Gruppe E
Unicaja Malaga
Die Spanier haben eine richtig starke Vorrunde hinter sich (7-3), müssen nun aber ohne eine ihrer treibenden Kräfte auskommen: Playmaker Stefan Markovic verletzte sich schwer am Bein und wird wohl das gesamte Top 16 verpassen. Der Point Guard ist zwar nicht der große Scorer (3,6 Punkte im Schnitt), mit knapp 5 Assists pro Spiel war er aber der beste Vorbereiter des Teams und leitete unaufgeregt eine der besten Offensiven der Euroleague (76,1 Punkte pro Spiel).
Die Spanier haben allerdings bereits einen Ersatz verpflichtet: Erst vor wenigen Tagen wurde DeMarcus Nelson von AS Monaco geholt und soll umgehend einspringen - der Amerikaner kennt die Euroleague bestens und hat zudem auch schon Erfahrung bei den Golden State Warriors und den Chicago Bulls. Er ist eher ein Scoring Point Guard, allerdings können auch die Flügelspieler Nemanja Nedovic und Edwin Jackson etwas mehr Verantwortung als Playmaker übernehmen.
A propos Verantwortung: Die wird auch weiterhin auf Mindaugas Kuzminskas lasten, der in der Vorrunde zweifelsohne zu den besten Spielern der Euroleague gehörte. Der Forward stellt nahezu jedes Team vor Matchup-Probleme und harmoniert zudem bestens mit den Big Men Richard Hendrix, Will Thomas, Fran Vazquez und Jack Cooley.
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Darussafaka Dogus Istanbul
Souverän geht zwar anders - aber wen kümmert das in der Rückschau? Die neureichen Türken sind bei ihrer ersten Euroleague-Teilnahme überhaupt prompt ins Top 16 eingezogen (4-6), auch wenn dafür ein bizarres Spiel gegen Maccabi Tel Aviv nötig war, das sogar Regeländerungen ins Gespräch gebracht hatte. Nun richtet sich der Blick aber vorerst nach vorne.
Und da zeichnet sich ein recht vielversprechendes Bild. Der Istanbuler Frontcourt um Milko Bjelica, Luke Harangody, Semih Erden, Marcus Slaughter und Furkan Aldemir muss sich ligaweit vor niemandem verstecken und sorgte dafür, dass nur fünf Teams in der Vorrunde besser reboundeten als Darussafaka.
Zum Start des Top 16 müssen sie vermutlich Point Forward Emir Preldzic ersetzen, der für das Auftaktspiel gegen Unicaja noch fraglich ist, aber dem Luxus-Kader fehlt es nicht an Alternativen. Was dafür ganz klar fehlte, war die Konstanz: In der Vorrunde gewann Darussafaka nur ein einziges Mal zwei Spiele hintereinander, von den letzten vier Spielen gingen gar drei verloren. Es muss auf jeden Fall eine Steigerung her, wenn die Saison nach dem Top 16 noch nicht vorbei sein soll.
Anadolu Efes Istanbul
Ein gutes Beispiel, warum man es mit einem Saisonfazit nie überstürzen sollte: Nach fünf Spielen stand Efes bei einer 2-3-Bilanz, hatte drei Spiele in Folge verloren und zudem Ärger wegen Dario Saric: Das Forward-Talent war mit Coach Dusan Ivkovic aneinander geraten und hatte sich offen über seine verringerte Rolle beschwert.
Fünf Wochen später? Vier Siege aus fünf Spielen, darunter ein Blowout BEI Olympiakos Piräus und damit der zweite Platz in Gruppe B. Und ein zufriedener Saric, der mit 12 Punkten und 6 Rebounds im Schnitt dann doch wieder starke Leistungen zeigte und von Ivkovic wieder mehr Verantwortung übertragen bekam.
Dabei ist Saric aktuell noch nicht einmal der wichtigste Mann bei Efes: Diesen Titel hat Thomas Heurtel sich mehr als verdient. Der französische Point Guard ist aktuell bester Vorbereiter der Euroleague (7,7 Assists) und darüber hinaus auch noch Topscorer seines Teams (13,9). Er leitet die zweitbeste Offense des Wettbewerbs - nur ZSKA ist besser. Anadolu strotzt vor Talent und Firepower.
Crvena Zvezda Telekom Belgrade
Die Aussichten in Belgrad waren nach dem ersten Spieltag nicht gerade rosig, als sich Team-Kapitän Luka Mitrovic schwer verletzte und damit die beiden besten Spieler der Vorsaison auf einmal fehlten - Boban Marjanovic war schließlich in die NBA gewechselt. Doch Belgrad reagierte schnell, holte Quincy Miller als Ersatz ins Team und beeindruckte nach schwachem Saisonstart mit vier Siegen aus den letzten sechs Spielen (insgesamt 5-5).
Ausschlaggebend war dafür eine andere Personalie: Stefan Jovic. Der Playmaker bekam am 5. Spieltag den Starting Spot und gab ihn nicht mehr her: Mit ihm holte Belgrad eine 4-2-Bilanz bei 83,5 Punkten pro Spiel, ohne ihn waren es 1-3 und 66,3. Mit 19 Assists legte er gegen Bayern sogar einen Euroleague-Rekord auf. In dem kürzlich von Bayern ausgeliehenen Vasilije Micic hat Jovic nun zudem noch einen vielversprechenden Backup an die Seite gestellt bekommen.
