"BEEEEEEEEEEEEEEF!!!!!!!!"

Florian Regelmann
19. Juli 201612:13
Die neue Kultfigur im Golf: Andrew "Beef" Johnstongetty
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Henrik Stenson und Phil Mickelson liefern sich bei der Open Championship in Royal Troon ein Duell für die Ewigkeit, aber der heimliche Held heißt Andrew Johnston. Sonst so? Ein Belgier verwandelt sich in Hulk, ein Caddie versagt komplett und Rory soll halt Wasserspringen schauen.

10. Sorry Rory, hat keine Bedeutung! Rory McIlroy landete nach einer guten 67er-Runde zum Abschluss noch auf dem geteilten fünften Platz, 300 Schläge hinter Stenson, aber hey, immerhin Fünfter. McIlroy lief in Runde drei mit einer schusssicheren Weste über den Platz. McIlroy zerstörte aus Frust sein Holz-3. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, denn das Par-10 beschäftigt sich nur mit Sachen, die Bedeutung haben. So was wie Wasserspringen bei Olympia zum Beispiel. Viel Spaß übrigens beim Schauen, Rory!

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9. Die 11 in Troon - saugeil! Es gab vor allem zwei Löcher, die in Troon in dieser Woche wieder für Spektakel sorgten. Einmal die 8, klar, Postage Stamp. Ein Furz-Loch, das der beste Beweis ist, dass ein Par-3 nicht 300 Yards lang sein muss, damit die Spieler Schiss kriegen. Und dann natürlich die 11. Bahn mit einem der furchteinflößendsten Tee Shots auf der ganzen Welt. Wo zur Hölle ist hier das Fairway?! 125 Bogeys wurden an der 11 notiert - und 61 schlimmere Sachen.

Eine dieser schlimmeren Sachen? Thomas Pieters' 9 am Finaltag. Nachdem er einen Ausflug in die Ginsterbüsche machte, verlor der Belgier nach Schlag Nummer 7 endgültig die Nerven und verwandelte sich in Hulk! Schläger über dem Knie zerbrochen, ab in den Busch, weg damit. So geht das. Ein Tobsuchtsanfall pro Tag ist laut Par-10-Gesetz eh erlaubt.

8. Kaymers Frust: Martin Kaymer, seines Zeichens ein Golfer, der Olympische Spiele geil findet (crazy Typ, der Martin!), lag Mitte der zweiten Runde sieben unter Par. Er untermauerte eindrucksvoll, dass er seit Wochen in absoluter Topform ist und ein großer Sieg irgendwie wieder in der Luft lag.

SPOX-Par-10 zum Masters

Aber kurz nachdem der Par-10-Autor in der Redaktion Kaymers Sieg als nahezu sicher vorausgesagt hatte, kam die 10... Kaymer verwechselte die Open kurz mit Wimbledon, gurkte die Kugel am Grün hin und her und schon stand die 7 auf der Scorekarte. Game over. In der Folge fiel Kaymer Schritt für Schritt immer weiter zurück. Er brachte den Ball einfach viel zu selten für gute Birdie-Chancen nahe an die Fahne, sodass am Ende nur noch ein Platz im Mittelfeld (36.) zu Buche stand. Nicht schlecht, aber für die Form, in der er sich gerade befindet, dann doch sehr frustrierend.

P.S.: Nein, das Par-10 schreibt nichts zu Sabine Lisicki!

7. Caddie sofort rausschmeißen! Es gibt Sachen, die gibt es gar nicht. Bill Haas ging am Finaltag in der vorletzten Gruppe raus, stand an der 1 über seinem zweiten Schlag, da ließ sein Caddie kurz vor dem Backswing einfach die Tasche fallen. Unfassbar.

Haas blieb cool, ließ sich nichts anmerken und spielte in der Folge das Par, aber das Gesicht seines Caddies sprach Bände: Bitte lass mich sofort im Boden versinken ...

