Zehn Team-Trainingseinheiten absolvierten die Spieler des FC Bayern im Trainingslager im Trentino unter Pep Guardiola, sieben davon waren öffentlich. Eine Analyse in sechs Punkten.
Das Aufwärmen
Was in den letzten Spielzeiten die Aufgabe von Marcelo Martins war, teilen sich nun Andreas Kornmayer und der von Guardiola mitgebrachte Lorenzo Buenaventura.
Zwischen fünf und zehn Minuten arbeiten die beiden Fitnesstrainer mit den Spielern. Die sich wiederholenden Lauf- und Aufwärmübungen werden immer wieder in veränderten Umgebungen abgewickelt.
Einmal trainiert die ganze Gruppe im Mittelkreis oder in einer Reihe an der Seitenlinie aufgereiht. Ein anderes Mal wird in mehrere Kleingruppen aufgesplittet und so das Programm absolviert.
Die Dauer variiert zwischen fünf und zehn Minuten. Am Ende geht jedes Aufwärmen ins Kreisspiel über.
Seite 4: Die Standardsituationen
Seite 5: Die nicht öffentlichen Einheiten
Die Spielformen
Sie sind das bestimmende Element im Training Guardiolas. Alles baut auf dem Passspiel und dem Schaffen von Überzahl auf. Der Kreis zum Ende des Aufwärmens ist die Einstiegsübung in diesen Part.
Guardiola legt Wert darauf, dass der Kreis aber nicht als reine Aufwärmübung angesehen und für Mätzchen genutzt wird. Claudio Pizarro sagte, dass immer klare Pässe gespielt werden müssen, die Hacke ist verboten, sonst muss man in die Mitte. Es gab nur eine kleine Ausnahme, als im ersten Training 3 gegen 1 gespielt wurde und der Ball dabei immer in der Luft sein musste.
In den eigentlichen Spielformen sind hohe oder lange Bälle kein Element und aufgrund des begrenzten Raums auch nicht gefragt. Guardiola ließ 5 gegen 5 (auf ca. 20 x 20 Meter, 4x 5 Minuten) oder 7 gegen 7 (auf ca. 20 x 30 Meter, 2x 6 Minuten) mit 3 neutralen Spielern trainieren.
Beim Spiel auf zwei Tore (6 gegen 6 oder 5 gegen 5 auf 30 x 30 Meter) gibt es maximal einen freien Spieler. Am ersten Tag trugen vier Mannschaften ein kleines Turnier aus: 5 Minuten, jeder gegen jeden. Die schlechteste Mannschaft musste am Ende durch ein Spalier der anderen drei Mannschaften, um sich ihre Watschn abzuholen.
Das Trainerteam achtet in diesen Abschnitten auf hohe Intensität in den Bewegungen, schnelles Verschieben und sauberes sowie überlegtes Passspiel.
Guardiola ließ im Trentino auch Spielzüge üben, immer ohne Gegenspieler. Ein wiederkehrendes Muster: Steilpass, Rück- oder Querpass, Steilpass. Das Verhalten auf der Position und die Abläufe sollen dabei geschult werden. Der Trainer ist dabei sehr penibel und korrigiert Bewegung, Positionierung und Passspiel seiner Spieler ständig.
Seite 4: Die Standardsituationen
Seite 5: Die nicht öffentlichen Einheiten
Das Ausdauertraining
Das klassische Ausdauertraining aus früheren Tagen findet auf diesem Niveau nicht mehr statt. Auch in der Gruppe gibt es Ausdauerübungen kaum noch. "Seitdem ich bei den Profis bin, habe ich das noch nie gemacht", sagt Thomas Müller. "Bei van Gaal haben wir nur mit dem Ball trainiert, bei Jupp Heynckes eigentlich auch und jetzt auch."
"Differenziert und individualisiert" seien die Einheiten im athletischen und konditionellen Bereich dagegen, sagt Sportvorstand Matthias Sammer. Waldläufe oder Ähnliches gehören der Vergangenheit an.
"Die Ausdauer holt man sich über Spielformen, in denen man viele kleine Bewegungen und Antritte über einen längeren Zeitraum durchführt. Nach kurzen Ruhepausen geht es dann sofort weiter - genau, wie es in einem Spiel eben abläuft", sagt Philipp Lahm.
In der vorletzten Einheit absolvierten die Spieler mit Kornmayer und Buenaventura aber eine gut 30-minütige Laufeinheit ohne Ball. Es gab Intervallläufe rund um den Platz und Tempoläufe zwischen den beiden Sechzehnern. Im letzten öffentlichen Training gab es noch eine Zirkelübung mit und ohne Ball.
Grundsätzlich soll die gemeinsame Zeit auf dem Trainingsplatz aber für die Arbeit im fußballerischen Bereich genutzt werden. Das Zusammenspiel und das Verinnerlichen von Abläufen stehen im Mittelpunkt.
Noch steht die Arbeit des Trainers und der Mannschaft ja noch unter dem Punkt "Kennenlernen". Das war das Motto, das Guardiola und Sammer unisono für die Woche im Trentino ausgaben.
