- Vorwort -
Die Packers polarisieren medial, das ist längst nicht neu. Das wurde nicht besser, als die Packers im Januar 2019 Matt LaFleur als neuen Headcoach verpflichteten, denn das war der Beginn einer Neverending Story: die Beziehung zwischen LaFleur und Aaron Rodgers. Ja, Rodgers ist sicherlich kein leichter Charakter. Ja, LaFleur war letzte Saison in seinem ersten Jahr als Headcoach. Aber come on was man hierzu alles gelesen hat, war, zumindest für mich persönlich, oftmals fernab von jeglichem journalistischem Denken. Weil nahezu alles, was es zu diesem Thema zu sagen gibt, auf Spekulationen beruht, werde ich darüber auch nicht näher in dieser Preview eingehen.
- Rückblick -
Die Regular Season der 2019er Saison verlief deutlich besser, als man es sich aus Packers Sicht hätte vorstellen können: man beendete die Saison mit 13 Siegen und 3 Niederlagen. Die Leistung war über die Regular Season alles andere als konstant und man gewann nahezu alle engen Spiele hier stand man bei 8 Siegen und 1 Niederlage in one-score Games. Kurz gesagt: die Packers haben, zumindest über weite Strecken der Saison, nicht wie ein Team gespielt, das 13 Siege holt (9.8 nach Pythagorean Wins; #9 ligaweit).
Diese 13 Siege reichten für #2 in der NFC und damit ein Playoff-Heimspiel in Lambeau und eine Bye-Week am Wildcard-Wochenende.
In der Divisional Round traf man auf die Seahawks, in das man sehr stark startete und zur Halbzeit bereits mit 21-3 führte. Auch nach dem dritten Viertel und Touchdowns von Davante Adams auf Seiten der Packers sowie Marshawn Lynch und Tyler Lockett auf Seiten der Seahawks waren die Packers noch einigermaßen komfortabel in Führung 28:17. Als Marshawn Lynch im vierten Viertel zu seinem 2. Touchdown lief, war das Spiel auf Messers Schneide. Da die 2-Point Conversion scheiterte, war der Vorsprung auf 5 Punkte geschrumpft. Knapp 3 Minuten vor Ende punteten die Seahawks bei 4th & 11 und Ex-Seahawk Jimmy Graham fing den entscheidenen Pass (denkbar knapp) bei 3rd Down Sieg Packers.
Das NFC Championship Game hingegen ist schnell erzählt: San Francisco überrannte Green Bay. Raheem Mostert lief bei 29 Carries auf 220 Yards (!) und 4 Touchdowns (!). Garappolo kam auf gerade einmal 8 Pässe dennoch war der Sieg eigentlich nie gefährdet.
- Recap Offseason: Free Agency und Draft -
Namhafte Zugänge:
- Christian Kirksey, LB, Cleveland Browns, 2y, 13 Mio, 4 garantiert
- Rick Wagner, RT, Detroit Lions, 2y, 11 Mio, 5.75 garantiert
- Devin Funchess, WR, 1y, 2.5 Mio, 1.2 garantiert (Opt-out!)
Namhafte Abgänge:
- Jimmy Graham, TE, Chicago Bears
- Blake Martinez, LB, New York Giants
- Bryan Bulaga, RT, Los Angeles Chargers
- Kyler Fackrell, OLB, New York Giants
- Danny Vitale, FB, New England Patriots
- Geronimo Allison, WR, Detroit Lions
Vertragsverlängerungen:
- Kenny Clark, DL, 4y, 70 Mio, 28 garantiert
- Mason Crosby, K, 3y, 12.9 Mio, 3 garantiert
- Tyler Ervin, RB, 1y, 1Mio, 140k garantiert
- Marcedes Lewis, TE, 1y, 2.25 Mio, 1.05 garantiert
Die Free Agency dieses Jahr war aufgrund des vorhandenen Capspaces nicht mit der FA 2019 zu vergleichen. War man 2019 noch für Packers-Verhältnisse rekordmäßig unterwegs, was die Ausgaben anging (ZaDarius Smith, Preston Smith, Adrian Amos, Billy Turner), so war man dieses Jahr deutlich sparsamer unterwegs. Durch die Abgänge von Bulaga, Martinez und Fackrell war man nahezu gezwungen, hier zu reagieren.
