Beobachtungen zum NBA All-Star Game 2018: Es geht doch!

Robert Arndt
19. Februar 201811:10
LeBron James wurde zum dritten Mal zum All-Star-MVP gekürtgetty
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Team LeBron hat gegen Team Stephen das All-Star Game mit 148:145 gewonnen. Nach großer Kritik in der Vergangenheit konnte das Event diesmal überzeugen. Das lag zum einen an LeBron James, aber auch am neuen Format. Geteilte Meinungen gab es dagegen über die Hymne von Fergie.

1. Das neue Format funktioniert

So wirklich waren die meisten Leute nicht von den Veränderungen rund um das All-Star Game überzeugt. Was soll es schon groß verändern, wenn zwei Kapitäne die Teams selbst auswählen anstatt des traditionellen Ost-West-Clashs? Wie wir gelernt haben: Einiges!

Natürlich wurde auch nicht in der 2018er-Ausgabe des All-Star Games über 48 Minuten Lockdown-Defense gespielt, aber es machte von Beginn an den Eindruck, als wollten die Spieler tatsächlich beweisen, dass die Dreier- und Dunk-Orgie aus dem vergangenen Jahr in New Orleans Geschichte ist. "Wir wollten nicht, dass das All-Star Game als Witz angesehen wird", erklärte Kevin Durant. "Wir wollten ein richtiges Basketball-Spiel daraus machen." Über drei Viertel war es ein gesunder Mix aus Spektakel und seriösem Basketball. Natürlich wurden keine komplexen Plays designt, aber das will auch niemand sehen.

Schön anzuschauen war aber, wie Dwane Casey, Head Coach von Team LeBron, kurz vor der Pause plötzlich eine Fullcourt Press auspackte und den völlig überraschten James Harden gleich zweimal doppelte. Warum auch nicht?

Dass es dann in der Schlussphase auch noch einmal eng zuging, half der Spannungskurve des Events noch einmal sehr. Alle Spieler auf dem Feld waren hochkonzentriert und Team-Curry-Coach Mike D'Antoni nahm sogar Offense-Defense-Wechsel vor. Wie LeBron James und Kevin Durant dann als gefühltes Big-Men-Duo jegliche Offense im Keim erstickten, war einfach guter Basketball und notwendig in der allgemeinen Betrachtung für dieses einst so prestigeträchtige Event.

"Es hat funktioniert", freute sich James. "Für jeden. Für die Spieler, für die Liga und vor allem für die Fans. Es war ein tolles Wochenende und ein super Event."

LeBron James wurde zum dritten Mal zum All-Star-MVP gekürtgetty

2. LeBron James ist weiter The Man

Und ein solches Event braucht natürlich seine Vorzeigeathleten. Die NBA kann sich glücklich schätzen, mit LeBron James einen solchen zu haben. Nicht nur lieferte der Star der Cleveland Cavaliers erneut eine Show ab, die ihm seine dritte MVP-Trophäe einbrachte, sondern er sprach einmal mehr Ungerechtigkeiten innerhalb der Gesellschaft an. Auch gegen den mächtigen Sender Fox News wich er keinen Millimeter von seinem Standpunkt ab und zementierte den Status der fortgeschrittenen Liga.

Es bleibt zu hoffen, dass er noch einige Jahre im Tank hat. Der Mann spielt nun mit 33 Jahren seine 15. Saison, zeigt aber noch immer keine Anzeichen von Müdigkeit. In einem Spiel voller Modellathleten und Franchisespieler stach der King auch an diesem Abend mit Abstand heraus. Mit 29 Punkten, 10 Rebounds und 8 Assists verpasste er nur knapp das fünfte Triple-Double der ASG-Geschichte.

Völlig zu Recht gab es dafür auch den MVP. James wollte dieses Spiel unbedingt gewinnen und sein Team wurde letztlich dafür belohnt, auch weil es nach einem zweistelligen Rückstand seiner Farben im vierten Viertel die LeBron-James-Show war. Entsprechend freute sich James wie ein kleines Kind über den Sieg. Amüsant auch, wie er sich gegen Ende des Spiels über eine vermeintlich falsche Entscheidung der Referees beschwerte, was aber auch Beweis für den Siegeswillen war, den er in Los Angeles versprühte.

3. Ja, es gab eine Video Review

Grund für den Ärger von James war eine Video Review der Refs rund eine Minute vor dem Ende. Ja, das geschah tatsächlich, die erste Video Review der Geschichte des All-Star Games. Auch die Spieler kringelten sich auf den Bänken vor Lachen, als nach einer unklaren Situation zwischen Joel Embiid und Durant der Spalding ins Aus rollte. Wild machten die Akteure das Zeichen für den Videobeweis und die Schiedsrichter taten ihnen den Gefallen.

Die Entscheidung war dann jedoch sehr fragwürdig, am Ende entschied diese Szene aber nicht das Spiel, weil der sehr pomadige James Harden einen viel zu kurzen Dreier warf. Rasheed Wallace rief dabei wohl inbrünstig 'Ball don't lie.' Ob es einen Last Two Minutes Report geben wird, ist noch nicht klar. Wir warten sehnsüchtig darauf.