Seite 4: Die Standardsituationen
Seite 5: Die nicht öffentlichen Einheiten
Die Standardstiuationen
Guardiola hat im Trentino sowohl das Defensivverhalten bei Ecken als auch bei Freistößen von den Außen trainieren lassen. Die größte Änderung: Die Bayern verteidigen jetzt nicht mehr mit fester Zuteilung gegen den Mann, sondern in der Zone.
Bei Ecken stehen vier Mann an der Fünferlinie, drei in den Zwischenräumen davor, einer zwischen Elfmeterpunkt und Strafraumkante und ein weiterer am zweiten Sechzehnereck. Die Spieler sollen dabei eine leichte Hüpfbewegung ausführen.
Die Pfosten sind, wie von Manuel Neuer gewünscht, unbesetzt. Auf der Seite des Eckballschützen steht auf Höhe des Mittelkreises der einzige Spieler (z.B. Franck Ribery), der in diesem Moment von der Verteidigungsarbeit ausgenommen ist, um bei Ballgewinn das Umschaltspiel einzuleiten.
Seite 4: Die Standardsituationen
Seite 5: Die nicht öffentlichen Einheiten
Die nicht öffentlichen Einheiten
In diesem Punkt müssen sich sowohl Guardiola als auch die Trainingsgäste umstellen. Zwar ist Guardiola Zuschauer von den Asien- oder USA-Reisen Barcas gewohnt, die Trainingsarbeit in Barcelona fand aber stets hinter verschlossenen Türen statt.
Im Trentino durften die Bayern-Fans die meisten Einheiten ihrer Mannschaft besuchen. Auch in München wird sich der FC Bayern in Zukunft nicht abschotten, wie das bei den meisten restlichen Spitzenteams im europäischen Fußball der Fall ist.
Trotzdem wird an der Säbener Straße gerade der sogenannte Einser-Platz blickdicht gemacht. Ein bisschen mehr Privatsphäre soll also auch hier herrschen, um auch mal "Standards unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu trainieren und damit den Gegner zu überraschen", wie Karl-Heinz Rummenigge sagte.
Im Trentino absolvierte Guardiola drei Trainingseinheiten mit der gesamten Mannschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es ging hier vor allem um taktische Feinheiten, Pressing- und Gegenpressing. Das Training der Einzelgruppen war ebenfalls nicht zugänglich. "Das Training ist für die Spieler da, das Stadion für die Zuschauer", sagte Sammer.
Der Sportvorstand hält es sogar für kontraproduktiv, wenn man nicht mal unter sich sein könne. "Wir können uns auf dem Platz nicht frei bewegen. Dabei gibt es Bestandteile der Entwicklung, da braucht man Ruhe."
Seite 4: Die Standardsituationen
Seite 5: Die nicht öffentlichen Einheiten
Das Trainerteam
Guardiola pflegt auf dem Trainingsplatz den intensivsten Austausch mit seinem Assistenten Domenec Torrent, mit ihm bespricht der Cheftrainer die Übungen. Er betreut die zweite Gruppe, falls Guardiola die Mannschaft trennt.
Hermann Gerland ist der Herr über die Zeit, er trägt die Stoppuhr um den Hals und beendet die Übungen nach dem besprochenen Zeitrahmen. Toni Tapalovic hat beim Torwarttraining weiterhin das Sagen, Guardiola schaut aufmerksam zu.
Nach dem Training tauscht sich Guardiola mit seinen Assistenten aus, meistens stoßen auch noch Carles Planchart und Manel Estiarte hinzu. Lebhafte Diskussionen gehören vor, während und nach dem Training dazu.
Vor allem die Spieler bekommen die ganze Leidenschaft Guardiolas zu spüren. Der Spanier nutzt schon die Lockerungs- oder Kräftigungsübungen am Ende der Einheit für intensive Einzelgespräche. Ganz am Ende schnappt sich Guardiola eigentlich immer einen Spieler, mit dem er noch vier, fünf Minuten diskutiert.
Der ganze Pep ist dann in Bewegung. Die Hände fliegen von rechts nach links, von oben nach unten. Guardiola läuft in alle Richtungen, um den Spieler herum, spielt imaginäre Pässe und deutet Räume an.
Die Spieler bestätigen einhellig die anspruchsvollen Übungen und Anforderungen Guardiolas ("Wir müssen sehr konzentriert sein"), sind aber gleichzeitig begeistert von seiner kommunikativen Art, mit der er immer wieder Ernsthaftigkeit einfordert, aber gleichzeitig auch für Unterhaltung sorgt und somit Nähe herstellt.
Um seine Vorstellungen zu verdeutlichen, nimmt Pep beim Kreisspiel auch immer wieder aktiv teil. Dabei zeigt sich noch immer seine Stärke im Passspiel, sein Gespür für Situationen und sein vorausdenkende Spielweise. Guardiola gibt sich als Teil der Mannschaft, der Spaß kommt nicht zu kurz.
Seite 4: Die Standardsituationen