Um die Schwachstelle auf ILB anzugehen verpflichtete man Christian Kirksey, der kurz zuvor von den Browns entlassen wurde. Kirksey hatte in den vergangenen Saisons sehr viel mit Verletzungen (23 von 32 möglichen Spielen in den letzten beiden Saisons verpasst) zu kämpfen, daher fällt es mir schwer, seinen Impact auf die Packers-Defense zu prognostozieren. Pettine kennt ihn aus 2 gemeinsamen Jahren in Cleveland und war nach dem Signing ziemlich begeistert und hat mehrfach betont, was für ein Leader Kirksey ist und wie er gut er dem Locker Room der Packers tun wird. Wenn man bedenkt, dass die Defense der Packers eine ziemlich junge Unit ist (Kirksey selbst ist mit 28 der älteste Spieler!), kann man davon ausgehen, dass dieser Aspekt einen großen Einfluss auf das Signing hatte.
Rick Wagner wurde verpflichtet, weil man Bulaga finanziell nicht halten konnte. Das wird, da bin ich mir ziemlich sicher, ein merkliches Downgrade auf RT sein sollte Wagner starten, dazu später mehr.
Devin Funchess, der einen 1yr prove-it Deal erhielt, wurde geholt, um der jungen Receiver-Gruppe um Marquez Valdes-Scantling, EQ St. Brown, Allen Lazard und co. Druck zu machen sicherlich mit dem Hintergedanken, dass sich auch Funchess selbst als #2 hinter Davante Adams etablieren könnte. Aufgrund des Opt-outs wird Funchess die 2020er Saison verpassen.
Kenny Clark, einer der besten Interior Defensive Linemen der NFL, hat nach seiner wohl besten Saison 2019 seine verdiente Vertragsverlängerung bekommen. Diese fällt üppig aus, bindet Clark aber auch bis 2024. Der Vertrag ist dahingehend team-freundlich gestaltet, dass sich der Cap Hit 2020 und 2021 auf gerade einmal ~7 Mio beläuft in Zeiten von Corona sicherlich nicht schlecht. In den Jahren 2022 2024 ist der Cap Hit jeweils >20 Mio.
Auch Marcedes Lewis und Tyler Ervin haben neue Verträge bekommen und das ist auch gut so. Marcedes Lewis ist sehr wichtig im Blocking und der einzige wirklich erfahrene TE im Roster. Tyler Ervin hat nicht nur das historisch schlechte Return-Game 2019 auf eine neue Stufe gehievt: man hatte vor seinem Signing Anfang Dezember 2019 Minus 8 (!!!) Return Yards in 12 Spielen. Zum Vergleich: Ervin kommt in 4 Spielen bei den Packers auf 106 Return Yards. Ervin hat zusätzlich auch in der Offense als Gadget-Spieler seine Daseinsberechtigung.
Der Draft verlief folgendermaßen für die Packers:
Round 1, pick 26: Jordan Love, QB, Utah State
Round 2, pick 62: AJ Dillon, RB, Boston College
Round 3, pick 94: Josiah Deguara, TE/FB, Cincinnati
Round 5, pick 175: Kamal Martin, LB, Minnesota
Round 6, pick 192: Jon Runyan, G, Michigan
Round 6, pick 208: Jake Hanson, C, Oregon
Round 6, pick 209: Simon Stepaniak, G, Indiana
Round 7, pick 236: Vernon Scott, S, TCU
Round 7, pick 242: Jonathan Garvin, DE, Miami
Mit ihrem Uptrade für Jordan Love hat Brian Gutekunst wohl für DEN Schocker der ersten Runde des NFL Draft 2020 gesorgt, wo man doch vermehrt mit einem Receiver (Tee Higgins war beispielsweise noch auf dem Board) rechnete. Okay denkst du dir als Packers-Fan nach einer langen ersten Draft-Nacht, es gibt ja noch Tag 2 und 3. Doch auch Tag 2 wusste zu überraschen: in Runde 2 zog man in AJ Dillon einen physischen und explosiven Running Back, der jedoch im College nahezu ausschließlich als Power Back und kaum als Receiver eingesetzt wurde, weswegen der frühe Pick hier doch auch verwundert. In Runde 3 zog man Josiah Deguara, einen TE/FB-Hybrid also tendenziell wieder jemanden, der das Running Game unterstützen soll. Deguara ist zwar ein guter Route-Runner, als reiner TE jedoch undersized weswegen er als Matchup-Waffe vermutlich vielseitig eingesetzt werden wird. Tag 3 startete mit Kamal Martin in Runde 5, gefolgt von 3 Interior Offensive Linemen in Runde 6. Die Draft-Klasse wird mit Vernon Scott und Jonathan Garvin in Runde 7 komplettiert.
Über die Draft-Klasse der Packers haben sich schon zahlreiche Medien ausgelassen. Ich sehe diese, stand jetzt, ähnlich schwach und habe pre-Draft mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem QB in Runde 1 und einem RB und FB/TE in Runde 2 und 3.
