Alessandro Petacchi vom Team Lampre hat seinen zweiten Etappensieg innerhalb von vier Tagen geholt. Der Italiener düpierte die komplette Sprinter-Elite (das Ergebnis der 4. Etappe). Vor allem für Rad-Rüpel Mark Cavendish wurde die vierte Etappe zu einem großen Debakel.
Wie sehr hatte doch Mark Cavendish vor der Tour seinen Mund vollgenommen. Wie arg hatte er doch Teamkollege Andre Greipel beschimpft und denunziert.
Greipel könne ja ohnehin nur bei "kleinen, beschissenen Rennen" siegen. Und überhaupt: Er werde nie ein Rennen zusammen mit Greipel fahren. Das ließ auf eine Topform schließen, mit der der Mann von der Isle of Man nach Frankreich kommen sollte.
Lehrstunde für Cavendish
Doch weit gefehlt! Nachdem man dem 25-Jährigen auf der ersten Sprintetappe nach Brüssel noch Sturzpech zugute halten kann, wurde er beim Massensprint nach Reims von der Sprinter-Konkurrenz regelrecht vorgeführt.
Dabei kann man als Team in der Sprintvorbereitung nicht mehr tun. Columbia chauffierte den ManXpress perfekt ins Finale, stellte ihn am exakt richtigen Zeitpunkt in den Wind. Aber Cavendish versagte. Er konnte die optimale Vorbereitung nicht nutzen. Wie ein Stürmer im Fünfmeterraum, der das freie Tor nicht trifft.
Zabel: "Cav hat nicht die Beine"
Dem Rüpel des Radsports, der im letzten Jahr noch sagenhafte sechs Etappensiege verbuchen konnte, fehlt schlicht und ergreifend die Endschnelligkeit. Müßig zu diskutieren, ob seine Gewichtsprobleme im Frühjahr die Erklärung für sein Bummeltempo sind.
"Cav hat nicht die Beine vom letzten Jahr, dann hätte er hier gewonnen", weiß auch sein Sprint-Berater Erik Zabel.
Grün für Cav schon weit weg
Aber nicht nur Cavendish blieb beim Spurtfinale in Reims unter den Erwartungen. Auch für Thor Hushovd lief der Sprint Royale alles andere als optimal. Platz neun sprang für den Etappensieger von Arenberg heraus.
Dennoch verteidigte der Cervelo-Sprinter seine Führung in der Sprintwertung und machte erneut wichtige Punkte im Kampf um Grün gegen seinen wohl größten Rivalen gut. 65 Punkte trennen Hushovd bereits von Cavendish.
Selbst Zabel glaubt nicht mehr so richtig an einen "grünen Cavendish" in Paris: "30, 35 Punkte kann man aufholen. Es ist aber ein ungeschriebenes Gesetz, dass es mehr nicht sein dürfen. Zumal Hushovd ein cleverer Kerl ist und weiß, wie er sein Trikot zu verteidigen hat."
Wird Petacchi der neue Cavendish?
Schaut man sich den Verlauf der Sprintetappen an, dann könnte man meinen, Alessandro Petacchi übernehme die Rolle, die Cavendish im letzten Jahr mit seinen sechs Siegen inne hatte.
Wie der ManXpress ist auch der Italiener ein enorm endschneller Sprinter und ließ der Konkurrenz bei seinem zweiten Streich keine Chance. Aber mit den Bergen hat der 36-Jährige so seine Probleme. Gerne verlässt er die Tour auch mal, bevor die richtig steilen Rampen kommen.
Dann, wenn es in die Pässe der Alpen geht, könnte wieder die Stunde von Hushovd schlagen. Bereits im Vorjahr ließ der Norweger keine Chance ungenutzt und kämpfte sogar in den Zwischensprints eichhörnchenartig um Punkte für sein großes Ziel: das Maillot Vert.
Dean springt für Farrar in die Bresche
Auf einem hervorragenden zweiten Platz landete der Neuseeländer Julian Dean (GRM), seines Zeichens Anfahrer von Tyler Farrar.
Der Amerikaner bekam allerdings von seinem Sportlichen Leiter ein Sprintverbot auferlegt, weil er sich auf der Etappe nach Spa das Handgelenk gebrochen hatte.
Ciolek im Pech
Als bester Deutscher belegte Gerald Ciolek Rang elf. Der Pulheimer fuhr zu früh im Wind und wurde dann auch noch von zwei Fahrern in die Mangel genommen: der Weg nach vorne war dicht. Auf der Etappe nach Montargis am Donnerstag wird der Milram-Sprinter seine Chance erneut suchen müssen.
Armstrong weiter auf Platz 18
Im Gesamtklassement gab es nach dem zweitkürzesten Teilstück keine Veränderungen.
Der Schweizer Fabian Cancellara vom Team Saxo Bank verteidigte seine Führungsposition vor dem Briten Geraint Thomas (SKY) und dem Australier Cadel Evans (BMC).
