Playoffs, Baby - und damit wieder Zeit für die Two Minute Warning! Im Panel steht ein Unterstützer von Peyton Manning allein auf weiter Flur, während die Seattle Seahawks wieder zu den absoluten Favoriten gehören - ist der dritte Super Bowl in Folge möglich? Hat Aaron Rodgers in Washington eine Chance? Wo sorgte der "Black Monday" für offene Münder? Und welche Spieler sind im Januar Trumpf? Die SPOX-Redakteure Adrian Franke, Marcus Blumberg und Stefan Petri diskutieren mit mySPOX-User Butfumlbe93.
These: Manning gibt den Broncos die beste Chance
Adrian Franke (SPOX): Bei aller Ehrfurcht vor dem großen (und zukünftigen Hall-of-Famer) Peyton Manning, jetzt wo klar ist, dass er am 17. Januar spielen wird: Das Saisonfinale gegen die Chargers, als er nach seiner Einwechslung ganze fünf Pässe für 69 Yards anbrachte, ändert an meiner Einschätzung wenig. Klar, die Erfahrung spricht für Peyton. Allerdings kann man genauso andersrum argumentieren und sagen: Manning wird zu viel versuchen, weil er sich unbedingt beweisen will. Osweiler auf der anderen Seite könnte im Vergleich zu Manning entspannter auftreten und under Center auch die Offensivvorstellungen von Coach Gary Kubiak deutlich besser umsetzen. Denver wirkt mit Osweiler schwerer ausrechenbar und flexibler. Zudem habe ich nur wenig Vertrauen in Mannings physische Gesundheit und sehe ihn keine drei Alles-oder-Nichts-Spiele (zwei davon im kalten Mile High) überstehen. Einen QB-Wechsel während der Postseason würde ich in Denver keineswegs ausschließen - egal, wer im Divisional Game zuerst ran darf.
MySPOX-User Butfumlbe93: Für mich ist Osweiler der jetzt bessere Quarterback. Ja Manning hat das Hirn und die Ausstrahlung, aber schlicht und einfach nicht das physische Vermögen. Und selbst seine Entscheidungen waren diese Saison öfters äußerst fragwürdig. Und plötzlich soll das alles nicht mehr gelten? Wegen einer Halbzeit gegen desaströse Chargers wird die QB-Diskussion wieder losgetreten. Ja, Osweiler ist nicht die Optimallösung und ja, in den Playoffs wird es mit ihm schwierig werden. Aber Peyton hat für mich einfach gezeigt, dass er (in dieser Saison) besser nicht mehr auf dem Platz stehen sollte, so hart das auch klingen mag. Das ist mein ehrlicher Eindruck - was nicht heißt, dass ich es ihm nicht gönnen würde.
Stefan Petri (SPOX): Wow, ich bin von Kleingläubigen umgeben! Adriano, ich gebe dir in einem Punkt Recht: Wenn Manning nicht vollkommen fit ist, dann sollte er nicht spielen. Aber: Er konnte sich mehrere Wochen vollständig auskurieren, hatte einen Kurzauftritt gegen San Diego - und jetzt drei Spiele in fünf Wochen. Bessere Bedingungen kann man sich kaum wünschen. Es geht also nicht darum, ob Osweiler der geeignetere QB für 17 harte Wochen Regular Season ist. Mannings Fehler in allen Ehren, die MVP-Zeiten sind Geschichte. Aber dennoch hat er in meinen Augen nach oben mehr Luft als Osweiler - siehe das Spiel gegen Green Bay (nach der Bye Week übrigens). Und sorry, Butfumlbe, aber gerade gegen die Chargers hat er doch gezeigt, dass er immer noch auf dem Platz stehen kann - selbst wenn er so viel gar nicht machen musste. Osweiler ist wohl konstanter, hat aber eben auch mehrere Halbzeiten ohne einen einzigen Punkt hingelegt und kann das Team nicht inspirieren. Hey, vielleicht wird es ein spektakulärer Misserfolg. Aber mit Peyton gewinnt Denver in diesen Playoffs vielleicht bei zehn Versuchen einen Titel. Mit Osweiler nicht.