4. Embiid gegen Westbrook

Es war nicht anders zu erwarten: Joel Embiid war eine Bereicherung für dieses Spiel. Der Center ist nicht nur mit seiner Persönlichkeit wie gemacht für dieses Event, sondern konnte auch im Spiel selbst einige Ausrufezeichen setzen. Der Kameruner zeigte kreative Floater und traf auch mal einen Distanzwurf von weit hinter der Dreierlinie.

Für die Würze sorgte aber sein Schlagabtausch mit Russell Westbrook, mit dem er sich schon in der Regular Season einige Privatduelle geliefert hatte. Diesmal war der Big so frech und blockte den amtierenden MVP in der ersten Halbzeit in Transition ordentlich weg. Embiid verneinte aber nach dem Spiel, dass es eine Rivalität gibt. "Nein, das ist nicht persönlich. Ich will der beste Defensivspieler der Liga sein, also darf keiner in meine Zone." Ob dies Russ auch so sieht?

Die Revanche ließ zwar lange auf sich warten, aber sie kam. In der Schlussminute zog Russ zum Korb und zog das And-One gegen Embiid, was Team LeBron wieder heranbrachte. Aber noch viel wichtiger: Die Embiid-Westbrook-Rivalität geht weiter. To be continued ...

5. Harmonie zwischen alten Feinden

Viele Augenpaare waren natürlich auch auf die Dynamik zwischen Durant und Westbrook gerichtet, das einstige Traum-Duo aus OKC, dass nun im Team LeBron zum zweiten Mal seit dem Wechsel KDs nach Golden State weiter zusammenspielte. Während es für alle Beteiligten in New Orleans noch verdammt unangenehm war, schienen die Spannungen nun aus dem Weg geräumt zu sein. Vor der Spiel scherzten die beiden mit Kyrie Irving und genossen vergangene Zeiten.

Auch im Spiel gab es vereinzelt Zusammenspiel und auch direkte Kommunikation. Die Zeit heilt eben doch alle Wunden.

Gleiches gilt auch für die Kyrie-LeBron-Beziehung. Die beiden bekamen sich teils vor Lachen gar nicht mehr ein, dies natürlich bestens dokumentiert von zahlreichen Kameras. James enthüllte nach dem Spiel zudem seine Draftfolge (Durant-Davis-Kyrie-Cousins). Es ist eben doch alles nur ein Business.

6. Jimmy Butler: DNP-Thibs

Einige werden sich sicher gefragt haben, wo Jimmy Butler war. Der Star der Minnesota Timberwolves spielte als einziger Akteur keine einzige Sekunde und machte es sich stattdessen auf der Bank gemütlich. "Er war müde und hat sich nicht gut gefühlt", erklärte Coach D'Antoni. "Er hat auch schon gestern nicht mittrainiert. Das muss man respektieren, er spielt sehr hart, da braucht der Körper manchmal eine Pause."

Noch am Donnerstag ließ Wolves-Coach Tom Thibodeau Jimmy Buckets gemütliche 41 Minuten gegen die Lakers ran. Der Star, zuletzt mit leichten Knieproblemen, flog dann aber doch extra nach Los Angeles ein, um nun auf der Bank zu sitzen und dem Treiben auf dem Court zu folgen. Das nennt man wohl ein DNP-Thibs.

7. Das Intro und die Hymne

Ein paar Worte müssen natürlich auch noch zu den Showeinlagen verloren werden. Comedian Kevin Hart scheint inzwischen zum Establishment der NBA zu gehören, denn wie schon im vergangenen Jahr prägte er das Event. Sein Intro war gefühlt ein wenig lang, souverän machte er es dennoch. Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn in der Zukunft mit dieser Tradition gebrochen wird und ein/e andere/r eine Chance bekommt.

Das Spiel startete zudem mit einiger Verspätung, daran war auch Hymnen-Sängerin Fergie (On/Off Black Eyed Peas) nicht ganz unschuldig. Man muss ihr immerhin zugute halten, dass sie mit ihrer Version zumindest etwas versuchte, nur war nicht jeder in der Halle ein großer Fan davon. Als Draymond Green dabei gähnte und dies auf dem Jumbotron zu sehen war, lachten große Teile der Anwesenden und auch Pistons-Center Andre Drummond konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Aber hey: Alleine deswegen wird diese Einlage Fergies noch lange in Erinnerung bleiben.

8. Der GOAT is next!

Es war lange still im Staples Center, es brauchte schon den GOAT persönlich, um die Zuschauer (Sponsoren, Legenden, Journalisten und ein paar Gewinnspiel-Teilnehmer) zu begeistern. In der letzten Auszeit überreichten nämlich die Besitzer der ansässigen Clippers und Lakers, Steve Ballmer und Jeanie Buss, den symbolischen Ball für das nächste All-Star Game an Michael Jordan. Das findet dann logischerweise in Charlotte statt.

So wie das dieses Jahr gelaufen ist, kann man da durchaus drauf freuen.