- Offense -
Ich hatte es bei der Zusammenfassung des Drafts schon kurz angesprochen: was die Packers dieses Jahr offensiv vor haben ist nach Draft und diversen Interviews mit LaFleur hinreichend bekannt er will den Ball (deutlich) mehr laufen. Spielte man 2019 noch 680 Snaps (60%) in 1-1 Personnel mit 3 WR auf dem Feld, ist davon auszugehen, dass diese Zahl deutlich nach unten geht, wohingegen 1-2 Personnel (2019: 229 Snaps, 20%) und 2-1 Personnel (2019: 132 Snaps, 12%) vermutlich zunehmen werden. Auch in der First Down Pass Ratio, die 2019 bei 60% lag (Ligaweit Rang 17), wird man sich vermutlich den Run-lastigeren Teams wie Tennesse (~54%, Platz 29) und Division-Konkurrent Minnesota (~55%, Platz 28) annähern.
Man spielte 2019 offensiv eine gute erste Saison unter LaFleur, was sich auch im kombinierten Offense DVOA (Ligaweit Rang 8), Pass DVOA (Rang 11) und dem Rush DVOA (Rang 4) widerspiegelt.
Offensive Line
2019 blieb man von Verletzungen in der Offensive Line weitestgehend verschont, sodass man über die komplette Regular Season nur 2 verschiedene Offensive Line als Starter aufs Feld schickte (Elgton Jenkins ersetzte Lane Taylor als LG in Woche 2). Kein Starter kam so auf weniger als 83% der Snaps; Billy Turner hingegen kam sogar auf 99.81%. Mit einer Pass Block Win Rate von 72% stellte man hier laut ESPN die beste Offensive Line der NFL; laut Football Outsiders und deren Adjusted Line Yards Metrik landet man auf Platz 5.
Für 2020 sieht das Ganze (leider) etwas anders aus: mit dem Abgang von Bulaga entstand auf RT eine Baustelle, die planmäßig Rick Wagner ersetzen sollte. Was von vorn herein als Downgrade aufgefasst wurde, könnte sich als deutlich schlimmer entpuppen, wenn man den Berichten aus dem Training Camp Glauben schenkt. Gesetzt sind ganz sicher Bakthiari als LT und Corey Linsley als C - auch Elgton Jenkins hat seinen Platz sicher, doch wo? Letztes Jahr überzeugte er in seiner Rookie-Saison vollends auf LG, doch auch Lane Taylor, von dem Jenkins nach dessen Vereltzung übernahm, präsentiert sich im Camp sehr gut und drängt auf einen Starter-Platz. Billy Turner, letztjähriger RG, hatte 2019 ordentlich zu kämpfen (verantwortlich für 6 Sacks; die zweitmeisten ligaweit unter allen Guards) und war die Schwachstelle der Line. Müsste ich mich festlegen, gehe ich mit Bakthiari als LT, Jenkins als LG, Linsley als C, Taylor als RG und Turner als RT. Damit hätte man Wagner als Swing-Tackle und Lucas Patrick als Backup für die Interior-Postionen.
Wide Receiver
Eigentlich könnte ich mir hier die Zeit sparen und den Absatz von der Preview aus dem letzten Jahr kopieren, denn viel hat sich nicht verändert. Der einzige wirkliche Neuzugang, Devin Funchess, ist nach dessen Opt-out keine Option für dieses Jahr. Davante Adams ist die klare #1 und einer der besten WR der gesamten Liga. Er kam 2019 in 12 Spielen (verpasste 4 Spiele aufgrund einer Zehen-Verletzung) auf 997 Yards bei 83 Receptions sowie 5 TD. Auch in den beiden Playoff-Spielen wusste er zu überzeugen und kam in beiden Spielen kombiniert auf knapp 300 Yards bei 17 Receptions, dazu 2 TD gegen die Seahawks.
Doch nach Adams wird das WR-Corps der Packers ziemlich dünn. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Allen Lazard in die Rolle des #2-Receivers schlüpft. Dieser kam 2019 3 Starts in 16 Spielen; hierbei gelangen ihm 477 Yards bei 35 Receptions sowie 3 TD. Ferner sind auch EQ St. Brown, der sowohl außen als auch als Big Body Slot spielen kann und Marquez Valdez-Scantling. Beiden hatten 2019er Saisons zum Vergessen EQ, da er die komplette Saison verletzte fehlte, und MVS, da die 2019er, zumindest teilweise auch verletzungsbedingt, eher ein Rückschritt für ihn war. Ich rechne mit 6 WR im 53er Kader; die besten Chancen auf die Plätze 5 und 6 haben meiner Meinung nach Jake Kumerow, Darrius Shepherd und Reggie Begelton.
