Neues Tennis-Jahr, neues Format bei SPOX: Bei Hawk-Eye erfahrt Ihr alles Wichtige zu den Grand Slams des Jahres. Den Anfang machen die Australian Open - mit einer müden Favoritin, einer fehlenden Titelverteidigerin, einem großen Fragezeichen und mauen Aussichten für die Deutschen.
Die Top-Favoritin: ...hat in letzter Zeit ein wenig mit der Form zu kämpfen, besser gesagt mit der Müdigkeit. Beim Hopman-Cup ließ Serena Williams sich während ihres Auftaktspiels einen Espresso bringen, um nicht einzuschlafen, und als sie wenig später gegen Eugenie Bouchard mit 1:6, 1:6 unterging, spottete diese: "Sie brauchte wohl mehr Kaffee." Serena selbst gestand, dass sie nicht wisse, was momentan mit ihr los sei.
Durch diese Umstände wurde das Feld seiner üblichen Top-Favoritin beraubt. Kriegt Serena ihre Form in den Griff, führt der Weg zum Titel nur über sie. Wenn sie dies jedoch nicht schafft, ist das Rennen in Melbourne ungewohnt offen. Es gibt eine Vielzahl an Spielerinnen, die sich 2015 legitime Hoffnungen auf den Triumph machen.
Da sind zum einen die Spielerinnen, die bereits Grand Slams für sich entscheiden konnten: Maria Sharapova, Petra Kvitova oder Ana Ivanovic sind allesamt in guter Form und würden ihre Trophäensammlung gerne erweitern. Dazu kommen die angesprochene Bouchard oder Simona Halep, die nach ihren Breakout-Saisons den nächsten Schritt machen wollen - und wohl auch können.
Die beste Vorbereitung: Wenn man sich vor dem Turnier auf eine Favoritin festlegen müsste, hieße sie wohl Maria Sharapova. Die Russin hat zuletzt beim Vorbereitungsturnier in Brisbane den Titel gegen Ana Ivanovic gewonnen, ist bestens in Form und wirkt entspannt wie selten zuvor.
Die Russin machte in Melbourne bisher ein Selfie mit 380 Ballkindern, wurde vom ehemaligen Formel-1-Piloten Mark Webber öffentlichkeitswirksam zum Training kutschiert und sprach mit Journalisten über die Vorstellung, dass Freund Grigor Dimitrov ihr einen öffentlichen Antrag machen könnte ("schrecklich!") - sie möge "kein Spektakel", so Sharapova. Außer auf dem Tennisplatz.
Die Titelverteidigerin: Das vergangene Jahr begann für Li Na mit einem Knall, als sie zum ersten Mal die Australian Open gewann. Es war der zweite Grand-Slam-Titel ihrer Karriere - und gleichzeitig auch der letzte, wie sich später herausstellen sollte.
Denn während 2014 für die Chinesin traumhaft losging, musste sie im September des gleichen Jahres verletzungsgeplagt ihre Laufbahn beenden. Eine Drittrundenniederlage in Wimbledon gegen Barbora Zahlavova-Strycova war das letzte professionelle Spiel für Na, die ihren Titel in Melbourne somit leider nicht verteidigen kann.
Letztes Jahr: Auch wenn das Finale 2014 von Li Na und Dominika Cibulkova bestritten wurde, war das Gesicht des Turniers ein anderes - und zwar das von Eugenie Bouchard. Die damals 19-Jährige feierte in der Rod Laver Arena ihren endgültigen Durchbruch, als sie Ana Ivanovic in drei Sätzen niederkämpfte und das erste Grand-Slam-Halbfinale ihrer Karriere erreichte.
Es war der Startschuss für eine herausragende Saison der Kanadierin, die ihren Höhepunkt im Finale von Wimbledon fand. 2014 ging sie als Nummer 30 des Turniers an den Start - jetzt ist sie an Nummer 7 gesetzt. Geht Genies Aufstieg ähnlich rasant weiter?
Dark Horse: Dass Madison Keys Talent satt hat, kann nicht zuletzt Angie Kerber bezeugen. Schließlich holte die 19-Jährige den ersten WTA-Titel Karriere im vergangenen Juni in Eastbourne mit einem Finalsieg gegen die Deutsche. An der Konstanz hat es der Amerikanerin bisher allerdings gefehlt.
Das soll sich in diesem Jahr ändern, dafür hat Keys mit Lindsay Davenport kürzlich eine prominentere Trainerin engagiert. Wenn Davenport es schafft, ihr eine gewisse Professionalität einzuimpfen, wird mit Keys in Zukunft zu rechnen sein - vielleicht auch schon in Australien.
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Schwerster Draw: Nachdem die letzte Saison für Ana Ivanovic die beste und konstanteste seit langem war, soll es in diesem Jahr endlich mit dem ersten Grand-Slam-Titel seit 2008 klappen. Der Weg dahin dürfte für Fräulein Schweinsteiger in Melbourne allerdings äußerst steinig werden.
