Nach einem beeindruckenden Kraftakt von Schlussläuferin Claudia Nystad haben die deutschen Frauen die Silbermedaille in der 4x5km-Langlauf-Staffel geholt.
Nach dem Beutezug in den Bergen von Whistler saßen die deutschen Super-Zöpfchen auf dem Trocknen. "Wir haben nur alkoholfreies Bier getrunken, weil wir ja noch die 30 Kilometer vor uns haben", sagte Evi Sachenbacher-Stehle nach dem Silber-Coup. Damit gelang der Zopfbande der Medaillen-Hattrick bei Winterspielen.
2002 in Salt Lake City hatten die deutschen Langläuferinnen Gold gewonnen, vor vier Jahren in Turin war es Silber. Die lustig geflochtenen Zöpfe sind schon seit acht Jahren das Markenzeichen der Langläuferinnen, sagt Sachenbacher-Stehle mit einem Lächeln: "Ohne Zöpfe kommt man in unsere Staffel nicht rein."
Behle will Gössners Waffe vergraben
Sachenbacher-Stehle, Katrin Zeller, Miriam Gössner und Claudia Nystad hatten nach 4x5 Kilometern einen Rückstand von 24,6 Sekunden auf Norwegen. Zu verdanken war das vor allem der Biathletin Miriam Gössner, deren Mutter Norwegerin ist.
Die mit 19 Jahren Jüngste des deutschen Quartetts sang deshalb bei der Siegerehrung lautstark die norwegische Hymne mit. Die ehemalige Junioren-Weltmeisterin im Biathlon eroberte als Langlauf-Aushilfe wie bei der WM 2009 als Debütantin Staffel-Silber: "Es ist ein unglaubliches Gefühl, diese Medaille um den Hals zu haben", sagte Gössner und fand alles nur noch "krass und cool".
Bundestrainer Jochen Behle will Miriam Gössner den Biathleten nicht mehr zurückgeben: "Ob Miri das Schießen noch lernt, weiß ich nicht. Aber überragend laufen kann sie schon. Das ist ein echter Rohdiamant." Mit einem Grinsen fügte er hinzu: "Ich habe oben im Stadion ein tiefes Loch gebuddelt. Da kommt ihre Waffe rein."
Zwei Jahre Schieß-Training
Gössners Trainingsgefährtin ist übrigens Magdalena Neuner, die in Whistler zweimal Biathlon-Gold abschoss. Die Waffe will sich der Langlauf-Azubi aber nicht wegnehmen lassen. "Das schafft der Jochen nicht. Meine Waffe liegt daheim sicher im Waffenschrank, und den Schlüssel habe nur ich", sagte Gössner.
Die 19-Jährige ist im Langlauf aber auf den Geschmack gekommen und überlegt offenbar, ins lustige Zöpfchen-Lager zu wechseln. "Im Langlauf gibt es viel mehr verschiedene Wettkampf-Formen. Das finde ich sehr interessant, aber im Biathlon gibt es halt die Waffe", sagte Gössner.
Was allerdings für eine Karriere bei den Skijägern spricht: Gössners Freund ist Biathlet Simon Schempp, beide haben sich in Ruhpolding eine Wohnung genommen. Doch die 19-Jährige macht die Entscheidung von ihren Qualitäten am Schießstand abhängig: "Wenn ich das in zwei Jahren immer noch nicht richtig kann, ist die Sache erledigt."
2018 als Zuschauerin?
Anschauungsunterricht erhielt sie am Freitag bei den Winterspielen, denn da schaute sie bei der Biathlon-Staffel mit ihrem Liebsten als Startläufer zu. Mit dem Schießen wollen sich die Doppel-Olympiasiegerinnen Nystad und Sachenbacher dagegen auf keinen Fall mehr anfreunden.
Das deutsche Gold-Duo des Teamsprints von Whistler könnte sich aber durchaus vorstellen, bei der WM 2011 am Holmenkollen noch einmal um Gold zu kämpfen. "Das Erlebnis lasse ich mir auf keinen Fall entgehen", sagte die 29 Jahre alte Sachenbacher-Stehle: "Aber bei Olympia ist der nächste Freistil-Teamsprint erst 2018. Dann hoffentlich in München und mit mir als Zuschauerin."
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