Peytons Comeback: Der letzte Rest Manning-Magie?
Marcus Blumberg (SPOX): Stefan, um das nochmal zu betonen: Manning hat eine Playoff-Bilanz von 11-13, das sind die meisten Niederlagen aller QBs in der Geschichte der NFL. Zudem hält er den Rekord für die meisten One-and-Dones. Insofern kann man nicht pauschal sagen, Peyton wäre die bessere Alternative für die kommenden Wochen. Vielmehr sollte einem bewusst sein, dass Osweiler seinem Konkurrenten physisch mittlerweile um Welten überlegen ist. Er kann harte, präzise Pässe werfen und passt in Kubiaks System. Dass Denver gegen San Diego dank Peyton gewonnen hat, lag mehr daran, dass dieser eben Dinge sieht, die wenige andere sehen. Er fand die Lücken, die ihm die Defense anbot und nutzte sie eiskalt - in der Regel mit Audibles zum Laufspiel - aus. Aber die Frage ist eben, ob die Defenses der Playoff-Teams ebenfalls so eklatante Lücken lassen. Ich halte es mit Deion "Primetime" Sanders: Wenn Osweiler versagt, kann man immer noch Manning bringen. Versagt aber Manning, ist Ende!
Stefan Petri (SPOX): Aber warum? Warum sollte man Manning gegen die Steelers oder Chiefs nicht nach der ersten Hälfte rausnehmen können, wenn es nicht läuft? Weil Osweiler verbrannt ist und nach dem Chargers-Spiel ein psychisches Wrack? Wenn Manning nach Deions Logik der Weisheit letzter Schluss ist, gibt es sowieso keinen Grund, nicht mit ihm zu beginnen. Und ein Wort noch zur allgegenwärtigen Playoff-Bilanz von Manning: 13 Pleiten sind heftig, keine Frage. Aber die Medaille hat zwei Seiten: Nur fünf Quarterbacks der NFL-Geschichte haben mehr als elf Siege, und nur Tom Brady bringt in diesen Playoffs mehr Erfahrung (29 Spiele) mit. Osweiler hat sieben NFL-Starts insgesamt, null Playoff-Erfahrung. Vorteil Manning.
These: Seattle macht den Super-Bowl-Hattrick perfekt
Marcus Blumberg (SPOX): Ja, die Seahawks sind mein Topfavorit in der NFC. Sie kommen mit gewaltigem Schwung in die Playoffs und treten gleich in Minnesota an, wo sie vor nicht allzu langer Zeit erst äußerst dominant gewonnen hatten. Die Defense steht und nachdem man auch noch die Arizona Cardinals, die zuvor neun Spiele in Serie gewonnen hatten, in Week 17 regelrecht abgeschlachtet hat, dürfte auch der letzte wissen, wie der Hase läuft. Der Hase wird in diesem Fall übrigens in den Beastmode schalten, denn Marshawn Lynch ist von seiner langwierigen Verletzung zurück und wird die ideale Ergänzung sein zur derzeitigen Traum-Kombo zwischen Quarterback Russell Wilson und Wide Receiver Doug Baldwin. Ich weiß nicht, wer dieses Team in der NFC stoppen soll. Und das gilt auch für die Carolina Panthers, die zwar das beste Team der Regular Season waren, aber erst beweisen müssen, dass sie die nötige Abgeklärtheit für den Januar mitbringen. Seattle hat dies nachhaltig bewiesen.
Stefan Petri (SPOX): Erinnert sich noch jemand an unser Panel zum Start der letzten Saison? Die Seahawks als Dynasty? Im Super Bowl hat nur ein Yard gefehlt, und jetzt stehen wir vor dem Wildcard-Wochenende und ich muss dir Recht geben, Blumi: Keine Ahnung, wer diese Seahakws schlagen soll (die Rams sind nicht in den Playoffs, wohlgemerkt). Wilson in der zweiten Saisonhälfte mit 25 Touchdowns und nur zwei Picks. Für mich sind sie das stärkste Team derzeit in der gesamten Liga, auch wenn drei Auswärtsspiele bis Santa Clara eine Herkulesaufgabe darstellen. Ich lege mich fest: Wenn Carroll und Co. in Minnesota gewinnen - die Witterungsbedingungen sind für mich ein nicht zu unterschätzender X-Faktor - und keine Leistungsträger mit Verletzungen ausfallen, dann schlagen sie auch Cam Newton und Carson Palmer. Und dann muss ich wohl dem Kollegen Strobl einen ausgeben - hatte der doch vorausgesagt, dass der Super Bowl 2015 und 2016 nur über Seattle geht.
