Bayern-Gala beim Euroleague-Debüt

SPOX
19. Oktober 201314:04
Malcolm Delaney (l.) ordnete das Spiel der Bayern auch beim Euroleague-Debüt starkimago
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Beim ersten Auftritt in der Champions League des Basketball setzen die Bayern ein Ausrufezeichen und gewinnen beim polnischen Meister deutlich. Auch Real siegt souverän. Dirk Bauermanns Lietuvos Rytas ringt den vierfachen Champion Panathinaikos nach Verlängerung nieder. Bamberg dominiert den französischen Vize-Meister aus Strasburg eindrucksvoll. Und: Tibor Pleiß' Laboral Kutxa setzt sich knapp gegen Maccabi Tel Aviv durch.

Gruppe B

Brose Baskets Bamberg - SIG Basketball Strasbourg 84:70 (BOXSCORE)

So paradox es klingen mag, machte Bamberg die eigene gute Dreierquote zu Beginn Probleme. Nachdem die ersten Würfe von Downtown gefallen waren, versteifte sich der deutsche Meister nämlich zu sehr auf Abschlüsse aus der Distanz. Der Ball wurde entsprechend schlecht bewegt, die Zone kaum attackiert. Somit war Bambergs Offense für den französischen Vize-Meister leicht ausrechenbar und gut zu verteidigen.

Und auch in der Defense der Baskets offenbarte Straßburg zunächst einige Schwächen. Unter den Körben fand Bamberg kaum ein Mittel gegen die Big Men der Gäste, auch die Rotation funktionierte nicht immer. Speziell Alexis Ajinca war von Mike Zirbes, Philipp Neumann und Sharrod Ford kaum zu verteidigen.

Doch die Baskets fingen sich - und wie. Das zweite Viertel geriet zur Demonstration. Bamberg fand die richtige Balance, bestrafte absinkende Verteidiger mit weiterhin guten Quoten (50 Prozent 3er) von draußen, zog nun jedoch aggressiver zum Korb. Auch das Ballmovement gewann plötzlich an beeindruckender Effektivität. Noch wichtiger aber: Am eigenen Brett ließ Bamberg beinahe nichts mehr zu. Hatte Straßburg im ersten Viertel noch 21 Punkte aufgelegt, waren es im zweiten Abschnitt nur noch 8 (!). SPOX

Ajinca war zwischenzeitlich kaum ein Faktor, auch Antoine Diot, der zweite Europameister im Roster der Franzosen, fand lange nicht ins Spiel. So zogen die Bamberger, getragen von Anton Gavel (16 Punkte, 3/5 3er) und Jamar Smith, auf zwischenzeitlich 20 Punkte davon. Vor allem Smith legte unglaubliche Quoten auf (5/5 2er, 3/4 3er) und hätte wohl sogar vom Parkplatz der Brose Arena aus getroffen.

Zwar kam Straßburg durch kurze Zwischenruns im Schlussviertel immer wieder ein Stück heran, das ganz große Comeback gelang jedoch nicht - auch, weil Topscorer Kevin Murphy bei Bambergs Defense bestens aufgehoben war. Als der Vorsprung kurz vor Schluss dann doch einmal auf unter zehn Punkte zusammenzuschmelzen drohte, war Gavel von Downtown zur Stelle. Topscorer der Franken war jedoch Jamar Smith, bei Straßburg war Ajinca mit 19 Punkten am treffsichersten.

Bambergs Anton Gavel im Interview

Anadolu Efes - EA7 Emporio Armani Milan 87:67 (BOXSCORE)

Milans Start war beschwerlich. Italiens Vize-Meister lag schnell mit 8 Punkten zurück und kam in der Folge vor allem mit Anadolus unglaublich starker Inside-Defense überhaupt nicht zurecht. In Zonen- und Brettnähe ließen die Türken kaum effektive Würfe zu und zwangen den Gast so immer wieder zu langen Zweiern, die in der ersten Hälfte aber nicht so recht fallen wollten (34 Prozent 2er vor der Halbzeit).