Maik Zirbes: Das Erwachen der Macht
Der offensive Fokus bei Roter Stern liegt indes mittlerweile ganz klar auf Maik Zirbes. Der deutsche Center ist mit 16,3 Punkten der beste Big-Man-Scorer im laufenden Wettbewerb und ist nach dem Abgang von Marjanovic völlig aufgeblüht - Zirbes ist eine echte Double-Double-Maschine geworden. Wer weiß: Wenn er so weiter macht, sieht er Marjanovic ja vielleicht eher früher als später wieder.
Cedevita Zagreb
Die Saison ist für die Kroaten schon jetzt ein Erfolg - ins Top 16 hat es der Eurocup-Finalist von 2011 noch nie geschafft. Dass sie auch diese Runde überstehen werden, ist allerdings mehr als unwahrscheinlich: Cedevita (4-6) ist in dieser Gruppe gegen fast jedes Team der klare Underdog.
Dabei haben sie durchaus ihre Stärken: Miro Bilan (15,3 Punkte, 6,8 Rebounds) gehörte in der Vorrunde zu den produktivsten Spielern der Liga, niemand erarbeitete sich mehr Freiwürfe als Bank-Scorer Jacob Pullen (14,4 Punkte, 57 gezogene Fouls). Cedevita ist nur eben im Vergleich mit anderen Teams relativ leicht auszurechnen.
Einen Spieler gibt es aber, der das vielleicht ändern könnte: Henry Walker (vorher Miami Heat) stieß erst während der Saison zum Team und fand sich bisher noch nicht wirklich zurecht, mit der Zeit dürfte sich seine Produktivität und Einsatzzeit aber noch steigern.
Lokomotiv Kuban Krasnodar
Wenn man sich den Kader der Russen so ansieht, könnte man ja meinen, dass sie einfach jeden Gegner in Grund und Boden ballern - Dontaye Draper, Victor Claver oder Anthony Randolph sind ja durchaus profilierte Scorer. Tatsächlich ist es aber eher die Defense, die Kuban (8-2) auszeichnet und das Team gleichzeitig so gefährlich macht. Niemand erlaubte gegnerischen Teams so wenig Punkte wie Kuban (68,3 Punkte).
Offensiv sind ihre Spiele hingegen häufig Stückwerk, das könnte sich aber bessern, da Randolph nach seiner Verletzung langsam wieder richtig fit wird - der Forward konnte nur die letzten drei Spiele der Vorrunde bestreiten. Und auch so reichte es ja bereits für den Gruppensieg, denn die Defense und das individuelle Talent der Spieler für sich ist schon eine sehr starke Kombination.
Dennoch würde sich Malcolm Delaney sicher über etwas mehr Entlastung freuen. Der frühere Bayer spielt aktuell die meisten Minuten aller Euroleague-Spieler (33,16) und ist ganz klar der wichtigste Mann bei Kuban. Wenn er ähnlich weiter macht (16,1 Punkte, 5,3 Assists) und Randolph wieder zur alten Stärke gelangt, ist mit diesem Team auf jeden Fall zu rechnen.
Fenerbahce
Den heraufbeschworenen Triumphzug durch die Euroleague hat Fenerbahce bisher noch nicht gezeigt, vielmehr gab es trotz der starken 8-2-Bilanz einige schwache Auftritte und unter anderem eine peinliche 91:70-Pleite bei Strasbourg. Der Grund dafür ist allerdings recht schnell gefunden, schließlich wurde im Sommer ein sehr großer Teil des Kaders völlig umgekrempelt.
Das stellte auch Zeljko Obradovic vor gewisse Probleme: Die Trainer-Legende suchte ständig nach den richtigen Kombinationen und setzte insgesamt schon 15 Spieler in dieser Saison ein. Niemand durfte in allen zehn Spielen von Anfang an auf den Court, Obradovic justierte intensiv. Dass die Türken dennoch so souverän ins Top 16 eingezogen sind, spricht umso mehr für die überragende individuelle Qualität des Kaders.
Die Defense ist zudem schon eine echte "Obradovic-Defense" - Fener erlaubt nur 70,7 Punkte pro Spiel, der drittbeste Wert der Liga. Und vorne wird fleißig geteilt: Mit Jan Vesely, Luigi Datome, Bobby Dixon, Ekpe Udoh und Bogdan Bodganovic punkten im Schnitt gleich fünf Spieler zweistellig.
Panathinaikos
Die Grünen starteten extrem schwach in die Saison und holten aus den ersten sechs Spielen bloß zwei Siege - da sah es schon ziemlich nach einer verkorksten Saison und dem ersten Verpassen des Top 16 in der Klubhistorie aus. Aber Pana kriegte die Kurve, vor allem dank einer starken Defense (71 Punkte) und ihrem herausragenden Backcourt.
Angeführt von Nick Calathes (10,7 Punkte, 6,8 Assists) und seinem Ersatzmann Dimitris Diamantidis (7,1 Punkte, 4,5 Assists) gewann Pana (6-4) die letzten vier Spiele der Saison allesamt und schlug dabei unter anderem Barcelona und Kaunas.
Mit Calathes, Antonis Fotsis und James Feldeine verfügen die Grünen zwar über ordentliches Shooting, der Großteil der Punkte wird aber inside erzielt - dank Dampframme Miroslav Raduljica (11,7 Punkte) und Highlight-Maschine James Gist (11,8). Die Erfahrung des Teams ist wohl der größte Trumpf - überrennen werden die alten Herren wie Diamantidis die richtig guten Teams aber nicht mehr.