Hangover Week 17: Eine Tragödie in Grün und Weiß
Adrian Franke (SPOX): Vor zwei Wochen noch waren sich fast alle Experten einig: Ligaweit galt Pittsburgh dank seiner explosiven Offense mit Blick auf die Playoffs als das gefährlichste Team - ein Titel, der inzwischen von der Ost- an die Westküste gewandert ist. Im Moment ist kein Team (und garantiert kein Wildcard-Team) ansatzweise so gefährlich wie die Hawks. Das gilt umso mehr, da mit Lynch, Kam Chancellor, Russell Okung und J.R. Sweezy mutmaßlich vier (!) Starter auf einen Schlag wieder zur Verfügung stehen. Aber wie du sagst, Stefan: Es würden zwei weitere Auswärtsspiele folgen, das erste direkt bei den Carolina Panthers. Carolina, Seattle und Arizona sind aktuell auf einem eigenen Level, deshalb glaube ich, dass der harte Playoff-Weg für die Hawks am Ende zu kräftezehrend wird. Also nein: Ein sehr starkes Seahawks-Team verpasst seine dritte Super-Bowl-Teilnahme in Folge knapp.
MySPOX-User Butfumlbe93: Da bin ich bei dir, Adrian. Nicht, dass ich denke, dass sie nicht das Zeug dazu hätten, sondern dass in den Playoffs einfach zu viel passieren kann. Beide NFC Teams mit anfänglichem Freilos sehe ich auf Augenhöhe. Arizona wird in den Playoffs ganz anders an die Herausforderung herangehen als in Week 17 und die Panthers sind den Hawks sehr, sehr ähnlich. Dazu sind auch meine Vikings bei Temperaturen unterhalb des Gefrierschranks für mich nicht chancenlos, WENN Teddy seinen Rhythmus findet. Ja, in der Regular Season haben wir eine böse Packung bekommen. Trotzdem gibt es Hoffnung, da sich einerseits unser Spiel deutlich verbessert hat und zum Anderen vorausichtlich die besten drei Defender, die alle im ersten Spiel gegen die Hawks gefehlt haben, auf dem Rasen stehen werden. Wenn Lynch seinen Beastmode auspackt, ist der Champ von 2014 nicht zu schlagen. Allein der Glaube an einen Marshawn bei 100 Prozent fehlt mir.
These: Wildcard-Runde: Die vier Auswärtsteams gewinnen
MySPOX-User Butfumlbe93: Wie gesagt, Seattle ist für mich noch nicht durch, aber klar favorisiert. Pittsburgh gewinnt gegen die Dalton-losen Bengals, für mich die klarste Angelegenheit des Wochenendes. Ja, die Defense der Steelers ist nicht furchteinflößend, doch Big Ben kann mit seiner Receiver-Crew jede Verteidigung zerbomben, das kann ein (angeschlagener) AJ McCarron nicht wett machen. Die Chiefs gewinnen in Houston - etwas für Footballspezialisten, eine Defensivschlacht vom Feinsten, wie etwa 15 Verrückte im Kölner Waikiki. Die Packers in der Hauptstadt? Wohl das offenste Spiel. Die Packers Offense läuft nicht, was auch an Aaron Rodgers liegt. Die Line ist mies, die Receiver halten den Ball nicht fest - aber gleichzeitig ist sein Decision-Making ungewöhnlich schlecht. So geht beispielsweise die Interception in der Endzone gegen die Vikings komplett auf seine Kappe. Zusammengefasst: In der AFC sehe ich beide Auswärtsteams vorn. In der NFC hat Minnesota Außenseiterchancen - and Kirk Cousins likes that...
