Zieht Euch warm an, Champions!

Stoffel Vandoorne (l.) legte ein Bilderbuch-Debüt hin, Pascal Wehrlein überzeugte abermals
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Platz 6, Lewis Hamilton: Die Fahrt auf die Pole Position und die Aufholjagd nach der Kollision mit Valtteri Bottas in der ersten Kurve bringen dem Weltmeister riesige Pluspunkte auf seinen Zettel. Doch herausragend war sein Rennen deshalb noch lange nicht.

Hamilton startete zum zweiten Mal in Folge schlecht. Dieses Problem muss er schnellstens in den Griff bekommen. Zusätzlich ließ er die Tür vor der ersten Kurve extrem weit offen, um dann extrem zum Scheitel zu ziehen. Es war ein Rennunfall, doch Hamilton hätte damit rechnen können, dass einer der Verfolger diese Lücke zu nutzen versucht.

Platz 7, Kimi Räikkönen: Der Finne rutschte von der Kupplung. Das erklärt den schlechten Start und bringt einen dicken Abzug im Driver-Ranking. Schon in Q3 hatte er sich einen Fehler geleistet und vor der zweiten schnellen Runde die Reifen schlecht aufgewärmt. Sonst hätte wohl er und nicht Sebastian Vettel auf Platz 3 in der Startaufstellung gestanden.

Trotzdem ist Bahrain für Räikkönen eine ausgezeichnete Strecke. Das bewies er nach dem verpatzten Start. Er folgte Rosberg, er hielt sich den gehandicapten Hamilton vom Leib. Wäre er so losgekommen wie in Australien, vielleicht wäre sogar der Kampf gegen Rosberg für ihn erfolgreich gewesen? Pure Spekulation. Für den Iceman spricht: Er kontrollierte nicht nur seine Reifen, er überholte seinen Landsmann Bottas auch mit dem Manöver des Rennens auf der Außenbahn.

Platz 8, Pascal Wehrlein: Den deutschen Rookie in dieser Saison einzuschätzen, wird wohl bei jedem einzelnen Rennen eine der kniffligsten Aufgaben sein. Sein Teamkollege Rio Haryanto scheint kein Maßstab. Noch? Während der Indonesier der Formel 1 Aufmerksamkeit in einem neuen Markt bringt, überzeugt Wehrlein bisher auf der Strecke uneingeschränkt.

Der DTM-Champion war der Star des Qualifyings. Startplatz 16 bedeutete das beste Resultat der Teamgeschichte bei trockenen Bedingungen. Wehrlein brachte sogar seine Enttäuschung zum Ausdruck, dass er Q2 verpasst hatte. Ihm fehlten nur 2,5 Zehntel auf Daniil Kyat im Red Bull.

Im Rennen bremste Wehrlein der immense Reifenabbau, doch trotzdem brachte er das Auto auf Platz 13 ins Ziel und presste sich entschieden an Nico Hülkenberg vorbei. Mit dem Deutschen bekommt Mercedes auf absehbare Zeit ein Problem wie McLaren mit Vandoorne. Wehrlein muss dafür allerdings den Felipe-Nasr-Effekt verhindern: Nach starken Vorstellungen zu Beginn derart abzubauen, dass ihn selbst ein mittelmäßiger Teamkollege überflügelt.

Platz 9, Kevin Magnussen: Darf der Däne Punkte für sein Wochenende bekommen? Er bescherte sich seinen Start aus der Boxengasse immerhin selbst, weil er ein Signal übersah, mit dem ihn die FIA zum Wiegen des Autos rief.

Magnussen hat sich die Punkte durch Kampfgeist verdient: Er qualifizierte sich vor Palmer, obwohl er wusste, dass es ihm nichts bringen würde. Trotz der fehlenden Renault-Leistung schnappte er sich mit der aggressiven Reifenwahl Soft-Supersoft-Supersoft-Supersoft beide Sauber, die Manor und die Force India. Sieben Sekunden Rückstand auf Platz 10 sind angesichts des Starts aus der Boxengasse eine gute Leistung.

Platz 10, Valtteri Bottas: Der Finne sah beim Start eine Lücke und hielt rein. Ihn trifft an der Kollision mit Hamilton ebenso wenig Schuld wie den Weltmeister. Die übertriebene Bestrafung der Stewards vereitelte die Zieleinfahrt vor seinem Teamkollegen Felipe Massa. Im Qualifying waren beide Williams-Piloten gleichauf, ohne Drive-Through hätte es Bottas mit Daniil Kvyat aufnehmen können.

Härtefall, Daniil Kvyat: Zum zweiten Mal in Folge hat der Russe das Qualifying komplett in den Sand geschossen, da hilft auch die gelungene Schadensbegrenzung am Sonntag wenig. Startplatz 15 im Red Bull - indiskutabel.

Die Schadenfreude bei Toro Rosso dürfte riesig sein. Von Fans gefragt, wann der Russe seinen Platz räumen muss, hatte Carlos Sainz jr. schon in Melbourne gewitzelt: "Ich werde ihn in der Startaufstellung mal fragen." Verstappen ergänzte: "Da musst Du ganz schön weit nach hinten laufen." Kvyat sollte als Russe immerhin keine Probleme damit haben, sich warm anzuziehen.

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