Vor der Saison stellte SPOX neun Hoffnungsträger aus der Primera Division vor - nun wird abgerechnet. Wer schaffte den Durchbruch, wer ist gefloppt? Barcas 70-Millionen-Patient muss sich hinten anstellen, Malagas Entdeckung des Jahres hingegen klopft bei der Furja Roja an. Und: Manolo Jimenez wird zum Alptraum der Ex-Königlichen.
Andreu Fontas | FC Barcelona | Innenverteidiger | 1 Ligaspiel
Er sollte Barcelonas Innenverteidiger der Zukunft werden. Vor Saisonbeginn mit einem ersten Profivertrag ausgestattet, wurde dieser nach nur wenigen Monaten bis 2016 verlängert. Ausstiegsklausel: Satte 70 Millionen Euro! Doch sportlich lief nicht alles nach Plan.
Pep Guardiolas zwischenzeitliche Umstellung auf eine Dreierkette ließ Fontas' Aussichten auf Startelf-Einsätze erheblich sinken, in der Liga erhielt er nahezu keine Bewährungschance. In der Copa del Rey schon - doch ausgerechnet das wurde ihm zum Verhängnis. Anfang des Jahres zog er sich beim Pokal-Achtelfinale in Osasuna einen Kreuzbandriss zu, die Saison war gelaufen.
Seitdem arbeitet Fontas auf die kommende Spielzeit hin und muss zusehen, wie die Konkurrenz vorbeizieht. Beispielsweise der 22-jährige Martin Montoya, der als Rechtsverteidiger in der Rückrunde auf sechs Ligaspiele kam. Doch die Vertragsverlängerung bewies: Fontas spielt in Barcelonas Zukunftsplänen eine Rolle.
Raphael Varane | Real Madrid | Innenverteidiger | 8 Ligaspiele
Dem französischen Toptalent boten sich vor der Saison bei Real zwei Möglichkeiten: Sich als erste Alternative für die Innenverteidigung hinter Pepe und Ricardo Carvalho zu profilieren oder Sergio Ramos auf der rechten Außenbahn zu beerben, damit dieser den Konkurrenzkampf in der Zentrale der Viererkette anheizt.
Rückblickend ist festzustellen: Ihm gelang (noch) nichts dergleichen. Ramos rückte im Laufe der Saison nach innen, die Rechtsverteidiger-Position gilt nun als größte Baustelle der Königlichen. Varane kommt dafür nicht infrage, Trainer Jose Mourinho sieht in ihm einen reinen Innenverteidiger.
Lediglich zu Beginn der Spielzeit, als Varane mehrmals in der Startelf stand, schien er am Durchbruch zu schnuppern. Für einen Stammplatz ist er jedoch zu grün. "Noch ist er nur ein Kind", verteidigt Mou seinen 10-Millionen-Einkauf. "Aber sobald er 26-27 Jahre alt ist, wird er besser sein als Laurent Blanc." Spätestens dann dürfte er sich auch bei den Königlichen etabliert haben. Varane ist ein vielversprechendes Zukunftsprojekt, als solches wurde er in Madrid auch nie infrage gestellt.
David Mateos | Real Saragossa | Innenverteidiger | 13 Ligaspiele
Die Geschichte von David Mateos ist mitleiderregend. Nachdem er bei Real Madrid nie den Durchbruch geschafft und auch das Intermezzo in Athen seine Karriere nicht in Schwung gebracht hatte, ließ er sich nach Saragossa ausleihen.
Es war der Traum seines Großvaters, der im Gegensatz zum Rest der Familie leidenschaftlicher Anhänger der Blanquillos war. Doch wenige Wochen vor Mateos' Debüt beim neuen Arbeitgeber verstarb Großvater Alicio und sah Enkel David nie für seinen Lieblingsklub auflaufen. Eine beispielhafte Anekdote für Mateos' Karriere, die einfach keine glückliche Wendung nehmen will.
Der hoch veranlagte aber mittlerweile 25 Jahre alte Spanier hat einmal mehr den Absprung verpasst. Vergangene Saison warfen ihn zahlreiche Verletzungen immer wieder aus der Bahn, nach dem Trainerwechsel im Dezember fand er unter Manolo Jimenez nicht mehr den Anschluss. Ein Verbleib in Saragossa ist ausgeschlossen, eine Rückkehr nach Madrid ebenfalls. "Es war kein großes Jahr für mich" resümiert Mateos, der nun "einen Tapetenwechsel bevorzugt".