SpoxMarcus Blumberg (SPOX): Nein. Die Seahawks werden mit den Vikings keine Probleme haben - sorry, Butfumlbe -, während die Steelers gegen den unerfahrenen AJ McCarron als Sieger vom Platz gehen werden. Und die Chiefs haben insgesamt das bessere Team als die Texans, weshalb auch diese in die nächste Runde einziehen werden. Die Packers sind auch für mich das Sorgenkind. Sie haben mich gegen Minnesota negativ überrascht und ließen jeglichen Biss vermissen. Die O-Line ist ein Trümmerhaufen und ohne Jordy Nelson fehlt Rodgers einfach die Anspielstation, der er blind vertraut. Und defensiv fehlt derzeit auch das letzte Quäntchen. Die Redskins verfügen allen voran mit Matt Jones über ein wuchtiges Laufspiel, was den Packers Probleme bereiten dürfte. Und Kirk Cousins hat sich zum Glücksfall für Coach Jay Gruden entwickelt. Er hat noch kein Playoff-Spiel gestartet, aber er verfügt über die besseren Waffen als Rodgers - ein weiteres Plus für Washington.
Das Week-17-Roundup: Steelers in, Jets out!
Stefan Petri (SPOX): Wer hätte gedacht, dass wir am Ende der Saison auf Kirk Cousins - vor einem Jahr noch die Nummer drei hinter RG3 und Colt McCoy - und die Redskins setzen würden? Und zwar gegen Aaron Rodgers, die Quarterback-Luxusedition? Stimmt schon, die Packers sind personell gebeutelt. Aber Cousins war in den letzten zwei Monaten, das muss man mal so klar sagen, besser als Rodgers. Und dürfte mit einem hübschen neuen Vertrag entlohnt werden. Deshalb gehe ich mit: Die enttäuschende Saison der Packers geht in D.C. sang- und klanglos zu Ende. Ich sehe aber noch einen zweiten Heimsieg im Bereich des Möglichen: Houston hat in den letzten Wochen aufgetrumpft, nur 22 Punkte für die Gegner seit Week 15. Watt ist seine Schiene am Arm los und wird nicht zu stoppen sein, und in der Offensive ist DeAndre Hopkins sensationell gut drauf, während auf der Gegenseite Jeremy Maclin angeschlagen ist. Ich rieche einen Overtime-Sieg für die Texans - die Chiefs schwimmen auf der Euphoriewelle, aber das muss nicht immer hilfreich sein. Die Seahaws und Steelers dagegen siegen in der Fremde. Adriano, machst du unser Redskins-Quartett perfekt?
Adrian Franke (SPOX): *Trommelwirbel* Nein, auch hier keine vier Auswärtssiege - weil uns die Green Bay Packers hier einen Strich durch die Rechnung machen. Aber der Reihe nach: Seattle ist wie gesagt mein klarer Favorit in Minnesota. Die Steelers sehe ich gegen Cincinnati in einem engen Duell auch vorne, vorausgesetzt, die Offense findet ihren Rhythmus wieder besser und der Pass-Rush setzt Dalton-Vertreter AJ McCarron unter Druck. Beim Wildcard-Opener in Houston erwarte ich ebenfalls ein enges Duell, doch der Ausfall von Texans-Left-Tackle Duane Brown tut extrem weh - vor allem, falls Pass-Rusher Justin Houston auf der Gegenseite rechtzeitig fit wird. Es wird eine Defensivschlacht, aber KC hat hdie leicht bessere Offense. Green Bay? In Washington? Abgesehen von Aaron Rodgers sehe ich nichts, was für die Packers sprechen würde. Zu inkonstant ist das Run Game, zu schlecht besetzt das WR-Corps, zu angeschlagen die O-Line. Captain Kirk Cousins führt seine Redskins in die Divisional Round!
These: Die größte "Black-Monday"-Überraschung war...
