"Die Spieler müssen sich total auf ihren Job konzentrieren und alles Nebensächliche ausblenden. Das mag bitter sein für die Familie und die Freunde, aber die kommen auch wieder zu ihrem Recht - später dann. Wir brauchen eine andere Mentalität!"

Gegen die Rangers sind die erfahrenen Spieler gefordert, allen voran Kapitän Hitzlsperger. Der ist sinnbildlich für die gesamte Mannschaft nur schleppend in die Saison gestartet und versprüht bisher nicht jenes Charisma, das einen Anführer auszeichnet - gerade in Spielen auf Top-Level wie in der Champions League.

Rangers ohne Ikone Ferguson

Ähnlich kopflos stolperte aber auch der Gegner in die Saison der schottischen Premier League. Zwar stehen die Rangers schon wieder auf Platz eins, die gezeigten Leistungen sollten aus Stuttgarter Sicht aber kein Grund zu großer Besorgnis sein.

Glasgow hat den Abgang von Kapitän und Ikone Barry Ferguson (Birmingham City) noch längst nicht verkraftet. Die neuen Hoffnungsträger im Team sind die beiden Stürmer Kenny Miller und Kris Boyd.

Die Schotten bangen noch um zwei wichtige Leistungsträger. "Soweit sind alle fit. Nur hinter Kevin Thomson und Torwart Allan McGregor stehen noch Fragezeichen", sagte Trainer Walter Smith am Dienstagabend auf der abschließenden Pressekonferenz.

Aber völlig egal, wie die Rangers auch auflaufen werden - aus Stuttgarter Sicht kann es nur einen Gedanken geben: Alles auf Sieg!

"Wir haben die besseren Spieler als Glasgow - also werden wir gewinnen", sagt Zugang Zdravko Kuzmanovic.

Der muss es ja wissen. Der Serbe hat letzte Saison schon mit dem AC Florenz die Gruppenphase überstanden.

Die Aufstellungen

Stuttgart: Lehmann - Träsch, Tasci, Delpierre, Boka - Hilbert, Khedira, Hitzlsperger, Hleb - Pogrebnjak, Cacau

Glasgow: McGregor - Whittaker, Bougherra, McCulloch, Papac - Rothen, Davis, Mendes, Thomson, Naismith - Miller

Schiedsrichter: Busacca (Schweiz)

Tabellenrechner: Tippe den VfB ins Achtelfinale!