Bereits in der vierten Runde könnte mit Ekaterina Makarova eine andere Top-10-Spielerin warten, bei einem Erfolg würde im Viertelfinale wahrscheinlich Simona Halep warten. Und im Halbfinale Sharapova oder Bouchard. keine Frage, wenn man nach ganz oben will, muss man jede Gegnerin schlagen. Allerdings hält der Draw schon früh große Herausforderungen für die ehemalige Nummer eins parat.
Leichtester Draw: Petra Kvitova dagegen sollte es deutlich leichter haben, die zweite Woche zu erreichen - wenn alles "normal" läuft. Die Tschechin bekommt es zunächst mit einer Qualifikantin zu tun, um dann gegen die Siegerin des Duells Mona Barthel/Donna Vekic zu spielen. Die die dritte Runde ist quasi gebucht.
Dort wären Andrea Petkovic und Flavia Pennetta die einzigen gesetzten Spielerinnen, auf die Kvitova treffen könnte. Beide Aufgaben sind in Normalform lösbar. Ebenso wie Agnieszka Radwanska oder Venus Williams, gegen die es im Viertelfinale gehen könnte. Natürlich ist nichts davon ein Spaziergang - es handelt sich schließlich um ein Grand-Slam-Turnier. Dennoch hätte es Kvitova deutlich schwieriger treffen können.
Upset Alert: Davon kann Caroline Wozniacki ein Lied singen! An Nummer acht gesetzt, hat die Dänin schon in der ersten Runde eine schwierige Gegnerin erwischt. Taylor Townsend ist der Tennis-Welt spätestens seit ihrem großen Kampf gegen Serena Williams bei den US Open 2014 ein Begriff - außerdem hat die Amerikanerin zuvor bereits seit Jahren die Jugend-Turniere dieser Welt gerockt.
Erst 18 Jahre alt, ist Townsend momentan die Nummer 100 der Welt. Das dürfte sich allerdings bald ändern: Sie hat Herz, Technik, Talent und jede Menge Power - und bestimmt das Zeug, die eine oder andere Topspielerin schon jetzt zu ärgern.
Die Deutschen: Hachja, die Deutschen. So richtig erfolgreich verläuft die Saison bisher nicht. Mona Barthel, Annika Beck, Anna-Lena Friedsam, Carina Witthöft, Sabine Lisicki, Andrea Petkovic und Tatjana Maria sind zwar allesamt dabei, jede von ihnen wartet allerdings noch auf den ersten Tour-Sieg des Jahres.
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Für Friedsam dürfte das auch in Melbourne eher nichts werden, da sie es in Runde eins mit Bouchard zu tun bekommt. Maria, geborene Malek, muss nach ihrer Babypause gegen Shuai Peng (Nr. 21) ran. Witthöft ist gegen Carla Suarez-Navarro ebenfalls krasse Außenseiterin, für die 19-Jährige ist die direkte Qualifikation für die Australian Open aber ohnehin schon ein Highlight. Vielleicht kann sie ohne Druck für eine Überraschung sorgen.
Die einzigen Deutschen, die 2015 schon (je zwei) Tour-Siege verzeichnen durften, sind Angelique Kerber und Julia Görges. Angie will erstmals über die vierte Runde hinauskommen, dafür müsste sie allerdings an Bouchard vorbei. Für Görges wäre es nach ihrem Seuchenjahr 2014 schon ein Erfolg, wenn sie die erste Runde gegen Belinda Bencic (Nr. 32) überstehen würde.
Auf Petkovic und Lisicki warten zunächst Aufgaben, die nominell definitiv lösbar sind. Allerdings tragen beide derzeit einige Fragezeichen mit sich herum. Die Form spricht nicht gerade für eine große deutsche Erfolgsstory in Australien.
Geschichtsstunde: Es ist genau zehn Jahre her, dass eine gewisse Tennisspielerin aus Weißrussland erstmals in Melbourne auf sich aufmerksam machte. Im Jahr 2005 gewann Victoria Azarenka die Australian Open nicht nur im Einzel, sondern auch im Doppel - bei den Juniorinnen, natürlich.
Es war ein erstes Anzeichen dafür, dass Melbourne sich über die Jahre zum Lieblingsturnier von Vika entwickeln sollte. 2012 und 2013 holte sie hier ihre bisher einzigen Grand-Slam-Titel, seit 2009 erreichte sie immer mindestens die vierte Runde. So richtig einschätzen kann man ihre Chancen in diesem Jahr trotzdem nicht.
Nach einer verletzungsgeplagten Saison 2014 inklusive fünf Monaten Pause und dem vorzeitigen Ende im September hat Vika bisher erst ein Spiel absolviert, eine Dreisatzniederlage gegen Karolina Pliskova. Azarenka ist bis auf Platz 42 der Welt abgerutscht und muss als ungesetzte Spielerin in der ersten Runde gegen Sloane Stephens ran - alles andere als eine leichte Aufgabe.
Natürlich wäre Vika im Normalfall trotzdem favorisiert, es lässt sich momentan aber nicht beurteilen, wie fit sie ist. Die zweimalige Siegerin ist das größte Fragezeichen vor dem ersten Grand Slam der Saison.
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