Stefan Petri (SPOX): Nochmal zur Erklärung: "Black Monday" wird der Montag nach Week 17 genannt, wenn enttäuschende Teams regelmäßig die Reißleine ziehen und bei den Coaches und im Front Office gründlich durchwischen. Für mich waren es die Cleveland Browns. Nein, nicht die Entlassungen. Besitzer Jimmy Haslam hat seit Jahren den Finger sofort am Abzug, und so geben die Browns seit Ewigkeiten ein sehr trauriges Bild ab. Soweit alles wie immer. Viel spannender ist aber ein Neuzugang im Front Office. Haslam holte nämlich Paul DePodesta vom Baseball-Team der New York Mets. Der 43-Jährige wird "Chief Strategy Officer", untersteht nur Haslam höchstpersönlich und bringt bis auf seine Zeit als Wide Receiver am College keinerlei Football-Erfahrung mit. Was er aber mitbringt, ist jede Menge Erfahrung im sogenannten "Moneyball-Prinzip", in dem es darum geht, vor allem mithilfe von Analytics Lücken in althergebrachten Systemen zu entdecken und auszunutzen. Wenn DePodesta dieses Prinzip kompromisslos durchzieht, könnte das extrem spannend werden (Keine Punts mehr? Nur noch Zwei-Punkt-Versuche statt Extrapunkt?) und den Sport im Extremfall sogar in eine neue Richtung führen. Oder eben auch nicht.
Der Black-Monday-Ticker zum Nachlesen: Coughlin geht, Chargers-OC out
Marcus Blumberg (SPOX): ... dass Colts-Besitzer Jim Irsay sich tatsächlich auf eine Verlängerung mit Chuck Pagano geeinigt hat. So wie die Saison lief - auch schon vor Lucks Verletzung - deutete alles auf eine Trennung hin. Allerdings kann jeder man ein schwaches Jahr haben, weshalb Pagano durchaus eine weitere Chance verdient hat. Viel perplexer ist aber, dass General Manager Ryan Grigson noch im Amt ist. Was hat der Mann seit Amtsantritt 2012 denn gemacht? Er hat Andrew Luck an 1 gedraftet - das hätte jeder Amateur hinbekommen. Seine anschließenden Erstrundenpicks? Björn Werner, der nicht ins System passt und Philipp Dorsett, der in dieser Saison 18 Pässe gefangen hat. Und einen Erstrundenpick hat er für Trent Richardson versenkt. Klar hat er ein paar brauchbare Free Agents an Land gezogen (Davis, Adams, Walden), aber Topteams werden über den Draft gebaut und da hat er versagt, was in dieser Saison ohne einen überragenden Luck deutlich wurde. Grigson bleibt aber im Amt - und damit das Problem wohl bestehen.
Adrian Franke (SPOX): Tampa Bay war natürlich ein Schock - Lovie hat die Defense, sein Steckenpferd, einfach nicht auf den erwünschten Level bekommen. Aber ich wähle auch Indianapolis. Dass die Colts Chuck Pagano nicht ziehen lassen, war schon überraschend. Es rumorte intern seit Wochen und die Colts spielten eine, wenn auch verletzungsgeplagte, enttäuschende Saison. Der Kader benötigt dringend Umbauten und eine generelle Verjüngung, in der Offensive Line sowie in der Defense gibt es große personelle Defizite. Aber: Pagano gewann Spiele mit mehreren Backup-Quarterbacks, genießt bei den Spielern höchste Anerkennung und die Bosse trauen ihm die nötigen Kader-Reformen offenbar zu. Zusätzlich überraschend war die zeitgleiche Vertragsverlängerung von Grigson, mit dem Pagano angeblich so heftig im Clinch lag. Die beiden haben sich ausgesprochen, schön und gut. Doch wie wird die Stimmung im Colts-Hauptquarter sein, wenn der sportliche Erfolg auch 2016 ausbleibt?
Chip Kelly in Philly entlassen: Wie konnte es so weit kommen?!