Toursieger Alberto Contador (AST) bleibt Gesamt-Neunter, Lance Armstrong (RSH) liegt weiter auf Platz 18.
Die Gesamtwertung: Cancellara vorne
Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:
Gesamtwertung: Fabian Cancellara (SAX)
Sprinter: Thor Hushovd (CTT)
Bester Jungprofi: Geraint Thomas (SKY)
Bergtrikot: Jerome Pineau (QST)
Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen
Das Rennen im Re-Live zum Nachlesen:
17.36 Uhr: Und was für ein Debakel für Cavendish! Mehr kann man als Team in der Sprintvorbereitung nicht mehr tun. Perfekte Arbeit von Columbia. Aber der ManXpress konnte nicht vollenden.
17.35 Uhr: Uuuuuuuuuuuiih, PETACCHI!!! ist der schnellste! Unfassbar, was der Altmeister noch in den Beinen hat.
17.34 Uhr:Flamme Rouge! Alle Top-Sprinter in den vorderen Positionen. Wer macht es? Cav, Hushovd oder ein anderer?
17.33 Uhr: Martin übernimmt die Pace für Columbia. Noch läuft alles nach Plan für Cavendish!
17.31 Uhr: Nun ist es soweit. Geschlossenes Feld, die Ausreißer wurden gestellt. Noch 3 km!
17.30 Uhr: 5-km-Marke. Und nun wird es rund. Bis zum Ziel folgen nun gefühlte 83 Verkehrsinseln! keine Stürze bitte! Danke!
17.28 Uhr: So, jetzt zeigt sich auch mal Gerald Ciolek ganz vorne im Feld. Endlich! Denk dran Cio: nicht zu früh das Näschen in den Wind stecken!
17.23 Uhr: 10-km-Marke: Und es scheint so, als sollte es Maßarbeit werden, denn die Ausreißer haben noch 17 sek Vorsprung, werden wohl kurz vor dem Finish gestellt, um auch anderen Fahrern keine Chance mehr zur Attacke zu geben.
17.19 Uhr: Tyler Farrar wird als potentieller Etappengewinner wohl ausscheiden. Der Amerikaner erhielt von seinem Teamchef Sprintverbot, nachdem er sich vorgestern das Handgelenk gebrochen hatte.
17.15 Uhr: Die letzten Zuckungen der Ausreißer. Für sie ist gleich der Tag gelaufen. Noch 35 sek beträgt ihr Vorsprung. Im Rücken: Die zähnefletschende Meute. Noch 17 km.
17.08 Uhr: Cervelo wird nun an der Spitze des Feldes von Columbia abgelöst. Hach, Hushovd gegen Cavendish, Donnergott vs. ManXpress, das wird ein Leckerbissen im Etappenfinale.
17.08 Uhr: Die letzte Sprintwertung 25 km vor dem Ziel holte sich De Greef (OLO) vor Isasi (EUS) und Vogondy (BTL).
17.06 Uhr: Damiano Cunego (LAM) hatte Defekt und wird von Bole, dem Frauengetränk, wieder an das Peloton herangefahren.
17.05 Uhr: Cervelo jetzt mit gebalter Mannschaftsstärke an der Spitze des Feldes. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass Thor Hushovd nach seinem Sieg gestern heute zum Doppelschlag ausholen will.
17.00 Uhr: Nichts Neues an der Spitze. Die fünf Ausreißer arbeiten weiterhin mustergültig zusammen und fahren 36 Sekunden vor dem Feld. Noch 30 km. So langsam beginnen die ersten Positionskämpfe...
16.48 Uhr: Noch 38 km, dann muss Cavendish zeigen, wie schnell er wirklich ist. Vertreibt euch die Zeit bis dahin doch mit unserem Voting, in dem wir den besten Sprinter der Tourgeschichte suchen...
16.39 Uhr: Seit geraumer Zeit fällt der Vorsprung der fünf Ausreißer mal wieder unter die Minutenmarke. Aber ein Zusammenschluss wäre noch etwas zu früh. Denken sich das auch Columbia und Lampre oder wollen sie die Fluchtgruppe schon eher stellen?
16.37 Uhr: Apropos übler Tag: So einer ist heute auch für Jan Ullrich: Zum insgesamt 18. Mal ging Fabian Cancellara heute Morgen im Gelben Trikot an den Start - und zog damit mit Ulle gleich. Um den Führenden in der Statistik einzuholen, muss Cance aber noch ein paar Kilometerchen strampeln: Eddy Merckx trug das Maillot Jaune insgesamt 96 mal. LanceArmstrong 83 Mal.
16.29 Uhr: Ganz übler Tag auch für Grega Bole. Der Slowene, dessen Name sich anhört wie ein Frauengetränk, wurde von Lampre zum Schuften abgestellt. Macht nun zusammen mit Siutsou schon seit einigen Kilometern die Pace im Feld und hält schön artig den Wind von seinen Hintermännern fern.