Tight End
Jimmy Graham ist Geschichte und das ist vermutlich auch gut so. Graham konnte in seinen beiden Jahren in Green Bay nie das liefern, wofür man ihr fürstlich bezahlte und was man von ihm erwartete. Intern hofft man vermutlich, dass Jace Sternberger, der große Teile der 2019er Saison verletzungsbedingt verpasste, einen großen Schritt nach vorne macht und als TE1 übernehmen kann. Das ist ziemlich optimistisch, wenn auch nicht komplett aussichtslos. Marcedes Lewis wird vermutlich auch auf reichlich Snaps kommen, diese aber wohl großteils als Blocker das macht ihn aber nicht weniger wichtig als klassische Receiving TE, gerade wenn man die offensive Ausrichtung in Green Bay kennt. In 2 TE-Sets und offensichtlichen Running Downs wird Lewis auf dem Platz stehen. Dahinter gibt es in Robert Tonyan und Josiah Deguara noch 2 recht unerfahrene TEs. Will Tonyan noch länger im Roster der Packers stehen, sollte er dieses Jahr zeigen, was dies rechtfertigen würde noch ist das, außer vereinzelte Big Plays, deutlich zu wenig. Deguara hatte ich bei den Rookies schon kurz angesprochen ich erwarte, dass man Deguara überall auf dem Feld wieder finden wird: als FB, RB, im Slot und Outside.
Running Back
Aaron Jones spielte eine überragende Saison mit 23 Touchdowns und 1707 Scrimmage Yards. Mit insgesamt 411 Rushing Attempts (41.8% Run plays) landete man hier auf Rang 18 der Liga; die 3 Saisons zuvor, noch unter McCarthy, lag man hier auf den Rängen 31, 24 und 29. Man ist also bereits im ersten Jahr unter LaFleur deutlich lauflastiger geworden, als man es zuvor war. Jones kam bei 236 Carries auf 4.6 Yards per Carry und bei 49 Receptions auf 9.7 Yards per Reception. Jamaal Williams, Backup auf RB, kam bei 107 Carries auf 4.3 YPC und bei 39 Receptions auf 6.5 YPR. Diese Statistiken brachten den Packers nach DVOA Rang 4, also eines der effizientesten Running Games der NFL. Für 2020 sind beide immernoch unter Vertrag und werden durch Power Back AJ Dillon ersetzt. Wie sich das Backfield aufteilt, ist schwierig vorherzusagen ich gehe davon aus, dass Dillon frühzeitig ins Run Game eingebunden wird, man aber auch vermehrt in 2 RB-Sets agiert und hierbei Jones oder Williams das Receiving übernehmen. Tyler Ervin, auch als RB gelistet, wird sehr wenige Carries bekommen, sondern vermehrt als Gadget Spieler in Motion eingesetzt. Seine Hauptaufgabe wird es sein, die Packers durch gute Leistungen im Special Teams in gute Feldpositionen zu bringen.
Quarterback
Die für mich schwierigste Positionsgruppe für diese Preview. Aaron Rodgers wird starten, das steht selbstverständlich außer Frage, aber wie gut ist er noch? Statistisch gesehen war seine 2019er Saison okay: 4002 Yards, 26 TD, 4 Int, 62.0 Completion-%, dazu 183 Yards und 1 TD auf dem Boden. Vergleicht man weitere Statistiken mit anderen QBs, so kommt man auf folgendes: 7 Yds/Att (u.A. auch Matt Barkley, Joe Flacco, Ryan Firtpatrick, Gardner Minshew); 11.3 Yds/Completion (u.A. auch Ryan Firtpatrick, Derek Carr; 11.4 Yrs/Comp: Josh Allen, Gardner Minshew, Dwayne Haskins); 62.0 Comp-% (u.A. auch Kyle Allen, Ryan Fitpatrick, Mason Rudolph, Sam Darnold, Daniel Jones). Seit 2015 war Rodgers auch nicht mehr in den Top10, was EPA/Play angeht. Wie man gut erkennen kann: Rodgers befindet sich in diesen Statistiken nicht unbedingt in der Gesellschaft, in der man ihn erwarten würde bzw. in der er sich früher befand. Man kann nur gespannt abwarten, welche Offense man ihn Green Bay sehen wird und wie sich Rodgers darin präsentiert.