Zudem bewegte Milan den Ball teils äußerst schwach, was wiederum viele schlechte Würfe gegen Ende der Shotclock erzwang. Anadolu punktete dagegen immer wieder unter dem Korb und führte nicht zuletzt deshalb zur Pause mit 42:35.

Mitte des dritten Viertels zeigte Milan kleine Comeback-Ansätze - zu mehr reichte es jedoch nicht. Anadolu, speziell der glänzend aufgelegte Dusko Savanovic (60 Prozent 3er), traf schlicht zu gut von draußen und entblößte die Perimeter-Defense der Italiener so ein ums andere Mal. All das, gepaart mit 21 Turnovern und den Problemen, sich gute, offene Würfe zu kreieren, war am Ende zu viel für Milan. Topscorer der Partie waren Savanovic und Scotty Hopson (22 Punkte), für Milan kam Keith Langforth auf 20 Zähler.

Zalgiris Kaunas - Real Madrid 63:83 (BOXSCORE)

Einer der absoluten Topfavoriten ist standesgemäß in die neue Euroleague-Saison gestartet. Nach den ersten drei Vierteln hatte sich Real einen 20-Punkte-Vorsprung herausgespielt, den die Spanier im Schlussabschnitt dann auch souverän über die Zeit brachten. Hauptfaktor war die bereits während der EuroBasket beim Nationalteam zu bewundernde, extrem aggressive Defense. So erzwangen die Gäste insgesamt 27 Turnover und hielten Kaunas bei unter 50 Prozent aus dem Feld.

Zwar lieferte auch Real keine perfekte Shooting-Clinic, traf lediglich 27 Prozent seiner Dreier, starke Quoten aus der Mittel- und Nahdistanz (68 Prozent 2er) kompensierten allerdings die Schwächen von Downtown. Speziell Nikola Mirotic machte den Anschein, als könne er den Korb überhaupt nicht verfehlen (2/2 2er, 3/4 3er, 18 Punkte). Da halfen auch Sarunas Jasikevicius' 13 Punkte beim ersten Heimspiel in seiner Heimatstadt wenig.

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Seite 2: Bayerns Gruppe C

Seite 3: Barcas Gruppe A und Laboral Kutxas Gruppe D

Gruppe C

Montepaschi Siena - Galatasaray Liv Hospital 75:84 (BOXSCORE)

31 Punkte. In einem Viertel. Galatasaray überrollte die Gastgeber aus Siena im zweiten Abschnitt förmlich und legte damit den Grundstein für den sicherlich überraschenden Sieg beim italienischen Meister. Dabei hatte Montepaschi zu Beginn noch gut mitgehalten, ging lediglich mit einem Vier-Punkte-Rückstand ins zweite Viertel (16:20). Die letzten beiden Abschnitte entschieden die Italiener zudem knapp für sich (19:12, 23:21), die Bürde zur Halbzeit war am Ende jedoch zu groß.

Bayerns und Bambergs Gruppen: Gegen Legenden, Jungstars und Zocker

Hauptgrund war, dass Gala von Downtown eine eindrucksvolle Vorstellung ablieferte: 54 Prozent der Dreier fanden schlussendlich ihr Ziel - zu viel für Siena. Und dennoch hatten die Gastgeber kurz vor dem Ende noch einmal am Comeback geschnuppert.

Bis auf 7 Punkte war Siena auch dank eines überragenden Daniel Hackett (26 Punkte) noch einmal herangekommen. Dann übernahm jedoch Carlos Arroyo. Der Point Guard traf zunächst zwei Freiwürfe und legte schließlich von draußen nach. Am Ende kam Arroyo auf 21 Zähler. Siena reist am kommenden Spieltag nach München, Gala empfängt den amtierenden Champion Olympiakos.

Stelmet Zielona Gora - FC Bayern München 73:94 (BOXSCORE)

Auch in der Euroleague war direkt Pesic-Basketball angesagt. Die Bayern verteidigten gewohnt aggressiv und hielten nach Ballgewinnen die Pace hoch. Ein Stil, mit dem Zielona Gora offenbar so gar nichts anzufangen wusste. Die Offense der Polen wirkte extrem statisch. Meist versuchten sie, über Isolation-Plays aus der Distanz zum Erfolg zu kommen. Spielzüge wurden kaum gelaufen, der Zug zum Korb im Grunde gar nicht gesucht. Da der Wurf allerdings nicht fallen wollte, hatten die Münchner teils leichtes Spiel.

