Wie funktioniert die neue Euroleague und was will sie bewirken?
Die elf A-Lizenz-Inhaber und Anteilseigner (Real Madrid, FC Barcelona, Olympiakos Piräus, Panathinaikos Athen, Fenerbahce, Anadolu Efes, ZSKA Moskau, Maccabi Tel Aviv, Zalgiris Kaunas, Olimpia Milano und Laboral Kutxa) sollen ab der kommenden Saison feste Teilnehmer einer neuen Liga mit 16 statt 24 Teams sein.
Die anderen fünf Startplätze werden an drei nationale Meister, den Eurocup-Champion und den Sieger eines Qualifikationsturniers vergeben. Euroleague-Boss Jordi Bertomeu erklärte am Donnerstag, dass einer der nationalen Meister aus Deutschland sein wird: "Es ist klar, dass der deutsche Meister einen Startplatz erhalten wird."
Jordi Bertomeu im Interview: "Final Four sollte der Anspruch sein"
In jeweils zwei Saisonspielen stehen sich die Klubs gegenüber, anschließend folgen Playoffs der besten Acht und wie gehabt ein Final Four. Mit dem US-Giganten IMG hat sich die Euroleague zudem einen finanzstarken Partner und gleichzeitig Vermarkter gesichert, der das Projekt mindestens über die nächsten zehn Jahre fördert. Ein Deal, der den Klubs Sicherheit garantiert.
Die wichtigsten Unterschiede zur Champions League sind zweifelsohne die fünf statt acht zusätzlich zu vergebenden freien Plätze. Zum Vergabeprozess bezog Euroleague-Kommunikationschef Alex Ferrer gegenüber SPOX wie folgt Stellung: "Die Auswahlkriterien sind wie bisher auch der Level der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit der Liga sowie die Wichtigkeit des Marktes."
Dabei ist laut Ferrer angedacht, eine langfristige Auswahl der drei Ligen vorzunehmen, die nur angepasst wird, sollten sich "Kriterien, die zur Vergabe eines Startplatzes geführt haben, signifikant ändern". Somit gäbe es in den ausgewählten Ligen zumindest die Gewissheit, als nationaler Meister in der folgenden Euroleague-Saison dabei zu sein.
Ferrers Zusatz "Deutschland und Frankreich waren immer wichtige Märkte für die Liga und sie sind es auch heute noch" macht Hoffnung für die BBL und die Ligue Nationale de Basket. Ein weiterer Startplatz könnte über das Qualifikationsturnier, in dem der letzte verbliebene Teilnehmer ausgespielt wird, in manchen Jahren an die BBL gehen. Die endgültige Entscheidung soll nach Rücksprache mit den Verbänden im Dezember stattfinden.
Laut Ferrer soll der vorgeschaltete Wettbewerb "acht Teilnehmer haben, die in einem K.o.-System gegeneinander antreten werden." Für das Turnier gibt es bisher weder ein Zeitfenster noch einen Austragungsort.
Der wirtschaftliche Aspekt spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Die Einnahmen durch eine Teilnahme am europäischen Wettbewerb könnten kommende Saison deutlich höher ausfallen. Die FIBA kündigte eine Ausschüttung von 30 Millionen Euro im Rahmen der Champions League an, auch die Euroleague spricht von einer Steigerung der Auszahlungen an die Vereine.
"Alle Teams werden mehr Geld erhalten, da der Topf zur Verteilung generell größer wird", so Ferrer: "Die Verteilungskriterien wurden vergangene Saison beschlossen, aber wir haben mit den Klubs noch nicht darüber gesprochen, ob sie sich im neuen Ligaformat ändern sollten."
Ganz egal, wie der Machtkampf ausgeht und wer seine neue Europa-Liga kommende Saison austragen wird: Weitreichende Änderungen der etablierten Systeme werden unumgänglich sein. Das Hauptproblem ist dabei der vollgestopfte Spielplan. Die deutschen Top-Klubs beispielsweise bestreiten allein in der regulären BBL-Saison 34 Spiele, dazu kommen die Playoffs mit maximal 15 Partien sowie drei Pokalspiele.
Die Euroleague sieht in dem härteren Programm allerdings kein Problem: "Die Teams werden in manchen Wochen weniger trainieren und mehr Spiele haben", so Ferrer: "Aber unser Kalender ist komplett kompatibel mit anderen Wettbewerben. Es werden kleine Anpassungen vorgenommen werden müssen, aber das ist auch schon alles."
Stattdessen fragt man sich in Barcelona, warum sich die Klubs nun über das Konzept beschweren. Schließlich wären in der Champions League ebenfalls 30 Saisonspiele angedacht. Als Reaktion auf die FIBA-Ankündigung gab es nur vereinzelte und leise negative Stimmen aus den Vereinen.
Bezogen auf den Zeitplan sagt Ferrer: "Das Wichtige ist, dass die Spieler nach einer langen Saison genug Zeit zur Erholung bekommen. Unserer Meinung nach sollte dafür ein gesamter Monat eingeplant werden."
Eingespart werden soll dieser aber nicht in der Euroleague, sondern in den nationalen Ligen. Weder die EL noch die FIBA machen bei ihren Konzepten einen Hehl daraus, dass sie kleinere Wettbewerbe in den einzelnen Ländern begrüßen würden.
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