Simon Rolfes: Der etwas andere Profi
Dass er kein ganz normaler Fußballprofi ist, merkte man bei Simon Rolfes schon recht früh in seiner Karriere. Als er es zu Beginn seiner Profizeit nicht schaffte, sich bei Werder Bremen durchzusetzen, suchte er nach Gründen. Er kam zu dem Entschluss, dass er zu schmächtig für die Bundesliga ist. Er ging 2004 zu Alemannia Aachen in die 2. Liga und absolvierte dort außerhalb des normalen Trainingsbetriebs Sonderschichten mit den 400-Meter-Läufern Lars Figura und Jens Dautzenberg und holte sich die körperlichen Voraussetzungen.
Nach einer starken Saison ging er im Sommer 2005 für 750.000 Euro zu Bayer Leverkusen und erkämpfte sich auf Anhieb einen Stammplatz. 37 Spiele absolvierte er in seiner Debütsaison für die Werkself und erzielte dabei sieben Treffer. Auch in der kommenden Saison konnte der Blondschopf seine Leistung bestätigen, so dass er im März 2007 sein Debüt in der Nationalmannschaft gab.
Zwischen 2006 und 2008 verpasste er kein einziges Bundesligaspiel für Bayer und wurde von Joachim Löw für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz nominiert, wo das DFB-Team den Vize-Titel holte. Rolfes lieferte ein ordentliches Turnier und wurde im Anschluss zum neuen Bayer-Kapitän gewählt.
Nach zehn Jahren unter dem Bayer-Kreuz ist jetzt Schluss. "Ich bin sehr dankbar für die Karriere und die Erlebnisse, die ich gemacht habe. Es war nicht alles rosarot, aber die positiven Momente überwiegen auf jeden Fall. Davon haben sie ein bisschen etwas mitbekommen", sagte Rolfes nach seinem letzten Spiel gegen Hoffenheim.
Rolfes musste immer wieder gesundheitliche Rückschläge verkraften. Im Oktober 2009 riss das Innenband. Kaum zurück von seiner Verletzung, erlitt er Anfang 2010 einen Knorpelschaden im Knie - das vorzeitige Saisonende. Die WM in Südafrika fand ohne ihn statt. Mental und auch körperlich dauerte es einige Zeit, bis er sich erholen konnte. Bis zum Herbst 2014 spielte Rolfes aber fast verletzungsfrei durch und wurde zu wieder einem Fixpunkt im Leverkusener Spiel.
41 Bundesligatore, null Titel
Rolfes war ein Stratege, der das einfach Spiel bevorzugte. Dank seiner Ballsicherheit, der Antizipationsfähigkeit und Disziplin gab er dem Team im Zentrum Sicherheit. 41 Tore in der Bundesliga sind für einen defensiven Mittelfeldspieler zudem eine sehr gute Quote. Trotzdem blieb ihm ein Titel in seiner Karriere verwehrt. Im DFB-Pokal-Finale 2009 unterlag Bayer ausgerechnet Werder Bremen.
Im Dezember 2014 gab Rolfes dann bekannt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern werde. "Mein Anspruch war immer, dass ich noch Topniveau verkörpern kann. Das Andere macht mir keine Freude. Ich glaube, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, den Abschluss zu finden", sagte er letzten Samstag.
Vor der Zeit nach der Karriere hat der 33-Jährige keine Angst, ganz im Gegenteil. Rolfes hat genaue Pläne. Er gründete vor längerer Zeit eine Firma, die sich um die Karrieren von Sportlern kümmert.
Rolfes hatte schon immer ein Faible für das Unternehmerische, gemeinsam mit seinem Bruder besitzt er Aktienfonds. "Ich habe einmal in der Mittagspause bei Patrick Helmes zu Hause irgendein Spiel auf der Playstation gespielt. Er meinte nur, es wäre besser, wenn ich nie wieder spielen würde. Angeblich waren selbst seine ältesten Familienmitglieder besser als ich. Die Playstation interessiert mich aber auch einfach nicht, dazu hatte ich selbst als Kind keine Affinität."
Das schönste Abschiedsgeschenk bekam er von Stefan Kießling: einen selbstgebackenen Kuchen. Als Rolfes letzten Samstag nach Spielende offiziell verabschiedet wurde, flossen nicht bei ihm die Tränen, sondern bei Kießling. Rolfes: "Ach, der ‚Kies'. Er hat mir schon ein ganz tolles Geschenk gemacht. Wir hatten in den letzten neun Jahren eine besondere Beziehung."
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