- Defense -
Die Defense zeigte sich 2019 im zweiten Jahr unter Defensive Coordinator Mike Pettine deutlich verbessert, wenn auch immer noch ein gutes Stück weg von einer konstant guten Defense. War man laut DVOA in der Offense noch nah beieinander was Pass und Run betrifft, geht die Schere in der Defense doch recht weit auseinander: war man nach Pass DVOA mit -1.3% noch auf Rang 9 ligaweit, belegte man mit -0.8% laut Run DVOA nur Platz 23 kombiniert reichte das zu Rang 15 (-1.1%; Vorjahr: Rang 29!). Generell sollte das Pettine gefallen, der einen viel größeren Wert auf die Passing-Defense als auf die Rush-Defense legt dennoch darf man hierbei nicht vergessen, dass man bei allen 4 Niederlagen letzte Saison (Eagles, Chargers, 2x 49ers) den Run nicht stoppen konnte. Pettine lässt generell sehr viel mit Sub-Packages agieren (2019 ~70%). Ein ziemlich großer Faktor für das gute Abschneiden der Defense war die Stärke bei 3rd Down: lag man hier laut DVOA bei 1st und 2nd Down noch bei ~0, hievte man dies bei 3rd Down auf starke -14.7% (Ligaweit Rang 9).
Defensive Line
Nimmt man die D-Line als Ganzes, war das, zusammen mit ILB, die mit Abstand schwächste Positionsgruppe der gesamten Defense. Einziger Lichtblick: Kenny Clark. 62 total Tackles, 9 TFL, 6 Sacks bei 869 Snaps (~84%) alles Career-High Werte. Zusätzlich war er, laut Next Gen Stats, Top 5 bei 3rd Down Pressures mit 23 und Top 4 bei 3rd Down Pressure Rate mit 16.9%. Dean Lowry konnte da nicht mithalten, kam mit ~61% der Snaps nach Clark aber auf die meiste Spielzeit in der D-Line. Tyler Lancaster (~37%) und Montravius Adams (~18%) wussten nicht zu überzeugen. Auch Rookie Kingsley Keke, der im Camp 2019 einen vielversprechenden Eindruck gemacht hatte, kam nicht mal auf 10% Snaps und war gerade gegen Ende der Saison in einigen Spielen Inactive.
In der Offseason hat sich in dieser Positionsgruppe eigentlich nichts getan (Ausnahme: Treyvon Hester wurde gesigned). Heißt im Umkehrschluss: man traut der recht jungen Truppe um Clark, Lancaster, Lowry und co. zu, einen Schritt nach vorne zu machen in 2020. Kenny Clark wird auch 2020 wieder der größte Faktor in der D-Line sein, daran besteht kein Zweifel. Gut gegen Run, auch stark als Pass Rusher und zieht zumeist Double Teams auf sich Clark muss gesund bleiben und liefern, damit diese Unit nicht untergeht.
Linebacker
Mit Blake Martinez und Kyler Fackrell sind knapp 1500 Snaps nach New York gewandert. Martinez Stats lesen sich zwar nicht schlecht mit 203 Tackles (Franchise-Rekord), 3 Sacks, 1 Int und 1 Forced Fumble das war es leider aber auch schon. Vorallem in Sub-Packages mit oft nur einem echten ILB (Oren Burks und BJ Goodson kommen zusammen nur auf ~300 Snaps) und einem DB neben sich war Martinez schlicht und einfach des öfteren überfordert. Lösen soll dieses Problem nun Christian Kirksey. Pettine schwärmt von ihm und deren gemeinsamer Zeit bei den Browns. Kirksey ist schnell, agil und vielseitig das hat er Martinez schonmal voraus.
Das Problem ist: sollte Kirksey nicht funktionieren oder er, wie in den vergangenen Jahren, längere Zeit ausfallen, wird es auf ILB ziemlich schnell ziemlich dünn. Oren Burks hat in 2 Jahren wenig gezeigt, das einen positiv stimmt. Ty Summers kam bisher nahezu ausschließlich im Special Teams zum Einsatz und Curtis Bolton, der im Camp 2019 überzeugte, fiel 2019 verletzungsbedingt aus. Kamal Martin hat die ersten Wochen im Trainingscamp einige Beatwriter von sich überzeugt und nicht wenige trauten ihm zu, in Woche 1 gegen die Vikings zu starten doch auch daraus wird nichts, da sich Martin kürzlich verletzt und mehrere Wochen fehlen wird.
Outside sieht das wiederum komplett anders aus: ZaDarius und Preston Smith gehören zu den besten Edge Rush Duos der NFL. Kombiniert kamen sie 2019 auf 25.5 Sacks (ZaDarius 13.5, Preston 12). Zusätzlich führte ZaDarius die NFL laut PFF mit 93 Pressures an, bei einer Pressure Rate von 18%. 37 QB-Hits (Franchise-Rekord seit Datenaufzeichnung) und generell erst der 4. Spieler, dem dies gelang.
