Gruppe F
Brose Baskets Bamberg
Irgendwie ist es ja schon ein bisschen gemein: Da spielt man eine herausragend souveräne Vorrunde (6-4) und besiegt mehr oder weniger überraschend Teams wie Darussafaka, Maccabi oder Malaga überzeugend - und wird dann mit so einer Gruppe belohnt. Abgesehen von Bamberg und Khimki Moskau, dem aktuellen Eurocup-Champion, hat jedes Team in Gruppe F schon mindestens einmal die Euroleague gewonnen.
Davon ist Bamberg logischerweise noch ein Stückchen weg, die erste Playoff-Teilnahme eines deutschen Teams wäre aber dennoch schön und in Gruppe E mit Sicherheit auch greifbar gewesen. In dieser Todesgruppe wird es nur dann klappen können, wenn die Baskets regelmäßig so über sich hinauswachsen wie beispielsweise beim 20-Punkte-Blowout gegen Malaga.
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Vieles wird weiterhin von November-MVP Nicolo Melli abhängen, der für die Baskets ein absoluter Glücksgriff war - ebenso wie Bradley Wanamaker ein Jahr zuvor. Mit 39,3 Prozent von der Dreierlinie gehört das Team von Andrea Trinchieri zu den besten Euroleague-Teams. Das lag allerdings untere anderem auch an Lucca Staiger, der mit einem Rippenbruch vorerst pausieren muss.
Real Madrid
Es hat nicht allzu viel gefehlt, dann hätten mit Maccabi und Real die letzten beiden Euroleague-Champions nach der Vorrunde die Segel streichen müssen - stattdessen traf es nur die Israelis, da der amtierende Titelverteidiger seine letzten drei Spiele dann doch noch gewann (5-5) und von der Schwäche anderer Teams in seiner Gruppe profitierte.
Ein klassischer Fall vom guten Pferd, das nur so hoch springt, wie es muss? Jein. Natürlich hat Real immer noch einen Kader, der jederzeit und gegen jeden Gegner ein absolutes Feuerwerk abbrennen kann. Allerdings ist von der Defense aus der herausragenden Vorsaison nicht mehr allzu viel zu sehen - die Königlichen kassierten in der Vorrunde satte 80,8 Punkte pro Spiel und legten damit den zweitschlechtesten Wert aller Top-16-Teams auf.
Vielleicht haben sie den Druck aber auch einfach gebraucht. Nachdem sie bei 2-5 angekommen waren, kassierten sie bei den darauffolgenden drei Siegen im Schnitt nur noch 67 Punkte. Die Rückkehr des "Interims-Bayers" K.C. Rivers dürfte in dieser Hinsicht ebenfalls helfen.
Zalgiris Kaunas
Noch vor Bamberg ist der litauische Traditionsverein wohl der größte Außenseiter in dieser Hammergruppe. Schon in der Vorrunde würgte sich Zalgiris (5-5) zu gerade mal 69,7 Punkten pro Spiel und holte nur gegen Izmir am 8. Spieltag mal einen richtig überzeugenden Sieg, ansonsten waren es allesamt enge Angelegenheiten, was seine guten und seine schlechten Seiten hat.
Denn: Einerseits hat Kaunas damit bewiesen, dass sie in knappen Spielen die Ruhe bewahren können - wie zum Beispiel beim knappen Sieg in Barcelona, mit dem sie das Top 16 perfekt machten. Andererseits zeigt es aber auch, dass sie rein vom Talent her einfach niemanden an die Wand spielen können.
Wenn Zalgiris stark ist, liegt das in erster Linie am Teamverbund, einer starken Defense und Hustle - das geht gegen unterklassige Teams und teilweise auch mal Hochkaräter, aber eben vermutlich nicht häufig genug gegen die Kaliber in dieser Gruppe.
Laboral Kutxa Gasteiz
Es ist nicht ganz so einfach, aus den Spaniern schlau zu werden. Bei Heimspielen stellten sie die beste Offense der Liga (93,2 Punkte) und eine perfekte Bilanz, auswärts waren es pro Partie genau 16 Punkte weniger - und nur ein Sieg aus fünf Spielen. Dieses Team schlug Olympiakos zuhause deutlich, verlor in fremder Halle aber bei Teams wie Milano und Cedevita.
Diese kuriose Auswärtsschwäche müssen sie in den Griff bekommen, dann ist theoretisch nämlich einiges drin für Laboral - so stark sind sie beziehungsweise können sie sein. Allen voran dank Ioannis Bourousis, der die Euroleague bei den Rebounds (9,6) und dem Performance Index Rating (23,6) anführt - und zudem auch noch 15 Punkte im Schnitt erzielt.
Der griechische Tanker ist aber nicht der einzige Hochkaräter im Laboral-Kader: Das Guard-Trio Mike James, Fabien Causeur und Darius Adams etwa kann jederzeit heiß laufen, mit Causeur, Toko Shengelia und Jaka Blazic finden sich drei elitäre Schützen im Roster. Laboral führt die Euroleague zudem bei den Rebounds an.