6. Montys letztes Heimspiel: Troon ist der Heimatplatz von Legende Colin Montgomerie, also war es kein Wunder, dass Monty auch im fortgesetzten Alter noch einmal alles unternahm, um sich zu qualifizieren. Er ging durch die Mühle der Quali und ergatterte sich tatsächlich einen Spot. Die Belohnung: Er durfte am Donnerstagmorgen das Turnier mit dem ersten Abschlag eröffnen.

Oder wie Monty meinte: "6.30 Uhr am Morgen und kein Bernhard Langer vor Dir, ein Traum!" Dass Monty auch immer noch mit den Big Boys mithalten kann, zeigt die Tatsache, dass er den Cut schaffte. So wie auch ein Miguel Angel Jimenez (sogar Top 20) oder ein Mark O'Meara. In dieser Woche folgt dann für die "Senioren" ihre Open Championship. In Carnoustie. Auch die wird es in sich haben.

10-6: Der belgische Hulk und der Caddie-Versager

5-1: Ali vs Frazier und Beeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeef!!!!!!!

5. Das Sommerhaus der Stars: Ja, ist gerade auf RTL angelaufen, unter anderem mit SPOX-Freund Thorsten Legat, aber auch in Troon bildete sich eine lässige WG. Jordan Spieth, Justin Thomas, Rickie Fowler, Jason Dufner, Jimmy Walker und Titelverteidiger Zach Johnson mieteten sich zusammen ein Haus und hatten allerhand Spaß, wie wir dank der sozialen Netzwerke mitbekamen.

Highlights: Fowler hatte einen Baseball und ein paar Handschuhe mit nach Schottland gebracht, ein Schläger wurde sich spontan zusammengebastelt und dann ging es im Garten los mit den Homeruns über den Zaun. Auch gut: Dufner wurde einmal von Thomas erwischt, wie er im Sessel lag und schlief. Dufnering at its best!

4. Phils Woche? Ein absoluter Skandal! Punkt 1: Wie kann es sein, dass Phils Putt zur 62 am Donnerstag in letzter Sekunde noch abgebogen und nicht gefallen ist? Der war doch drin! Es war mindestens eine 62,5, es war eine gigantische Golfrunde und dennoch sagte Mickelson danach: "Ich habe eine der besten Runden meines Lebens gespielt und könnte heulen." Mickelson verkraftete, dass der historische Putt nicht fallen wollte und dachte sich: Dann hole ich mir jetzt aber Major Nummer 6! Ich habe seit meinem letzten Triumph in Muirfield 2013 praktisch nichts mehr gerissen, aber jetzt bin ich voll da.

Gesagt, getan. Mickelson spielte in der Finalrunde eine fehlerfreie 65 - und büßte damit gegen diesen komplett bekloppten Schweden noch Schläge ein. Reicht halt nicht, Phil, hättest Du halt die 61 zum Sieg spielen müssen... Nicht auszuhalten. Mit 17 unter hätte Phil bei 141 von 145 Open Championships gewonnen oder mindestens ein Stechen erreicht. Nix da, dafür steht er jetzt mit den zweitmeisten Runner-up-Finishes der Geschichte da (11). Es hat noch nie jemand so gut gespielt und nicht gewonnen.

3. Besser als Tiger @Pebble? Henrik Stenson hat nicht nur endlich seinen ersten Major-Titel eingefahren. Er hat die vielleicht unglaublichste Leistung aller Zeiten abgeliefert. Der Typ hat in der Finalrunde noch drei kurze Putts vorbei geschoben und dank 10 (!) Birdies trotzdem die 63 geschossen. 20 unter Par in Troon ist völlig abartig. Tigers Sieg mit 15 Schlägen Vorsprung 2000 in Pebble Beach fällt einem ein, wenn man darüber nachdenkt, wer irgendwann vielleicht mal besser gespielt hat, aber sonst? SPOXspox

Stensons Sieg war überfällig, bedenkt man, dass der Schwede eigentlich seit Jahren Tee-to-Green mit seinem Ballstriking der Beste ist. Einmal ein Holz 3 so schlagen wie Stenson... Stensons Sieg ist aber auch deswegen so schön, weil es mal wieder einen trifft, der sich das extrem verdient hat. Der Iceman ist einfach eine coole Socke. Wer fährt schon zu "Ice, Ice, Baby" die Magnolia Lane zum Masters hoch und lässt das Fenster runter.