Beide Smiths waren auch in den Top10 was die Pass Rush Win Rate angeht: beide mit ~23% (ZaDarius 8., Preston 10.); im Bezug auf Team Pass Rush Win Rate landeten die Packers 2019 auf Rang 9 (47%). 2019 nahm Erstrundenpick Rashan Gary noch wenig Teil (244 Snaps, 30 Tackles, 2 Sacks), das soll und wird sich 2020 ändern. In überragender körperlicher Verfassung aus der Offseason gekommen, überzeugt er in nahezu jedem Training. Was Pettine Ende letzter Saison vermehrt gemacht hat, könnte 2020 ab Woche 1 zum Standard werden: ZaDarius Smith entlang der Defensive Front herumschieben und so für Gary Platz machen. Selbst wenn die erwartbare Regression nach einer so starken Saison für die beiden Smiths eintritt, sollte man hier gut gerüstet sein, zum dem entgegen zu treten.
Defensive Backs
In keine Positionsgruppe hat man im Draft so viele Ressourcen gesteckt wie in die Defensive Backs Keving King, Josh Jones, Jaire Alexander, Josh Jackson und Darnell Savage das sind die Erst- und Zweitrundenpicks für die Secondary seit 2017). Man hatte 2019 in King und Alexander ein ziemlich junges Corner-Duo, das über die ganze Saison gesehen einen soliden Job gemacht hat. King hat es das erste Mal geschafft, die Saison nicht auf IR beenden zu müssen und kam sogleich auf 5 INT (nur eine weniger als Stephon Gilmore, Anthony Harris und TreDavious White mit 6 Liga-Beswert) die meisten auf Seiten der Packers.
Abgesehen von den 5 INT war King recht wechselhaft in seinen Leistungen sehr guten Drives folgten auch wiederum einige Drives mit Busted Coverages etc. hier muss King einfach konstanter werden. Interceptions waren 2019 generell ein großes Thema: auf 17 kam man insgesamt, das reichte für den 3. Platz (zusammen mit den Vikings) ligaweit. 2020 geht man, was das Defensive Backfield angeht, unverändert in die Saison: Alexander und King werden auf CB starten, Darnell Savage und Adrian Amos werden die Safeties geben. Dahinter stehen mit Josh Jackson und Chandon Sullivan interessante Optionen auf CB; auch auf Safety gibt es mit dem im Camp gut aufspielenden Vernon Scott und dem Safety/LB-Hybrid Raven Greene gute Optionen für Sub-Packages.
- Special Teams -
Hier hat sich wenig getan: Mason Crosby hat einen neuen Vertrag unterschrieben und wird weiterhin kicken, Hunter Bradley hat seinen job als Long Snapper auch sicher, JK Scott wird weiterhin punten und Tyler Ervin vermutlich das Return Game übernehmen.
- Fazit -
Jahr 2 unter dem neuen Head Coach, die Spieler sollten das Playbook besser verinnerlicht haben und die Chemie untereinander konnte auch ein weiteres Jahr reifen also wird alles besser, oder? Aufgrund der Draft-Philosophie sowie den Aussagen von LaFleur, ist schwer davon auszugehen, dass die Packers mehr laufen wollen. Viel mehr! Es bleibt abzuwarten, wie sich ab September auf dem Feld präsentiert: versucht man mit einem der besten Runner der NFL aus 2019, Aaron Jones, und dem frisch gedrafteten Power Back AJ Dillon stumpf über gegnerische Defenses drüber zu laufen, so könnte das schneller schiefgehen als man sich das in Green Bay vorstellen kann. Kreativität hierbei ist gefragt.
Ferner könnte es zum Problem werden, dass man sich auf WR nicht verstärkt hat. Lazard hat 2019 zwar gute Ansätze gezeigt und man erhofft sich auch hier sicherlich einen Sprung nach vorne, das ist aber alles andere als sicher und Lazard noch keine verlässliche #2. Inwiefern die Tight Ends ins Passing Game eingebunden werden, hängt sicherlich auch von der individuellen Weiterentwicklung von Sternberger und Tonyan ab. Sollte hier der erhoffte Sprung ausbleiben, kann ich mir 2 TE-Sets auch mit Lewis und Deguara gut vorstellen. Zusammengefasst hängt das offensive Abschneiden kommende Saison an 3 Faktoren: 1.) wie stabil ist die O-Line, speziell die rechte Seite (sofern Jenkins auf LG bleibt). 2.) Was machen die WR? Kristallisiert sich eine verlässliche #2 aus Lazard, MVS und EQ heraus? 3.) In welcher Form präsentiert sich Aaron Rodgers? Ich bin was die Offense angeht noch recht skeptisch, da ich den Ansatz von LaFleur, sich mehr auf das Run Game zu fokussieren, für den absolut falschen Weg halte.