MySPOX-User Butfumlbe93: ... dass Jeff Fisher immer noch ein halbwegs angesehener Head Coach eines NFL-Teams ist. Die Rams wollen bekanntlich in Richtung L.A. aufbrechen, was wohl ein wichtiger Punkt pro Fisher war, aber irgendwann ist auch mal gut. Die Rams profitieren unheimlich vom damaligen RG3-Trade und bekommen trotzdem nicht viel auf die Reihe, außer regelmäßig die Seahawks zu ärgern. Tendenziell bin ich gegen die oft verfrühten HC-Entlassungen (*hust* Browns und Eagles *hust), aber seit wie vielen Jahren heißt es vor der Saison "Achtung vor diesen Rams"? Ebenfalls zum Kopfschütteln: Jim Tomsula musste in San Fransisco gehen. Was soll der Mann bitte machen? Sich die Siege mitsamt seinen Spielern backen? Der Mann hat Blaine Gabbert wie einen einigermaßen akzeptablen QB aussehen lassen - das alleine sollte ihm eine Jobgarantie geben.
These: Wenn ich in den Playoffs einen Spieler haben könnte ...
Adrian Franke (SPOX): ...wäre es Rob Gronkowski. Auf keiner Position sehe ich den Unterschied zwischen dem besten und dem zweitbesten Spieler in den Playoffs auch nur im Entferntesten so groß, wie bei den Tight Ends - Greg Olsen und Jordan Reed zum Trotz. Bei den Quarterbacks gibt es mit Russell Wilson, Cam Newton, Carson Palmer, Tom Brady, Aaron Rodgers und Ben Roethlisberger eine breite Elite und ein J.J. Watt oder ein Josh Norman haben schlicht nicht den Einfluss auf das Spiel wie die offensiven Skill-Player. Für mich fiel die Entscheidung hier deshalb zwischen Antonio Brown und Gronk, und so sehr ich Brown mag: Kein Passfänger dominiert das Spiel derart wie Gronkowski, der jeden Quarterback automatisch besser macht und jeden Verteidiger das Fürchten lehrt!
MySPOX-User Butfumlbe93: ... wäre es Russell Wilson, ohne Frage. Für mich aktuell der beste Passer in der Pocket und seine Improvisationsqualitäten braucht man wohl nicht erwähnen. Dazu mit einem äußerst hohen Football-IQ ausgestattet. Ich habe noch nicht viele Hits gegen ihn gesehen, die vermeidbar waren. Dann hat er auch noch das so wichtge "Kurzzeitgedächtnis" wie man im letzten Conference Championship bewundern durfte. Wieso ist er nicht in der MVP-Debatte?
Marcus Blumberg (SPOX): Ich bin auch versucht, Russell Wilson zu sagen, denn er ist unberechenbar wie kein Zweiter - doch Cam Newton ist ein ähnlicher Typ, der eine noch bessere Saison gespielt hat und sehr sicher MVP wird. Aber es sind ja Playoffs und dort willst du halt den besten Quarterback haben. Und wer hat mehr Playoff-Spiele gewonnen als jeder andere? Tom Brady! Klar, er hat Knöchel und zuletzt keine O-Line, zudem muss er wahrscheinlich nach Denver, wo er außer gegen Tebow seit 2003 nicht mehr gewonnen hat. Aber er findet für gewöhnlich einen Weg, wenn es zählt, gerade im Januar. Er sollte alle seine Waffen zurück haben - auch Edelman - und das gepaart mit einem fitten Gronk müsste die Patriots wieder zum großen Favoriten in der AFC machen. Brady ist die zentrale Figur des Teams und derjenige, mit alles steht und fällt. Gibt man ihm seine Waffe, gewinnt er für gewöhnlich. Daher: Brady!
Stefan Petri (SPOX): ... nehme ich Cam Newton. Ganz klassisch: Der beste Spieler der abgelaufenen Saison ist auch für die Playoffs keine schlechte Wahl. Superman hat mittlerweile fast keine Schwächen mehr, beherrscht den Deep Ball auf Ted Ginn Jr. genauso perfekt wie die kurzen Pässe auf Greg Olsen. Und wenn alle Dämme brechen, macht er es eben selbst. Meine zweite Wahl wäre übrigens auch Russell Wilson - wir könnten in der Divisional Round zwischen den Panthers und den Seahawks schon ein vorgezogenes Endspiel bekommen.