Pablo Sarabia | FC Getafe | Offensiver Mittelfeldspieler | 19 Ligaspiele
Für fünf Millionen Euro und mit einer Menge Vorschusslorbeeren kam Pablo Sarabia zu Saisonbeginn von Real zum Madrider Vorstadtklub Getafe. Das Supertalent aus der königlichen Fußballschule fand jedoch nie einen festen Platz in der Startelf von Luis Garcia. Auf Sarabias Vorzeigeposition (Linksaußen) erhielten zumeist Diego Castro oder Jaime Gavilan den Vorzug, die rechte Seite wurde durch den gesetzten Pedro Rios blockiert. Und in der Zentrale führt an Abdelaziz Barrada dauerhaft kein Weg vorbei.
Bei keinem seiner zehn Startelfeinsätze konnte sich Sarabia ernsthaft für einen Stammplatz empfehlen, es fehlte an Selbstvertrauen und Konstanz. Aufgrund mangelnder Perspektiven will er das Kapitel Getafe schon nach einem Jahr wieder schließen und schaut sich bereits nach neuen Klubs um.
Angeblich zieht es ihn zum SC Braga, doch auch Dortmund und Arsenal sollen bereits angefragt haben. Einen würdigen Abschied aus Getafe verbaute sich der 20-Jährige jedenfalls selbst. Beim letzten Saisonspiel gegen Saragossa quittierte er eine Verwarnung gegen sich mit Applaus für den Referee, woraufhin er mit Gelb-Rot vom Platz flog.
Seite 2: Triumph des dreihändigen Riesen und der Alptraum der Ex-Königlichen
Thibaut Courtois | Atletico Madrid | Torhüter | 37 Ligaspiele
Veni, vidi, vici. Thibaut Courtois kann sich die legendäre Phrase von Gaius Julius Caeser getrost auf die Fahnen schreiben. Im Anschluss an seinen Wechsel zu Chelsea ließ er sich nach Madrid ausleihen, wo er Vorgänger David de Gea schnell in Vergessenheit geraten ließ.
Der Belgier avancierte sofort zur Nummer eins und wuchs spätestens seit der Übernahme von Diego Simeone im Dezember regelmäßig über sich hinaus. Zwischendurch blieb er gar 648 Minuten ohne Gegentor. Die "Marca" schwärmte: "Es scheint, als wäre er drei Meter groß und hätte eine Hand mehr als alle anderen." Auch seine sportliche Weiterentwicklung ist unübersehbar. Er wuchs auf dem Platz zu einer echten Persönlichkeit und gewann an Souveränität.
Der Lohn: Der Europa-League-Triumph mit Atletico, ein 90-minütiges Länderspieldebüt gegen Frankreich (0:0) und sogar ein angebliches Interesse vom großen Stadtrivalen. Doch Courtois stellte unlängst klar: "Es ist fast sicher, dass ich noch ein Jahr bleibe. Ich bin glücklich, Chelsea ebenfalls. Deswegen gehe ich sicher nicht zu Real Madrid." So spricht ein Publikumsliebling.
Paco Alcacer | FC Valencia | Stürmer | 3 Ligaspiele
"Er wird den Fans noch viel Freude bereiten", versprach Valencia-Präsident Manuel Llorente bei Alcacers Vertragsverlängerung im November. Der 19-Jährige unterschrieb bis 2016 und erhielt ein 30 Millionen Euro schweres Preisschild. Doch Freude bereitet Alcacer lediglich den Fans der 2. Mannschaft. Dort spielte er regelmäßig, erzielte elf Tore in 22 Spielen.
spoxBei den Profis reichte es nur zu insgesamt 40 Minuten Einsatzzeit. An Roberto Soldado, der mit 17 Ligatreffern völlig unangefochten die Mittelstürmerposition besetzt, ist kein Vorbeikommen. Dahinter reihen sich Jonas und Aduriz ein - für Alcacer bleibt kein Platz. Der Youngster ist nach seinem großen Triumph beim EM-Sieg von Spaniens U 19 (zwei Tore im Finale) und dem daraus entstehenden Hype um die kommende Generation wieder knallhart in der Realität gelandet.
Unter Unai Emery spielte er keine Rolle, die sechswöchige Verletzungspause zu Jahresbeginn (Muskelfaserriss) tat ihr Übriges. Nun will sich Alcacer ausleihen lassen, um endlich in einem Profiteam Spielpraxis zu sammeln. Aufsteiger Deportivo La Coruna hat bereits Interesse angemeldet. Allerdings hatte auch Neu-Coach Mauricio Pellegrino, der kommende Saison übernimmt, angekündigt: Keiner geht, bevor ich ihn nicht selbst gesehen habe.