16.22 Uhr: Neues von der Statistikfront: Isasi macht die meiste Führungsarbeit - 27 Prozent in den letzten 10 Minuten. Wahrscheinlich aber vergebens. Den Ausreißern wird vom Hauptfeld noch ein wenig Auslauf gegönnt. Dann werden die Sprinterteams aber unbarmherzig zuschlagen. Momentan zuständig für die Nachführarbeit: Kanstantsin Siutsou vom Cavendish-Team HTC-Columbia.
16.16 Uhr: 60-km-Marke: Vorsprung der Ausreißer: 1:15 min. Lance Armstrong fährt locker lässig im Feld mit, sein gesamtes Team RadioShack als Bodyguards hinter sich versammelt. Das US-Team wird von Astana mit Alberto Contador beäugt, der sich hinter RadioShack eingereiht hat.
16.11 Uhr: Hautnahe Bekanntschaft mit dem Kopfsteinpflaster im sprichwörtlichen Sinne machte auch die deutsche Hoffnung Tony Martin. Dem Cottbuser, der das Weiße Trikot an Geraint Thomas (SKY) abgeben musste, kam aber vergleichsweise glimpflich davon.
16.06 Uhr: Den anstrengendsten Job hat heute der Tourarzt. Immer wieder finden sich die gestürzten Fahrer der vergangenen Etappen an seinem Wagen ein, um sich neue Bandagen und Pflaster abzuholen. Aktuell an der Reihe: Sebastien Minard vom Team Cofidis.
16.04 Uhr: Neben Schleck musste auch der Franzose David Lelay (ALM) das Rennen nach einem Sturz aufgeben. Dabei brach sich der 30-Jährige das Schlüsselbein und das Handgelenk, wie sein Teammanager Vincent Lavenu mitteilte.
15.59 Uhr:AufgeschnapptGute Nachrichten aus Luxemburg! Fränk Schleck wurde nach seinem Sturz gestern umgehend in ein luxemburgisches Krankenhaus geflogen, wo ein dreifacher Schlüsselbein- und Schulterbruch diagnostiziert wurde. Bis um 3 Uhr morgens wurde er operiert. Es ginge ihm den Unständen entsprechend schon wieder gut und wolle bei der Vuelta wieder angreifen, sagte Saxo-Bank-Chef Bjarne Riis.
15.54 Uhr: Etappen-Halbzeit: Nach rund 75 km ist die Rennsituation unverändert. 1:30 Vorsprung für die fünf Ausreißer. Die Ruhe vor dem großen Sturm...
15.51 Uhr:Happy BirthdayUnd wo wir gerade bei deutschen Radsport-Größen sind: Alles Gute zum 40., Ete!
15.48 Uhr: ZitatBitterböse beschwert hat sich nach der harten Pave-Etappe gestern Jens Voigt: "Ich bin zornig, weil die Veranstalter diese gefährliche Passagen der 3. Etappe nicht raus nahmen, obwohl wir sie wochenlang bedrängt haben." Und weiter: "Früher hat einer den Veranstaltern zugerufen, ‚Ihr seid Mörder'. Das möchte ich ihnen auch heute zurufen. Das war eine leichtfertige, sinnlose Gefährdung unserer Gesundheit."
15.47 Uhr: Bevor es im Etappenfinale zur Sache geht, noch ein paar Notizen vom Rande der Strecke...
15.41 Uhr: Die Spitzengruppe kommt gleich zur Verpflegungszone. Dann heißt es Essen fassen und vor allem: nicht stürzen!
15.39 Uhr: Der Vorsprung des Quintetts sinkt auf 1:42 min. Wenn da nichts Außergewöhnliches mehr passiert, werden es sich die Sprinterteams nicht nehmen lassen, alles für einen Sprint Royale vorzubereiten.
15.34 Uhr: Die einzige Bergwertung des Tages ist bereits passiert und wurde von Isasi gewonnen. Der Spanier ist aber keine Bedrohung für Jerome Pineau, der das Gepunktete auch auf der morgigen Etappe nach Montargis tragen wird.
15.30 Uhr: Die fünf Ausreißer im Überblick:
Dimitri Champion (ALM)
Nicolas Vogondy (BTL)
Francis De Greef (OLO)
Iban Mayoz (FOT)
Inaki Isasi (EUS)
15.28 Uhr: Die aktuelle Rennsituation: Eine Fluchtgruppe ist bereits seit Ewigkeiten vorne und wird vom Peloton an der berühmten langen Leine gelassen. Ihr Vorsprung beträgt mickrige 2:02 min, 92 km vor dem Ziel.
15.26 Uhr: Salut zur 4. Etappe. Alles andere als ein Massensprint in Reims wäre eine Sensation. Mal schauen, wer heute die schnellsten Beine hat!