Zumal der Gast sein Angriffsspiel exakt konträr aufzog. Die Bayern, allen voran Malcolm Delaney (8 Assists), zelebrierten das Ballmovement geradezu. Immer wieder wurde der besser postierte Mitspieler gesucht - und auch gefunden. Nihad Djedovic führte zudem seine unglaubliche Dreierperformance aus der BBL fort (3/4 in der ersten Hälfte).

Nicht zuletzt deshalb ging der FCB mit einer komfortablen 20-Punkte-Führung in die zweite Hälfte (48:28). Selbige war auch nötige, leistete sich der Gast zu Beginn des dritten Viertels doch die, in dieser Saison beinahe obligatorische, Auszeit. Plötzlich war die Ruhe abhandengekommen, die Angriffe wurden nicht mehr so effektiv ausgespielt - und schon war der Vorsprung bis auf 12 Punkte zusammengeschmolzen.

Da bei den Bayern derzeit jedoch jeder Durchhänger sein Ende findet, fingen sie sich auch beim polnischen Meister. John Bryant dominierte nun die Bretter, Boris Savovic traf wichtige Würfe, die Defense funktionierte wieder, und so war das Spiel bereits Mitte des letzten Viertels entschieden. Sogar der anstelle des verletzten Steffen Hamann mitgereiste Paul Zipser durfte am Ende erstmals Euroleague-Luft schnuppern. Topscorer der Partie war Chevon Troutman (19 Punkte).

"Wir haben von Beginn an den Ton angegeben, unsere Defense war stark", lobte Delaney die Leistung seines Teams. "Wir haben so auch die Fans früh aus dem Spiel nehmen können. Ich finde, wir haben richtig gut gespielt."

Olympiakos Piräus - Unicaja Malaga 69:61 (BOXSCORE)

Der Champion erlebte eine erste Hälfte zum Vergessen, die sich auch noch vortrefflich in Zahlen ausdrücken ließ. Denn wer lediglich 36 Prozent seiner Dreier und desaströse 26 Prozent seiner Zweier trifft, bekommt Probleme. Speziell in der Euroleague. Selbst Malagas ebenfalls schwache Shooting-Performance genügte den Spaniern, um mit einer knappen Führung (33:26) in die Halbzeit zu gehen.

Dann kassierte Vassilis Spanoulis auch noch früh sein drittes Foul und verbrachte erst einmal einige Zeit auf der Bank. Doch wie schon im letztjährigen Finale war die Leistung aus den ersten beiden Vierteln auch diesmal völlig bedeutungslos. Mit einem Mal traf Olympiakos Dreier um Dreier, verwandelte den Rückstand zu Beginn des Schlussviertels so in einen Fünf-Punkte-Vorsprung.

Malaga wirkte beeindruckt. Spielten die Andalusier zu Beginn noch abgeklärt, häuften sich nun die Turnover, was den Griechen wiederum einige leichte Fast-Break-Punkte ermöglichte. Dazu räumten Brent Petway und Cedric Simmons unter dem eigenen Korb kräftig ab. Entscheidend war jedoch das deutlich verbesserte Spiel aus der Distanz, das Olympiakos schlussendlich mehr Dreier (11) als Zweier (10) verwandeln ließ. Topscorer der Partie waren Spanoulis und Petway (je 13 Zähler), Zoran Dragic und Fran Vazquez kamen für Malaga auf jeweils 12 Punkte.

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Gruppe A

Budivelnik Kiew - Fenerbahce Ulker 84:102 (BOXSCORE)

JSF Nanterre - ZSKA Moskau 59:62 (BOXSCORE)

FC Barcelona - Partizan NIS Belgrad 67:60 (BOXSCORE)

Optimal verlief der Auftakt für den Mitfavoriten wahrlich nicht. Speziell in Sachen Shooting schien Barca noch nicht so recht in der Euroleague angekommen zu sein. Sind 29 Prozent von Downtown schon unterirdisch, so entbehren 42 (!) Prozent verwandelte Freiwürfe jeglicher Diskussionsgrundlage. Entsprechend hatten die Katalanen bis zur Halbzeit lediglich 28 Punkte erzielt. Da sich Partizan beim Abschluss aber ähnlich zierte, reichte das sogar zu knappen Führung.