Jon Aurtenetxe | Athletic Bilbao | Linksverteidiger | 30 Ligaspiele
Der Vorzeige-Baske schlechthin. Aurtenetxe wurde in der Nähe von Bilbao geboren, kickt seit dem zehnten Lebensjahr bei Athletic und verkörpert vorbildlich die patriotische Philosophie des Vereins. Unter Marcelo Bielsa gelang ihm diese Saison der Durchbruch.
Der 20-Jährige ist als Linksverteidiger unantastbar - auch aufgrund mangelnder Konkurrenz. Koikili beispielsweise, der diese Position vergangene Spielzeit besetzte, hat sportlich überhaupt nichts mehr zu melden. Aurtenetxe hingegen mauserte sich unauffällig zur Konstante - und trug durch seinen Treffer zum 1:2 in Lissabon einen erheblichen Teil zum Einzug ins Finale der Europa League bei.
Der gelernte Innenverteidiger kam auf der Außenbahn zwar anfangs nicht optimal zurecht, adaptierte aber schnell das Handwerk eines Flügelspielers und verbesserte sich stetig. Speziell im Defensivverhalten hat Aurtenetxe allerdings noch viel Luft nach oben. Sein Vertrag in Bilbao läuft noch bis 2014, von Abwanderungsgedanken keine Spur. Ein echter Baske eben.
Isco | FC Malaga | Offensiver Mittelfeldspieler | 32 Ligaspiele
Von allen hier gelisteten Shootingstars legte Francisco Alarcon - genannt Isco - wohl den größten Sprung hin. Anfang der Saison war er nicht mehr als ein vielversprechendes Talent, das in Jugendnationalteams auf sich aufmerksam gemacht hatte. Jetzt ist er Stammspieler bei einem CL-Qualifikanten und steht auf dem Einkaufszettel von Barcelona, Arsenal und Manchester City.
Dabei musste Isco zunächst wie befürchtet auf die Flügel ausweichen, wusste dort aber derart zu beeindrucken, dass er aufgrund seiner Torgefahr und seiner brandgefährlichen Pässe alsbald in die Offensivzentrale rückte, wo er endgültig aufblühte. Auch in der EM-Qualifikation von Spaniens U 21 wirbelte Isco (5 Spiele, 5 Scorerpunkte), sodass auch Nationalcoach Vicente del Bosque auf den 20-Jährigen aufmerksam wurde. Mehr als eine Berufung in den vorvorläufigen EM-Kader war jedoch (noch) nicht drin.
Dass Isco schon reif für die Furja Roja ist, darf ohnehin bezweifelt werden. Bereits zweimal in dieser Saison ging sein jugendlicher Leichtsinn mit ihm durch, als er innerhalb von 18 bzw. fünf Minuten Gelb-Rot sah. Nichtsdestotrotz wurde Isco von den Lesern der "Marca" zur Entdeckung der Saison gewählt. Das mit dem Interesse aus Barcelona hat sich jedoch vorerst erledigt. "Isco ist in Malaga zu Hause. Er würde nicht einmal aus Spaß zu Barca gehen", zitierte die Zeitung "Malaga hoy" eine Quelle aus dem Umfeld des Spielers.
Juan Carlos Perez | Real Saragossa | Linksaußen | 24 Ligaspiele
2010/2011 wurde dem besten Torschützen der zweiten Mannschaft von Real Madrid der Durchbruch unter Jose Mourinho prophezeit. Doch nach einer komplett ernüchternden Saison flüchtete Juan Carlos Perez nach Saragossa, um endlich spielen zu können. Zunächst lief alles nach Plan: Unter Javier Aguirre kämpfte sich der wieselflinke Linksaußen Schritt für Schritt in die Startelf.
Doch mit dem Trainerwechsel kam auch bei ihm der Bruch. Seit Jimenez' Übernahme spielte der 22-Jährige nur noch ein einziges Mal von Beginn an. Grund: Jimenez sieht ihn als Stürmer, nicht als Flügelspieler. Blöd nur, dass im Angriffszentrum hinter Helder Postiga und dessen Ersatzmann Aranda keinerlei Bedarf mehr herrschte. Und so wurde Perez zum Leidensgenossen von David Mateos (siehe Seite 1) und hütete fleißig die Ersatzbank.
Dabei hätte Saragossa seine Antrittsschnelligkeit und seine Geistesblitze im Abstiegskampf gut gebrauchen können. Nun steht Perez vor einer ungewissen Zukunft. Sein Vertrag in Saragossa läuft noch stolze fünf Jahre, doch die Perspektiven sind unzureichend für einen derart veranlagten Youngster. Doch nach dieser Saison wird Real sicher keinen Gebrauch von seiner Rückkaufoption machen.
Die Kader der spanischen Teams im Überblick