Defensiv hingegen bin ich sehr optimistisch, dass sich die bereits stark verbesserte Defense dieses Jahr stabilisieren kann und dadurch konstanter auftritt. Gegen den Pass war das über weite Strecken im letzten Jahr schon sehr ordentlich, gegen den Lauf hingegen nahezu die komplette Saison einfach schwach. Kirksey kann ein deutliches Upgrade gegenüber Blake Martinez sein, wenn er denn gesund bleibt. Macht Rashan Gary in seinem zweiten Jahr einen Schritt nach vorne und man hat so mehr Flexibilität an der Defensive Front, könnte das den kompletten Pass Rush nochmals verbessern. Im Defensive Backfield herrscht Kontinuität das ist auch gut so und sollte gerade bei Darnell Savage, der viele Ups and Downs in seiner Rookie-Saison hatte, für Stabilität sorgen. Alexander und Amos sind eine Bank und werden der Defense auch 2020 Stabilität verleihen.
- Players to watch -
Christian Kirksey:
In Green Bay erhofft man sich sehr viel Kirksey. Er soll der neue Leader der Defense sein und der insgesamt recht jungen Unit zu Stabilität verhelfen. Das sind wahrlich große Forderungen an einen Spieler, wenn man daran denkt, wie wenig dieser in den letzten Jahren selbst auf dem Platz stand. Ich traue ihm generell zu, dass er das kann doch ob das von Woche 1 an so klappt, wie man sich das erhofft, ist zumindest mal fraglich.
Billy Turner:
Billy Turner wird starten, da bin ich mir recht sicher. Fraglich ist nur, ob auf Guard oder Tackle. Letztes Jahr war er die Schwachstelle in einer generell ziemlich guten Line da war es vermutlich leichter, das zu kaschieren, als es dieses Jahr der Fall ist. Macht Turner keinen Schritt nach vorne und der Rest der Line bleibt gesund, kann ich mir auch vorstellen, dass man Turner trotz seines recht dicken Vertrages benched.
Kenny Clark:
Kenny Clark ist enorm wichtig für diese Defense. Er bringt Interior nahezu im Alleingang Pressure und zieht Double Teams, was enorm wichtig für den Rest der Defensive Front ist. Verletzt sich Clark oder kann er nicht an seine starken Leistungen anknüpfen, verliert die Defense vermutlich enorm an Stabilität.
- Schedule und Ausblick -
Ein schwerer Start mit @Vikings, Lions und @Saints, dazu danach die Falcons und in Woche 5 die Bye Week. Eine so frühe Bye Week ist für kein Team wünschenswert. Im Anschluss an die Bye Week kommet wohl die schwierigste 4 Games Stretch der ganzen Saison: @Bucs, @Texans, Vikings und @49ers jo, das wird spaßig. Die zweite Saisonhälfte liest sich dann zumindest etwas leichter als es die Erste tat und man hat 4 der 6 letzten Spiele im dann eisigen Lambeau Field, dennoch bleibt das insgesamt ein reicht schwieriger Schedule.
Ich sehe die NFC North dieses Jahr als so umkämpft an wie recht lange nicht mehr. Die Lions, die Vikings und die Packers haben alle die Möglichkeit, sich die Krone im Norden aufzusetzen. Einzig die Bears sehe ich da etwas abgeschlagener auf Rang 4.
Als Best Case Scenario würde ich eine Saison mit 10 Siegen sehen, der Worst Case sollte bei 7-8 Siegen liegen realistisch würde ich auf eine 9-7 Saison und dem Einzug in die Playoffs tippen. Ob das dann als Division-Sieger oder über die Wild Card geht, hängt ganz davon ab, wie sich der Rest der Division schlägt.
Bei jungen QBs ist es halt immer ne Frage, ob man sich in den Spieler verguckt oder nicht; Love hat definitiv Aspekte, die man mögen kann, aber ob er was taugt, sieht man erst, wenn er spielen muss.
Bei den WR habe ich nen leicht anderen Take, weil sie glaube ich noch auf MVS, EQ und Lazard setzen. Denen neben Funchess, der im Jahr zuvor noch nen 12-Mio.-Vertrag bekommen hatte, auch noch nen hoch gepickten Rookie vor die Nase setzen, wollten sie wohl nicht bzw. hatten Zweifel, ob die sofort weiterhelfen. Auch supertalentierte Rookies brauchen meist ein bisschen, siehe D. Adams.
Ich finde für alle Entscheidungen Erklärungen, die sie nachvollziehbar machen. Hätte ich vielleicht anders gemacht, aber schlauer sind wir erst in ein, zwei Jahren.