Waren die Gastgeber noch nicht zum Wurf gezwungen, funktionierte das Team von Xavi Pascual ohnehin bereits sehr gut. Der Ball wurde stark bewegt (21 Assists) und auch kaum einmal unnötig weggeschmissen (10 Turnover). So hielt Barca die Serben im Schlussviertel kontinuierlich auf Distanz, bis Ante Tomic und Marcelinho Huertas das Spiel schließlich entschieden. Gemeinsam mit Tomic war Maciej Lampe Topscorer der Partie (13 Punkte), Partizans Leo Westermann legte 10 Zähler auf.

Gruppe D

Crvena Zvezda Telekom Belgrad - Lokomotive Kuban Krasnodar 84:87 (BOXSCORE)

Lietuvos Rytas Vilnius - Panathinaikos Athen 84:83 n.V. (BOXSCORE)

Es wurde episch in Vilnius. Über die Qualifikation in die Gruppenphase gekommen, lieferte das Bauermann-Team dem vierfachen Euroleague-Champion aus Athen ein unglaublich intensives Match und schnupperte sogar bereits nach regulärer Spielzeit an der Sensation. Dimitris Diamantidis zählt jedoch nicht umsonst zu den größten Legenden der griechischen Basketballgeschichte. Mit 18 Sekunden auf der Uhr traf Panas Kapitän den Dreier zum Ausgleich, Darius Songaila vergab im Anschluss, und so ging es in die Verlängerung.

Auch dort schwang das Pendel ständig in die eine oder andere Richtung aus. Zunächst vergab James Gist, schnappte sich jedoch den Rebound und brachte Panathinaikos mit einem Zähler in Führung. Renaldas Seibutis antwortete jedoch aus der Mitteldistanz - und die Halle stand Kopf. Fünf Sekunden blieben den Griechen, doch sowohl der Dreier als auch der Tip-in-Versuch wollten nicht fallen. Damit sieht die neue Euroleague-Saison bereits am ersten Spieltag ihre erste Sensation. Seibutis war dann auch Topscorer der Partie (19), Jonas Maciulis kam für Pana auf 13 Zähler.

Laboral Kutxa Vitoria - Maccabi Electra Tel Aviv 84:80 (BOXSCORE)

Tibor Pleiß dominierte in der ersten Halbzeit. 12 Punkte erzielte der Deutsche bis zur Pause und war damit zunächst Topscorer der Basken. 48 Zähler notierte das Scoreboard nach den ersten beiden Vierteln für Gesamt-Laboral. Damit gingen die Gastgeber mit einer Zehn-Punkte-Führung in die zweite Hälfte.

Selbige wollte oder musste Sergio Scariolo allerdings ohne Pleiß beginnen. Der Center erhielt eine ausgiebige Pause und kam erst zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels zurück. Bis dahin hatten seine Kollegen den Vorsprung einigermaßen konstant gehalten, dann brachen jedoch die Minuten des John Ingles an. Kurz nachdem er umgeknickt war, traf der Australier einen Dreier und legte dann in der Zone nach. Als Smith beinahe mit der Schlusssirene des dritten Viertels den Leger versenkte, war Laborals Vorsprung bis auf einen Punkt zusammengeschmolzen.

Und die Israelis legten nach, erspielten sich im Schlussabschnitt schnell eine knappe Führung. Diesmal hatte allerdings Thomas Heurtel die Antwort parat. Ein Dreier, gefolgt von einem Jumper und einem Floater sicherte Laboral die erneute Führung, die die Basken bis zum Ende nicht mehr hergaben. Topscorer der Partie war Maccabis Ricky Hickman (20 Punkte), Lamont Hamilton erzielte 15 Zähler für Laboral.

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Der Euroleague-Spielplan im Überblick