BVB: Shinji und der Sinn

Shinji Kagawa erzielte in seinen bislang 49 Bundesligaspielen für den BVB 21 Tore
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Der Transfer aus Sicht des BVB:

Dass Dortmund kurz vor Ende der Wechselperiode noch einmal reagiert hat, obwohl Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor drei Monaten bezüglich der Personalie Kagawa ein relativ klares Nein verkündete, liegt zum einen an der derzeit dünnen Personaldecke im Mittelfeld.

Nuri Sahin fällt noch eine Weile lang aus, Jakub Blaszczykowskis Wiedergenesung nach Kreuzbandriss kann wie jene von Ilkay Gündogan nur etappenweise erfolgen, Dong-Won Ji, Sven Bender und Oliver Kirch sind dazu nicht fit - da steht dem BVB ein weiterer Mittelfeldspieler mit Qualität durchaus gut zu Gesicht.

Andererseits spielt die Kurzfristigkeit eine Rolle. Nachdem van Gaal verlauten ließ, dass Kagawa nicht nach seiner Philosophie spiele und dem japanischen Nationalspieler erstmals eine klare Ansage erteilt wurde, versetzte dies die Dortmunder Verantwortlichen in Alarmbereitschaft. Wohl wissend, dass sie bei Kagawa eine Chance haben würden, beratschlagte man sich und ergriff die Gelegenheit, "diese enorme Qualität wieder für uns zu gewinnen", so Manager Michael Zorc.

Daran anschließend stellt sich nun natürlich die Frage, wie und wo der BVB mit seinem Rückkehrer plant. Trainer Jürgen Klopp ließ sich in englischen Medien vor einiger Zeit damit zitieren, dass Kagawa für ihn "einer der besten Zehner der Welt" sei - und es ihm Tränen in die Augen treibt, wenn er sieht, wie dessen kreatives Potential abseits des Mittelfeldzentrums nicht zum Tragen kommt.

Nur hat Klopp während der Rückrunde der vergangenen Saison bereits die Besetzung des Zehnerraums dahingehend verändert, dass er Marco Reus vom Flügel nach innen und Henrikh Mkhitaryan in die entgegengesetzte Richtung geschickt hat.

Diese Maßnahme ging wunderbar auf und der Coach stützte zumindest die Versetzung Mkhitaryans erst kürzlich, als er darauf hinwies, wie wertvoll der Armenier aus dem linken Mittelfeldhalbraum kommend momentan für das Team sei.

Daher erscheint es wahrscheinlicher, dass künftig Reus, sollte Kagawa wie früher als zentraler Mittelfeldspieler eingeplant werden, eine neue Positionierung erhalten wird. Rückt Reus etwa als zweite oder vielmehr hängende Spitze eine Linie nach vorne, würde dies die Statik des Spiels auch nur unwesentlich verändern. Bei Reus dürfte man mit dieser Umstellung, die er sowohl aus Gladbach kennt, als auch bereits in Dortmund eingenommen hat, kaum Schwierigkeiten erwarten.

Klopp hat sich bislang noch nicht dazu geäußert, wie seine Gedankenspiele genau aussehen. Er wird sie auch kaum mit der gesamten Öffentlichkeit teilen. Die Diskussionen um die Systemfrage, ob nun das traditionelle 4-2-3-1 oder die zuletzt häufiger praktizierten 4-4-2- und 4-1-4-1-Formationen, scheinen dem Trainer in letzter Zeit sowieso ein Dorn im Auge zu sein.

Klopp will das Dortmunder Spiel so flexibel wie möglich interpretiert sehen, insbesondere im Offensivbereich. Wenngleich jeder Spieler aus einer Grundposition heraus startet, ergeben sich situativ immer wieder verschiedene Pärchen und damit auch Zahlenkombinationen.

Fest steht: Kagawas Rückkehr muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Japaner wie in seiner ersten Zeit in Schwarzgelb die Rolle des klassischen Zehners einnimmt. Ein 4-1-4-1-Grundgerüst mit Reus und Kagawa im Halbraum sowie Mkhitaryan auf einem der Flügel sähe beispielsweise keinen alleinigen Spielgestalter vor - und würde der Spielverlauf doch einen benötigen, ließe sich das auch ohne Änderung des Personals bewerkstelligen.

Dass Klopp mit Kagawa einen Spieler hinzu bekommt, der in der Enge des Zentrums nur wenig zusätzlichen Raum zur Entfaltung seiner Stärken benötigt, ist unter dem Strich systemunabhängig und gerade gegen tief stehende Gegner eine gute Nachricht für den Coach.

Wie schnell Kagawa helfen kann, ist schwer zu prognostizieren. Man wird gerade auf Seiten der enorm euphorisierten Anhänger gut daran tun, Geduld zu haben und dem neuen Alten Zeit einzuräumen. Kagawa muss sich und dann den für ihn veränderten Dortmunder Fußball erst finden. Einen Freifahrtschein bekommt auch er nicht.

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