Am Players Game gescheitert

Thomas Tuchel ist nicht mehr Trainer von Borussia Dortmund
© getty

Wie erwartet hat der BVB Thomas Tuchel kurz nach dem Pokalsieg entlassen. Die Trennung belegt, dass für einen Trainer Fachkompetenz und sportliche Erfolge nicht die einzig ausschlaggebenden Argumente sein können - und Tuchel somit an sich selbst scheiterte. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar.

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Von Julian Nagelsmann stammt die Einschätzung: "Taktik ist der persönlichen Beziehung untergeordnet. 70 Prozent der Arbeit sind mental, 30 Inhalt."

Die Beziehung zu und die Begleitung von Spielern sind im Profifußball das A und O. Dies deckt sich mit der Ansicht von Thomas Tuchel, der den Fußball deshalb als 'Players Game' versteht.

Tuchel ist in Dortmund nicht über das Players Game an sich, sondern über die es begleitenden Faktoren gestolpert. Seine vorzeitige Trennung vom BVB belegt, dass fachliche Kompetenzen und sportliche Erfolge nicht die einzig ausschlaggebenden Argumente für einen Trainer sein können.

Tuchels Verhalten verstieß gegen die Leitkultur des BVB

Es greift daher zu kurz, persönliche Eitelkeiten im Streit zwischen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Tuchel als Grund dafür anzuführen, weshalb der punktbeste Trainer der Vereinsgeschichte vorzeitig von seinen Aufgaben entbunden wurde.

Tuchel hat vielmehr nachhaltig gegen die Leitkultur des Klubs verstoßen und damit das Verhältnis zum Verein und seinen Angestellten gestört.

Gegenseitiges Vertrauen, eine gemeinsame Kommunikation nach außen, sozialverträgliche Pädagogik im Innern und die Identifikation mit dem Verein sind ihm immer wieder abgegangen.

Das beweisen gleich mehrere Episoden in den vergangenen beiden Jahren, die den Weg in die Öffentlichkeit fanden (Streit mit Chefscout Mislintat, Verhalten beim Abschied verdienter Spieler, öffentliche Kritik an Vereinsführung, Mannschaft und einzelnen Spielern). Tuchel hat mit diesem Verhalten Vereinsführung, Mitarbeiter und vor allem die Mannschaft nach und nach verloren.

Ein Trainer wirkt auch außerhalb des Spielfelds

Dass es im Zwist der Eitelkeiten immer mal zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Trainer und Vereinsverantwortlichen kommen kann, ist in der Branche kein unüblicher Vorgang. Dass sich jedoch auch das Team, das Tuchel anleitete, zu Großteilen und trotz der sportlich herausragenden Bilanz mitunter deutlich gegen den Trainer ausspricht, stellt Tuchel kein gutes pädagogisches Zeugnis aus.

Worte und Taten eines Trainers wirken nämlich auch außerhalb von Trainingsplatz oder Spielfeld und sind elementar, um die Belegschaft bedingungslos von seinen eigenen Ideen zu überzeugen. Tuchel ist somit vielmehr an sich selbst und vielem, das zur Trainerarbeit rund um das Players Game gehört, als am Verein Borussia Dortmund gescheitert.

Thomas Tuchel im Steckbrief

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