Ich sehe es das Thema wie und es reicht nicht. Hatte bei den Packers in jedem Mock Draft einen WR in Runde 1 oder 2.
@Lutz: bin ich bei dir - man hat die Probleme schon erkannt (abgesehen von der D-Line, die war insgesamt eher schwach, man hat aber weder im Draft noch in der FA wirklich was investiert, um das zu beheben). Dass Funchess die Opt-Out Option zieht, konnte natürlich niemand ahnen; aber hätte Funches das WR-Corps wirklich so viel besser gemacht, dass man sich nicht noch anderweitig auf WR umschaut (Draft/FA)? Darf man zumindest bezweifeln.
@navex: Bin auch ziemlich auf EQ gespannt. Hat in seiner Rookie-Saison gute Ansätze gezeigt, dann halt letztes Jahr gar nicht gespielt. Hat im Camp auch zumindest teilweise auf mich aufmerksam gemacht, sodass er ziemlich sicher auch die Gelegenheit bekommt, das in der Regular Season zu zeigen.
@Piefke: Grundsätzlich hab ich nichts gegen einen RB- und/oder FB/TE-Pick; aber muss das in Runde 2 oder 3 sein, wenn noch so viel mehr Value auf dem Board ist? Sicherlich spielt der Gedanke, dass Jones und Williams beide FA werden, dabei eine große Rolle und Jones wird reichlich Geld sehen wollen, doch all das rechtfertigt für mich einfach keine Picks in Runde 2 und 3. Auch den Love-Pick kann man unter deinen genannten Gründen vertreten, WENN (!) man wirklich vollends von ihm überzeugt ist und ihm die Starter-Rolle langfristig zutraut. So weit bin ich bei Love definitiv noch nicht, aber das haben LaFLeur und Gutekunst wohl anders gesehen. Auch hätte ich es als GM abgewogen, ob ich mit meinem Erstrundenpick nicht doch einen Spieler picke, der mir sofort weiterhilft und der mich eventuell nochmal dem SB näher bringt - das macht Love nämlich sicherlich nicht.
Wie gesagt - der Kader ist jung, insbesondere in der Defensive. Das heißt für mich vor allem entwicklungsfähig und je mehr ich drüber nachgedacht habe, desto mehr kann ich die Draftpicks verstehen. Beide RB (Jones und J. Williams) kommen in ein Contract Year, wo die Packers wenig Cap Space und viele wichtige FA haben. Sollte Dillon sich stark zeigen, nimmt das definitiv den Druck, Jones zu viel Geld verlängern zu müssen. Und den QB der Zukunft ein paar Jahre auf der Bank sitzen zu haben, anstatt ihn als Rookie verbrennen zu müssen, ist ligaweit glaube auch jedes mal die bessere Option gewesen.
Der Schedule ist für mich mit der härteste insgesamt, wenn das dritteinfachste Spiel auf dem Papier gegen die Falcons oder Bears ist, nachdem man Carolina und Jags abzieht, noch dazu die schwierigsten Gegner allesamt auswärts (SF, NO, TB, Indy). Ansonsten ginge ich davon aus, dass es mindestens 10 Siege würden.
Die Packers sind ein recht großes Fragezeichen für mich was die Performance kommende Saison betrifft.
Es ist schwer vorherzusehen wie die Offense funktionieren wird und soll, bei der Defense ist das Bild schon klarer.
Ich schätze die Division dieses Jahr auch deutlich enger ein, kann mir sogar vorstellen, dass dort kein Team 10 Siege holt. Die Packers müssen am Anfang was mit nehmen und hinten raus nicht mehr stolpern wenn es die PO's werden sollen.
Ich drücke EQ die Daumen, dass er sich zur #2 entwickelt und etablieren kann!
Schade ist auch, dass Rodgers immer mehr zum reinen Game Manager wird und gar nicht mehr Spiele an sich reist (scheint aber wohl auch nicht erwünscht).
Den Love Pick finde ich nicht so schlimm wie er manchmal gemacht wird, er kam nur etwas überraschend. Die anderen beiden Top Picks hingegen passen dann zu dem Plan "Run The Ball".
Defensiv finde ich die Packers spannend, da einiges an Talent da ist. Nur MLB ist doch sehr dünn, insbesondere bei der Verletzungshistorie von Kirksey.
Tipp: Sollte man das Playcalling nach den geskripten Play zu Beginn besser in den Griff bekommen, wird der Divisionstitel wieder über Green Bay gehen. Durch die vielen späten Heimspiele, dürfte man auch zumindest etwas Heimvorteil haben, selbst wenn keine oder nur wenige Zuschauer vor Ort sind. Somit bin ich etwas optimistischer und sage 9-10 Siege