Wer vergleicht schon seinen ersten Major-Sieg mit der bestandenen Führerscheinprüfung. "Wenn man sieht, dass ich wahrscheinlich so oft durch den Test gefallen bin, wie ich bei Majors Zweiter oder Dritter wurde, muss man das hier natürlich höher einschätzen", sagte Stenson auf der PK in seiner gewohnt trockenen Art und Weise. Weltklasse, der Kerl.

2. Henrik vs. Phil - für die Ewigkeit: Das Par-10 ringt auch einen Tag danach immer noch nach Worten. Was war das denn bitte, was die beiden uns da am Sonntag gezeigt haben? Sie haben auf jeden Fall eine andere Sportart gespielt als der Rest des Feldes. Hey J.B., sechs unter muss sich für dich wie 25 über anfühlen, aber so schlecht war das nicht. Ohne die beiden Wahnsinnigen hättest Du jetzt Champion Golfer of the Year sein können.

Stenson vs. Mickelson erinnerte an Nicklaus vs. Watson und ihr Duel in the Sun 1977 in Turnberry. Stenson vs. Mickelson war ein Heavyweight-Fight. Es war Ali vs. Frazier. Borg vs. McEnroe. Gaber vs. Regelmann. Okay, Letzteres fühlt sich nur für die beiden Genannten in ihrer SPOX-Welt so an. Egal, episch war's halt.

1."BEEEEEEEEEEEEEEF!!!!!!!!" Okay, Stenson und Mickelson waren der Wahnsinn, aber der heimliche Held dieser Open Championship heißt Andrew Johnston. 27 Jahre. Drei Viertel Engländer. Ein Viertel Jamaikaner. Großer Arsenal-Fan. Und kurz: Beeeeeeeeeeeeeeeeef!!!!! Wo sein Spitzname herkommt? Es hat mit seinen Haaren zu tun, die lockig werden, wenn sie wachsen. Ein Freund sah sich die Pracht an und meinte: "Sieht aus wie ein großes Stück Rind." Beeeeeeeeeeeeeeef war geboren.

Johnston hat sich in Windeseile Kultstatus erarbeitet. Weil er brutal lässig ist. Und weil seine Geschichte einfach krass ist. 2013 verdiente er auf der Tour nach einer Schulterverletzung genau 880 Euro. Im Jahr. Er war praktisch pleite. Aber Johnston kämpfte, stabilisierte sich 2015 und feierte in diesem Jahr mit dem Sieg bei der Open de Espana seinen großen Durchbruch. Preisgeld: 333.330 Euro. Johnston ist angekommen und die Fans lieben ihn.

Man muss ihn auch lieben. Diesen Mann, der auf die Frage, wie viel er wiegt, antwortet: "Keine Ahnung, willst Du mich hochheben?" (Die European-Tour-Homepage sagt übrigens 102kg.) Der mit seinem ein Jahr lang gewachsenen Bart auf Niveau von James Harden ist. Der vor kurzem ein 900-Gramm-Steak serviert bekam und nachdem die Kellnerin meinte, ihr Mann könne es essen, entgegnete: "Okay, Herausforderung angenommen"! Dessen süße fünfjährige Nichte Summer mit über den Platz läuft und an jedem Loch schreit: "Onkel Beeeeeeeeeeeeeeef!!!" Dass Beef auch die Kugel ganz okay trifft, zeigte er in Troon mit Rang acht, man wird in Zukunft noch mehr von ihm hören. Beef sogar als Major-Sieger? Eine extrem lässige Vorstellung!

10-6: Der belgische Hulk und der Caddie-Versager

5-1: Ali vs Frazier und Beeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeef!!!!!!!

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