Defensives Mittelfeld: Julian Weigl, Sebastian Rode, Nuri Sahin, Mikel Merino, Gonzalo Castro, Mario Götze, Moritz Leitner, Matthias Ginter
Das Duo Gündogan/Weigl, der eine Achter, der andere auf der Sechs, ist gesprengt. Neuzugang Rode ist einer der Kandidaten, um Gündogans Platz einzunehmen, wenngleich der Ex-Bayer die defensivere Variante ist und einen geringeren Offensivdrang mitbringt. In den Testspielen zeigte Rode vielmehr starke Szenen im Gegenpressing.
Die höhere Achterposition käme daher vor allem für Castro in Frage, der sich im Laufe der Vorsaison immer unverzichtbarer machte und zum Start gesetzt sein dürfte. Castro ist derzeit Dortmunds Mini-Außenminister, sein Spanisch hilft den Kollegen Bartra und Merino, sich in der neuen Welt zurecht zu finden. Doch es ist auch ein kleiner Wink, dass Castro künftig eine noch verantwortungsvollere Rolle zuteil werden könnte.
Auch Rückkehrer Götze ist auf der Acht eine denkbare Alternative, um Bälle mit seiner Technik und seinen Drehungen ins vordere Drittel zu tragen.
Fest steht: Im gesamten Mittelfeld hat Tuchel große Auswahl, selbst jetzt, wo EM-Fahrer Weigl noch seinen Urlaub genießt und Sahin davon gerade erst zurückgekehrt ist. Sahin fehlte im Vorjahr lange verletzt, Tuchel hielt aber regelmäßig Lobeshymnen auf ihn. Für den türkischen Nationalspieler wird es ein Neustart, Sahin braucht nun dringend Konstanz.
Interessant wird auch Merinos Entwicklung zu beobachten sein, der für Tuchels Fußball die klassisch spanischen Tugenden wie präzises (Flach-)Pass- und Positionsspiel mitbringt und auf diesem Terrain vor der Abwehr auch zu Hause ist. Detail am Rande: Wie Sahin ist auch Merino ein Linksfuß.
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Nachdem hinten rechts für ihn kein Platz mehr war, lief Ginter häufiger im defensiven Mittelfeld auf und ist ebenso eine Alternative wie der lange unter dem Radar geflogene Leitner für die Acht.
Der 23-Jährige drängte sich Anfang 2016 nach seiner Versetzung in die zweite Mannschaft plötzlich wieder für die Profis auf, ihn hatte selbst Tuchel nicht mehr auf der Agenda. Nicht auszuschließen, dass Leitner auch in der neuen Saison für Überraschungen sorgt - der Weg wird aber steinig.
Offensives Mittelfeld: Marco Reus, Gonzalo Castro, Mario Götze, Andre Schürrle, Shinji Kagawa, Ousmane Dembele, Emre Mor, Christian Pulisic, Raphael Guerreiro, Moritz Leitner, Jakub Blaszczykowski, Felix Passlack
Hier schlummern viel Talent, Potential und Geschwindigkeit in Dortmunds Kader. Durch die ungewisse Rückkehr des verletzten Reus gab es eine Unwucht, die der BVB mit den Verpflichtungen von Mario Götze und Andre Schürrle begradigt hat.
Besonders Schürrle ist in Abwesenheit von Reus für die linke offensive Außenbahn prädestiniert. Götzes Stärken, der wie Schürrle auch rechts auflaufen kann, liegen vor allem im Zentrum - dort scheint ihn nach eigenem Befinden auch Tuchel zu sehen.
Dieses Gebiet hat Dortmund mit Götze, Kagawa, Schürrle, Castro und den Neueinkäufen Dembele und Mor extrem variabel abgedeckt.
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Dembele und Mor stehen überdies für die Außenbahnen zur Verfügung, gleiches gilt für Youngster Pulisic. Der US-Amerikaner, während des Sommers bei der Copa America aktiv, überzeugte in seinen zwölf Pflichtspieleinsätzen im Vorjahr mit Tempo, Technik sowie Unbekümmertheit und könnte noch näher an die erste Elf rücken.
Neben Pulisic wird Tuchel vor allem auch Dembele und Mor fördern, der Franzose bewies in den bisherigen Testspielen gleich eine gute Form und zeigte einige starke Ansätze. Anfangs kam Dembele meist über das Zentrum, Tuchel ließ ihm aber auch schon über beide Flügel ran. Der schwer ausrechenbare 19-Jährige besitzt trotz einiger gescheiterter Dribblings in riskanten Zonen gute Chancen, trotz der großen Konkurrenz gleich beim Pflichtspielstart in der Anfangsformation zu stehen.
Mor hat bei seinem Ex-Klub Nordsjaelland zwar auch schon im Sturm gespielt, sein explosiver Antritt und die Spielübersicht kommen in einer tieferen Position aber besser zur Geltung. Bei der EM hinterließ Mor in der phlegmatischen türkischen Truppe den vitalsten Eindruck, in Dortmund dürfte er zu Beginn eine gute Einwechseloption darstellen.
Rückkehrer Blaszczykowski schlägt nach Ende seines Florenz-Leihgeschäfts und Urlaubs wieder beim BVB auf, er wäre jedoch auf die rechte Mittelfeldseite beschränkt. Kuba würde dem Kader eine Portion internationale Erfahrung hinzufügen, doch es ist nicht davon auszugehen, dass er und Tuchel zusammenfinden werden.
"Bei uns ist niemand festgelegt, wir sind sehr variabel. Das sollte unsere große Stärke sein", sagt Sportdirektor Michael Zorc. Die kann jedoch nur zum Tragen kommen, wenn es Tuchel gelingt, eine gelungene Balance im Kader herzustellen und er mögliche Störfaktoren zu moderieren weiß.
Bei mehr als acht möglichen Spielern für drei, vier Positionen sind unzufriedene Bankdrücker nicht auszuschließen. Solche denkbaren Strömungen wird der BVB-Coach lenken müssen, um die Leistungsatmosphäre aufrecht zu erhalten.