Olympiakos Piräus
Hustle, Teamwork und Defense, kombiniert mit Georgios Printezis und Vassilis Spanoulis in der Crunchtime: Das ist seit Jahren das Rezept in Piräus und daran hat sich auch in dieser Saison wenig geändert, selbst wenn Spanoulis vermehrt als Playmaker auftritt (9,3 Punkte, 6,2 Assists). Wenn das Spiel eng wird, kann sich Olympiakos (8-2) immer noch auf die lebende Legende verlassen.
Für Printezis gilt das gleiche - der Mann mit dem leicht bizarren Wurf liefert beständig ab wie eh und je (14,1 Punkte) und trifft dabei auch noch über 60 Prozent seiner Zweier. Flankiert wird das ewige Duo von einem tiefen Team um Patric Young, Vangelis Mantzaris, Othello Hunter und Matt Lojeski - solide bis sehr gute Profis, die ihre Rollen im Olympiakos-Gefüge kennen und akzeptieren.
Aufgrund einer Kontinuität, über die in Europa nur ganz wenige Teams verfügen, aufgrund der spielerischen Klasse und nicht zuletzt der Abgezocktheit ist mit Olympiakos auch in diesem Jahr wieder ganz stark zu rechnen. Das System funktioniert.
FC Barcelona
Die Katalanen haben eine ziemlich merkwürdige Vorrunde hinter sich gebracht. Nach der Niederlage am ersten Spieltag in Izmir gewannen sie sechs Spiele in Folge und waren somit nach sieben Spieltagen bereits qualifiziert, danach schoben sie dann eine ruhige Kugel. Mit Niederlagen gegen Kuban, Kaunas und Athen verspielten sie selbst die Chance auf eine bessere Platzierung und haben nun mit dieser Gruppe die Quittung dafür bekommen.
Am ersten Spieltag gibt es dann direkt mal eine womöglich aussagekräftige Standortbestimmung, wenn Barca bei Olympiakos gastiert - mit den Griechen haben sie dank der Playoff-Niederlage im Vorjahr ja noch eine Rechnung offen. So richtig furchteinflößend kam Barcelona mit Ausnahme vom bärenstarken Ante Tomic (13,9 Punkte, 67,1 Prozent FG) bis dato allerdings nicht daher.
Marcelinho Huertas wird vermisst, sein Ersatz Pau Ribas hat nicht wirklich eingeschlagen und Tomas Satoransky gewöhnt sich erst noch daran, den Ball etwas mehr in der Hand zu haben. Insbesondere macht aber Juan Carlos Navarro Sorgen: La Bomba schießt aktuell äußerst harmlose 33,3 Prozent aus dem Feld. Barcas Kader ist weiterhin tief, aber in der Spitze nicht so stark wie in der Vergangenheit.
Khimki Moskau
Wenn Bamberg in die Playoffs will, wäre Khimki (5-5) höchstwahrscheinlich eins der Teams, die man auf jeden Fall hinter sich lassen müsste. Vielleicht könnten sich die Bamberger da mal bei den Kollegen aus München erkundigen: Die Bayern gewannen in der Vorrunde schließlich beide Partien gegen Alexey Shved (15,7 Punkte) und Co.
Dabei hat diese Mannschaft auf jeden Fall Qualität - immerhin gewann Khimki beide Vorrundenspiele gegen Real und setzte sich in der starken Gruppe A als Zweiter durch. Die Russen sind nur nicht wirklich konstant in ihrem Spiel und wirken offensiv manchmal wie ziellose Individualisten, statt den Ball brüderlich zu teilen.
Es mag daran liegen, dass im Team neben Shved in Tyrese Rice, Zoran Dragic oder Petteri Koponen noch einige weitere Spieler mit Go-to-Guy-Ansprüchen bereit stehen. Sollte sich daraus in absehbarer Zeit tatsächlich ein richtiges Gefüge formen lassen, können sich etliche Teams in Europa warm anziehen. Die Defensive ist jetzt bereits exzellent (74 gegnerische Punkte im Schnitt).
ZSKA Moskau
Bei allen Hochkarätern in Gruppe F ist dieser derzeit der dickste Brocken. ZSKA (9-1) war die beste Mannschaft der Vorrunde und hat ja auch Bamberg bereits zweimal geschlagen, wenngleich sich die Baskets in beiden Partien mehr als ordentlich verkauften. Das schafften nicht gerade alle Teams: Maccabi, Darussafaka und Sassari bekamen alle Klatschen mit mindestens 28 Punkten Unterschied eingeschenkt.
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ZSKA stellt die beste Offense der Liga, ihre 91,1 Punkte pro Spiel sind fast 5 Punkte mehr als beim zweitplatzierten Efes. Der Backcourt aus Milos Teodosic (13,8 Punkte, 6,2 Assists) und Nando De Colo (18,1 Punkte, 4,9 Assists) ist eine absolute Augenweide, auch unterm Korb fehlt es nicht gerade an Waffen und die Dreierquote ist die zweitbeste in Europa (42,73 Prozent).
Keine Frage: Es wäre eine riesige Überraschung, sollte ZSKA nach dem Top 16 die Segel streichen, selbst bei der starken Konkurrenz in dieser Gruppe. Es zählt aber ohnehin lediglich der Titel nach drei erfolglosen Final-Four-Teilnahmen hintereinander.
Die Euroleague im Überblick